Professionelle Audio-Interfaces ab 750€ im Vergleich

Dieser Kaufberater mit Audiointerfaces ab 750 Euro richtet sich an professionelle Anwender sowie Audiophile mit gehobenem Qualitätsanspruch. So unterschiedlich die verschiedenen Einsatzzwecke von Audiointerfaces, so breit gefächert das Angebot an „perfekten“ Audiointerfaces. Und das macht die Wahl nicht leichter.

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Als kleinster gemeinsamer Nenner aller Audiointerfaces lässt sich die Musikwiedergabe vom Computer über die Boxen definieren: digital zu analog eben (AD). Ein gutes Audiointerface kann sich dabei durchaus auf die reine D/A-Wandlung beschränken, perfekt für Hifi-Genießer, Heimkinofreaks sowie reine „In the box“-Producer.

Inhalte
  1. Welcher Computeranschluss darf es sein?
  2. Gut, solide und günstig: USB
  3. Elitär, schick und teuer: Thunderbolt
  4. Mächtig und kompliziert: Audio over IP/Ethernet
  5. Anzahl der Kanäle, Ein- und Ausgänge sowie weitere Anschlüsse
  6. Was sind Preamps, Vorverstärker, DIs und Combobuchsen?
  7. Direct-Monitoring, DSP-Effekte und Routing
  8. Platzhirsch for a Reason: RME, MOTU und UA
  9. RME – der absolute Profi
  10. Elitär und zickig: Apogee
  11. The Underdog mit AVB: MOTU
  12. Zielgruppenorientiert, aber teuer: Universal Audio

Musiker und Studionerds hingegen werden zur Aufnahme auch die andere Wandler-Richtung benötigen, und das erfordert eine hochwertige Analog-Digital-Wandler. Besser noch: Man garniert den Digitalisierungsprozess mit hochwertigen Preamps – Vorverstärker, die pegelschwache Mikrofone und analoge Instrumente direkt anbinden können.

Viele Kanäle sind nicht zwingend notwendig, da Qualität bekanntlich vor Quantität kommt – die Kanäle bilden die Summe aller Ein- und Ausgänge (I/Os). Manchmal geht es dann aber doch genau darum und es werden reichlich I/Os benötigt – sei es, um Unmengen von Outboard einzubinden, das fette Mischpult zu befeuern, die analoge Synthesizer-Sammlung dauerhaft zu verkabeln oder eben, um ganz traditionell eine komplette Band oder ein gesamtes Orchester aufzunehmen. Dabei ist es ganz egal, ob das live, auf der Riesenbühne oder im TV ist.

In dieser Übersicht zeigen wir euch unsere Empfehlungen ab 750 Euro. Wer weniger ausgeben möchte, sollte sich unsere Einsteiger-Audiointerfaces bis 250 Euro ober die Kaufberatung: Mittelklasse-Audiointerfaces im Vergleich anschauen.

Information: Ein schwerer Brand Ende Oktober 2020 bei AKM (Asahi Kasei Microsystems) hat enorme Auswirkungen auf die Verfügbarkeit wichtiger Audio-Chips. Artikel zu den Auswirkungen des AKM-Brands

Welcher Computeranschluss darf es sein?

Schaut man sich die Marktlage aktueller Audiointerfaces an, gibt es hinsichtlich der Anbindung an den Computer drei klare Lager: USB, Thunderbolt und Ethernet – Letzterer bedient verschiedenste „Audio over IP“ Protokolle, darunter AES67, AVB, SoundGrid, Ravenna und Dante.

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Der alte Firewire-Anschluss ist indes Vergangenheit. Vereinzelt finden sich aber auch Lösungen mit proprietären PCI-Karten, darunter vorrangig die RME HDSPe Serie sowie AVID HDX Systeme für Pro Tools und die RedNet Dante Karten von Focusrite/Audinate.

Gut, solide und günstig: USB

Der wichtigste Anschluss ist und bleibt der „olle“ USB. Sämtliche Premiumhersteller haben ihre Hausaufgaben gemacht und liefern durchweg tolle Performances an den verhältnismäßig alten Anschluss ab, egal ob in der USB-2-, USB-3- oder USB-C-Ausführung.

Hartnäckig hält sich das Gerücht, dass USB „nicht so schnell sei“. Richtiger ist: Thunderbolt und Gigabit-Verbindungen haben eine höherer Bandbreite und können in einer gewissen Zeit größere Datenmengen übertragen, beispielsweise „schneller kopieren“ –  Audiosignale rutschen deswegen aber auch nicht „flinker“ durch das Kabel. Elektron ist Elektron

Gleiches gilt für die Unterschiede zwischen USB-2 und USB-3. Konkret kann man mit einer höheren Bandbreite nur mehr Audiokanäle und mit höheren Samplerates gleichzeitig übertragen. Über die Latenz, also die Echtzeitfähigkeit eines Systems, sagt der verwendete Anschluss hingegen nicht sonderlich viel aus, andere Faktoren der DAW sind da wichtiger.

Als grobe Orientierung gilt: 24 Ein- und Ausgänge gleichzeitig sollten mit einem USB-2 Interface kein Problem sein, USB-3 schafft locker 100 I/Os, Thunderbolt und Ethernet noch mehr!

