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Strymon Ola Chorus Pedal Test

Viele, vor allem kleinere Effektgerätehersteller spezialisieren sich, und meist geht es in die Richtung Boost, Distortion, Overdrive. Wer sich allerdings an Modulationseffekte wagt, der weckt die Gourmets unter den Effektbenutzern, seine Kreationen werden mit den legendären Kultpedalen der letzten Jahrzehnte verglichen und in der Wertung geht es nicht selten um Nuancen. Dass ein relativ neuer Hersteller wie Strymon nun ebenfalls mit einem Choruspedal in den Markt einsteigt, zeugt deshalb auf jeden Fall von Selbstbewusstsein.

Natürlich macht so etwas neugierig, zumal der Bodentreter mit dem schönen Namen Ola den Anfang in unserer Testreihe macht und ihm noch zwei weitere ambitionierte Geräte der Firma folgen werden. Kann der Chorus von Strymon eine Duftmarke setzen und sagt sein Abschneiden schon etwas über die Qualität seiner beiden nachfolgenden Geschwister? Wir sind gespannt.

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Details:

Gehäuse/Optik
Der Ola Chorus kommt in einem dunkelblauen Stahlblechgehäuse und ist im Vergleich zu den gusseisernen Pedalen anderer Fabrikate sehr leicht, aber trotzdem lässt die Stabilität und Roadfestigkeit nichts zu wünschen übrig. Alle Bauteile sind von guter Qualität und werden mit Sicherheit einige Jahre harte Rock´n´Roll Bühne locker wegstecken. Anscheinend ist das Ganze komplett für den Einsatz im Board konzipiert, denn die Pedale der Serie können nicht mit Batterie betrieben werden. Andererseits sind etwas aufwendiger konzipierte digitale Effekte unglaubliche Batteriefresser und man ist eigentlich grundsätzlich besser beraten, sie mit Netzspannung zu versorgen, denn meist geben die Batterien in den ungünstigsten Situationen ihren Geist auf. Die Unterseite der Pedale bleibt frei, damit man sie mit einem Streifen Klettband im Pedalboard befestigen kann. Für den Einsatz auf der Bühne liegen in der Regel selbstklebende Gummifüße bei, die allerdings bei unseren Testkandidaten irgendwo auf dem langen Weg zwischen Kalifornien und Deutschland verlorengingen. Mit den Maßen 102 x 118 x 64 mm (B x T x H) ist der Chorus zwar etwas größer, aber das ist auch notwendig, denn es befinden sich einige Regelmöglichkeiten auf seiner Oberseite. Hier sind fünf Potis und zwei Dreifach-Mini-Switches angebracht. In der unteren Hälfte finden wir zwei stabile Fußschalter, die knackfrei ihre Arbeit verrichten. Die rote LED am jeweiligen Schalter zeigt den Effektstatus an.

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Rückseite/Anschlüsse
Die Ein- und Ausgangsbuchsen auf der Rückseite sind komplett in Stereo ausgelegt, das bedeutet, es gibt zwei Eingänge und zwei Ausgänge. Besonders die Ausstattung mit Stereo-Eingangsbuchsen ist vorteilhaft, denn so kann man beispielsweise mehrere Stereo-Pedale miteinander verbinden. Viele Geräte dieser Art besitzen nämlich nur einen Stereo-Ausgang und einen Mono-Eingang, sodass man in die Röhre schaut, will man zum Beispiel den Stereo Flanger mit dem Stereo Chorus verbinden.

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Bedienung
Mit den beiden Mini Switches können der Type und Mode angewählt werden. Hierfür gibt es folgende Möglichkeiten:

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Type

  • Chorus – Standard Choruseffekt

  • Multi – Etwas stärkerer Chorus-Sound, vom Hersteller „Studio Chorus“ genannt.

  • Vibrato – Der typische Vibrato-Effekt

Mode

  • Normal – Wie der Name sagt, der übliche Effektsound des angewählten Typs.

  • Env – Der Effekt reagiert auf den Anschlag. Die Auswirkung ist bei den angewählten Typen unterschiedlich. Beim Chorus wird der Effekt bei hartem Anschlag schwächer, beim Multi ist es genau umgekehrt. Beim Vibrato erhöht sich die Effektgeschwindigkeit, wenn man härter anschlägt.

