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Pickup Basics – Infos & Tipps rund um’s Thema Tonabnehmer

Pickups einbauen, Tonabnehmer tauschen, aktive oder passive Humbucker, Singlecoil-Brummen eliminieren, E-Gitarren abschirmen oder effektives Tuning für Stratocaster, Les Paul und Co. – das sind nur einige der Themen rund um die Gitarrenelektrik, mit denen man als Pickup-Spezialist täglich zu tun hat. Tonabnehmer, Schalter und Potis bergen zwar auf den ersten Blick keine großen Geheimnisse, aber beim Selbermachen ist schnell eine Phase gedreht oder eine Litze falsch angelötet und der Verstärker bleibt stumm.

Foto: © Keith , fotolia.de
Foto: © Keith , fotolia.de


Damit das möglichst nicht passiert, möchte ich euch zum Thema Pickup-Basics im Folgenden einen Überblick und leicht verständlichen Einstieg in die Materie geben, garniert mit dem einen oder anderen Tipp aus meiner täglichen Praxis. Mein Name ist übrigens Holger Diepold, genannt Acy – ausgesprochen wie das AC von AC/DC. In meinem Geschäft, Acys Guitar Lounge, das ich seit 14 Jahren betreibe, ist ein Arbeitsschwerpunkt alles rund um Pickups und Gitarrenelektrik. Die kleinen Dinger, ohne die es E-Gitarren und -Bässe nicht gäbe, sind mir also nicht fremd und auch ziemlich ans Herz gewachsen.
Aber eine kurze Anmerkung sei noch vorausgeschickt: Eine technische Abhandlung soll das Ganze nicht werden, dazu gibt es bei Bedarf jede Menge im Internet zu finden. Hier soll es eher um einen Überblick und leicht verständlichen Einstieg in die Materie gehen, so wie ich sie bei meiner täglichen Arbeit erlebe.

Gängige Pickup-Typen sind Singlecoil und Humbucker
Gängige Pickup-Typen sind Singlecoil und Humbucker

Aufbau, Bestandteile

Pickup-Typen – wo liegen die Unterschiede?

Vereinfacht gesagt gibt es Singlecoils, also Einspuler, und Humbucker, und diese beiden Grundtypen in allen möglichen Abwandlungen.
Singlecoils
Echte Einspuler arbeiten, wie der Name sagt, nur mit einer Spule und bringen neben einem charakteristischen Sound, um den es später noch gehen soll, als negativen Nebeneffekt auch das bekannte Singlecoil-Brummen mit, das schnell auf den Senkel gehen kann. Die bekanntesten Vertreter dürften die sogenannten Strat-Pickups sein und die der Telecaster. Bei echten Singlecoils sind sechs Stabmagnete, bei denen sich oben Nord und unten Süd befinden (je nach Polung auch umgekehrt), zwischen zwei Platten aus Vulkanfiber eingepresst, wodurch sich der Spulenkörper (Bobbin) ergibt. Zwischen diese Platten wird nun der Wickeldraht mit mehreren Tausend Wicklungen geführt, Wicklungsanfang und -ende werden an Löthülsen angelötet, an die auch die Anschlusslitzen kommen (siehe Grafik). Der Klang eines Singlecoils ist in der Regel höhenreich und brillant und steht für den berühmten “Twang”.

P90
P90 Tonabnehmer zählen ebenfalls zu den Einspulern, aber mit einer etwas anderen Konstruktion. Die Wicklung geht bei einem P90 viel mehr in die Breite als in die Höhe, was man schon an seinen Abmessungen sehen kann. Außerdem werden keine Stabmagnete verwendet, sondern Polschrauben, die unter der Wicklung ähnlich wie bei einem normalen Humbucker durch Barrenmagnete (hier zwei Stück mit der gleichen Polung zu den Schrauben hin) befeuert werden. Das Brummen ist ebenso deutlich zu hören wie bei Strat-Pickups, es sind eben echte Singlecoils. Der Klang von P90 Modellen ist kräftiger, voluminöser und mit mehr Mittenanteilen.