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Einen funktionierenden USB-Anschluss findet man an jedem Rechner. Egal, ob darauf Linux, Windows oder Mac OS läuft. Manche Interfaces sind „Class-Compliant“, sodass nicht mal eine Treiberinstallation notwendig wird. Hier heißt es: einfach anstecken und fertig!

Damit funktionieren solche Interfaces auch an iPads, iPhones, Android-Geräten und ggf. auch am TV oder der Streaming-Box. Ein Stand-alone-Mode dürfte ebenfalls interessant sein. Zugegeben: Es dürfte die wenigsten Studiomenschen interessieren, aber dass so etwas auch geht, ist immer gut zu wissen.

Theoretisch lassen sich USB-Interfaces kaskadieren, praktisch sollte man sich darauf aber eher nicht einlassen, da es oft zu Sync-Problemen kommt. Möchte man I/O-Erweiterungen vornehmen, dann am besten mit zusätzlichen Wandlern via ADAT, AES und/oder MADI am Interface selbst.

Pro

  • 
Plug and Play
  • beste Verfügbarkeit
  • Class-Compliant möglich

Contra


  • Bandbreite durch andere USB-Peripherie eingeschränkt

Elitär, schick und teuer: Thunderbolt

Thunderbolt existiert für Audiozwecke faktisch nur am Apple Mac. Aber Ausnahmen bestätigen bekanntlich die Regel und so gibt es  mittlerweile genügend PCs mit dem Anschluss – die wenigsten Interface-Hersteller haben dafür aber Treiber am Start. 

Wer sich für ein Thunderbolt-Interface entscheidet, begrenz seinen Einsatzort mit ziemlicher Sicherheit auf Apple-Rechner – die mit Abstand teurer als der Rest sind. Notwendige Thunderbolt-Kabel machen keine Ausnahme, genau wie eventuelle Thundebolt „2-auf-3“-Adapter.

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Thunderbolt hat aber viele Vorteile. Zum einen können viele Kanäle gleichzeitig übertragen werden, was den Anschluss besonders für größere Setups interessant macht. Theoretisch würde dafür allein aber auch schon ein USB-3-Anschluss ausreichen. Viel wichtiger ist deshalb, dass sich via Thunderbolt Interfaces von einem Hersteller oftmals ziemlich einfach kaskadieren, sprich verbinden, lassen, und das ganz ohne Sync-Probleme. Alle größeren Interfaces haben deshalb zwei Thunderbolt-Buchsen am Start, wodurch sie sich in Reihe verschalten lassen.

Achtung, Stolperfalle! Selbst wenn die meisten Kabel heutzutage einen neuen USB-C Anschluss haben, heißt das noch lange nicht, dass es sich hierbei tatsächlich um ein echtes Thunderbolt-Kabel handelt. Ähnliches gilt für alte Macs mit „Mini DisplayPort“. Der sieht zwar wie eine Thunderbolt-Buchse aus, ist de facto aber keine. Sicherheit gibt einem nur das kleine Blitzsymbol am Stecker.

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Wie viele Geräte man konkret miteinander verbinden kann, variiert von Hersteller zu Hersteller. Hinzu kommen Besonderheiten hinsichtlich des Clockings und der übergreifenden Bedienung sowie der mitgelieferten Software etc. Im Großen und Ganzen funktioniert alles dennoch ziemlich einfach und vor allem unkompliziert – ganz im Gegensatz zu den folgenden Netzwerklösungen oder eigentümlichen Treibersonderlösungen mit USB.

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Was an Thunderbolt außerdem nicht uninteressant ist: Er befindet sich näher an der CPU, wodurch man besonders geringe Latenzen erreicht. Ferner stören hier sonstige USB-Gerätschaften wie MIDI-Interfaces, USB-Hubs und anderes Gerödel den „Audiobus“ nicht.

Thunderbolt kann ferner reichlich Strom liefern, sodass kleinere Interfaces gar keine Stromversorgung bzw. kein nerviges Netzteil benötigen und trotzdem amtliche und kräftige Preamps sowie laute Kopfhörerverstärker liefern können. USB-Interfaces mit solchen Features sind hingegen meist der Kategorie Spielzeug zuzuordnen. 

Theoretisch kann via Laptop-Akku sogar netzfrei gearbeitet werden, die resultierenden Laufzeiten sind dabei jedoch sehr gering. Das Universal Audio Arrow beispielsweise saugt meinen Mac Book Pro locker in einer Stunde leer. 

Pro

  • Plug and Play
  • Top Performance
  • Power over Thunderbolt



Contra

  • begrenzte Kabellängen

Mächtig und kompliziert: Audio over IP/Ethernet

AES67, Ravenna, AVB, Dante und Co.

Die Übertragung von Audio und Video über Ethernet ist insbesondere im Live- und Broadcast-Business angesagt. Zum einen sind die langen Kabelwege ein Vorteil, die mittels günstiger Cat-Kabel im Feld bis 100 m ganz einfach realisiert werden können. 

Hinzu kommt die Sterntopologie, die stumpfe Punkt-zu-Punkt-Verkabelungen obsolet macht. Ferner können an jedem Zugangspunkt des Netzwerks Audio-Streams abgegriffen und zugleich eingespeist werden, sodass mit entsprechender Redundanz eine hohe Ausfallsicherheit gewährleistet werden kann.

