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Kemper Profiling Amplifier Test

Auf der Winter Namm 2011 sorgte eine bis dato unbekannte deutsche Firma mit einem innovativen neuen Ampkonzept für Aufsehen. Die Firma heißt Kemper, das Produkt Profiling Amp. Doch obwohl die Marke noch relativ neu am Markt ist, verbirgt sich hinter ihr ein alter Hase, der bisher nur noch nicht im Gitarrenbusiness tätig war: Christoph Kemper.

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Keyboarder hingegen werden beim Namen Christoph Kemper sicher hellhörig, schließlich hat seine im Ruhrpott angesiedelte Ideenschmiede die beliebten Access Virus Synthesizer hervorgebracht, die von Keyboardern auf der ganzen Welt wegen ihrer erstklassigen Qualität und ihrer innovativen Sounds geschätzt werden. Jetzt sollen Gitarristen mit dem neu entwickelten Profiling Amplifier von den langjährigen Erfahrungen des Teams profitieren. Nachdem man bereits im Laufe des letzten Jahres die Gerüchteküche mit News-Meldungen und Videoclips am Kochen hielt, hat der Amp jetzt endlich Serienreife erlangt und ist für jedermann erhältlich.

Was ein Profiling Amp genau ist und was man alles damit anstellen kann, das erfahrt ihr im folgenden Testbericht.

DETAILS
Profiling
Profiler, das klingt spannend und sehr verdächtig nach US-Krimi, und spannend ist der brandneue Schuss aus dem Ruhrgebiet definitiv. Nüchtern formuliert kann man das dem Ganzen zugrundeliegende Konzept lapidar als digitalen Amp-Sampler bezeichnen. Allerdings geht der KPA im Vergleich zu den heute erhältlichen Modeling-Amps und Effektgeräten noch eine Ecke weiter. Hier kann der Gitarrist nämlich selbst Hand anlegen und sein Setup klangtechnisch analysieren und im Amp speichern – es also „profilen“ und bei Bedarf mit weiteren internen Bearbeitungsmöglichkeiten verfeinern. Laut Hersteller erlaubt die Profiling-Technologie eine sehr präzise Nachbildung der entsprechenden Signalkette, bestehend aus Effektpedalen, Verstärker, Lautsprecherbox und Abnahmemikrofon.
Schauen wir uns aber zunächst einmal die Bedienoberfläche unseres Testkandidaten an. 

Gehäuse/Optik
Der KPA kommt in einem grünen Metallgehäuse und hat auf den ersten Blick eigentlich nichts, was an einen klassischen Gitarrenamp erinnert. Für die einen sieht er aus wie ein altes Radio in futuristischem Design, für andere wie ein Apparat aus der Intensivstation. Sei’s drum: Auf jeden Fall hat es Style. Die traditionellen Gitarristen werden vielleicht eine gewisse optische Eingewöhnungsphase benötigen, mir persönlich gefällt das Outfit, denn es ist ein klares eigenwilliges Statement. Vor allem sind die Bauteile von guter Qualität, wir bekommen es hier nicht mit dem typischen „Plastik-Fernost-Look“ zu tun. Der Amp (made in Germany) macht einen stabilen und verarbeitungsseitig sehr guten Eindruck.
Auf der Frontseite des KPA befinden sich alle Regelmöglichkeiten, übersichtlich in zwei Hälften aufgeteilt und mit einem 120 x 35 mm großen Display im unteren mittleren Bereich. Der Amp steht rutschfest auf vier großen Gummifüßen und lässt sich mit dem oben angebrachten Tragegurt recht bequem bewegen – bei gerade einmal 5,1 Kilo auch keine große Sache. Mit den Abmessungen 395 x 215 x 165 mm (B x H x T) ist er zudem kleiner als die meisten Amp-Topteile. Die Rückseite ist üppig bestückt mit diversen Anschlussmöglichkeiten, auf die ich gleich noch genauer eingehen werde.

