Die Auswahl an Sound- und Effektprozessoren für Gitarre ist in den letzten Jahren nahezu ins Unermessliche gewachsen. Musste man in den 80er Jahren noch ein Vermögen für gut klingende digitale Effekte ausgeben, so steht uns Gitarristen mittlerweile eine breite Palette von Anbietern gegenüber, die für jede Geldbeutelgröße und Klangvorstellung das Passende parat haben. Aber das wachsende Angebot macht die Wahl des korrekten All-in-one Multieffektgerätes nicht unbedingt leichter. Ein Grund, warum wir heute etwas Licht in das Gear-Dickicht bringen möchten.

Der Übersicht halber habe ich die unten aufgeführten Multieffektgeräte und Komplettlösungen in vier Kategorien unterteilt. Zum einen die Effektprozessoren mit integriertem Preamp und Speakersimulation aus der Hi-End-Abteilung und die gleiche Kategorie in der mittleren Preislage, und zum zweiten die reinen Effektprozessoren, die häufig programmierbar sind, und last, but not least die halb-analogen Multieffekt-Fußleisten, die auch bequem ins Handgepäck passen:
a) Effektprozessoren mit integriertem Preamp und Speakersimulation (Hi-End)
In dieser Zusammenstellung findet ihr Amp/Effekt-Kombigeräte, die eher im höheren Preissegment angesiedelt sind und sicherlich die qualitative Speerspitze der All-in-one Geräte darstellt. Das liegt zum einen an hochwertigen Prozessoren, intelligent programmierten Algorithmen und auch am Einsatz von Speakersimulationen auf Impulsantwortbasis.
Kemper Profiling Amplifier
Der Kemper Profiler ist primär auf das authentische Abbilden von geprofilten Amps ausgelegt und erlaubt auch selbst Profile zu erstellen, wobei auch die Effektsektion einiges anzubieten hat. Der Kemper ist in diversen Ausführungen, mit oder ohne Endstufe, erhältlich:
Kemper Profiling Amplifier (Übersicht auf thomann.de)

Mittlerweile ist auch eine Floorboardvariante mit prinzipiell identischem Prozessor erhältlich:
Axe Fx III/FM3
Mindestens auf Augenhöhe bewegt sich das AxeFX III bzw. mit dem FM3, der abgespeckten Floorboard-Variante von Fractal Audio. Hier wird der Amp grundlegend digital dargestellt und eine sehr üppige Effektsektion inklusive Impulse Response (IR)-Slots erwartet den User:
Neural DSP Quad Cortex
Mit dem Neural DSP Quad Cortex präsentiert die finnische Company einen Prozessor im Floorboard-Format, der das Profiling von Verstärkern oder Verzerrern gestattet. Dazu bietet er eine Vielzahl generischer Amps und Effekte, die man nach Gusto tweaken kann. In ihm findet man quasi die Kombination aus Profiler und Modeler, gepaart mit einer Effektsektion.

Line 6 Helix
Das Line 6 Helix schlägt in eine ähnliche Kerbe wie der Kemper Stage, d. h., es liefert digitale Amps, IRs und eine große Effektsektion:

Line 6 Helix LT
Wesentlich günstiger als das Standard Helix ist die LT-Variante, die zwar ein paar kleine Einschränkungen gegenüber dem Flaggschiff hat, aber bezüglich der Soundqualität identisch ist:

Boss GT 1000
Der jüngste Zugang im Hause Boss besitzt eine sehr hochwertige DSP Engine und ist dadurch auch preislich höher angesiedelt als die Vorgängermodelle. Die restlichen Ingredienzien entsprechen dem aktuellen Modeller-State of the Art mit üppigen Amps, Effekten und Speaker-Simulationen.

b) Effektprozessoren mit integriertem Preamp und Speakersimulation (mittlere Preislage)
Auch im mittleren Preissegment findet man sehr gute und professionell einsetzbare Produkte. Hier leitet sich der niedrigere Preis meist aus der Rechenleistung der Prozessoren, der Herstellung in Fernost und der Bauteilequalität ab. Seltener wird mittlerweile dadurch gespart, dass Filter anstelle von Impulsantworten die Frequenzkorrektur der Speakersimulation übernehmen.