Logisch, dass dies die perfekte Wahl für alle großen Bühnen, Theater und Sendeanstalten der Welt ist, wo vorzugsweise dezentral gearbeitet wird. Rechner, Interfaces und Consolen verschiedenster Hersteller können in unterschiedlichen Produktionsstätten galant verbunden und kaskadiert werden. Im Studio ist das natürlich ebenfalls von Vorteil, falls sich beispielsweise mehrere Studios einen oder mehrere Aufnahmeräume teilen.

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Netzwerkbasierte Übertragungen sind im Prinzip super. Da hier viele verschiedene Standards zum Einsatz kommen, werden sie in der Praxis ohne grundlegende IT-Kenntnisse jedoch schwer beherrschbar. AES67 ist so was wie der Überbegriff für „Audio over IP“ geworden, und wohl der zukunftsträchtigste Standard – vor allem, wenn es darum geht, „ältere“ Protokolle wie Ravenna, Dante, AVB, AudioLAN, Q-Lan etc. zu vereinen. Auch, wenn allesamt ihre jeweils eigene Daseinsberechtigung haben. 
Für „Normalsterbliche“ gilt an dieser Stelle folgende, stark gekürzte Zusammenfassung: Bleibt bei einem Protokoll, bleibt bei einem Hersteller und entscheidet euch zwischen AVB, Dante oder Ravenna. So bleibt der Aufwand überschaubar. Tiefergehende Infos findet ihr in unserem AoIP-Feature.

Pro

  • sehr große Setups möglich
  • dezentrale Verkabelung

Contra

  • 
Plug and Play nicht immer gewährleistet

  • Ethernet am Laptop oft über Adapter

Anzahl der Kanäle, Ein- und Ausgänge sowie weitere Anschlüsse

Die meisten der vorgestellten Interfaces bieten reichlich Ein- und Ausgänge. Auf der analogen Seite findet man oft mehr als acht I/Os sowie mindestens vier Preamps.

Große Unterschiede gibt es bei den digitalen Anschlüssen: Selbst wenn einem diese momentan nicht so wichtig erscheinen, sollte man sich bereits jetzt im Klaren sein, dass sie später die beste Möglichkeit bieten, ein bestehendes Interface um weitere analoge Anschlüsse zu erweitern. 

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Das alte ADAT-Format ist häufig zu finden und auch das kanalstarke MADI wird noch immer gern verbaut. Beide Formate sind unidirektional und werden oftmals optisch ausgelegt. ADAT schafft pro Lichtleiter acht Kanäle bei 48 kHz, MADI hingegen bis zu 64 Kanäle bei 48 kHz. Mit Verdoppelung der Samplerate halbiert sich allerdings immer die Kanalanzahl.

Zukunftssicher und komfortabler in der Handhabung ist meiner Meinung nach der AES/EBU-Standard, der sich unter den hier vorgestellten Interfaces entweder als einzelnes S/PDIF- oder XLR-Pärchen findet oder aber besser noch als D-Sub-25-Buchse Verwendung findet. Letztere überträgt vier Stereokanäle in beide Richtungen mit bis zu 192 kHz. Und mehr als ein Paar Wordclock-I/Os können für die ordnungsgemäße Synchronisierung ebenfalls nicht schaden.

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Mehr Informationen

Einfachen I/O-Nachschub gibt es beispielsweise in Form von achtfachen Mic-Pres mit eingebauten Wandlern, wie dem RME Micstasy (AES & ADAT), oder als bezahlbaren 16-fach Wandler, wie den Ferrofish Pulse16 (2*ADAT). Außerdem gibt es die eher verpönten „Billo-Wandler“ wie den Behringer 8200 Ultragain (1*ADAT), der aber trotzdem wirklich gut und für Kopfhörer-Mixe und Synths vollkommen ausreichend sein dürften. 

Fett wird es außerdem mit dem AMS Neve 1037 OPX , einem achtfach Preamp der Extraklasse, welcher eine aufpreispflichtige Digitaloption mit Dante bietet. Auch die Stereo-Variante mit EQ, der AMS Neve 1037 DPX, hat eine optionale Wandlerkarte zu bieten, die in seinem Fall aber mit AES und Firewire ankoppelt, letzteres braucht sicherlich kein Mensch mehr.

Wie viele Kanäle bzw. Ein- und Ausgänge man tatsächlich benötigt, hängt stark davon ab, was man konkret veranstalten will. Die meisten Singer-Songwriter, die sich selbst aufnehmen wollen, werden mit vier Eingängen bzw. Preamps ausreichend bedient sein, in den meisten Fällen dürften sogar zwei Pres ausreichen. 

Selbiges trifft auch auf die Ausgänge zu, wobei eine üppige Ausstattung mit Kopfhörerverstärkern und Monitorausgängen zu begrüßen ist. Viele I/Os schaden generell nicht, da man unter Umständen nicht umstecken muss und viele Quellen angeschlossen bleiben können – vorausgesetzt, ihr habt Line-Quellen wie Synthesizer, Drum Machines oder externe Mic-Preamps am Start.