Bedienfeld/Bedienung
Die Frontseite ist vollgepackt mit Reglern, Tastern und einem Display, auf dem die diversen Einstellmöglichkeiten angezeigt werden. Das Ganze wirkt auf den ersten Blick vielleicht etwas unübersichtlich, beschäftigt man sich aber etwas intensiver mit dem Thema, erschließen sich das klare Konzept und der absolut logische Aufbau.
In der oberen Hälfte des Paneels wird die Signalkette dargestellt, die sich in drei Blöcke aufteilt: Stomps, Stack und Effects. Im Abschnitt Stomps hat man die Möglichkeit, vier „Bodentreter“ vor den Amp (Stack) zu schalten, die unter den Bezeichnungen A, B, C, D abgespeichert sind. Durch kurzes Drücken der jeweiligen Taste werden die Effekte aktiviert. Möchte man die Sounds verändern oder einen anderen Effekt anwählen, muss die entsprechende Taste etwas länger gedrückt werden. Im Display erscheinen automatisch die Effekteinstellungen, die dann mit den vier Reglern darunter angepasst werden können. Für die Anwahl eines neuen Effekts ist die rechte Taste über dem Display (Browse) zuständig, das eine Liste bereithält, aus der man sich mithilfe des Browse-Reglers bedienen kann. Das Ganze funktioniert intuitiv und absolut schmerzfrei, im Zeitalter von Smartphones ist das ohne großes Studium der Bedienungsanleitung machbar.
Dieses Bedienkonzept bleibt natürlich für alle anderen Blöcke gleich: Taster auf der oberen Hälfte kurz drücken = ein-/ausschalten. Taster länger drücken = editieren. Im zweiten Block (Stack) dreht sich alles um die unterschiedlichen Einstellungen von Amplifier, EQ und Cabinet. Was dort alles möglich ist, werden wir im Praxisteil noch genauer untersuchen.
Im dritten Block warten die Modulations- und Raumeffekte, die mit X, MOD, DELAY und REVERB vertreten sind. Unter X und MOD kann die Auswahl von Stompboxen auch hinter den Amp geschaltet werden. DELAY und REVERB sind mit diversen Hall- und Echo-Effekten bestückt. Für den schnellen Zugriff auf die wichtigsten Effektparameter von MOD, DELAY und REVERB hat der Hersteller noch sechs separate Regler spendiert, je zwei pro Effekt:

MOD – Rate und Intensity
DELAY – Feedback und Mix
REVERB – Time und Mix

Vor allem durch die On/Off-Taster der Effekte und die separaten Regler lassen sich die Sounds sehr schnell und übersichtlich modifizieren, ohne dass man sich in Menüs auf dem Display verliert. Sehr gut durchdacht!

Rückseite
Während sich die Eingangsbuchse (Input) und der Kopfhöreranschluss (Headphone) praktischerweise auf der Vorderseite befinden, ist der Rest der Anschlussmöglichkeiten des Amps auf der Rückseite untergebracht. Hier gibt es vier Master-Outputs zum Anschluss an ein Mischpult, zwei Klinken- (L, R) und zwei XLR-Buchsen (ebenfalls L, R). Gegen Brummprobleme ist ein Ground Lift-Schalter an Bord und für das Bühnenmonitoring hat der Hersteller dem KPA einen externen Ausgang (Monitor Output) spendiert. Man kann hier wahlweise auch eine Endstufe und Gitarrenbox anschließen und die Speaker-Simulation nur für diesen Ausgang deaktivieren. Der Saalmischer erhält dann das Master-Out-Signal mit Speakersimulation, während der Gitarrist sich auf der Bühne (in Kombination mit einer separaten Endstufe) von seiner 4×12 Box trockenföhnen lassen kann. Auch das ist also sehr praxisnah konzipiert.
Dann wäre da noch ein Effektweg, über dessen Send- und Return-Buchsen sich externe Effekte ins Spiel bringen lassen. Dabei kann der Return Mono und Stereo benutzt werden. Beim Stereobetrieb nimmt man für das zweite Signal aus dem Effektgerät die alternative Input-Buchse hinzu. Diese kann auch als Eingang für das Profiling genutzt werden. Monitor Out, Send und Return haben jeweils eine eigene Ground-Lift-Schaltung, womit auch Brummschleifen durch extern angeschlossene Geräte passé wären.
In der unteren Reihe der Rückseite parken außerdem ein Digital Ein- und Ausgang (S/PDIF), MIDI In, Out und THRU sowie zwei USB-Anschlüsse, um Updates und Sounds in den KPA zuladen. Über zwei Klinkenbuchsen können Fußschalter angeschlossen werden, die dann zugewiesene Funktionen steuern. Weiterhin gibt es einen Netzwerkanschluss, der im Handbuch nicht näher beschrieben wird – ich vermute, dass man hier in naher Zukunft einen Fußschalter anschließen kann.