  • Ramp – Hier wird der Effekt eingeblendet, solange man den Bypass-Schalter gedrückt hält.

Regelmöglichkeitem

  • Speed – Einstellen der Effektgeschwindigkeit.
  • Depth – Einstellen der „Effekttiefe“, die Verstimmung des Chorus Effekts.
  • Mix – Mischung zwischen Original- und Effektsignal.
  • Ramp|Env  Dieser Regler hat zwei Funktionen. In der linken Hälfte (7 – 12 Uhr) wird die Zeit des Effekt-Fade-Ins eingestellt, wenn Ramp als Mode angewählt ist. Der Effekt blendet schneller ein, wenn der Regler weiter aufgedreht ist. Die rechte Hälfte ist für den Mode Env zuständig. Hier wird die Anschlagsempfindlichkeit justiert. Wenn man den Regler weiter aufdreht, reagiert der Effekt schon bei schwächerem Anschlag. Dieses Poti hat übrigens keine Auswirkung, wenn bei Mode ´Normal´ angewählt

Mit dem linken Schalter mit der Bezeichnung ´Favorite´ kann man eine Einstellung intern speichern. Das funktioniert recht simpel: Einstellung vornehmen, Favorite-Pedal zwei Sekunden gedrückt halten und der Sound ist gespeichert. Zum Abrufen muss dann nur noch das Favorite Pedal einmal gedrückt werden.
Der Ola arbeitet mit einer True-Bypass-Schaltung, das bedeutet, wenn der Effekt ausgeschaltet ist, wird das Eingangssignal direkt zum Ausgang geleitet, es befindet sich also nichts Weiteres im Signalweg. Dadurch gibt es auch keine Klangeinbußen.

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Praxis:

Damit der Choruseffekt voll und ganz zur Geltung kommt, habe ich das Pedal stereo an zwei clean eingestellte Amps (Sovtek und Hiwatt) angeschlossen. Wir machen uns erst einmal ein Bild von den drei verschiedenen Grundsounds, den Type-Einstellungen. Hier gibt es die Auswahl zwischen Chorus-, Multi- und Vibrato-Effekt. Die Regler für Speed und Depth sind in mittlerer Position, das Effektsignal ist voll hinzugefügt (Mix auf 17 Uhr). Ich habe zuerst einmal das Riff ohne Effekt aufgenommen (Bypass.wav), hier wird deutlich, dass das Pedal bei aktivem Effekt das Originalsignal nicht großartig verändert, der Klang bleibt auch bei maximalem Effektlevel sehr transparent. Die True-Bypass-Schaltung trägt ebenfalls zu einem verlustfreien Tonsignal bei. Man merkt sofort, dass man sich hier in der oberen Liga der Effektpedale befindet. Der Typ Multi klingt etwas weicher und voller als der Typ Chorus, und beim Vibrato ist die Tonhöhenverschiebung intensiver (logisch!). Das Pedal arbeitet mit einer AD/DA Wandlung von 24bit/96kHz, die sich hier auf jeden Fall positiv in Szene setzt.

GitarreTypeModeSpeedDepthMixRamp/EnvTone
StratChorus Mix VibratoNormal1212171212
Audio Samples
0:00
Bypass (kein Effekt) Chorus Multi Vibrato

Wenn man den Tonregler etwas zurücknimmt, kann man den warmen Sound eines analogen Chorus sehr gut imitieren. Hier ein Beispiel mit einer eher dezenten Chorus-Einstellung.

GitarreTypeModeSpeedDepthMixRamp/EnvTone
StratChorusNormal913121210
Audio Samples
0:00
Chorus Light

Die Reichweite des Tonreglers und die damit verbundenen Soundveränderungen hören wir uns jetzt genauer an. Ich habe die beiden Extremeinstellungen nacheinander aufgenommen. Komplett abgedreht erhält man einen „old school“ muffigen Chorus Effekt und bei voll aufgedrehtem Tonpoti gibt es den brillanten Hochglanz-Modulations-Sound – das Ganze mit einem sehr geringen Rauschen bei aktiviertem Effekt.