Wer reichlich analoges Outboard einsetzen möchte, braucht ebenfalls reichlich I/Os. Eine Patchbay benötigt man dann möglicherweise nicht mehr, wobei moderne elektronische Patchbays wie die Flock Audio Patch und die CB Electronics XPatch-32 trotzdem empfehlenswert sind.

Was sind Preamps, Vorverstärker, DIs und Combobuchsen?

Wer Mikrofone aufnehmen will, benötigt Vorverstärker vor den Wandlern. Auf Englisch heißen sie Preamps und werden kurz Pres genannt. Sie bringen die entsprechende Leistung, mit der schwache Signale, wie die eines Mics, auf Line-Level gehoben werden. 

Die meisten der hier vorgestellten Interfaces besitzen vier oder mehr Preamps. Mehr als vier Mic-Pres braucht man üblicherweise nur, wenn man Schlagzeugaufnahmen machen will oder die komplette Band in einem Rutsch aufnehmen will. Für letzteres sind natürlich auch viele, unabhängige Kopfhörer-Ausgänge sehr hilfreich.

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Die eingebauten Preamps der meisten Interfaces besitzen einen universellen Charakter und sind neutral abgestimmt, färben also kaum bzw. fördern keinen speziellen Charakter zutage. Hier und da gibt es Impedanzanpassungen, großartige Unterschiede wird man in den Preamps kaum finden, der maximale Gain wird sich teilweise unterscheiden.

Nicht unwichtig sind Pad-Schaltungen, mit denen extrem laute Signale unverzerrt eingefangen werden können. Schön sind auch Soft-Limit-Funktionen, wobei konservativ gepegelte Aufnahmen mit reichlich Headroom besser als ausgereizte Preamps mit Limiter klingen. Ein weiterer wichtiger Punkt ist das Vorhandensein von DI-Eingängen („Direct Injection“) für passive Instrumente wie E-Bass und E-Gitarre. 

Fast alle der hier vorgestellten Interfaces haben solche Eingänge, nur die Anbindung unterscheidet sich hier und da. Schlechte Preamps gibt es in dieser Preisklasse sowieso nicht mehr. Trotzdem macht es Sinn, sich besser früher als später einen richtig guten “Charakter”-Channelstrip mit Preamp zu gönnen. Der Klassiker ist und bleibt der Neve 1073.

Kompakte Interfaces haben oft Combo-Buchsen verbaut, die gleichermaßen den Anschluss von XLR und T(R)S aka „große Klinke“ ermöglichen. Die Preamps sind so ausgelegt, dass sie via XLR der Mic-Pre angesprochen werden und der Instrumenten- bzw. Line-In via Klinke bedient wird. Was Platz spart, hat den Nachteil, dass man umstecken muss, weil man Mic-Pres und DI-Signale so natürlich nicht gleichzeitig aufnehmen kann.

Direct-Monitoring, DSP-Effekte und Routing

Wer sich aufnehmen möchte, sollte sich vor allem selbst hören können. Das nennt sich Monitoring. Wenn eure Signale durch den Computer geschickt werden, entsteht dabei eine Verzögerung. Diese Latenz wirkt sich negativ auf das Gefühl beim Einspielen oder Einsingen aus. Das muss einen nicht sonderlich sorgen, da fast alle der hier vorgestellten Interfaces DSP-Monitoring an Board haben – schließlich sind wir in der Profi-Klasse.

Viele der gezeigten Interfaces bieten sogar DSP-Effekte, was heißt, dass diese auf dem Interface selbst berechnet werden und damit ebenfalls latenz-frei auf euer Monitoring angewendet werden können. Der König ist zweifelsohne Hersteller Universal Audio, da er mit einer riesigen Auswahl, vor allem mit Emulationen alter Vintage-Schätze, punkten kann – und das egal mit welcher DAW. Für den normalen Künstler-Mix reicht in der Regel etwas EQ, Kompression und Hall auf der Stimme aber vollkommen aus.

Viele Interfaces bieten mittlerweile derart ausgereifte DSP-Mixer, dass man theoretisch eine komplette Mischung auf dem Interface realisieren könnte. In den meisten Fällen kann man aber schon mal jeden Eingang auf jeden Ausgang routen, sodass das Interface zum Repeater, Splitter und Merger wird.

Nicht unerwähnt bleiben soll an dieser Stelle der DAW-Dinosaurier Pro Tools von AVID, DIE absolute Profi-Lösung der Industrie und das seit Jahrzehnten. In Verbindung mit der proprietären HDX-Hardware sind die Systeme allerdings sehr, sehr teuer. Das Carbon stellt die einzige kleine Ausnahme da, die gemessen an der Leistung sogar durchaus als günstig bezeichnet werden darf.

Kein andere Lösung ist hinsichtlich der Low-Latency Möglichkeiten aktuell so extrem unkompliziert zu nutzen. Auch wenn Direct-Monitoring mit den hier vorgestellten Interfaces allesamt kein Problem ist, wird der Latenz-Versatz bei fast allen anderen DAWs dennoch unerfreulicherweise mit aufgenommen. Und es ist sehr mühsam den per Hand wieder zu beseitigen. 