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PRAXIS
Eine ganz wichtige Sache vorweg: Der KPA nennt sich zwar Amplifier, ist aber eigentlich nur ein Preamp, denn eine Endstufe sucht man hier (noch) vergeblich. Direkt an eine Gitarrenbox geht’s also nur mit einer separaten Endstufe. Grundidee des Konzeptes ist es, den KPA für Aufnahmen oder den OnStage-Einsatz direkt ins Pult zu spielen. Und genau so habe ich es dann auch gemacht. Für die nachfolgenden Hörbeispiele wurde der KPA direkt an das Audio Interface (Apogee Ensemble) angeschlossen.

Preset-Sounds
Der KPA wird mit dem Chickenhead-Rasterpoti eingeschaltet. Insgesamt gibt es hier je nach Anwendungsbereich die fünf Stationen Off, Tuner, Browser, Perform und Profiler. Für die Suche nach dem entsprechenden Amp und Effektsound ist der Browser die richtige Wahl. Möchte man für den Bühneneinsatz verschiedene Sounds in einer gewissen Abfolge programmieren, sollte Performance angewählt werden. Zum Zeitpunkt des Tests (Mitte Februar 2012) waren über 200 vorgefertigte Sounds im internen Speicher, wahlweise nach Name, Autor oder Entstehungsdatum sortiert.
Hören wir uns jetzt erst einmal ein paar Auszüge aus dem Angebot des Herstellers an.
Unter „Sabbath“ gibt es ein ordentliches Zerrbrett, für das ein OD-100 (Custom Audio Electronics) Pate stand. Zum mächtigen Sound dieses Presets hat Kemper noch einen großen Hall hinzugefügt. 

Audio Samples
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Sabbath LP

Hinter „Pure Blues“ verbirgt sich vermutlich ein Matchless Chieftain Amp, der einen angenehmen Crunchsound erzeugt – hier ebenfalls mit einer guten Portion Hall. 

Audio Samples
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Pure Blues LP

Jetzt kommt ein furztrockener Mesa, vermutlich ein Roadking, der locker das Doppelte des KPA kostet. Sattes Zerrbrett aus dem Vintage-Modus des Originals.

Audio Samples
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King Vintage LP

„Walking Moon“ steht für einen Sound mit ordentlich Effekt-Einsatz, der an Herrn Summers erinnert – der Titel verrät es. Hier sind ein Compressor, Boost, Chorus, Delay und Reverb am Start, natürlich in Verbindung mit einem Amp, der clean eingestellt ist. Das Ganze klingt entsprechend und ist auch für leicht angezerrte Akkordbegleitungen gut einsetzbar. 

Audio Samples
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Walking Moon LP

Wer keine Lust auf Effekte hat, der kann mit zwei Knopfdrücken den nackten Amp hören. Das Ganze funktioniert hier wirklich wie bei den Tretminen. Im oberen Bereich zeigen die leuchtenden Taster an, welcher Effekt gerade aktiv ist. Im Display wird dann dargestellt, was sich genau hinter den jeweiligen Effekten verbirgt (A=Compressor, B=Boost, etc.). Jetzt kann man entweder den kompletten Block mit der STOMPS- und EFFECTS-Taste deaktivieren – oder auch die einzelnen Effekte mit den entsprechenden Tastern (A, B, etc.). Das Ganze funktioniert sehr schnell und absolut intuitiv. So klingt der Moonwalker ohne Effekte. 

