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Stanton STX Turntable Test

Mit dem akkubetriebenen Plattenspieler Stanton STX möchte Stanton mobile Turntables auf ein höheres Level hieven. Auf ein Gerät wie dieses dürfte die Scratch-Zunft wohl gewartet haben, denn einen vormontierten innoFADER und stufenlose Crossfader-Kurve nebst Cut-in-Alignment suchte man bei diesen Plattenspielern bisher vergebens. Die üppigere Ausstattung lässt sich der Hersteller allerdings auch bezahlen … verdientermaßen?

Stanton STX Turntable Test

Stanton STX – das Wichtigste in Kürze

  • portabler akkubetriebener Schallplattenspieler
  • verschleißfreier InnoFADER Nano
  • Crossfader-Kurve und Cut-In stufenlos einstellbar
  • kommt mit Bluetooth, Line-In- und -Out
  • bietet Klangregelung und Aufnahmefunktion

Ein Rückblick

Einst griff man sich die kleinen, mobilen und handlichen Plattenspieler mit eingebautem Laustprecher, um an der frischen Luft – beispielsweise beim Picknick – der Musik zu lauschen. Das war beliebt zur analogen Zeitrechnung, wo Vinyl neben der Musikkassette regierte. Mit der digitalen Revolution jedoch verschwanden die kleinen batteriebetriebenen Turntables. Lediglich bei Plattenbörsen tauchten sie des öfteren auf, damit man nicht die Katze im Sack kauft.

Zu den beliebtesten portablen Turntables zählte einst der Vestax Handy Trax, den Scratch-DJs dank des verbauten Lautstärke-Flachbahnfaders, den sie als Crossfader nutzen konnten, für sich entdeckten, um damit ihre Scratch-Skills zu jeder Tageszeit und an jedem Ort zu trainieren und auch zu präsentieren.

Wachsenden Popularität des Portablism

Motiviert von der wachsenden Popularität des Portablism, dem „Scratching für unterwegs“ und der zunehmenden Community, die sich gegenseitig in den Social Media oder auch auf Competitions auf die Schulter schlägt, griff zunächst Numark mit dem PT-01 Scratch, dann Reloop mit dem Spin die Idee auf. Omni aus Hongkong arbeitete bei ihrer Vision eines portablen Plattendrehers vermutlich die Wunschliste eines jeden Scratch-Fans ab: Antrieb eines Alu-Plattentellers mit einem einzigartig hohen Drehmoment, Alu-Tonarm mit Anschluss für Unterdeck-Tonabnehmer, DVS-Unterstützung und kontaktloser Crossfader.

Leider war diese eierlegene Wollmilchsau zu schnell ausverkauft. Zum Vorteil für den an den Handy Trax erinnernden Reloop Spin, der sich in der Szene fortan gut etablierte. Denn seine Grundausstattung lässt sich mit Fadern von Jesse Dean oder innoFADER, dazu auch einem Tonarm mit SME-Verschluss nach Herzenslust tunen. 

Das hat der Stanton STX gar nicht nötig, denn in ihm schlummert von Haus aus ein verschleißfreier innoFADER nano mit Reverse-Funktion nebst stufenloser Einstellung der Crossfaderkurve und selbst des Cut-ins. Obendrein bietet er noch einige Anschlüsse, womit er sich wahrlich zum Must-have in der Portablism-Community mausern könnte  …

Auspacken

Der Karton und auch der ausgepackte Stanton STX erinnern mich vom Design her irgendwie an eine Microsoft Xbox. Der Vergleich mit der Spielekonsole ist gar nicht allzu weit hergeholt, schließlich spricht man auch vom „Zocken“ am Plattenspieler. Dazu dürfte der mobile Plattenspieler in fast allen Lebenslagen einladen.

Fotostrecke: 3 Bilder Der Karton des Stanton STX

Stanton STX Gehäuse

Mit Deckel misst der STX 330 x 330 x 102 mm und ist 2,4 kg leicht. Die quadratische Form des „Koffers“ mit ihren Mulden empfinde ich sehr gelungen. In allen Ecken, auf Vorder- und Rückseite, sind auffällige blaue, dreieckige Gummi-Stopper platziert – Geschmackssache. Mit den beiden blauen Verriegelungen an den beiden Seiten wird der Deckel befestigt und gelöst. Darunter offenbart sich ein stylischer Plattenspieler mit gebürstetem Finish, dessen Bedienelemente kontrastreich in Blau hervorgehoben werden.