Humbucker
Das Singlecoil-Brummen war Anlass dafür, den Humbucker zu erfinden – eine Tatsache, die sich bis heute in seinem Namen findet (hum = Brummen, to buck sth. = sich etwas widersetzen). Durch eine geschickt ausgedachte Kombination aus zwei Spulen und einem Barrenmagneten wurde es möglich, das Singlecoil-Brummen zu eliminieren. Diese beiden Spulen werden seriell miteinander verbunden, üblich ist das Bestücken von Spulenkörpern (Bobbins, hier aus Kunststoff – siehe Grafik) mit Polschrauben für die außenliegenden Spulen und Polstiften für die innenliegenden. Durch vieradrige Kabel, die das Aktivieren und Kombinieren der Einzelspulen ermöglichen, sind vielfältige Soundoptionen zu erzielen, später mehr dazu. Humbucker klingen dicker und wärmer, nicht so brillant, und bei höheren Wicklungszahlen richtig fett. Im Bereich der Humbucker sind noch die Gretsch Filtertron Modelle zu erwähnen, Pickups mit eher schwachen Wicklungen, aber speziellen, dazu passenden Magneten. Das ergibt zwar einen etwas schwächeren Output, doch der Ton klingt voll und kräftig und mit solidem Fundament.

Ausgehend von diesen Grundtypen erblickten über viele Jahre diverse Pickup-Typen und Varianten das Licht der Welt, mit mehr oder weniger Erfolg.
Gerade die Nutzer von Strat- und Telecaster, die vom Brummen ihrer Singlecoils die Nase voll hatten, hielten die Nachfrage nach brummfreien Tonabnehmern im Singlecoil-Format (Einbaumaße) hoch. Viele unterschiedliche Modelle bevölkern heute den Markt, mit Spulen nebeneinander oder übereinander, aber alle mit dem Ziel eines brummfreien Sounds, der einem echten Singlecoil in nichts nachsteht. Ob das gelungen ist, muß jeder für sich selbst entscheiden, Fakt ist, dass eine ganze Reihe von Herstellern sehr ordentlich klingende brummfreie Modelle anbieten, die einen reibungslosen Austausch der Originale ermöglichen, ohne dass am Holz gearbeitet werden muss.

Fotostrecke: 2 Bilder Komplett bestu00fccktes Schlagbrett einer Strat mit Humbucker im Singlecoil-Format in der Stegposition,u2026

Und es gibt aktive Pickups, für die EMG wohl der bekannteste Anbieter sein dürfte. Hier steckt ein Verstärkerbaustein schon in den Pickups, die sich per Steckkontakten ohne großen Aufwand verbauen lassen. Ob aktiv oder passiv, das Angebt ist riesig und sollte für jeden den richtigen Tonabnehmer bereithalten.
Bei den heutigen Musikrichtungen und Möglichkeiten kann man die verschiedenen Pickup-Typen kaum noch bestimmten Musikrichtungen zuordnen, grob gesagt sind die schwächeren (Output) Modelle häufiger in der Welt von Blues, Jazz, Funk und sanfteren Tönen anzutreffen. Wird die Leistung größer, nimmt meist auch die Härte der Musik zu. Aber mit einem Singlecoil kann man es auch krachen lassen, und mit einem starken Humbucker sind auch sanfte Bluestöne möglich.

Verdrahtung

Ganz einfach hat man es im Bereich der Singlecoils, die meistens mit zwei Einzellitzen ausgestattet sind, eine Litze für Plus und eine für Minus, sodass man in dieser Hinsicht nicht viel falsch machen kann. Aber es gibt auch Hersteller, die einadrige Kabel mit Abschirmung als Anschlusskabel verwenden. Hier wird der Innenleiter als Plus genommen, die Abschirmung, meist ein Kupferdrahtgeflecht, wird an die Masse gelötet. Das Kabel ist insgesamt normalerweise noch einmal von einem äußeren Kabelmantel umgeben.

Fotostrecke: 2 Bilder Die Anschlusslitzen eines Singlecoils, hier mit separater Abschirmung.