Audio Samples
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Walking Moon Dry LP

Dynamik/Ansprache
Generell deckt das Angebot ein breites Spektrum der „Useful-Sounds“ ab. Damit man noch schneller den passenden Ton findet, hätte man die Patches vielleicht etwas besser sortieren können (z.B. nach Charakter wie Clean, Crunch, etc.). Schön für den Studio-Einsatz wäre es auch gewesen, wenn Kemper die Pegelunterschiede der einzelnen Sounds etwas sorgfältiger abgeglichen hätte. Klanglich gibt es aber absolut nichts zu meckern! In dieser Hinsicht wurden alle Hausaufgaben bestmöglich erledigt, wie man in den Audios ja auch hören kann.
Auch in Sachen Ansprache und Dynamik gibt es nur Gutes zu vermelden. Natürlich ist das Ganze immer abhängig vom jeweiligen Amptyp, der hier geklont wurde. Sehr gut hat mir übrigens der Verstärkersound aus dem Preset MR Jack Drive gefallen. Er spricht sehr gut an, die Verzerrung lässt sich über den Anschlag feinfühlig steuern und auch die Tonübertragung ist optimal. Ihr hört eine Les Paul zuerst mit dem Halspickup, dann mit dem Steg gespielt.

Audio Samples
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Jack Drive LP

Editieren
Die Basis-Sounds klingen auf jeden Fall bereits sehr überzeugend, allerdings sind das natürlich allesamt „Aufnahmen bestimmter Ampeinstellung“. Interessant ist, wie sich der Klang verändert, wenn der Sound zum Beispiel mit der Klangregelung des KPA weiter editiert wird. Dem werden wir jetzt einmal etwas intensiver nachgehen. Zu diesem Zweck habe ich mir ein Preset mit dem Namen Soul Dano Gain ausgesucht, ein Soldano Amp mit mittlerer Verzerrung, der ebenfalls extrem gut auf dynamisches Spiel reagiert und eine ausgezeichnete Tonübertragung besitzt.
Das nächste Beispiel besteht aus drei Runden. In Runde eins schlage ich leicht mit dem Daumen an, in Runde 2 dann leicht mit dem Pick und in der letzten Runde geht es dann mit dem Plektrum hart zur Sache. Der Unterschied ist klar und deutlich zu hören. Die Reaktion des KPA Profile kommt dem Spielgefühl mit einem Röhrenamp wirklich erstaunlich nahe. 

Audio Samples
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Soul Dano Pick Dyna LP
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Hören wir uns jetzt ein paar Klangvarianten an. Die Klangregelung ist in Zahlen mit Kommastelle angegeben. Die 0 bezeichnet die mittlere Einstellung, also die 12-Uhr-Position. Wenn man zurückdreht, geht es in den Minusbereich, der minimale Wert ist hier -5,0. Das Gleiche gilt für das Hinzufügen des Frequenzbereichs. Hier geht es bis +5,0. Gain wird von 0,0 bis 10,0 dargestellt, negative Werte gibt es keine, logisch.
Es geht los mit der Mid Scoop Version.

Audio Samples
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Mid Scoop LP
GainBassMiddleTreblePresence
5+2,0-5,0+3,3+1,8

Kommen wir zur „Muff-Version“, bei der die Höhen und Presence komplett abgesenkt sind, die Mitten dafür aber weit angehoben werden.

Audio Samples
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Muff LP
GainBassMiddleTreblePresence
5-3,7+3,6-4,8-5,0

Das nächste Beispiel widmet sich dem weichen Mittenbrett, die Mitten sind aufgedreht und Treble und Presence nur leicht zurückgenommen.

