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Orange Crush Pro 120 (CR120H) Test

Mit dem Orange Crush Pro 120, einem Gitarren-Topteil mit Transistor-Technologie, erweitert der britische Hersteller sein Angebot an röhrenfreien Verstärkern um ein weiteres Familienmitglied. 1968 von Clifford Cooper gegründet, fiel die Firma nicht nur wegen des orangefarbenen Vinylbezuges ihrer Verstärker und Boxen auf, sondern machte sich vor allem mit charakterstarken und eigenständigen Sounds einen Namen.

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Außer traditionellen Röhrenamps, Boxen und Pedalen steht mittlerweile auch ein breites Arsenal an Transistorcombos und -Topteilen auf der Produktliste, die in China gebaut und zu einem sehr Geldbeutel-freundlichen Kurs angeboten werden. Aus dieser Serie liegt mir mit dem Crush Pro 120 ein Topteil vor, das sich im für Orange typischen Design präsentiert und von dem der Hersteller behauptet, dass es mit den klassischen Qualitäten aufwartet, wie man sie seinen Röhrengeschwister zuschreibt. Inwieweit das zutrifft, soll der folgende Test zutage fördern.

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Details

Der Crush Pro 120 präsentiert sich in einem rechteckigen Topteilgehäuse mit den Maßen 550 x 225 x 250 mm – wie gewohnt im orangefarbenen Outfit, bei dem lediglich Eckschoner und Tragegriff in Schwarz eine zusätzliche Farbnote beitragen.

Fotostrecke: 4 Bilder Unter der orangefarbenen Haube des Crush Pro 120 verbirgt sich ein 120 Watt starker Transistor-Amp,…

Das Frontpaneel in Weiß und Orange ist nach innen versetzt und zwei chromfarbene Metallbügel schließen die Bedieneinheit nach links- und rechts ab, wobei sie nicht nur als Verzierung, sondern auch als Schutz dienen sollen. Die Front selbst ist mit zehn sehr robusten und wertigen Potis bestückt, wobei die EQ-Potiknöpfe etwas kleiner dimensioniert sind als die übrigen. Drei Kippschalter für On/Off, Kanalumschaltung und Reverbmodus stehen bereit, eine orangefarbene Betriebslampe im Diamantdesign signalisiert den aktuellen Status und der obligatorische Klinkeneingang wartet rechts auf die Gitarre. Generell offenbart das Paneel die Orange-typische Aufmachung mit einer gut lesbaren Beschriftung, Orange-Logo und Emblem und natürlich den klassischen Funktionssymbolen oberhalb der Potis und Schalter.

Fotostrecke: 5 Bilder Die Front mit dem Bedienfeld ist überwiegend in weiß gehalten, die schwarze Beschriftung lässt sich gut ablesen.

Die Rückseite beherbergt eine übersichtliche Zahl an Anschlussmöglichkeiten, darunter Send und Return des Einschleifweges und Anschlüsse für zwei Fußschalter, wobei einer für die Kanalumschaltung und der andere für den Hall zuständig ist. Unmittelbar daneben findet man zwei parallele Boxenanschlüsse für eine Ausgangslast von 8 Ohm Minimum, also entweder 1 x 8 Ohm, 1 x 16 Ohm oder 2 x 16 Ohm, sowie die Kaltgerätebuchse. Auch das rückseitige Anschlussfeld ist leicht nach innen versetzt, wobei das obere Drittel aus einem orangefarbenen Gitter besteht, das den Transistoren und Trafos die gebührende Belüftung verschafft.

Fotostrecke: 4 Bilder Die Rückseite wirkt aufgeräumt und übersichtlich.

Der Boden wird lediglich von vier großzügig dimensionierten Gummifüßen geschützt, was auch Sinn macht, da der Amp mit seinen 14,4 kg für einen Transistorverstärker doch einiges auf die Waage bringt. Generell ist dem CR120H eine tadellose Verarbeitung und ein sehr ansprechendes und funktionales Design zu attestieren.
Zum Lieferumfang gehören lediglich ein Kaltgerätekabel und ein Faltblättchen, die Fußschalter müssen gesondert erworben werden.