Getrennt adressierbarer Kopfhörerausgang

In Zusammenarbeit mit Künstlern macht ein getrennt adressierbarer Kopfhörerausgang besonders Sinn, da so eine Künstlermischung („Cue“ nbzw. “Foldback”) losgelöst vom eigentlichen Mix gebastelt werden kann. Alle der hier vorgestellten Interfaces haben einen getrennt adressierbaren Kopfhörer, dem Kopfhörerausgang wurde also ein eigener D/A-Wandler spendiert.

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Speaker-Monitoring

Für gutes Monitoring ist es wichtig, unkompliziert lauter und leiser machen zu können. Demzufolge ist es wünschenswert, dass mindestens einer der Stereoausgänge direkt am Gerät in der Lautstärke regelbar ist. Schöner wäre es, mehr als ein Paar Speaker sowie ggf. Surround-Setups definieren zu können. Am besten ist ein Push-Encoder zur Lautstärkenregelung geeignet – er wechselt auf Druck außerdem auch zwischen den Monitorausgängen hin und her.

Sollte das nicht der Fall sein, benötigt ihr einen zusätzlichen Monitor-Controller – und die kosten nicht gerade wenig Geld, wenn sie denn gut sein sollen. Die Premiumhersteller halten aber mittlerweile alle gute Lösungen parat, bieten teilweise sogar kabelgebundene Remotes an, damit das Interface mit all seinen Kabeln schön weit weg ins Rack geschraubt und verstaut werden kann. 

Treiber

Einer der wichtigsten Aspekte eines Audiointerfaces sind die verwendeten Treiber. Diese müssen stabil sein und vor allem regelmäßig gepflegt werden, sodass Änderungen am Betriebssystem nicht auf einmal das ganze Setup außer Gefecht setzen. Hersteller RME gilt als Maß der Dinge, was Treiberstabilität und Performance betrifft. RME schafft außerdem auch über USB Latenzwerte, die andere Hersteller nur mit Thunderbolt erreichen.

Platzhirsch for a Reason: RME, MOTU und UA

Die Wahl des Audiointerfaces ist eine langfristige Entscheidung und sollte gut durchdacht sein, da es das zentralste Gerät im Studio ist und man den meisten Kontakt mit ihm hat. 

Man tut gut daran, sich auf die etablierten Marken zu verlassen, sofern diese über Jahre bereits konstanten Support bewiesen haben, mit angepassten Treibern flink auf wichtige Betriebssystem-Updates reagieren und im Servicefall zeitnah für Ersatz sorgen. Esoterik an dieser Stelle ist unangebracht.

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Auch “vermeintliche Schnäppchen” sollte man umschiffen. Ein Hersteller, der jedes Jahr ein neues Interface herausbringt und alte Serien schnell abstößt, indem er Treiber-Updates einstellt, ist nicht euer Freund!

Über die letzten zehn Jahre habe ich viele verschieden Interfaces von RME, MOTU und Universal Audio getestet, wobei grundsätzlich alle gut waren. Es haben sich für mich persönlich grundlegende Unterschiede herauskristallisiert, die dabei weitestgehend auf jedes Interface des Herstellers zutreffen. Meine Verallgemeinerung möchte ich im Folgenden zum Besten geben und mich auf das Handling konzentrieren – denn da haben durchaus alle ihre Schwächen!

RME – der absolute Profi

RME ist deutsch, und das in allen Belangen. Alle Interfaces sind von guter Qualität, sehr durchdacht und mit überdurchschnittlich vielen Schnittstellen ausgestattet.

Die Treiber sind Spitzenklasse, Softwareprobleme existieren faktisch nicht und der Support wird über Jahrzehnte aufrechterhalten. Die Monitoring Software TotalMixFX wird ebenfalls gepflegt und gewinnt immer wieder an relevanten Verbesserungen.

Grundsätzlich kann man mit den Interfaces alles und nichts falsch machen. Man liegt nie daneben und das Preis-Leistungs-Verhältnis ist gut.

Fotostrecke: 2 Bilder 32 Ins mit dem M-32 AD Pro, 32 Outs mit dem M-32 DA Pro und alles via MADIFace XT in den Rechner.

Die Total-Mix-Software ist Dreh- und Angelpunkt der Bedienung und ermöglicht es, jeden Eingang auf jeden Ausgang zu routen, beliebige Sub-Mischungen zu erstellen, Pegelanpassungen vorzunehmen und so weiter.

Grundlegende DSP-Effekte sind bei der FX Variante dabei, ganz neu sind die Room EQs mit Delay-Kompensation. Alles, was man für eine vernünftige Sessions braucht, ist am Start ist, zumal die Interfaces dank USB allesamt mit Mac sowie PC funktionieren und hervorragende Latenzwerte liefern. Ferner lässt sich die Software via MCU steuern und mit der RME ARC gibt es eine Remote für fast alle Interfaces.

TotalMixFX ist Dreh und Angelpunkt aller RME Interfaces und gemessen am Funktionsumfang übersichtlich und unkompliziert.