HoTone MP-80 Ampero One
Der HoTone Ampero besitzt nahezu alle Funktionen, über die auch die Platzhirsche verfügen. Dazu gehören diverse Ampmodelle, Effekte und eine Speakersimulation auf IR-Basis, die man sogar selbst bestücken kann. Zwei Pedale für Preset-Wechsel, ein Control- und ein Expressionpedal machen ihn auch live einsetzbar.
HoTone MP-80 Ampero One – (Produktseite auf thomann.de)

Line 6 Helix HX Stomp
Hier erhält der User die Klangqualität der Helix-Modelle, allerdings auf sehr engem Raum. Abstriche müssen aber lediglich in der Bedienung, nicht im Klang gemacht werden.

Headrush MX5
Mit dem Headrush Pedalboard und dem Headrush Gigboard hat sich der Hersteller bereits vor einigen Jahren einen festen Platz im Segment der Amp-Modeller gesichert. Der neueste Streich ist das MX5, bei dem es sich ebenfalls um ein kompaktes Multieffektgerät mit Amp-Modeling, Effekten und integriertem Looper handelt. Das Besondere an den Headrush-Produkten ist sicherlich, dass hier die ersten Multis mit Touchscreen auf den Markt kamen. Inzwischen setzen auch andere Hersteller auf diese Technologie, wie z. B. beim Neural DSP Quad Cortex zu sehen ist. Neben der Benutzerfreundlichkeit punktet das MX5 außerdem mit einem funktionellen Mini-Expressionpedal und einer Fülle an Sounds. Dazu bietet es die Option, eigene IRs zu laden.

Headrush MX-5 (Produktseite auf thomann.de)
Boss GT-100
Auch wenn das GT-100 mit dem Release-Datum 2012 schon einige Jahre auf dem Buckel hat, ist es immer noch die bevorzugte zentrale Effekt- und Switching-Station auf vielen Floorboards. Auch hier ist flexibles Effektrouting, 4-Kabel-Methode und sogar Channel Switching des Amps möglich.

Mooer GE Serie
Als Update zum GE200 wartete Mooer jüngst mit dem GE300 auf. Auch hier erhält man das komplette Paket an Amps und Effekten sowie Fußschaltern, Expressionpedal und leicht zu bedienenden Editoren zum kleinen Preis.

Eine leicht reduzierte und günstigere Version findet sich im GE150:

c) Reine Multieffektprozessoren
Diese Kategorie findet man häufig auf Pedalboards als Ergänzung zu analogen Tretminen. So schafft man sich mit dem Besten aus der digitalen und analogen Welt eine pragmatische und sehr flexiblen Einheit.
TC Electronic Nova System
Das Nova System bietet als klassisches “Vorschaltgerät” alle erdenklichen Effekte und analoge Verzerrer. Das Gerät ist nur noch auf dem Gebrauchtmarkt erhältlich!

Eventide H9
Das Eventide H9 ist ein Multieffektgerät höchster Güte, das prinzipiell mit verschiedenen käuflichen Effektalgorithmen gefüttert werden kann. Erhältlich sind drei Ausbaustufen: die nahezu leere Core-Version, die Harmonizer-Funktion mit einer speziellen Algorithmus-Auswahl und die voll ausgestattete Max-Version.

Line 6 Helix HX Effects
Das HX Effects bietet die Effektsektion des Helix Floorboards, allerdings abzüglich der Ampsektion. Alle Verzerrermodelle sowie der Cabinet-Block sind jedoch ebenfalls enthalten. Zwei programmierbare Einschleifwege qualifizieren das Pedal darüber hinaus auch als Schaltzentrale für Pedalboards.

Boss MS-3
Das MS-3 vereint Multieffekt mit einer Looper/Switcher-Option, die drei Bodentreter einschleifen lässt, und bietet somit einen idealen digitalen Sparringspartner für das ansonsten analoge Board:

Fractal Audio FX 8 MK II
Das FX8 ist speziell für die 4-Kabelanwendung in Kombination mit einem Amp ausgelegt. Es bietet analoge Relaisschaltung, Unity Gain und eine unerschöpfliche Auswahl an Effekten und Verzerrermodellen:

d) Halbanaloge Multieffektboards
In dieser Kategorie finden wir Effektboards, die meist sehr handlich sind und analoge Verzerrer mit zwei bis drei digitalen Effekten kombinieren. Damit eignen sie sich als All-in-one Lösung für das Handgepäck oder als To-Go Variante für das Gigbag.
Valeton Dapper
Der Dapper ist in den Ausführungen Standard, Mini und Dark erhältlich. In der Standardversion erhält man zwei Verzerrer, ein tapbares Delay und ein Stimmgerät:

Mooer Red Truck
Etwas üppiger ist der Mooer Red Truck ausgestattet, denn hier erhält der Kunde obendrein noch ein Reverb- und Modulationsmodul.

