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JoeMeek JM47a Shockmount Bundle Test

Das JoeMeek JM47a ist mittlerweile samt Mikrofonspinne im praktischen Shockmount-Bundle erhältlich und sticht viele Mitbewerber preislich aus.

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Das ist Grund genug für uns, dem silbernen Gesangskolben mit der giftgrünen Schrift einmal genauer auf die Membran zu fühlen.
Denn schließlich ist beim Musikalienhändler der Wahl heute eine schier unüberschaubare Anzahl von Solid-State-Großmembranern erhältlich. Nicht selten unterbieten dabei die Hersteller gerade bei den begehrten Kondensatormikrofonen einander mit niedrigen und noch niedrigeren Verkaufspreisen. Und das vorliegende Mikrofon macht da zweifellos keine Ausnahme, ist doch sein Straßenpreis geradezu lächerlich gering. Schauen wir doch mal, was das JoeMeek JM47a zu bieten hat, was andere Mikrofone dieser Preisklasse nicht haben…

Details

Auftritt

An anderer Stelle habe ich für euch bereits das JoeMeek JM37DP getestet, das im Review wirklich gut wegkam und in Sachen Klang und Handhabung zu gefallen wusste. Ich werde deshalb meinen Eindruck zum JM47a immer mal wieder dem Auftritt des JM37DP gegenüberstellen. So könnt ihr besser einschätzen, wo beide Mikrofone in etwa stehen. Das ist auch deshalb sinnvoll, weil sie einige Parallelen aufweisen, zugleich aber auch deutliche Unterschiede mitbringen. Nicht nur, dass es sich in beiden Fällen um Kondensator-Mikrofone mit 1“-Großmembran handelt, auch Materialien und Bauweise sind bis zu einem gewissen Grad identisch oder zumindest ähnlich. Denn wie das JM37DP setzt auch das JM47a auf eine ultradünne Mylar-Membran. Inwiefern sich daraus tatsächlich ein ausgewogener Frequenzgang und geringe Nebengeräusche ergeben, wie das bei den großen Vorbildern dieser Bauart der Fall ist, soll unser Praxistest zeigen.

Fotostrecke: 3 Bilder Karton des kompletten Bundles

Doch werfen wir zunächst einen Blick auf Packaging und Lieferumfang. Das JM47a Shockmount Bundle besteht aus zwei Teilen. Zunächst einmal werden Mikrofon und einfache Stativhalterung in einem Transport- und Aufbewahrungskoffer aus Plastik geliefert, eine Bedienungsanleitung mit zahlreichen Hintergrundinfos zu Bauweise und Handling des Mikrofons ergänzt das Ganze. Sicher, der Koffer hinterlässt aufgrund seines sehr einfachen Verschlusses und seines eher wackeligen Haltegriffs vielleicht nicht den hochwertigsten Eindruck unter der Sonne, doch bietet das JM47a mit ihm schon einen gewissen Mehrwert gegenüber so manchem Mitbewerber – zumindest wenn wir die Preisklasse der Einsteiegr-Mikrofone betrachten. In einem separaten Karton wird dann noch die elastische Mikrofonaufhängung JM47 SM mitgeliefert. Und das Mikrofon selbst? Immerhin weckt seine Bezeichnung – sicher nicht ganz ungewollt – Assoziationen mit einem bekannten Mikrofonklassiker der Firma Neumann… Seine Optik greift dagegen Elemente des U47-Nachfolgers Telefunken ELA M 251 auf, einem anderen Klassiker der Mikrofongeschichte. Für einen echten Kampfpreis bekommt der Käufer mit dem JM47a also immerhin auch einen kleinen Hauch klassischer Studio-Optik geboten.
Wie schon beim JM37DP so ist auch der Body des JM47a komplett aus Messing. Ein “Überrollbügel” umläuft den metallenen Grill, unter dessen Drahtgeflechtkorb sicher die Membraneinheit thront. An der Unterseite befinden sich XLR-Anschluss und Gewinde für die Stativhalterungen. Da im JM47a anders als bei seinem Geschwister-Mikrofon keine Doppelmembran verbaut ist, ist es in Sachen Richtcharakteristik weniger flexibel und beschränkt sich auf die klassische Niere. Weitere Unterschiede sind in den Features auszumachen. Entgegen dem JM37DP verfügt das JM47a nur über eine einzige Pad-Stufe, die eine Signaldämpfung um 10 dB mit sich bringt. Auch bietet es ein integriertes Low-Cut-Filter. Es soll helfen, Trittschall und Rumpeln im Signal zu vermeiden. Und nicht zuletzt reicht es in puncto Frequenzbereich von 20 Hz bis 20 kHz – und damit in den Bässen ein wenig tiefer hinab als der kleine Bruder.