Humbucker gibt es mit verschiedenen Anschlusskabeln, einmal in der Ausführung wie eben hier zu den Singlecoils beschrieben, also einem einadrigen Kabel mit Abschirmung, dann dem “Braided Shielded Wire”, einem Metallgeflecht-Kabel, wie es schon in den alten Gibsons verwendet wurde. Auch hier ist der Innenleiter das Plus, das Metallgeflecht kommt an Masse. Bei dieser Version muß man beachten, dass die Metallabschirmung blank ist, eine Berührung mit anderen signalführenden Teilen muss vermieden werden, denn sonst ist Ruhe im Karton, das Signal wäre dann kurzgeschlossen. Der aktuelle Standard sind vieradrige Anschlusskabel mit Abschirmung. Die farbig markierten Litzen gehen an alle vier Wicklungsanschlüsse, sodass man extern auf die unterschiedlichsten Schaltungsvarianten zurückgreifen kann, ohne am Pickup etwas ändern zu müssen.

P90 und andere: Da es keinerlei Normen oder Vorschriften gibt, verwendet mancher Hersteller einfach das Kabel, das er gerade zur Verfügung hat. Ich habe schon Anschlusskabel gesehen, die in einer Hausverkabelung besser aufgehoben wären, und alle Farben des Regenbogens waren bei mir auch schon auf dem Tisch. Am sinnvollsten immer beim Hersteller nachfragen, wenn es Unklarheiten gibt, der sollte einem weiterhelfen können.

P-90-Tonabnehmer besitzen ein größeres Gehäuse als andere Single-Coil-Typen
P-90-Tonabnehmer besitzen ein größeres Gehäuse als andere Single-Coil-Typen

Noch ein paar sehr wichtige Tipps zu den vieradrigen Kabeln bei Humbuckern: Leider, leider gibt es keine Norm, welche Farben hier verwendet werden (verbreitet sind schwarz/weiß, rot/grün), und an welcher Stelle des Tonabnehmers diese farbigen Litzen angelötet sind. Jeder Pickup-Hersteller kocht hier aus verschiedenen Farben und verschiedenen Belegungen am Pickup sein eigenes Süppchen, was zu einem großen Durcheinander führt. Manchmal wechseln Hersteller auch nach Gusto die Farben ihrer Kabel, und schon wieder stimmt nichts mehr. Oft erlebe ich, dass ein Kunde sich irgendeinen Pickup mit vieradrigem Kabel gekauft hat, und dann nach einer im Internet gefundenen Grafik eine Schaltung löten möchte mit dem Ergebnis, dass es nicht funktioniert, weil die Grafik zu einem anderen Pickup-Hersteller passt. Hier ist also Vorsicht geboten und man sollte immer schauen, dass auch tatsächlich die zur Marke passenden Verdrahtungsinfos verwendet werden.

Alle Schaltmöglichkeiten hier aufzuführen, die man mit verschiedenen Pickups und deren Anschlusskabeln hat, ginge zu weit. Aber grundsätzlich bieten die vieradrigen Humbucker-Kabel die meisten Schalt-Optionen. So kann man mit ihrer Hilfe den Humbucker splitten, d.h., es wird (vereinfacht ausgedrückt) eine der beiden Spulen abgeschaltet, sodass nur noch eine aktiv ist, der Humbucker wird dadurch quasi zu einem Singlecoil. Dieses Umschalten geschieht per Minischalter, Push/Pull- oder Push/Push-Potis (Potis mit zusätzlicher Schaltfunktion durch Ziehen oder Drücken des Potiknopfes) oder sogar durch ein Poti. Dann kann man die beiden Spulen auch parallel schalten, was einen anderen Sound ergibt als der normale seriell geschaltete Humbucker, der Sound wird klarer und transparenter, zwar mit etwas weniger Output, aber brummfrei. Es gibt noch einen weiteren Pluspunkt für das vieradrige Kabel, denn mit seiner Hilfe lässt sich die sogenannte Phasenlage des Pickups drehen – ein Vorteil, wenn Pickups verschiedener Hersteller gleichzeitig verwendet werden und diese unterschiedliche Phasenlagen haben. Auch für diese Angelegenheit gibt es nämlich keine Norm und wenn zwei Pickups mit unterschiedlicher Phasenlage gemeinsam betrieben werden, kommt es zu dem “Out of Phase Sound”. Der Klang wird dünn und kraftlos, es fehlen die Bässe und es klingt sehr merkwürdig. Aber es gibt auch Ausnahmen, wo mit genau diesem Out-of-Phase-Sound gearbeitet wird, Stichwort: Peter Green Sound. Dieses Problem löst man, indem man die Phasenlage eines der beiden Pickups dreht, damit alle Tonabnehmer gleichphasig laufen. Und das funktioniert problemlos mit dem vieradrigen Anschlusskabel, nicht aber beim Braided-Kabel mit dem blanken Metallgeflecht.

