Presonus Quantum Test

Quantum kostet… gar nicht mal so viel – gemessen an den vielen Anschlüssen. Der Hersteller Presonus ist bekannt für seinen üppigen Gemischtwarenladen und die durchaus als lateral zu bezeichnende Diversifikation. Die überwiegend recht günstigen und dennoch hochwertigen Audioprodukte erfreuen sich dabei immer größerer Beliebtheit.

Presonus_Quantum_01_Aufmacher Bild


Angefangen bei der DAW Studio One, über Nahfeldmonitore wie die R65 und R80, Outboard à la ADL-700, Digital-Mischpulte wie das Studiolive AR16 USB  bis hin zu Audiointerfaces: Presonus hat so einiges in petto. Ein Thunderbolt Audiointerface wie das Quantum hatte der Hersteller bisher aber nicht im Angebot. Zeit für eine Nahaufnahme.

Details

Allgemeines

Das Presonus Quantum ist ein Thunderbolt 2 Audiointerface für Windows und OS X mit insgesamt 26 Eingängen und 32 Ausgängen. Es löst mit bis zu 192 kHz und 24 Bit auf und verfügt über acht „XMAX“ Preamps. Das Quantum sieht dem „alten“ USB3 Audiointerface Presonus Studio 192 übrigens sehr ähnlich. Man könnte auch sagen, es handelt sich um die Thunderbolt-Variante mit ein paar Verbesserungen – und für rund 300 Euro mehr (Straßenpreis).

19 Zoll, 1 HE, 3kg, 26 Eingänge und 32 Ausgänge: Presonus Quantum Thunderbolt 2 Audiointerface.
19 Zoll, 1 HE, 3kg, 26 Eingänge und 32 Ausgänge: Presonus Quantum Thunderbolt 2 Audiointerface.

Bang for the buck?

Mit seinen üppigen Anschlüssen und moderaten Straßenpreis von 1200 Euro ist das Quantum grundsätzlich für jeden Musikschaffenden interessant, besondere Vorteile ergeben sich aber für Nutzer der Haus-DAW StudioOne 3, weil eine besonders gute Integration gewährleistet werden soll. 

Viele analoge Anschlüsse

Schauen wir uns zunächst die analoge Konnektivität des Quantums an. Frontseitig sind zwei Combo-Buchsen für Mic, Line und Instrumenten-Eingänge zu finden, auf der Rückseite kommen sechs weitere hinzu, allerdings müssen diese ohne Instrumenten-Anpassung auskommen. Es handelt sich bei allen Eingängen um Preamps, die Presonus mit dem verheißungsvollen Akronym XMAX benannt hat. Sie verstärken mit maximal 60 dB und verfügen über individuelle Phantomspeisung.

Fotostrecke: 2 Bilder Zwei Front-Ins für Mic/Line/Instr …

Digitale Standard-Anschlüsse

Digital geht es recht konservativ zu, was mit Hinblick auf die üblichen Erweiterungen jedoch nicht schlecht sein muss. So spendiert Presonus zwei optische ADAT-Pärchen (16 Kanäle) und einen koaxialen S/PDIF I/O (2 Kanäle). Das macht insgesamt 18 zusätzliche Ein- und Ausgänge bei einer Samplerate bis 48 kHz.;it einem Verdoppeln der Samplerate halbiert sich die Anzahl der ADAT-I/Os. Eine praktische Erweiterung wäre mit dem Presonus Digimax DP88 ohne weiteres möglich, dem Achtfach-Wandler mit acht Preamps.
Ein MIDI-Duo sowie Wordclock-I/O gibt es ebenfalls, genau wie zwei Thunderbolt-Anschlüsse. Letztere machen vor allem beim Kaskadieren Sinn, denn so kann man unkompliziert bis zu vier Interfaces in Reihe schalten.

Unchain my heart: Dank digitalen Inputs kann das Interface unkompliziert erweitert werden. Via Thunderbolt können bis zu vier Interfaces kaskadiert werden!
Unchain my heart: Dank digitalen Inputs kann das Interface unkompliziert erweitert werden. Via Thunderbolt können bis zu vier Interfaces kaskadiert werden!