Fotostrecke: 4 Bilder Der Metall-Grill ist mit einem umlaufenden „Überrollbügel“ versehen.

Das Kondensatormikrofon bezieht die von ihm benötigte Spannung aus der verbreiteten 48V-Phantomspeisung. Eingangsseitig kommt wie beim JM37DP eine FET-Vorstufe zum Einsatz. So weit, so gleich. Aber ein wesentlicher Unterschied besteht ausgangsseitig. Denn wo gibt es schon ein Budget-Mikrofon, das mit einem Ausgangsübertrager aufwarten kann? Die Transformer-Einheit sorgt technisch gesehen für die abschließende Impedanzanpassung an 200 Ohm. Wichtiger ist aber in der Praxis für die meisten Anwender wohl, dass Ausgangsübertrager für gewöhnlich für eine klangliche Färbung sorgen, die die meisten Hörer als „warm“ und „voll“ beschreiben würden. Ich bin deshalb gespannt, ob das auch für das JM47a gilt. Vor einiger Zeit hatte ich bereits das Vergnügen, den JoeMeek OneQ 2 Channelstrip zu testen. Auch er bietet Ausgangsübertrager und konnte mich mit seinem wirklich fetten Sound fast durchweg überzeugen.
Doch zurück zum JM47a und seinen technischen Daten. Um das Signal mit entsprechender Überanpassung aufnehmen zu können, empfehlen JoeMeek für den nachfolgenden Preamp eine Lastimpedanz von 2 kOhm. Die Empfindlichkeit des Mikrofons gibt der Hersteller mit -36 dBV an, den Signal-Rausch-Abstand mit 74 dB. Der Dynamikumfang des Mikrofons soll 126 dB betragen. Doch das sind nur Zahlen. Wie klingt denn nun das Mikrofon und wie unkompliziert lässt es sich einsetzen?

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Praxis

Optik, Haptik & Handling

Das JoeMeek JM47a ist für ein Budget-Studiowerkzeug wirklich gut gefertigt. Das beginnt bei seiner Bedruckung, die einen wesentlich haltbareren Eindruck hinterlässt als das beim JM37DP der Fall ist. Dieser Eindruck setzt sich weiter über die solide und schwere Ausführung von Messing-Korpus, den Mikrofonkorb bis hin zu den Bedienelementen fort. Mit ihrem satten Einklicken geben sie sowohl ein haptisches als auch ein akustisches Feedback und tragen deshalb zum einfachen Handling des JM47a bei. Wer ganz genau hinschaut, stellt fest, dass das Gewinde für die Stativbefestigung nicht zu 100% perfekt gefräst wurde, doch Schwamm drüber: Im Praxistest ergeben sich dadurch keinerlei Einschränkungen. Wenn ich die Haptik des JM47a einordnen sollte, so würde ich sagen, dass sie für den gebotenen Straßenpreis erstaunlich viel Wertigkeit vermittelt, im Bereich des UVP aber eher auf Standardniveau ist.

Fotostrecke: 4 Bilder Eine verschraubbare Stativhalterung gehört zur Basisausstattung des Mikrofons.