Fotostrecke: 2 Bilder Die Ansicht von oben

Stanton STX Features

Unterhalb des Plattentellers sitzen die Start/Stop-Taste, der Fader Select- und Fader Reverse-Schalter. Rechts daneben ist über eck der 30 mm kurze innoFADER nano platziert. Die gegenüberliegende Ecke ist für ein weiteren Crossfader mit einem abschraubbaren Plate reserviert. 

Bei einem richtigen DJ-Plattenspieler darf natürlich der Pitch-Control nicht fehlen, der bei null Prozent einrastet. Mit 2 cm Länge fällt er deutlich kürzer als bei seinen großen „Brüdern“ aus, obwohl er laut Gebrauchsanleitung +/-8 Prozent umfasst. Der Utra-Pitch bremst und beschleunigt sogar um sogar 50 Prozent. 

Wer Vinyl klassisch abspielen mag, der schaltet passend zum Format auf die erforderliche Geschwindigkeit von 33 auf 45 oder 78 Umdrehungen pro Minute. Sowohl die Lautstärke als auch der Klang, je nach Stellung für mehr Bässe oder Höhen, können individuell angepasst werden. Zu den herausragenden Features des STX gehören die anschließenden Drehregler für die Crossfader-Kurve und dessen Cut-in, die damit stufenlos einstellbar sind. 

Ein Taster kümmert sich um die Bluetooth-Verbindung mit dem Smart-Gerät, um beispielsweise via App sogenannte Looper, also Beats, drunterzulegen. Eine weitere Taste dient der Aufnahme, die auf einem USB-Stick abgespeichert wird. In einer Mulde darunter findet sich ein Single-Puk für herkömmliche 7-Inches.

Fotostrecke: 3 Bilder Die beleuchtete Start/Stop-TasteDer Crossfader

Der Tonarm des Stanton STX

Der „ready-to-use pre-balanced“ Tonarm aus Kunststoff, der sich wie bei einem in Battle-Position aufgestellten Turntable oberhalb vom Plattenteller befindet, rastet in einer Halterung transportsicher ein. Der vormontierte und austauschbare Tonabnehmer ist identisch mit dem des Numark PT-01 Scratch und Reloop Spin. Für ausreichende Beschallung der Umgebung dürfte der Lautsprecher links vom Plattenteller sorgen.

Stanton STX Rückseite  

In einer sehr tief an der Rückseite sitzenden Anschlussmulde versteckt sich der Power-Schalter, der USB-C-Port zum Laden der beigelegten Akkus, zwei Cinch-Buchsen als Output, zwei Kopfhörerbuchsen für Groß- und Miniklinkenstecker, dazu eine weitere Mini-Jack-Buchse als Line-Input.

Fotostrecke: 4 Bilder Der festausbalancierte Tonarm mit Tonabnehmer

Der Griff

Um den recht kompakten Player tragenderweise auf Reisen zu nehmen, versteckt sich an der Unterseite ein Griff, sofern man davon sprechen mag. Denn diese blaue Metallstrebe ist so ungünstig platziert, dass man kaum mit seiner Hand durchpasst und nur von unten durchgreifen kann. Entsprechend kann ich den Turntable nur mit der Deckelseite nach innen tragen, womit beim Tragen die Unterseite mit ihrer Seriennummer und den Anschlüssen zur Schau gestellt wird. Zudem verkantet der Plattenspieler, da der „Griff“ nicht mittig platziert ist und damit kein Gleichgewicht besteht. 

Stanton STX Lieferumfang

Zum Lieferumfang zählen neben dem Plattenspieler zwei Li-ion-Akkus, eine Slipmat, ein Single-Puk, ein Kabel mit USB-C und -B-Stecker, eine Schnellstart-Anleitung und diverse Sticker. Einziger Wermutstropfen: Eine 7“ mit Scratch-Sounds liegt leider nicht bei. Entsprechend solltet ihr beim Kauf des Turntables vorsorgen, damit ihr bei Lieferung sofort loslegen könnt, wie ich jetzt.    