Carl Martin Quattro
Das Quattro bietet einen zweikanaligen Verzerrer, Kompressor, Chorus und Tap-Delay. Dabei ist es mit sechs Fußschaltern sehr großzügig bestückt.

TRex Soulmate
Auch das Soulmate bietet alle Brot-und-Butter-Effekte, ist allerdings hinsichtlich der Pedalkombinationen speicherbar (ohne Settings) und einen Einschleifweg gibt es auch:

Tech 21 Fly Rig 5 v2
Das Fly Rig ist in diversen Ausführungen erhältlich, unter anderem in einer Paul Landers Signature-Variante. Prinzipiell vereint das Pedal einen Verzerrer, einen Preamp mit Speakersimulation und ein Delaypedal in einer Einheit:
Tech 21 Fly Rig 5 v2 – (Produktseite auf thomann.de)

Zawo sagt:
#1 - 04.10.2018 um 06:22 Uhr
Aus meiner Sicht fehlt hier ebenfalls ein Oldie:TC Electronics G-SystemTrotz des Alters - aus meiner Sicht - ein unschlagbares Konzept, das heute "so" nicht mehr angeboten wird. Effekte sind rein auf Modulationseffekte begrenzt. Diese sind in einer 19" Einheit im Floorboard verbaut, können aber optional abgekoppelt und im Rack genutzt werden. Perfekt für 4-Kabel-Methode. Hat die Möglichkeit von 3 Loop-Wegen und ist extrem flexibel bei sowohl bei den Effekten, als auch bei der Belegung des Floorboards...Für jemanden, der mit Amp-Simulation nichts am Hut hat, die perfekte Lösung. Und genau diesen Grundgedanken teile ich auch.
REINI sagt:
#2 - 11.02.2019 um 11:58 Uhr
Warum erscheint das Boss GT 1000 nicht in der Liste...?
Haiko Heinz sagt:
#2.1 - 11.02.2019 um 13:33 Uhr
Hallo Reini, danke für Deinen Kommentar. Da dieser Bericht noch vor dem Erscheinen des GT 1000 geschrieben wurde, fehlt das leider in Auflistung, hätte aber mittlerweile bestimmt seinen festen Platz darunter!
Antwort auf #2 von REINI
Melden Empfehlen Empfehlung entfernenManuel Montilla sagt:
#3 - 25.03.2019 um 09:42 Uhr
Wer viel Sound für wenig Geld haben will, Sollte sich mal das Zoom G1on anschauen. Ich habe es hier mal etwas beschrieben https://musiktechnik.blogsp...
Hardy O sagt:
#4 - 30.10.2019 um 20:01 Uhr
Bei den Halbanalogen vermisse ich den NUX Cerberus. Großartiges Teil, liegt bei Thomann auf Platz 10, was den Kategorie-Verkaufsrang angeht. – Können so viele Käufer sich so sehr irren?
Haiko Heinz sagt:
#4.1 - 30.10.2019 um 21:26 Uhr
Hallo Hardy, da hast du natürlich recht. Da jedoch nur fünf Effektgeräte pro Rubrik stattfinden, musste ich eine Auswahl treffen und da der Cerberus im Bonedo Test nur 4 Sterne erhalten hat, hatte ich mich für andere Modelle entschieden. Das beduetet aber natürlcih nicht, dass auch dieses Pedal seht gute Ergebnisse liefert und das es sicherlich auch sehr beliebt ist.
Antwort auf #4 von Hardy O
Melden Empfehlen Empfehlung entfernenArnold Hauer sagt:
#5 - 21.06.2021 um 05:54 Uhr
Das beste fehlt: Neural DSP quad cortex.
Michael Behm (bonedo) sagt:
#5.1 - 23.06.2021 um 12:08 Uhr
Hallo Arnold,
wir haben den Artikel eben aktualisiert.
Beste Grüße aus der Gitarrenredaktion
Michael Behm
Antwort auf #5 von Arnold Hauer
Melden Empfehlen Empfehlung entfernenArnold Hauer sagt:
#5.1.1 - 23.06.2021 um 14:17 Uhr