Ich persönlich komme mit der Total-Mix-Bedienung klar, und jeder technikaffine Mensch sicherlich auch. Nur sind Musiker nicht immer gleich Techniker und aus meiner Erfahrung weiß ich, dass Ästheten oft an der sehr technischen Total-Mix-Software verzweifeln: Weil alles geht, kann man eben auch ganz schnell alles verstellen. Und wenn dann gar kein Ton mehr kommt, guckt man blöd und wird panisch.

Verständlich, dass man oft keinen Bock auf Handbücher hat, und selbst wenn doch: RMEs Dokumentationen sind äußerst nüchtern und Einführungen nicht besonders praxisrelevant oder einfühlsam. Viele Interfaces haben ein kleines Display und können stand-alone – also auch ohne eigentliche Verbindung zum Computer – bedient werden. Das ist aber meist recht mühselig, zu fummelig und irgendwie immer viel zu klein.

Fotostrecke: 4 Bilder Kompakt und alles dabei: RME Fireface UCX II.

Klanglich ist das Interface ebenfalls „deutsch“, sprich nüchtern und ehrlich, hinsichtlich der sehr einfachen DSP-Effekte könnte man sogar fast von langweilig sprechen. Die Wandler der jüngsten Generation gehören zu den besten, da gibt es keine Frage. An der Spitze tummeln sich allerdings noch ganz andere Kaliber – und im Vergleich zu denen sind RME-Wandler durchaus „emotionslos“

Unmusikalisch klingt hart, trifft im A/B-Vergleich auf die Nuancen aber zu. Das Ganze manifestiert sich in leicht harten Höhen und nicht ganz so tiefen Bässen, stramm sind sie aber allemal. Die meisten Studios und die PA-Welt stört das nicht, weswegen ich diese elitären Gedanken zum besseren Verständnis monetär rechtfertigen möchte: Hat man eine Vorliebe für besonders exquisites Outboard im oberen vierstelligen Bereich, könnte man sein Audiointerface besser darüber budgetieren.

Elitär und zickig: Apogee

Apogee war einst Mac only, mittlerweile gibt es auch kleinere USB-C Interfaces, die sich mit Windows verstehen. Schick und teuer sind sie allesamt, wobei ich bei den „Einsteigergeräten“ das Preis-Leistung-Verhältnis wenig stimmig finde. Hier und da gibt es außerdem auch immer wieder Treiber bzw. Kompatibilitätsprobleme.

Die großen Apogees sind weniger „hipsteresque“ und klanglich wirklich erste Sahne. Thunderbolt hat leider mit einigen Limitierungen zu kämpfen, es gibt aber auch ordentlich aufpreispflichtige Anschlussoptionen für Pro Tools HDX, Waves Soundgrid sowie Dante. Entwicklungstechnisch gibt es Parallelen zum Schwergewicht AVID und den alten Pro Tools Interfaces. Jetzt ist DAD der Buddy.

Apogee genießt bei den teuren Premium-Interfaces dennoch einen guten Ruf, mit dem großen und schicken Touchscreens sind sie ziemlich „idiotensicher“ und „unverkopft“ designt.

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Das Symphony I/O MK2 gehört für mich klanglich dennoch zum Besten, was man für Geld kaufen kann. Mein zweit-liebster Favorit, der Merging Technology Horus, ist klanglich ähnlich, sprich ebenfalls sehr präzise, absolut natürlich auflösend und wunderbar musikalisch.

Die Apogees machen sind vergleichsweise dicker, was Geschmacksache ist – für Pop, Rock und Rap immer geil, für Jazz und Klassik nicht unbedingt. Den Begriff Tiefenstaffelung und sauberes Stereopanorama benutzen Fachjournalisten gerne mal inflationär, aber erst bei diesen Interfaces begreift man, was damit gemeint ist. 

Günstig ist der Spaß allerdings überhaupt nicht und so flexibel wie bei RME ist das Ganze auch nicht. Ähnlich wie bei vielen AVID-Interfaces, gilt: entweder oder. So muss man beispielsweise analoge I/Os opfern, wenn man den S/PDIF nutzen will – gar nicht mal so geil.

Das Modulare Konzept mit den Wandler-Boards und der Schnittstellen-Erweiterungskarte ist allerdings inselmäßig. So gibt es bei Anbietern wie RME und Merging mit dem Framework immer MADI und AES dazu, bei Apogee zahlt man sogar dafür extra; MADI gibt es gar nicht erst.

Das günstigere Apogee Ensemble beispielsweise hat nur ADAT und S/PDIF und gar kein AES, ganz schön oldschool für so ‘ne Hipster-Kiste. Via Thunderbolt kann man Interfaces theoretisch kaskadieren, nur funktioniert das in Praxis nicht gut.

The Underdog mit AVB: MOTU

MOTU fristet in europäischen Gefilden ein Nischendasein, das aber völlig zu Unrecht. Das könnte daran liegen, dass viele Interfaces des amerikanischen Herstellers billig aussehen und auf den ersten Blick keinen hochwertigen Eindruck erwecken. Man schaue sich nur die hässlich-monochromen Displays einiger AVB-Interfaces im Vergleich zu modernen Touchscreens mit hochauflösender GUI von Apogee an. Aber bekanntlich soll man ein Buch nicht nach dem Einband bewerten. 