Wegen ihrer Ausführung in schwarz und weiß werden diese Modelle gerne auch als Zebra-Pickups bezeichnet.
Wegen ihrer Ausführung in schwarz und weiß werden diese Modelle gerne auch als Zebra-Pickups bezeichnet.

Ein paar Worte zu der nachfolgenden Elektrik, durch die unsere Pickups dann geregelt und geschaltet werden: Wer sich gute Pickups leistet, macht keinen Fehler, wenn er den gleichen Maßstab auch an die Elektrik seiner Gitarre anlegt. Gute Elektronikparts sollten hier Pflicht sein, gute Litzen, ordentliche Kondensatoren, damit der Pickup optimal seinen guten Ton entfalten kann. Die meisten Gitarren sind aktuell ordentlich verkabelt und mit funktionierenden Schaltern und Potis ausgestattet, was nicht immer so war. Aber dennoch bietet sich viel Raum – abhängig von der Ausgangslage – für Verbesserungen oder Anpassungen. Ein kleines Beispiel? Wer kennt das nicht, wenn beim Leiserregeln der Ton schnell sehr dumpf wird. Dem kann mit einer geeigneten Bauteil-Kombination aus einem Kondensator und einem Widerstand abgeholfen werden. Diese wird an das Volume-Poti angelötet, kostet nicht viel und hat doch eine sehr große Wirkung, wenn der Ton plötzlich auch leise sehr gut klingt.

Schaltungsoptionen

Oben bin ich schon ein wenig darauf eingegangen, hier noch einmal in der Übersicht:
Split Sound
Bei Humbuckern wird eine der beiden Spulen abgeschaltet (nur, wenn das Anschlusskabel diese Option bietet), sodass der Humbucker nur noch mit einer Spule arbeitet. Dabei kann gewählt werden, welche der beiden Spulen aktiv sein soll, je nachdem, welche Litzen man für das Splitting verwendet.
Parallel Sound
Bei Humbuckern (nur wenn das Anschlusskabel diese Option bietet) werden die beiden Spulen parallel geschaltet, statt seriell wie es der Standardbetrieb vorsieht. Der Sound wird klarer, transparenter, auch mit etwas weniger Output, aber mit dem Vorteil der Brummfreiheit.
Out of Phase
Ist bei einem Humbucker mit den beiden Spulen möglich, wenn das Anschlusskabel die Option bietet, der Klang ist allerdings recht bescheiden.
Coil Tap
Eine sehr interessante Geschichte, die überwiegend bei Singlecoils, also Strat- oder Tele-Style-Modellen oder bei P90 zu finden ist. Hier wird die Wicklung nach einer bestimmten Zahl von Wicklungen an einen Lötanschluss geführt, um von dort aus wieder zur Wicklung zurückzukehren, wo weiter nach Zahl festgelegte Wicklungen aufgebracht werden. So ein Pickup Modell hat dann keine zwei Anschlusslitzen, sondern drei, oder aber auch ein zweiadrig abgeschirmtes Kabel. Einer der Anschlüsse ist die Masse, die anderen beiden Anschlüsse bieten nun die Option, den Pickup mit alternativen Wicklungszahlen, oder passender ausgedrückt, mit verschiedenen Outputstärken zu betreiben. Ich selbst spiele zB. sehr gerne P90-Modelle, die eine Tap-Option bieten, womit ich einerseits einen etwas schwächeren, aber klareren P90 Sound mit mehr Twang und einen kräftigeren P90-Sound zur Verfügung habe. Schalten lässt sich auch das beispielsweise mit einem Push-Poti oder einem Mini-Schalter.
All diese Schaltungsoptionen vervielfältigen sich, wenn mit mehreren Pickups gearbeitet wird und dadurch noch mehr Kombinationen möglich sind. Wer mag, kann sich hier richtig austoben.