Bedienung

Da es sich beim Orange Crush Pro 120 um ein zweikanaliges 120 Watt Transistor-Topteil handelt, darf es nicht überraschen, dass der Amp lediglich über einen Power-On- und keinen Standby-Schalter verfügt. Pate stand der schon längst als Klassiker geltende Rockerverb, vor allem im Dirty Channel, der bei unserem Kandidaten über vier Gainstufen verfügt und die Schaltung des Vorbildes durch OP-Amps imitieren soll.
Die Gesamtlautstärke regelt man am Mastervolume links außen, daneben werden Einstellungen am digitalen Reverb vorgenommen, der sich neben der Effektstärke auch noch im Reverb-Typ umschalten lässt, denn ein Dreifach-Kippschalter lässt die Wahl zwischen Raum-, Feder- und Plattenhall. Rechts neben dem On/Off-Schalter kann man die beiden Kanäle Dirty und Clean anwählen. Ersterem wurde ein Volume-Regler für die Lautstärke und ein Gain-Regler für den Zerrgrad angedacht. Obendrein ist der Dirty-Kanal mit einem Dreiband-EQ versehen, der den Sound in Bass, Middle und Treble regelt. Die Ausstattung des cleanen Kanals ist etwas sparsamer, denn hier erlauben außer Volume-Poti nur Treble und Bass Eingriffe in den Sound.
Das Umschalten der Kanäle ist sowohl frontseitig als auch per optionalem Fußschalter möglich.

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Praxis

Für die Soundbeispiele kamen diverse Gitarren über eine 4 x 12″ Box mit V30 Speakern zum Einsatz, da die meisten Orange-Boxen ebenfalls damit ausgestattet sind.
Zunächst hört ihr eine Stratocaster in den Cleankanal mit 12-Uhr-Stellung des EQs und einem Hauch Reverb. Transistoramps leiden im Cleanbereich oft an einem etwas matten, flachen und undynamischen Sound, und auch wenn der Crush klanglich seine Bauweise nicht hundertprozentig leugnen kann, klingt er doch erstaunlich frisch und präsent in den Höhen.

Audio Samples
0:00
Clean Channel Neutral
VolumeReverbTypKanalVolumeTrebleMiddleBassGain
10:008:00SpringClean12:0012:0012:00

Nun bearbeite ich das Signal und gehe in den EQ, um die Höhen noch etwas stärker zu betonen. Funky-Sounds sind so mühelos machbar:

Audio Samples
0:00
Clean Funky
VolumeReverbTypKanalVolumeTrebleMiddleBassGain
10:008:00HallClean12:0015:0012:00

Als nächstes möchte ich wissen, wie der Crush mit Pedalen umgeht und schalte einen Maxon OD 808 (Tubescreamer) davor. Der Crush harmoniert sehr gut mit meinem Bodentreter und scheint sehr offen für vorgeschaltete Verzerrer zu sein.
Auch im Einschleifweg funktionieren Effekte übrigens einwandfrei und ohne Veränderungen an Pegel oder Grundsound.

Audio Samples
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Clean plus Pedal
VolumeReverbTypKanalVolumeTrebleMiddleBassGain
10:009:00PlateClean12:0012:0012:00

Aus dem Cleankanal eines Solidstate-Amps einen Crunch zu gewinnen, gelingt nicht häufig. Der Crush bietet diese Option und bei vollem Volume-Poti geht er in einen warmen Overdrive über, der trotz Treble-Regler auf 15 Uhr etwas dunkel wirkt. Die verwendete Gitarre ist eine Telecaster in Halsposition:

Audio Samples
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Crunch Cleanchannel
VolumeReverbTypKanalVolumeTrebleMiddleBassGain
10:009:00SpringClean17:0015:0012:00
Der Orange Crush Pro 120 bietet klangliche Vielfalt, klingt nach Orange, aber kann seine Transistorherkunft nicht komplett leugnen.
Der Orange Crush Pro 120 bietet klangliche Vielfalt, klingt nach Orange, aber kann seine Transistorherkunft nicht komplett leugnen.