MOTU Wandler der neueren Generation mit ESS Sabre Chips klingen allesamt sehr gut und vor allem musikalisch, genau wie deren Preamps, auch wenn sie nicht die allerkräftigsten sind. Die größten Vorteile von MOTU sind die absolut überschaubaren Kosten, das tolle Preis-Leistung-Verhältnis aller Konfigurationen sowie die simple und verslässlichen Möglichkeit der Kaskadierung via AVB und Ethernet.

In der Einleitung haben wir Ethernet-basierte Protokolle kurz angesprochen. AVB ist eines davon, was sich vor allem durch das relativ einfache Handling auszeichnet. Großartige Netzwerkkonfigurationen werden nicht notwendig. Vereinfacht ausgedrückt: AVB dient dem unkomplizierten Verbinden von zwei Interfaces, wobei eins davon sogar ganz traditionell via USB oder Thunderbolt mit dem Rechner verbunden werden kann – das andere wird nur via „Netzwerkkabel“ angeschlossen – simple as that.

Interessant sind beispielsweise das MOTU AVB 24AI und das 24 AO, wobei das I und das O im Produktnamen dementsprechend für Input und Output stehen. Beide zusammen kommen auf 24 analoge Ein- und 24 analoge Ausgänge, und das in Summe für etwa 2.000 Euro.

Toll sind auch die D-Sub-25 Buchsen, womit sich über Multicore-Kabel genau die Anschlüsse herstellen lassen, die man wirklich braucht. Ferner verfügen AVB-Interfaces über jeweils drei ADAT-Pärchen, wodurch sich die Interfaces nochmals gehörig erweitern lassen – 64 I/Os in Summe über USB2 sind bereits mit zwei Units unkompliziert möglich.

Auch Kombination mit günstigen ADAT-Wandler wie dem Behringer 8200 Ultragain sieht man bei Synthesizer-Freaks mit dem ungesunden Hang zum Sammeln sehr oft, und das vollkommen zu Recht: Billiger kommt man nicht auf so viele Kanäle!

Fotostrecke: 4 Bilder Das MOTU 24Ai und 24Ao ermöglichen in Kombination 24 analoge Ein- und Ausgänge. Hinzukommen jeweils 3 ADAT-Paare.

Wer mehr Channels braucht, also mehr als zwei Interfaces verknüpfen möchte kommt um einen AVB Switch und etwas Gehirnakrobatik allerdings nicht umher, kann dafür kanalmäßig aber so richtig ausrasten, zumal es von MOTU viele verschiedene Interfaces mit differenzierten Anschlusskombinationen gibt, für die man keine Bank ausrauben muss.

Via Thunderbolt und AVB sind 128 Kanäle zum Rechner hin und zurück möglich, am Mac per AVB allerdings nur mit 48 kHz sowie den Vielfachen von 96 kHz bzw. 192 kHz. Bemerkenswert ist hier das 112D, das zunächst als perfekte Grundlage für größere Setups dient, dort Thunderbolt bietet und vor digitalen Ports nur so strotzt: sechs ADAT-Buchsen für bis zu 24 Kanäle mit bis zu 96 kHz, 24 AES/EBUs und noch MADI!

AVB Streams organisieren immer jeweils acht Monosignale, wobei man aufpassen muss, dass nicht jedes Interfaces gleich viele Streams verkraftet – in den Computer hinein sind das beispielsweise maximal 16 Streams (entspricht 128 Kanälen). Das Netzwerk selbst kann bis zu 64 Streams, also 512 Kanäle verdauen.

Ihr merkt: Ganz so plug-and-play-mäßig wie USB oder Thunderbolt wird das in der Praxis nicht unbedingt. Neustarten gehört ab und an dazu, sollte sich was an den Netzwerkeinstellungen ändern. Einmal richtig eingerichtet, muss man sich dann aber relativ wenig Sorgen machen. 

Fotostrecke: 3 Bilder Der Mixer …

Die Bediensoftware erhält man bei AVB Interfaces übrigens über den Browser, die Einstellungen bei mehreren Interfaces über entsprechende Untermenüs – das gefällt nicht nicht jedem. Der DSP-Mixer selbst wiederum vereint dann alle Interfaces mit den aktivierten Kanälen bzw. Streams.

Obwohl alles grundsätzlich gut aussieht, empfinde ich die MOTU Software nicht  intuitiv. Sie punktet dennoch mit tollen zusätzlichen DSP-Effekten und vielen Routing-Optionen sowie Setup-Optionen, die unnötige Funktionen ausblenden. 

Hier findet ihr weiter interessante MOTU AVB Interfaces bei thomann.de

Zielgruppenorientiert, aber teuer: Universal Audio

Universal Audio denkt von allen Herstellern am meisten an Musiker; dementsprechend sind alle Interfaces toll designt und weitestgehend einfach konfektioniert. Das fängt beim DSP-Mixer an, der sich wie ein normales Mischpult verhält, also AUXes für Send-Effekte und Cues für die Monitormischungen bereit hält.

Wer im Proberaum mit einem normalen Mischpult gearbeitet hat, muss nicht großartig umdenken und findet sich schnell zurecht. GUI-mäßig sieht alles schick und „slick“ aus, und damit nicht nach „Windows 3.11“ wie bei den anderen Herstellern.