Ein Porter-Tron Humbucker mit eigenständigem Gehäusedesign und zwei Reihen mit verstellbaren Polepieces.
Ein Porter-Tron Humbucker mit eigenständigem Gehäusedesign und zwei Reihen mit verstellbaren Polepieces.

Einstellen der Pickups

Gibt es eine Standardeinstellung für Pickups? Eine der häufigsten Fragen, auf die es keine eindeutige Antwort gibt, denn der Abstand zu den Saiten ist eine sehr individuelle Sache und es macht keinen Sinn, hier feste Werte zu empfehlen. Da Pickups in der Regel sehr einfach einzustellen sind, ist es am sinnvollsten, eigene Erfahrungen zu sammeln und dann nach dem eigenen Geschmack einzustellen.
Je näher der Pickup an den Saiten ist, desto direkter, bissiger und mit stärkerem Output wird das Signal weitergegeben. Je weiter er von den Saiten entfernt ist, desto milder und runder wird der Ton.
Humbucker, speziell Steg-Versionen, dürfen ruhig bis sehr nahe an die Saiten geschraubt werden, je nach Belieben. Bei den Hals-Humbuckern sollte der Abstand etwas größer sein, da hier in der Regel deutlich mehr Bässe unterwegs sind. Dort schwingt die Saite wesentlich weiter als nahe am Steg. Deswegen sind Hals-Pickups auch meistens schwächer gewickelt, um diese Unterschiede zwischen Neck- und Bridge-Position zu kompensieren, bzw., um an beiden Positionen optimale Ergebnisse erzielen zu können.
Bei Singlecoils ist speziell der Halspickup sehr genau zu betrachten, da hier die Saitenanziehung durch die Magnete – bei den Humbuckern sind die sichtbaren Polschrauben und Polepieces ja keine Magnete -deutlich größer ist und insbesondere an der Halsposition schnell zu Stratitis (eiernder Ton) oder zu Saitenscheppern führen kann.
Wenn die sensiblen Positionen eingestellt sind, geht es an die anderen Pickups, denn hier kommt es auch noch auf die Kombinationssounds an, also zusammengeschaltete Pickups, z.B. die LP-Zwischenstellung oder die typischen Strat-Zwischenpositionen, denn auch diese klingen unterschiedlich, je nachdem, wie die beteiligten PUs in der Höhe eingestellt sind.
Mein Tipp: Einen Schraubendreher mit Aufdruck oder Markierung verwenden und bei jedem Einstellen die Anzahl Umdrehungen des Schraubendrehers mitzählen und aufschreiben, um z.B.. jederzeit wieder zur alten Ausgangslage zurückkehren zu können. Damit wird dieses Ausprobieren stressfreier, also schrauben, aufschreiben (oder merken), anspielen und hören, und weiter- oder zurückschrauben.

Magnetmaterialien

Im Bereich der Gitarren-Pickups werden vorrangig die folgenden Magnettypen verwendet: Alnico 4, 3, 2, 5, 8 und verschiedene keramische Typen. Diese Magnettypen unterscheiden sich zum einen durch ihre unterschiedliche Leistung/Kraft, aber noch entscheidender sind die Soundunterschiede, wenn man die verschiedenen Typen im gleichen Pickup vergleicht. Die Leistungsreihenfolge ist so wie oben geschrieben, also 4 ist der schwächste, dann folgen 3, 2, 5 und 8, wobei Nummer 8 schon ein ziemliches Kraftpaket ist. Was seine Leistung angeht, ist er im Bereich der Keramikmagnete unterwegs, hat aber den typischen warmen kernigen Alnico-Charakter, was ihn zu einem sehr interessanten Magnettypen macht.

  • Alnico 4 – Sehr schwach, sehr milde, etwas schmale, aber angenehme Abbildung
  • Alnico 3 – Sehr warm klingend, mit einem kleinen, feinen Schuss Biss ganz oben in den Höhen, bauchig, stabil und extrem schmatzig
  • Alnico 2 – insgesamt etwas schlanker als Alnico 3 und nicht ganz so stabil in den Bässen, auch sehr feine milde Höhen und sehr musikalischer Ton, wie auch Alnico 3
  • Alnico 5 – der Klassiker, kernig, straffer als A4, A3, A2 mit mehr Biss in den Höhen und weniger Kompression
  • Alnico 8 – das Kraftpaket, sehr kräftiger Output, strammer als Alnico 5, aber dennoch mit dem typischen Alnico-Ton Keramik – der Magnet, wenn es um viel Output und Transparenz geht, straff, zupackend und mit Biss

Das sind nur tendenzielle Richtungen, denn in Verbindung mit außergewöhnlichen Pickup-Konstruktionen mit entsprechenden Wicklungen kann ein Magnettyp auch zu einem etwas anderen Ergebnis führen als oben beschrieben. Diese Charakterisierungen treffen zu, wenn man die Magnete im gleichen Pickup vergleichend testet.