Nun wird’s dirty und ich benutze eine Les Paul, wobei ich das EQ-Setting auf 12 Uhr belasse. Der Hall reagiert sehr feinfühlig – wobei mir persönlich der Spring-Reverb besonders zusagt – und liefert ordentlich Reserven, sodass die Stellung ab 9 Uhr schon fast etwas zu viel des Guten ist.
Die Zerrcharakteristik hat das typisch “kantige” und mittige, was man von Orange Amps kennt und mag, aber natürlich schimmert auch hier der Solidstate-Sound etwas durch. Das ist vollkommen wertneutral gemeint, dennoch sollte man wissen, dass man beim Crush nicht die Dynamik und Tiefe eines Röhrenamps erwarten darf, der allerdings auch, nimmt man das Orange-Pendant Rockerverb zum Vergleich, das Vierfache kostet!

Audio Samples
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Dirty Channel Neutral
VolumeReverbTypKanalVolumeTrebleMiddleBassGain
11:009:00PlateDirty12:0012:0012:0012:0012:00

Nun nähere ich mich leicht angezerrten Sounds mit einer Telecaster. Bei einer Gain-Einstellung bis ca. 10 Uhr bleibt der Kanal dann weitestgehend clean und ab 10:30 Uhr nähern wir uns einem leichten Crunch. 70er-Jahre-Verzerrungen liefert der Crush sehr authentisch.

Audio Samples
0:00
Dirty Channel Crunch
VolumeReverbTypKanalVolumeTrebleMiddleBassGain
10:008:00SpringDirty14:0014:0014:0012:0010:30

Kommen wir nun zu einem moderaten Rocksound, gespielt mit einer Les Paul. Der EQ arbeitet sehr effektiv und man kann weitreichend in den Klang eingreifen. Auch 80s Rock-Riffs beherrscht der Orange problemlos.

Audio Samples
0:00
Dirty Channel Moderate Rock
VolumeReverbTypKanalVolumeTrebleMiddleBassGain
10:008:00SpringDirty13:0013:0014:0014:0013:30

Nun ein Drop-D Riff mit sehr hohem Gainsetting, das ab 14 Uhr merklich zu rauschen beginnt, aber gemessen am Grad der gebotenen Verzerrung durchaus im Rahmen liegt. Auch hier lässt sich der Sound dank effektiver Potis sehr gut verbiegen. Die tiefen Frequenzen bleiben relativ definiert und neigen kaum zum Matschen:

Audio Samples
0:00
Dirty Channel High Gain
VolumeReverbTypKanalVolumeTrebleMiddleBassGain
10:000Dirty13:0014:008:0014:0015:00

Zum Abschluss hört ihr ein Sololick über eine Ibanez AT100 mit ziemlich hohem Gain. Der Amp reagiert relativ organisch auf meine dynamische Spielweise, lässt aber auch hier, vor allem bei niedrig gesetztem Volume-Poti der Gitarre, die Transistorcharakteristik durchschimmern. Dennoch lässt sich mit der Gitarre problemlos Einfluss auf den Zerrgrad und Klangnuancen nehmen, was der Amp adäquat umsetzt.

Audio Samples
0:00
Sololick
VolumeReverbTypKanalVolumeTrebleMiddleBassGain
10:009:00SpringDirty10:0013:0015:0013:0016:00
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Fazit

Der Orange Crush Pro 120 überzeugt als robuster und tadellos verarbeiteter Amp, der einiges an klanglicher Vielfalt bietet und durch flexible Kanäle und effektive Klangregelung die meisten Wunschsounds zur Verfügung stellt, und das in gehöriger Lautstärke. Natürlich gibt es Unterschiede zum Vorbild Rockerverb nicht nur im Preis, dennoch zeigt der Transistor-Amp Präsenzen und Klangeigenschaften, die stellenweise absolut positiv überraschen. Vor allem entspricht der Crush auch im Sound den Erwartungen, die seine Farbe verspricht: Er klingt nach Orange! Vor allem Freunde von Indie-, Alternative- und Rock dürfen sich angesprochen fühlen, weniger Blueser oder Metaller. Insgesamt ist der Crush ein rundum empfehlenswerter, gut klingender und dynamischer Amp, der in vielen Stilrichtungen zuhause ist. Und sein Preis geht mehr als nur in Ordnung.