Hinzukommt, dass Universal Audio mit seinen UAD-Plugins, ein riesiges Arsenal an authentischen Emulationen bekannter Studioklassiker am Start an, was in diesem Umfang mit keinem anderen Hersteller vergleichbar ist. Außerdem ist alles höchst offiziell, sodass die Plugins die echten Namen tragen: Autotune, Manley, Neve, Pultec – you name it, it‘s there.

All diese Plugins kann man nicht nur in der DAW nutzen, sondern auch in die Inserts des DSP-Mischpultes, also bei der Aufnahme und dem Monitoring latenzfrei mit dem Audiointerface nutzen – in dieser Vielfalt ein echtes Alleinstellungsmerkmal und nur von AVID für ein Vielfaches der Kosten in vergleichbarer Ausführung erhältlich.

Sieht aus wie ein klassisches Mischpult und verhält sich auch so: UA Console. Toll sind die vielen DSP-Plugins, die während der Aufnahme und in der DAW verwendet werden können.

Gleiches gilt für die Unison-Preamps, die bei einer gewählten Preamp-Emulation die Impedanz des Vorverstärkers ändern, um authentischer zu agieren. Alles klingt verdammt gut und kommt teilweise sehr nah an „The Real Deal“ ran – und gemessen an diesen Hardwareschwergewichten sind die Preise der Plugins alle okay. Am Ende sind es aber eben nur Plugins und diese im Branchendurchschnitt mit die teuersten – genau wie die Hardware, gemessen an den Features abseits der DSPs; wenn es auch regelmäßig gute Deals und Bundles gibt. 

DSP-Effekte belasten eure Computer-CPU nicht, mittlerweile geht UA bei den neueren Emulationen aber sehr großzügig mit den doch recht limitierten DSP-Ressourcen um, sodass man jetzt auch nicht besonders viele Instanzen gleichzeitig aufbekommt. Man kann die DSP-Chips mit ‘ner Sattelite oder einem weiteren Audiointerface erweitern; alles aber nicht wirklich günstig. Trotzdem, abgesehen von Pro Tools HD, gibt es kaum eine andere Möglichkeit „Real Time“-Autotune in die DAW zu bekommen.

Zumal Universal Audio mit Luna eine tolle, kostenlose DAW anbietet, die sich vor allem an Musiker richtet – allerdings momentan nur für Mac. Generell ist man mit einem Mac bei UA sowieso besser beraten, auch wenn es Ausnahmen und Windows-kompatible Interfaces gibt. 

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Nochmal zurück zum Konzept des analogen Mischpultes: Das hat Limits, so frei wie bei RME, MOTU und Co. ist man hier beim Routing gewiss nicht. Es gibt jede Menge hausgemachte Sackgassen, die der Software geschuldet sind – den wenigsten Musikern dürfte das auffallen, aber es gibt sie halt hin und wieder, diese „Echt jetzt?“-Momente.

So gibt es beispielsweise keine Möglichkeiten, im Master bzw. Monitor-Out Plugins einzufügen, um beispielsweise Raumkorrekturen mit den DSP-EQs durchzuführen. Das Routing innerhalb des Mixers über mehre Interfaces hinaus ist nicht möglich. Eine richtige Routing-Matrix fehlt und digitale I/OS werden stiefmütterlich behandelt. 

Bei kaskadierten Interfaces kann nur einer der sogenannten Monitor-Outs von EINEM der Interfaces angesprochen werden; ärgerlich, denn immerhin hat man für diese Wandler ja durchaus bezahlt. Aus Zufall hab ich vor kurzem – und damit erst knapp drei Jahre nach Markteinführung – festgestellt, dass dies bei meinen beiden X16 doch auf einmal geht; allerdings gibt es keine Möglichkeit, den Bezugspegel für diesen Ausgang einzustellen oder ihm im Mixer zuzuweisen. Alles in allem ist das aber Klagen auf hohem Niveau und sollte nicht vom eigentlichen Musik machen abhalten.

Hinsichtlich der Interfaces selbst gibt es eine gute Auswahl mit verschiedenen Konfigurationen, braucht man allerdings viele I/Os, wird es schnell unverhältnismäßig teuer und besonders flexibel sind die wenigen angebotenen Varianten auch nicht. Das x16 beispielsweise hat zwar eine gute Anzahl I/Os und in Kombination mit zwei Units kommt man damit auch in größeren Studios gut voran, doch gibt es hier für einen Gesamtpreis von rund 7.000 Euro gerade mal 32 analoge I/OS und dazu zwei AES/EBU, keinen Kopfhörerausgang, keinen einzigen Preamp und auch keinen DI – das ist schon frech. UA: Take it or leave it! 

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Peter Brusch sagt:

#1 - 17.12.2015 um 12:02 Uhr

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Ich bin immer wieder erstaunt, dass die TASCAM US-Serie niemals irgendwo erwähnt wird. Ich nehme mit meinem US 1641 schon seit Jahren alle Übungsabende mit 14 Spuren auf, habe inzwischen ein zweites US-1641 für mobile Einsätze und bin absolut zufrieden.
Super Klang, super zuverlässig und in einer Preisregion, die die hier vorgestellten Modelle nicht einmal in Sichtweite haben.

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