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Praxis

Bevor es ans Eingemachte geht, den Plattenspieler auf seine mobilen Scratchfähigkeiten zu testen, lege zunächst die beiden mitgelieferten Akkus ins Fach, um sie mit dem ebenfalls bereitgestellten USB-C an einen USB-B-Adapter mit Stromanschluss zu laden. Eine zuvor blinkende grüne LED signalisiert durch permanentes Leuchten den vollen Akku.

Das Ausbalancieren mit dem Auflagegewicht am Tonarm bleibt einem erspart, da dieser mit dem vormontierten Tonabnehmer vorjustiert ist. Entsprechend kann sofort losgelegt werden, Slipmat und eine Scratch-Platte auf den Teller, den STX am Power-Switch eingeschaltet und anschließend Start gedrückt. Mit dem Aufleuchten des Start/Stop-Knopfs legt der Teller einen Kick-Start fast wie ein direktangetriebener DJ-Plattenspieler hin, obwohl es sich um einen Antrieb mit Riemen handelt. Auch die Bremse bringt den Teller sehr schnell zum Stehen. 

Den Tonarm aus der Klammer gelöst, aufgesetzt, bleibt die Nadel ständig in der Spur, selbst wenn ich den Plattenspieler um 80 Grad neige. Lediglich die 90 Grad schafft er nicht ganz. 

Trotz des Pitch-Controls ist der Plattenspieler weniger zum Mixen geeignet, denn filigranes Beatmatching auf 20 mm Fader-Länge bleibt auf der Strecke. Vielmehr dient er als Effekt wie auch der Ultra-Pitch, um den Scratch-Sounds besondere Notationen herauszulocken. 

Audio Samples
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Stanton STX Scratching

Tolles Scratch-Feeling und solider Klang

Mit der Egonomie und dem sehr leicht gleitenden innoFADER nano-Crossfader nebst seiner sehr scharf einstellbaren Kurve und dem kurzen Cut-in von ca. 1 mm gelingen wahrlich superschnelle Scratch-Cut-Salven, dies auch dank Reverse-Mode in umgekehrter Öffnungsrichtung.

Sollte die Position des Crossfaders nicht den bevorzugten Moves entsprechen, so kann man ihn auch durch Abschreiben des Plates um 90 Grad drehen. Auch ein weiterer Crossfader ist links montierbar, sofern man einen anderen bevorzugten Crossfadertyp ins Scratch-Game einbringen möchte und/oder die linke Position einem mehr liegt.

Es macht riesigen Spaß, den STX auf den Schoß zu legen und einfach loszuscratchen, sei es zum Trainieren der Skills oder zur musikalischen Beschallung der Umgebung. Denn selbst mit dem eingebauten Lautsprecher und der Klangregelung bringt er ein recht gutklingendes Signal auf die mobile „Bühne“.

Bei voller Lautstärke und aufgelegter Nadel auf der ruhenden Schallplatte kommt es leider zum leichten Rückkoppeln, da der Lautsprecher recht nah am Tonarm platziert ist. Wem der Lautsprecher zu wenig Wumms hat oder nicht seinen klanglichen Ansprüchen genügt, der verbindet den Plattenspieler per RCA-Ausgang einfach mit dem Line-Eingang eines Verstärkers beziehungsweise Aktivlautsprechers oder er hört über einen der beiden Buchsen per Kopfhörer. 

Backing-Tracks zuspielbar

Zu einer professionellen Scratch-Session gehören auch Backing-Tracks oder Loops, die von einer zweiten Quelle per Miniklinke-Input zugespielt werden können. Heutzutage gehen viele allerdings mit der Zeit und übertragen das Signal per Bluetooth von einer Looper-App. Die türkisblinkende Bluetooth-Taste drei Sekunden gedrückt halten, fährt der STX in den Pairing-Mode, den er mit einem noch schnelleren Flackern bestätigt. 

Der Plattenspieler erscheint anschließend bei den kopplungsbereiten Geräten im Smartphone. Die fortan blau leuchtende LED zeigt die Spielbereitschaft vom Handy oder Tablet. Sämtliche extern zugespielten Signale unterliegen ausschließlich der Lautstärke und Klangeinstellung deren Quelle. 

Natürlich möchte man auch die gelungene Performance archivieren, dies geht am unkompliziertesten über den am USB-Port anzusteckenden Stick, dessen notwendige Formatierung Stanton leider nicht in der Gebrauchsanleitung erwähnt. Den roten Record-Button gedrückt, erfolgt die Aufnahme und anschließende Speicherung als Wav-File in dem Record-Ordner. 