Klassischer Humbucker mit Kappe im „PAF“(Patent applied for)-Design.
Klassischer Humbucker mit Kappe im „PAF“(Patent applied for)-Design.

Messwerte, Angaben der Hersteller

Ein kontroverses Thema, deswegen beschreibe ich das hier ausdrücklich als meine persönlichen Erfahrungen.
Bei manchen Herstellern kann man umfangreiche Specs finden, Resonanzfrequenz, Bass/Middle/Treble, Output, usw., aber diese Angaben haben mir noch nie geholfen, einen passenden Pickup zu finden, der zu meiner Soundvorstellung passt. Bei den Output-Angaben kann es ein wenig hilfreich sein, wenn ich Pickups vom gleichen Hersteller vergleiche. Wie diese aber im Vergleich zu denen anderer Hersteller aussehen, das erschließt sich daraus kaum. Resonanzfrequenz: In den 90ern habe ich mir einmal einen Pickup gekauft, der auf dem Papier in dieser Hinsicht genau der Richtige war, in Wirklichkeit aber eine herbe Enttäuschung. Ich würde es als kleine Unterstützung speziell dann sehen, wenn man beim gleichen Hersteller unterwegs ist, denn dann können solche Angaben hilfreich sein, mehr traue ich ihnen allerdings nicht zu. Meine Meinung. 🙂
Widerstandswerte: Sollten mit Vorsicht genossen werden, denn sie stehen nicht immer im direkten Zusammenhang mit Output und Leistung und sollten eher als grobe Anhaltspunkte angenommen werden, denn normal steht dieser Wert in direktem Zusammenhang zur Wicklungszahl. Wenn man weiß, welcher Draht verwendet wurde und ob beim Vergleichsmodell der gleiche Draht zum Einsatz kommt, kann man bei einfachen Singlecoils oder PAF-Typen ungefähr danach gehen. Ein 7k Singlecoil sollte schon kräftiger sein als einer mit 5,6 k, wenn beide mit den gleichen Magneten bestückt sind. Also Augen auf, den Widerstand grob einschätzen, dann den verwendeten Magneten, dann kann man eine ungefähre Prognose (ganz grob) abgeben, wie dieser Pickup denn klingen könnte, das Ganze in Verbindung mit der Beschreibung des Herstellers.
Am besten ist es immer noch, persönliche Erfahrungen zu sammeln oder sich mit kompetenten Leuten auszutauschen, die einiges an Erfahrungen sammeln konnten. Oder bei Freunden deren neue Pickups anspielen, die Gitarre ausleihen, usw. …
Bei der Kombination von Pickups gibt es keine Regeln, erlaubt ist, was gefällt. Im Zweifel sollte man auch hier Spezialisten zu Rate ziehen, die auf Eigenheiten, Vorteile oder Nachteile einer Kombination hinweisen können.