Audio Samples
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Mid Boost LP
GainBassMiddleTreblePresence
5-0,8+4,1-0,6-1,9

Die unterschiedlichen Beispiele zeigen recht eindrucksvoll, dass sich mit der Klangregelung einiges anstellen lässt. Dabei klingt das Ganze selbst in extremen Einstellungen zu keinem Zeitpunkt künstlich, sondern immer sehr harmonisch und natürlich.
Beim Profiling-Amp können aber noch eine ganze Reihe weiterer Parameter justiert werden, von denen ich euch jetzt eine Auswahl näher vorstellen möchte.
Drückt man den Taster Amplifier länger, erscheint das Amp-Edit Display. Hier lassen sich sieben Parameter (Definition, Power Sagging, Pick, Compressor, Clarity, Tube Shape, Tube Bias) einstellen. Wir befinden uns nun also quasi im Innenleben des Verstärkers und spielen ein wenig Amp-Tuner. Tatsächlich kann man ihn hier recht authentisch pimpen. Und das wollen wir uns jetzt einmal etwas genauer anhören. Los geht es mit dem Parameter Pick, mit dem sich der Anschlag ein wenig hervorholen oder absenken lässt.
Das hört sich dann so an (drei Einstellungen: 0, -4,0 und + 4,0).

Audio Samples
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Stack Pick LP

Mit Definition wird der Klang deutlicher, das sollte man ausprobieren, wenn bei höherer Verzerrung Akkorde noch klar klingen sollen. Ihr hört drei Einstellungen, zuerst 0, dann 5,0 und zum Schluss 10,0.

Audio Samples
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Stack Definition LP

Bei der verwendeten Box können ebenfalls weitere Einstellungen vorgenommen werden. Hier stehen High Shift, Low Shift, Charakter und Volume als Parameter zur Verfügung, also allerhand Finetuning.

Effekte
Der Kemper Profiling Amp hat eine ganze Reihe unterschiedlicher Effekte an Bord, insgesamt können hier acht Pedale in Reihe geschaltet werden, vier vor den Amp und vier dahinter. Dabei ist der jeweilige Charakter der letzten zwei festgelegt, hier sind Delay und Reverb am Start, die jeweils in mehreren unterschiedlichen Typen vorliegen. Die anderen Sektionen lassen sich frei mit Effekten aus der Stompbox-Kiste belegen. Diese teilen sich in verschiedene Gruppen ein, die farblich wie folgt gekennzeichnet sind:

DistortionRot
WahOrange
ChorusBlau
Phaser & FlangerLila
CompressorTürkis
EQGelb
DelayGrün
Effect LoopWeiß

Die Qualität der Effekte ist ausgezeichnet, davon könnt ihr euch im Folgenden überzeugen. Der Prozessor macht auch bei rechenintensiven Effekten nicht schlapp. Hier ein Beispiel mit Rotary, einem langen Delay und Reverb. Trotz des üppigen Effektanteils wird der Sound nicht schwammig und undynamisch, alles ist genau so, wie es sein soll. Das Ganze macht einen sehr edlen Eindruck und auch die Delay/Hallfahne klingt extrem sauber aus.

Audio Samples
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Mod Delay Rev ST

Ganz speziell klingen die Filter-Sounds. Sie sprechen extrem gut an und erlauben eine lebendige Klanggestaltung. Das macht richtig Spaß. Hier ein Beispiel mit einem Hi Pass Filter und Delay. 

Audio Samples
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Hi Pass Delay

Weiter geht es mit einem Phaser, der vor den Amp geschaltet wurde. Auch bei diesen Einstellmöglichkeiten bleiben keine Wünsche offen. Mit den angebotenen Parametern lassen sich die Effekte komfortabel und zielgerichtet über das Display einstellen.