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • günstiger Preis
  • tadellose Verarbeitung
  • flexible, gutklingende Sounds
Contra
  • kann Transistorherkunft nicht komplett leugnen
  • kein Fußschalter im Lieferumfang
Artikelbild
Orange Crush Pro 120 (CR120H) Test
Für 449,00€ bei
Der Orange Crush Pro 120 erzeugt flexible und gutklingende Sounds, die vor allem Freunde von Indie- und Alternative-Rock ansprechen dürften.
Der Orange Crush Pro 120 erzeugt flexible und gutklingende Sounds, die vor allem Freunde von Indie- und Alternative-Rock ansprechen dürften.
Technische Spezifikationen
  • Hersteller: Orange
  • Bezeichnung: Crush Pro 120 Head (CR120H)
  • Typ: Gitarrenverstärker, Topteil
  • Bauweise: Transistor
  • Leistung: 120 W
  • Kanäle: 2
  • Effekte: digitaler Reverb
  • Anschlüsse: Input, 2x Footswitch, 2x Speaker Out, FX Loop
  • Regler: Clean Channel: Volume, Bass und Treble, Dirty Channel: Volume, Bass, Middle,Treble und Gain, Master-Volume, Reverb
  • Gewicht: 14,4 kg
  • Maße: 550 x 225 x 250 mm
  • Ladenpreis: 465,00 Euro (September 2017)
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Der Orange Crush Pro 120 erzeugt flexible und gutklingende Sounds, die vor allem Freunde von Indie- und Alternative-Rock ansprechen dürften.

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Profilbild von Ulrich Pueschel

Ulrich Pueschel sagt:

#1 - 14.09.2017 um 18:29 Uhr

0

Es kann ja sein, dass die Orangeboxen mit Vintage 30 ausgestattet sind. Nur klingt der getestete Amp mit Greenbacks erheblich besser. Das ist gar kein Vergleich zu den Vintage 30 "Gekratze". Bei you tube gibt es einen freak der genau den Orange in dieser Kombi bei fast allen Posts spielt. Ob Free oder John Mayer er kriegt es hin und nichts klingt nach Transistor. Ich habe den Amp mit Scumbacks gespielt und stelle fest, dass der Test der Qualität nicht gerecht wird. Und bei Pedalen ist er etwas zickig. Bei mir klang ein Wampler Paisley genial. Gelegentlich verwende ich auch nur die Endstufe für meinen Kemper, auch das klingt wirklich sehr gut.

    Profilbild von Haiko Heinz

    Haiko Heinz sagt:

    #1.1 - 14.09.2017 um 19:21 Uhr

    0

    Hallo Ulrich und danke für Deinen Beitrag. Der Orange hat mit 4,5 Sternen ja auch einen sehr guten Test hingelegt. Das "Transistorige" liegt in der Natur der Sache und wird wohl auch nicht durch andere Speaker vollkommen weggehen. Natürlich kann man in einem Review nicht jedes Cabinet und jeden möglichen Verzerrer probieren, darum muss ich mich an den Herstelleridealen orientieren und ich denke ein Tubescreamer ist auch ein gutes Referenzgerät. Falls wir dasselbe YT Video bzgl.John Mayer meinen, höre ich nur den Amp über das Kameramikrofon aufgenommen, wodurch sich das Ergebnis nur schwer beurteilen lässt, aber wie gesagt - das ist ja eigentlich ein gutes Review gewesen;)!

    Antwort auf #1 von Ulrich Pueschel

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