Tuning-Optionen

Obwohl der Stanton STX noch recht frisch auf dem Markt ist, bietet Jesse Dean als Drittanbieter bereits seinen eigenen Crossfader JDDXR2-SX nebst Face-Plates an. Da die blauen Gummiecken auf dem Deckel sicherlich Geschmackssache sind, listet sein Shop diese auch im unauffälligen Schwarz. 

Solid Cutz plant bereits Alu-Plattenteller als Montagekit. Vermutlich wird es auch nur eine Frage der Zeit sein, bis auch hochwertigere Metall-Tonarme mit Unterdeck-Schiene oder SME-Verschluss für die Montage professioneller Tonabnehmer das Bastlerherz höherschlagen lassen können. Und vielleicht wird es auch ein cleveres Gadget geben, welches das Transport-Dilemma buchstäblich besser in den Griff bekommt.

Stanton STX – tragbare Turntable-Alternativen

Da der Markt der mobilen Plattenspieler (noch) recht dünn gesät ist, muss sich der Stanton STX momentan nur gegen zwei andere Modelle behaupten: 

 Stanton STXReloop SpinNumark PT-01 Scratch
CrossfaderverschleißfreimechanischSchiebeschalter
CF-Kurve/Cut-InStufenlos einstellbarjaneinnein
CF-Reversejaneinnein
zweiter CF montierbarjajanein
Ultra-Pitchjajanein
Bluetoothjaja nein
AufnahmefunktionPer USBjajaja
Anschlüsse1x Line-In1x Line-OutKopfhörer1x Line-OutKopfhörer1x Line-OutKopfhörer
Preis395,99 Euro279,00 Euro203,99 Euro
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Fazit

Bei dem tragbaren Plattenspieler Stanton STX zieht der Hersteller sämtliche Register, auf die die Portablism-Community gewartet hat. Ihr bekommt einen vormontierten verschleißfreien innoFader nano mit Reverse-Funktion, der sich von seiner Crossfaderkurve nebst Cut-in stufenlos einstellen lässt. Dem Tempo verpasst man mehr oder weniger Speed mit einem 2 cm langen Pitch-Control, der per Ultra-Pitch einen Extra-Boost erhält. Obendrein bietet der für mobile Scratch-Einsätze konzipierte Turntable einen Line-Input und Bluetooth-Verbindung für Backing-Tracks und Aufnahmefunktion auf USB-Stick

Beschallt wird entweder über den eingebauten und klanglich anpassbaren Lautsprecher, alternativ über Aktivlautsprecher beziehungswiese eine Anlage, an die der STX per Cinch-Ausgang angeschlossen wird. Der Riemen zieht den Plattenteller gefühlt wie ein direktangetriebener DJ-Plattenspieler. Die Nadel hält die Spur selbst im extremen Neigungswinkel von über 80 Grad. 

Die Begeisterung für den STX wird nur allein durch dessen zu schmalen und ungünstig platzierten Griff getrübt, der die Handlichkeit des Portablism einschränkt. Trotz dieses Mankos und seinem höheren, aber sehr angemessenen Preises gegenüber anderen portablen Turntables, ist der Stanton STX mein derzeitiger Favorit.

Stanton STX Features

  • riemenangetrieber geeignet für 7″ Schallplatten
  • innoFADER nano-Crossfader
  • unabhängige Crossfader Cut-in- und Curve-Regler
  • eingebauter Lautsprecher
  • Bluetooth-Eingang für Smartphone-Looper-Apps
  • direktes Aufnehmen über USB
  • Start-/Stop-Taste
  • Pitch-Control mit Ultra-Pitch-Option
  • Geschwindigkeiten: 33 1/3, 45 und 78
  • Stereo-Cinch-Ausgangsbuchsen
  • 3,5 mm / 6,3 mm Klinke Kopfhöreranschluss
  • 3,5 mm Stereo-Aux-Eingang
  • USB-C-Eingang zum Aufladen
  • verriegelbare Abdeckung 
  • wiederaufladbare Li-ion Akkus im Lieferumfang enthalten
  • Abmessungen (L x B x H): 330 x 330 x 102 mm
  • Höhe ohne Schutzhülle: 83 mm
  • Gewicht: 2,4 kg
  • Farbe: Schwarz
  • UVP: 399,95 Euro
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