Audio Samples
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Phaser ST

Profiling
So! Jetzt lassen wir aber endlich die Katze aus dem Sack, Profiling steht auf dem Programm. Der Plan ist, meinen Marshall Plexi mit 4×12 Box über ein SM-57 in den KPA zu beamen. Zuvor aber erst eine kleine Beschreibung, was beim Profiling eigentlich passiert. Um dieses zu bewerkstelligen, muss der KPA zunächst mit dem Marshall (in der Folge Referenzamp genannt) verbunden werden. Die Signalkette sieht dann folgendermaßen aus:

KEMPERKPAProfiling Bild

Die Gitarre wird in den Input des KPA gestöpselt. Dann geht das Signal über den Direct Out/Send an den zu „profilenden“ Referenzamp. Dessen angeschlossene Box wird mit einem Mikrofon abgenommen, das dann wiederum mit der XLR-Buchse (Return) des KPA verbunden wird. Der KPA hängt über die Main-Outs am Mischpult. Wählt man jetzt mit dem Chickenhead-Regler den Menüpunkt Profiling an, erscheint der Profiling-Assistant im Display und es kann zwischen beiden Signalen (KPA und Referenzamp) hin- und hergeschaltet werden.
Damit das Profiling optimal funktioniert, sollte man vorher einen Preset-Sound des KPA anwählen, der in etwa dem Charakter des zu sampelnden entspricht, um so die Pegel genau abzustimmen. Zu diesem Zweck gibt es einen Parameter (Return Level), mit dessen Hilfe sich die Lautstärke des Referenzamps dem KPA-Sound anpassen lässt.
Kommen wir damit zu Seite 2 des Assistenten. Zur besseren Erstellung des Profils kann man dem KPA hier mitteilen, ob der Referenzamp clean oder verzerrt eingestellt ist. Außerdem werden hier die Frequenzbereiche (Bass, Middle, Treble, Presence) nachgeregelt. Weil mir der pure Ampsound genau so gefallen hat, wie er ist, habe ich dies aber nicht in Anspruch genommen.
Natürlich lässt sich auch ein Rig zusammen mit den angeschlossenen Effekten profilen, allerdings sollte man bedenken, dass immer das komplette Paket analysiert wird und das endgültige Profil ein Gesamtklang ist. Deshalb sollten nur Pedale eingebunden werden, die unmittelbar mit dem Gesamtsound des Amps zu tun haben wie Distortion, Overdrive, Tube-Preamps, EQs und Filter. Aber auch hier kommt es auf den Versuch an, denn einige Pedale lassen sich nicht komplett analysieren und können das Gesamtergebnis verfälschen. In diesem Fall sollte man die entsprechende Stompbox entfernen und nach getanem Klonen durch einen der im KPA vorhandenen modellierten Effekte ersetzen. Zu den Pedalen, die ebenfalls zuerst einmal draußen bleiben sollten, gehören Modulationseffekte, Hall, Echo oder auch Kompressoren oder Noisegates, weil sie in der Regel das Ergebnis negativ beeinflussen. Das sollte aber kein Beinbruch sein, weil der KPA – wie bereits gesagt – intern mit jeder Menge hochwertiger Effekte aufwartet.
Aber weiter in unserem Test. Wir drücken den rechten Taster über dem Display (Start Profile) und der Voodoo-Zauber kann beginnen. Was jetzt passiert, möchte ich euch nicht vorenthalten. 

Audio Samples
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Profiling

Im Rahmen des Profiling-Prozesses läuft ein Messvorgang ab, bei dem der KPA-Testsignale an den Referenzamp sendet. Das klingt zwar ein bisschen nach einem Besuch von Außerirdischen, aber die Töne sind nach technischen Kriterien ausgewählt und erkunden das dynamische Spektrum und die Reaktionsweise des nachzubauenden Röhrenamps. Das Ganze dauert nicht einmal eine Minute, dann ist der Spuk vorbei und der Marshall in den KPA gesaugt. Nun können wir uns das Ergebnis anhören. Zu diesem Zweck wird auf der dritten Seite des Profiling-Assistenten zwischen dem Referenzamp und dem Kemper-Profile umgeschaltet. Und genau das hören wir uns jetzt an. Da man bei meinem Plexi-Marshall so schön den Verzerrungsgrad über das Volume-Poti an der Gitarre regeln kann, hab ich das direkt einmal ausprobiert und die erste Hälfte des Audios mit leicht zurückgenommenem Volume gespielt. Mal hören, ob das Profil tatsächlich so detailgetreu liefert, wie es der Hersteller verspricht.