Brummen – Einstreuung

Singlecoils brummen, und das gefällt nicht jedem. Alternativen bieten brummfreie Varianten, die aber nicht immer den gewünschten Sound bringen. Dummy-Spulen können auch eine Option sein, aber auch die verändern den Sound, es klingt etwas dumpfer und nicht mehr so knackig.
Einstreuungen sind bei Gitarren immer Begleiterscheinungen, genau wie Rauschen, ein unsauberes Signal, Brizzeln … alles Dinge, die wir nicht unbedingt auch über die Anlage auf unser Publikum loslassen wollen. Mit manchen dieser Störgeräusche müssen wir unter Umständen leben, so wie das Singlecoil-Brummen, wenn wir mit echten Singlecoils spielen, manche aber sind durch professionelle Abschirmmaßnahmen durchaus reduzierbar oder sogar völlig eliminierbar.
Vorab: Das normale Singlecoil-Brummen wird durch Abschirmmaßnahmen nicht verändert, allenfalls etwas reduziert.
Die größte Wirkung einer sehr guten Abschirmung spielt sich im Bereich höherfrequenten Störgeräusche ab, also Zischen, Britzeln, Bratzeln, Sirren, usw., Geräusche, die uns allen ein Begriff sind. Genau diese Störgeräusche lassen sich durch eine professionelle Abschirmung sehr gut reduzieren, sodass wir nach einer solchen Modifizierung dann ein insgesamt wesentlich ruhigeres Instrument in Händen halten, falls dieses vorher über keinerlei Abschirmung verfügte.
Bei manchen Instrumenten ist der Unterschied zwischen “Berühren von Metallteilen” und dem “nicht berühren” sehr deutlich hörbar, und kann auch im persönlichen Spielstil zu Problemen führen, wenn die Hände öfter mal komplett von den Metallteilen weg sind. Hier kann eine gute Abschirmung so gut funktionieren, dass kein Unterschied mehr hörbar ist, also immer die gleiche Ruhe herrscht wie mit Fingern am Metall.
Viele aktuell hergestellte Gitarren sind schon ab Werk sehr gut abgeschirmt, aber oft sind es gerade die teuren Customshop-Instrumente, die unter Wahrung der alten Vorbilder auf eine Abschirmung verzichten. Das kann unter Umständen sehr störend sein, hier hilft dann nur eine entsprechende Nachbehandlung, um für Ruhe zu sorgen. Am besten beim Händler oder Gitarrenbauer des Vertrauens nachfragen, was er hier für euch tun kann.

Am weitesten verbreitet ist die Gibson-PAF-Form, die mit und ohne Kappe verbaut wird.
Am weitesten verbreitet ist die Gibson-PAF-Form, die mit und ohne Kappe verbaut wird.

Pickup – Einbau

Hier ein paar kurze Tipps, auf den Punkt:

  • Zwei linke Hände? – Finger weg, ab zum Fachmann!
  • Eine linke Hand, aber kein ordentliches Werkzeug, speziell was das Löten angeht? – Finger weg, ab zum Fachmann
  • Ordentliches Werkzeug, aber nur wenig Erfahrung? – Vielleicht erst einmal an alten Bauteilen experimentieren, probieren oder an einem billigen Instrument arbeiten
  • Ordentliches Werkzeug, einiges an Erfahrungen? – Der Fachmann darf außen vor bleiben! 😉

Spaß beiseite. Bei einem teueren Instrument, in das hochwertige Austauschpickups kommen sollen, muss sauber gearbeitet werden, damit es am Ende auch so funktioniert wie vorgesehen. An dieser Stelle zu sparen und unter Umständen einen Fehler zu löten der sogar einen Schaden zu verursachen, ist die Sache nicht Wert. Also abwägen, was am meisten Sinn macht, und wenn es denn so sein sollte, dann erledigt eben der Fachmann um die Ecke den Einbau so, dass alles richtig funktioniert.

Abschluss

Das waren einige Anmerkungen zum spannenden Thema Pickups, und ich hoffe, es war verständlich ein paar offene Fragen konnten beantwortet werde und einige nützliche Tipps waren auch dabei. Ich wünsche euch viel Erfolg bei der Suche nach dem richtigen Pickup, viel Spaß bei dessen Einbau und natürlich beim anschließenden Abrocken mit neuem Sound.
Beste Grüsse, Acy!

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mathead sagt:

#1 - 02.05.2018 um 15:55 Uhr

0

Cooler Artikel.
Wollte nur anmerken, dass in der Auflistung von Magneten ein Umbruch vor "Keramik" fehlt, der für Laien ziemlich verwirrend sein könnte. Ich mußte auch 2-3 Mal lesen, um drauf zu kommen ;)

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Kauboi Johnny sagt:

#2 - 13.07.2022 um 14:28 Uhr

0

Hallo Ätschi, Bo ey, Ätschis Gittar Launtsch! Kuhl! Cowderwelshen wie ein richtiger Kauboi. Da merkt man gleich die geballte Competenc.

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