GitarreTypeModeSpeedDepthMixRamp/EnvTone
StratChorusNormal121416127-17
Audio Samples
0:00
Tone

Im Env-Mode können einzelne Effektparameter durch den Anschlag an der Gitarre gesteuert werden. Beim Typ Multi wird der Effekt bei hartem Anschlag stärker, beim Chorus verhält es sich genau andersherum. Das Vibrato wird bei heftigem Anschlag schneller. Sehr gute Bereicherung! Ihr hört den Multi-Mode im folgenden Beispiel.

GitarreTypeModeSpeedDepthMixRamp/EnvTone
StratMultiEnv1614171614
Audio Samples
0:00
Env

Der dritte Mode nennt sich Ramp und hier wird der Effekt beim Drücken des Pedals eingeblendet. Der Bypass-Schalter funktioniert nun anders. Nur, wenn man den Schalter gedrückt hält, ist der Effekt aktiv. Mit Ramp|Env kann die Einblendzeit geregelt werden. Dafür ist die linke Seite (7-12 Uhr) zuständig. Bei 7 dauert es sehr lange, bis der Effekt einsetzt – etwa drei Sekunden. Bei höheren Werten geht es entsprechend schneller. Hier ein Beispiel, bei dem ich den Effekt immer wieder ein- und ausgeschaltet habe. Mit einem schnell eingestellten Multi-Mode kann man eine Leslie Simulation erzeugen. Leider hört der Effekt abrupt auf, wenn man den Taster loslässt. Schön wäre es, wenn der Chorus in der gleichen Zeit wie beim Einblenden auch wieder leicht ausgeblendet wird.

GitarreTypeModeSpeedDepthMixRamp/EnvTone
StratMultiRamp1613151014
Audio Samples
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Ramp
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Fazit:

Vom Sound des Pedals bin ich wirklich begeistert. Klar, knapp 300,- Euro sind eine Stange Geld für einen einzigen Effekt, und für den Betrag gibt es durchaus schon einen Multi oder für etwas mehr als ein Zehntel davon sogar schon ein Choruspedal von der Stange. Wenn man sich das Ganze aber genauer ansieht und vor allem anhört, stellt man schnell fest, dass dieser Preis absolut gerechtfertigt ist, denn der Ola besticht durch einen erstklassigen Sound, der auch bei extremen Einstellungen nie an Transparenz verliert. Mit den drei Soundtypen ´Chorus´, ´Multi´ und ´Vibrato´ deckt man eine große Bandbreite an Modulations-Sounds ab, die mit den verschiedenen Regelmöglichkeiten sehr unterschiedliche Klangfarben erzeugen können. Zusätzlich eröffnen Env- und Ramp-Funktion nette Zusatzfeatures, die das Klangspektrum und das kreative Arbeiten mit Sounds erweitern. Die Hardware ist absolut bühnentauglich und die Bauteile allererste Wahl. Ein kleine Wermutstropfen ist der fehlende Batteriebetrieb. Da man aber davon ausgehen kann, dass die meisten Gitarristen sowieso ein Pedalboard mit integriertem Netzteil benutzen, sollte dieser Kritikpunkt vernachlässigbar sein. Wer nach einem kompromisslosen Chorus-Sound Ausschau hält und auch bereit ist, dafür etwas mehr Geld auszugeben, der sollte das Strymon Ola Pedal unbedingt antesten.

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • Sound
  • Speichermöglichkeit von einer Einstellung
  • Verarbeitung
  • True Bypass
Contra
  • Kein Batteriebetrieb möglich
Artikelbild
Strymon Ola Chorus Pedal Test
Für 299,00€ bei
Strymon_Ola_08FIN
Features:
  • Hersteller: Strymon
  • Modell: Ola
  • Typ: Chorus Pedal Effekt
  • Regler: Speed, Depth, Mix, Ramp|Env, Tone
  • Schalter: Type (Chorus, Multi, Vibrato), Mode (Normal, Env, Ramp)
  • Fußschalter: Favorite, Bypass
  • Speicher: Eine komplette Einstellung kann gesichert werden
  • Anschlüsse: Input (2x), Output (2x)
  • Maße: 102 x 118 x 64 (B x T x H) mm
  • Preis: 299,- Euro
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