Audio Samples
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Plexi Original LP Plexi Profile LP

Hut ab! Das ist wirklich erstaunlich gut getroffen – auch im Detail. Der Profile-Sound hat noch einen Hauch weniger Bässe und klingt dadurch etwas dünner, aber hier bewegen wir uns wirklich schon im Mikro-Kosmos. Vor allem das Spielgefühl und die Reaktion des gesampelten Marshalls hat der KPA richtig gut eingefangen. Den fehlenden Bassbereich kann man in der Klangregelung etwas nachjustieren – wenn es denn sein muss.
Es folgt ein weiteres Beispiel mit diesem Profil und einer dezenten Bassanhebung. Zuerst mit dem Halspickup, dann mit dem Steg-Tonabnehmer. Achtet mal auf die Ansprache des Anschlags, der Sound fährt schön in den Zerrbereich, wenn härter angeschlagen wird. 

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Marshall Profile LP
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FAZIT
Das ist wirklich ein dickes Ding! Der Kemper Profiling Amplifier hält tatsächlich, was er verspricht. Einen Röhrenamp in nicht einmal einer Minute in den kleinen Blechkasten beamen, der dann auch noch nahezu identisch klingt, und dabei dem Original in Sachen Dynamik und Ansprache verblüffend nahe kommt – das ist schon eine Leistung. Superlativen sind normalerweise nicht mein Ding, aber hier sind sie angebracht. Der Amp kommt schon mit einer stattlichen Auswahl sehr gut klingender Amp-Profile ins Haus – und auch die angebotenen Effekte stehen den Amp-Sounds in puncto Klangqualität in nichts nach. Das Bedienkonzept ist schlüssig und der KPA schnell und ohne großes Studium der Bedienungsanleitung zu bedienen. Trotz der vielen Möglichkeiten (Amp, Box und bis zu acht Effekte) hat man schnellen Zugriff auf die wesentlichen Parameter, ohne unzählige Displayseiten durchblättern zu müssen – Höchstpunktzahl also auch für die Bedienung. Das Profiling ist natürlich der absolute Hammer, hier stehen alle Türen offen. Man kann nach Lust und Laune die eigenen Amps oder die der Kollegen im KPA archivieren. Sein Einsatzbereich ist in erster Linie das Studio, wo man ohne große Lautstärke mit Top-Sound und -Spielgefühl aufnehmen kann. Aber auch dort, wo Gitarristen auf der Bühne eine große Anzahl an Sounds parat haben müssen und direkt ins Pult spielen, ist der KPA ein guter Begleiter. Das Preis-Leistungsverhältnis ist sehr gut, unbedingt antesten.

Unser Fazit:
5 / 5
Pro
  • Bedienkonzept
  • Profiling (schnell und unkompliziert)
  • Verarbeitung
  • Anschlussmöglichkeiten
  • Detailgetreues Profiling
  • Sound, Dynamik der Amp Profiles
Contra
Artikelbild
Kemper Profiling Amplifier Test
Für 1.309,00€ bei
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Facts
  • Hersteller: Kemper
  • Modell: Kemper Profiling Amplifier
  • Typ: Preamp mit Profiling Technologie
  • Bedienfeld-Regler: Noise Gate, Mod Rate, Mod Intensity, Delay Feedback, Delay Mix, Reverb Time, Reverb Mix, Master Volume, Gain, Volume, 4x Variable Regler.
  • Rückseite Anschlüsse: Return, Alternative Input, Send, Monitor Output, Master Output (2x XLR, 2x Klinke), S/PDIF Out, S/PDIF In, MIDI OUT, IN, THRU, 2x Switch Pedal, Network, USB, Power.
  • Abmessungen: 395 x 215 x 165 mm (B x H x T)
  • Gewicht: 5,1 kg
  • Lieferumfang: Netzkabel, Handbuch
  • Preis: 1450,- Euro
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Profilbild von Frank