Nice! Ich freu mich schon auf meinen!
Antwort auf #5.1 von Michael Behm (bonedo)
Melden Empfehlen Empfehlung entfernenHein Bloed sagt:
#6 - 14.11.2022 um 15:22 Uhr
Bei allen Konzerten, die ich besuche, verwenden die Gitarristen ausnahmslos Pedalboards. Die meisten Multis erlauben nicht einmal das Stacken von 2 gleichartigen Effektarten (z.B. Modulation, Chorus+Phaser).
JB sagt:
#6.1 - 23.01.2023 um 08:05 Uhr
das kann Kemper, Fractual und Quad Cortex problemlos. Die kannst du auch als Pedelboard einfach vor den echten Amp legen. Darum geht es doch hier im Bericht
Antwort auf #6 von Hein Bloed
Melden Empfehlen Empfehlung entfernenSharkai sagt:
#7 - 17.11.2022 um 10:01 Uhr
Also das ein Helix Floor in die gleiche kerbe schlagen soll wie ein Kemper halt ich schon für eine gewagte Aussage. Der Helix stellt digitale Verstärker dar, was der Kemper so nicht tut. Der Kemper nimmt einen Verstärkersound auf und diesen kann man dann bearbeiten. Dabei verhält sich das erstellte Profile nie so wie der eigentliche Verstärker. Profile ich eine Marshall mit vollem Gain, dann wird der Sound komplett verändert (stllenweise grausam) wenn ich dann am Kemper den Gain zurücknehme. Das ist beim Helix genau anders, der arbeitet wie ein realer Verstärker. Wenn ich da den Marshall auswähle und Gain rein oder raus drehe, ist das auch wie bei einem Marshall; zumindest kommt es dem sehr nahe. Was die IR's der Lautsprecher angeht, da arbeiten beide ähnlich. Wobei seit dem letzten Update des Helix (3.50) man auch hier einiges genauer (ich bin der Meinung auch besser) einstellen kann. Ein weiteres Manko am Kemper ist die altbackene wirklich fummelige Bedienung. Wer aber seinen Ampsound digitalisieren will, ist beim Kemper erstklassig aufgehoben. Also das Profiling macht der schon super gut. Wer aber nach seinem Sound noch sucht, sollte auf jeden Fall zum Helix greifen. Und wer das nötige Kleingeld hat, am besten noch zum AXE-FX den der kann beides hervoragend
Haiko (Bonedo) sagt:
#7.1 - 17.11.2022 um 18:39 Uhr
Hallo Sharkai, du hast natürlich recht und daher schrieb ich um genau zu sein "in eine ähnliche Kerbe". Gemeint ist damit nicht, dass die gleiche interne Arbeitsweise von Statten geht, sondern dass auch hier die digitale Abbildung (ob Emulation oder Profile) des Amps, die Möglichkeit eigene IRs zu laden und eine Effektsektion gepaart sind mit dem Floorboardformat. Kemper Stage, Quad Cortex, FM3 bzw. 9 und das Helix gehören für mich - bei allen Unterschieden - in diese Grobkategorie der High End Modeller.
Antwort auf #7 von Sharkai
Melden Empfehlen Empfehlung entfernenJenny sagt:
#8 - 07.12.2022 um 10:25 Uhr
Mich wundert es, dass das Headrush nicht erwähnt wird. Liegt das an der schlechten Verfügbarkeit?
Haiko (Bonedo) sagt:
#8.1 - 07.12.2022 um 11:29 Uhr
Hallo Jenny, du hast vollkommen recht! Das MX5 gehört da definitv rein und wird im bald folgenden Artikelupdate inkludiert. Beste Grüße, Haiko
Antwort auf #8 von Jenny
Melden Empfehlen Empfehlung entfernenOkeygorandom https://www.google.com/ sagt:
#9 - 07.07.2023 um 01:13 Uhr
Smart Communications