Simple Front, funktionale Bedienung

Der Main-Out verfügt über einen eigenen, frontseitigen Lautstärke-Regler, um Studio-Monitore direkt anschließen zu können. Mono- und Dim/Mute-Funktionalität inklusive Statusbeleuchtung sind ebenfalls am Start, ein Umschalter für ein zweites Paar Speaker ist nicht am Gerät zu finden. Es lassen sich aber mehrere Outs dem Regler zuweisen, sodass auch Surround-Setups unterstützt werden können.
Dafür gibt es ein eingebautes Talkback-Mikrofon inklusive gummiertem Talk-Taster, dessen Sprachqualität wie so oft nur befriedigend ist. Glücklicherweise lässt sich auch ein externes Mikro als Talkback konfigurieren.
Die Bedienung der Preamps ist pragmatisch gelöst. Mit zwei Pfeiltastern wird zwischen den acht Pres kontinuierlich durchgewechselt, bestätigt wird der Auserwählte von einer 7-Segment-Anzeige. Das Gain wird mit einem Encoder eingestellt, die 48V-Phantomspeisung mit einem weiteren illuminierten Taster. Low-Cut, Phaseninvertierung oder Stereo-Link finden sich nicht am Gerät. 
Optische Rückmeldung gibt es mit den acht LED-Ketten für die Inputs und zwei zusätzlichen für den Stereo-Main-Out – jeweils mit acht LEDs. Ganz rechts sind die Kopfhörer-Ausgänge inklusive Lautstärke-Regler und Hauptschalter zu finden, links wiederum die beiden Front-Ins mit dem Umschalter für eventuelle Instrumenten-Signale.

Fotostrecke: 2 Bilder Main-Volume Drehregler, LED-Pegel-Matrix, illumnierte Gummi-Taster und ein Encoder inklusive Step-Taster: mehr braucht es nicht um das Gerät zu bedienen.

Neu – „mit ohne“ DSP

Das Äußerliche der 1HE Kiste ist relativ dezent, genau wie die bereits genannten, offensichtlichen Details. Auf die Waage bringt das relativ kompakte Interface (Tiefe: 18 cm) üppige 3 kg. Recht uncool ist das externe Netzteil, welches aber immerhin mit 100 bis 240 Volt arbeiten kann und über eine Verriegelung verfügt. Im Standby verbraucht es aber leider rund 2 Watt.
Fetzige Extras gibt es indes nur unter der Haube des Presonus Quantum: So können die DC-gekoppelten Line-Outs auch CV/Gate-Signale ausgeben – was allerdings mehr ein Software- als ein Hardware-Feature ist. Außerdem wirbt Presonus explizit damit, dass hier – wie ansonsten mittlerweile durchaus üblich – kein DSP verbaut wurde und das Interface direkt an die DAW gekoppelt wird. 

Fotostrecke: 2 Bilder Die GUI der Software Bedienoberfläche ist äußerst minimal – dadurch aber auch besonders übersichtlich!

Soft, Softer, Software

Hinzu kommt ein Plug-in-Paket namens „Studio Magic Plug-in Suite“, Studio One 3 Artist zum Download und die Möglichkeit, Studio One mit 50 % Discount zu erwerben. Die Plug-ins haben Material von Eventide, Lexicon, SPL, Arturia, Mäag, Plugin Alliance sowie Brainworx gebündelt und sind wirklich ein echter Zugewinn. Ein Thunderbolt-Kabel ist nicht Bestandteil des Lieferumfangs.

Netzteil, Aufkleber, Hinweis-Zettel, Handbüchlein – nur das Thunderbolt Kabel fehlt, wie immer.
Netzteil, Aufkleber, Hinweis-Zettel, Handbüchlein – nur das Thunderbolt Kabel fehlt, wie immer.

Praxis

Kein DSP, kein interner Mixer, aber Top Latenz

Thunderbolt gehört nicht unbedingt zu den unkompliziertesten Verfahren – wie so oft haperte die Verbindung mit meinem Late 2013 Mac Pro anfangs etwas. An meinem 2016er Mac Book Pro gab es indes keine Probleme. Universal Control installiert und los!

Fotostrecke: 10 Bilder One Size fits all: Bei Presonus gibt es einen Installer für alle Geräte. Sehr schön.

Die Latenzwerte des Presonus Quantum sind wirklich sehr gut – und das ist wichtig, denn einen DSP-basierten oder analogen Monitoring-Mixer gibt es ja nicht. Das bedeutet, dass Monitoring-Mixe über die DAW vorgenommen werden müssen. Eine Wahl-Option hätte ich persönlich besser gefunden, vielleicht war dies technisch aber auch ohne Beeinflussung der geringen Latenz nicht möglich. 2,72 ms bei 32 Samples sind jedenfalls verdammt gut – und deutlich besser als 4,29 ms des RME UFX2 oder die 4,67 ms des Apollo Twin MK2.

Fotostrecke: 3 Bilder Presonus Studio One 3: Hier integriert sich das Quantum besonders gut.

Hochwertiger Klang

Die Preamps des Presonus Quantum klingen ebenfalls sauber, sind mit maximal 60 dB Gain aber nicht unbedingt die kräftigsten am Markt in dieser Liga. Apogee schafft beispielsweise 75 dB. Aber das ist kein echter Beinbruch. Der verbesserte Dynamikumfang von 118 dB gegenüber den 112 dB des Vorgängers sind sicherlich messbar, hörbar waren sie für mich aber nicht. Die Wandler selbst sind klanglich ebenfalls sehr unauffällig und transparent, der Kopfhörerausgang spielt laut und klar mit minimaler Höhenbetonung.