Frank sagt:

#1 - 29.02.2012 um 14:22 Uhr

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Super Test, einladende Gerätschaft.Meine Fragen:1) Wie funktioniert das Einpegeln des Mikrofons beim Profiling?
2) Kann man damit auch Bassverstärker und Effekte profilen? Sind hier der Fantasie Grenzen gesetzt? Ich stelle mir vor damit einen Gitarrenysynthesiser zu basteln. Wäre so was möglich?
3) Livetauglichkeit? (Robustheit/Bedienung per Fussschalter)Danke für Deine Antworten!

Profilbild von Thomas Dill

Thomas Dill sagt:

#2 - 29.02.2012 um 21:17 Uhr

0

Hallo Frank,hier die Antworten zu Deinen Fragen:1. Das Einpegeln geht zuerst automatisch, Finetuning zwischen Referenzamp und KPA kann man mit dem "Profiling Return Level" Parameter machen. Funktioniert wirklich schnell und schmerzfrei.2. Bass Amps habe ich zwar noch nicht ausprobiert, aber müsste eigentlich funktionieren. Effekte können nicht geprofiled werden. Der KPA ist erstellt ein Profil eines Ampsounds. Wenn man einen Booster oder Overdrive in der Kette hat, dann misst er diesen Komplettsound aus, kann aber nicht die einzelnen Komponenten trennen. Gitarrensynthesizer geht folglich auch nicht. Wäre auch etwas zu viel des Guten….3. Das Ding ist auf jeden Fall Live tauglich, per MIDI-Fussleiste steuerbar, aber ich kann mir vorstellen, dass da früher oder später noch ein eigener Switcher gefertigt wird.Schöne GrüßeThomas

Profilbild von Olly

Olly sagt:

#3 - 01.03.2012 um 23:55 Uhr

0

...der Hammer wäre natürlich,wenn das Gerät auch als reines Presetgerät a la POD mit Soundlademöglichkeiten zum erträglichen Preis rauskäme...

Profilbild von Depp

Depp sagt:

#4 - 02.03.2012 um 03:52 Uhr

0

An Olly: Wer sich dieses Teil nicht zum derzeitigen Straßenpreis leisten kann/will, der braucht es schlicht und ergreifend nicht. So einfach ist das.

Profilbild von Niklas

Niklas sagt:

#5 - 02.03.2012 um 04:08 Uhr

0

Schon ne hammer Geschichte - als ich die allerersten Demovideos gesehen habe (ist ja auch schon ne Weile her) war ich schon baff. Irgendwie dreist, dass das ganze funktioniert =)Könntest du noch ein paar Worte dazu verlieren, was für Profiles da drin sind? Zufällig hab ich zuhause nämlich keinen Haufen geiler Amps rumstehen... ;)

Profilbild von Mibo

Mibo sagt:

#6 - 03.03.2012 um 04:50 Uhr

0

Schau einfach mal auf der Website, werksmäßig sind schon jede Menge Profile drin (100 ?) und die Community hat schon über 300 beigesteuert unter denen auch wirklich gute sind. Ich denke die Qual der Wahl ist jetzt schon schwierig.
Ich bin jedenfalls total zufrieden, genau das was ich gesucht habe.

Profilbild von Telekarsten

Telekarsten sagt:

#7 - 19.07.2015 um 06:24 Uhr

0

kann ich kemper amp direkt an 4x12 box anschliessen

Profilbild von Thomas Dill - bonedo

Thomas Dill - bonedo sagt:

#8 - 19.07.2015 um 08:53 Uhr

0

Hallo Telekarsten,
das geht - aber nur wenn Du einen Kemper Profiler mit Endstufe hast (PowerAmp, oder PowerRack).

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