Audio Samples
0:00
Acoustic – Stereo Acoustic – BPM CR73 Acoustic – Shure SM57 Shaker – Stereo Shaker – BPM CR73 Shaker – Shure SM57 Bass – DI

Gutes Preis-Leistungsverhältnis

Dass man gleich acht von diesen Preamps hat, ist gerade für kleine Bands ein Segen. Die wenigsten Interfaces in dieser Liga haben so viele zu bieten – und wenn, kosten sie deutlich mehr. Das UFX2 mit vier Preamps gibt es für rund 2000 Euro, das UA Apollo 8P für 3000 Euro. Interessant dürfe noch das Clarett 8Pre sein, was es für rund 800 Euro gibt. Es ist jedoch etwas pragmatisch-günstiger ausgestattet. Der Preis-Leistungs-Mix des Quantums ist also mehr als gelungen.

Fazit

Mit dem Presonus Quantum erhält man ein solides, gut ausgestattetes Thunderbolt 2 Audiointerface, das vor allem mit seiner verschwindend geringen Latenz überzeugt. Das Konzept verzichtet auf einen internen Mischer, sodass Monitoring-Jobs zwangsläufig über die DAW erledigt werden müssen. Die Integration ist besonders mit der DAW Presonus Studio One 3 gelungen, weil hier direkt aus der Anwendung heraus die Gains angepasst werden können. Größere und teurere Interfaces wie von RME und Universal Audio haben teilweise mehr spezielle Features an Bord, kosten aber auch deutlich mehr. Der Preis-Leistungs-Mix ist demnach sehr gelungen.

Pro
  • extrem geringe Latenz
  • acht hochwertige Preamps
  • Integration in Studio One 3
  • hochwertiges Plug-in-Paket
Contra
  • nur 60 dB Gain
  • kein interner Mixer/Direct-Monitoring
Presonus_Quantum_01_Aufmacher Bild
Features
  • Thunderbolt 2 Audio-Interface
  • 26 Eingänge, 32 Ausgänge
  • 192 kHz, 24 Bit
  • 8 XLR Combo Eingänge
  • XMAX Class A Mikrofonvorverstärker (EIN
  • Integration in DAW “Studio One 3” (inkl. Gain-Regelung)
  • frontseitig eingebautes Talkback-Mikrofon mit Taster
  • Dim/Mute- und Mono-Taster mit Statusbeleuchtung
  • 8 symmetrische DA-Ausgänge TRS-Klinke 6,3 mm
  • separater symmetrischer Main-Ausgang (L/R 2 TRS-Klinke 6,3 mm) mit großem frontseitigen Lautstärkeregler
  • 2 frontseitige Kopfhörerausgänge (Stereoklinke 6,3 mm) mit 2 separaten Lautstärkereglern
  • 16×16 ADAT I/O (48 kHz) bzw. 8×8 Dual SMUX I/O (96 kHz), S/PDIF I/O (koaxial), Word Clock I/O (BNC), MIDI I/O (5-Pol-DIN)
  • externes Netzteil (12 VDC)
  • Abmessungen (B x T x H): 483 x 140 x 45 mm
  • inkl. Steuer-Software/App “UC-Surface” (zum Download) und DAW-Software “Studio One 3 Artist” (zum Download)
  • Systemvoraussetzungen: Thunderbolt 1 oder 2 Port (Motherboard des Rechners muss Thunderbolt unterstützen), Internet-Verbindung (zum Registrieren und Software-Download), Monitorauflösung: 1366 x 768, 30 GB freier Festplattenplatz, Festplatte mit 7200 UPM oder schneller (dringend empfohlen), OS X 10.11.6 oder neuer, Windows 10 64 Bit, Intel Core i5 oder schneller, 4 GB RAM (8 GB oder mehr empfohlen), Mobil (UC Surface): iOS 9.3 oder neuer, Android 5.0 (Lollipop) oder neuer
Preis
  • EUR 1199,- (Straßenpreis 13.September 2017)
Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • extrem geringe Latenz
  • acht hochwertige Preamps
  • Integration in Studio One 3
  • hochwertiges Plug-in-Paket
Contra
  • nur 60 dB Gain
  • kein interner Mixer/Direct-Monitoring
Artikelbild
Presonus Quantum Test
Für 999,00€ bei
Hot or Not
?
Presonus_Quantum_01_Aufmacher Bild

Wie heiß findest Du dieses Produkt?

Kommentieren
Profilbild von Robert

Robert sagt:

#1 - 19.09.2017 um 20:50 Uhr

0

No Direct Monitor option get's tricky real fast....

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.
Bonedo YouTube
  • iZotope Ozone 12 Bass Control Demo (no talking)
  • LD Systems ICOA Pro Series - All you need to know!
  • Watch THIS if you use analog gear! Everything you need to know about the Freqport FreqInOut FO1