Sound des Mikrofons

Und endlich kommen wir auch zum klanglichen Eindruck. Wer in die Audiobeispiele hineinhört, wird feststellen, dass das JM47a tatsächlich in gewisser Weise den erwarteten warmen Sound bietet, wie er von Mikrofonen mit dem Stempel „Transformer“ erwartet wird. Wie ich finde, liefert das Mikrofon zunächst zwischen 200 Hz und 5 kHz richtig gut Druck und fällt in den Höhen oberhalb von 11 kHz erfreulich weich ab. Dabei steht der bei der Nahbesprechung auftretende Bass-Boost feineren weiblichen Stimmen gut zu Gesicht; für bassigere Männerstimmen empfiehlt sich dagegen der Einsatz des Low-Cut-Filters. Es sorgt unterhalb von 100 Hz für eine Absenkung um etwa 12 dB, so dass das Signal insbesondere im Tiefbassbereich sofort wesentlich aufgeräumter klingt. Nebengeräusche wie Einstreuungen, Schalterknacksen oder ähnliches kann ich im Test nicht ausmachen. Das gilt auch für Rauschanteile – aber nur fast: Sie sind zwar im sonst vielfach kritischen hohen Frequenzbereich nicht störend vorhanden, doch fällt mir ein tieffrequentes Rauschen im Bereich des „Raumtons“ auf. Mit aktiviertem Hochpassfilter ist dieses Problem aber schnell gelöst.

Audio Samples
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Niere, close Niere, close, Low-Cut Niere, close, Pad -10dB Niere, mid Niere, mid, 45° Niere, mid, 90°

Die klangliche Abbildung des JM47a gefällt mir für ein Budget-Mikrofon außerordentlich gut. Zischlaute sind hier präsent, ohne scharf zu klingen. Transienten werden wunderbar neutral, also weder allzu breit noch zu scharf, eingefangen. In den unteren Mitten bietet das JM47a gerade für dünnere Stimmen jede Menge Mojo. Sie klingen mit dem JoeMeek-Mikrofon schön voll und rund. Zugleich ist der Mittenbereich hervorragend für das Abschwächen von stark hervortretenden Stimmformanten geeignet. Das bedeutet, dass hier Sänger mit starker Mittenbetonung profitieren, da ihre Vocals deutlich weicher klingen, wenn sie mit dem JM47a eingefangen werden. Die Höhen des JM47a sind dezent und zeigen in der Praxis das schon angesprochene Roll-Off oberhalb von 11 kHz. Dieser Umstand unterstützt den bei der Nahbesprechung sowieso schon sehr „warmen“ Charakter des Mikrofons noch einmal. Entgegen dem sonst oft zu findenden Höhen-Hype so manches günstigen Mikrofons geht das JoeMeek JM47a hier – zumindestes bei der Nahbesprechung – seinen eigenen Weg und kann deshalb ein weiteres Mal punkten.

Fotostrecke: 2 Bilder Das Meek im Praxistest.

Die gebotene Signaldynamik ist insgesamt zufriedenstellend und vermittelt ein solides Bild, das zum leichten Vintage-Klangcharakter passt. Wohlgemerkt: All das gilt, wenn wir über die Nahbesprechung sprechen. Denn sobald der Abstand zur Schallquelle vergrößert wird, zeigt das JM47a ein anderes Gesicht. Dann offenbart sich zwischen 7 und 12 kHz doch wieder die gefürchtete Höhenanhebung, die so manchen S-Laut zum scharfen Zischeln bringt. Dennoch muss ich dem JM47a zugute halten, dass es zumindest was die Empfindlichkeit angeht einige Bewegung vorm Mikrofon vergibt und dennoch recht konstante Signalpegel liefert. Das gilt auch für die Nierencharakteristik, die ebenfalls einige Bewegung zulässt und in Bezug zur Haupteinsprechachse locker einen stabilen Einsprechbereich von 90° mitbringt. Seine Nierencharakteristik unterstützt deshalb unerfahrene Sänger und Sprecher oder solche, die auch beim Recording nicht auf die ganz große Geste verzichten.

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Fazit

Unter dem Strich hinterlässt das JoeMeek JM47a Shockmount-Bundle bei mir einen wirklich guten Eindruck. Für den regulären UVP ist es zwar eher durchschnittlich aufgestellt, im Hinblick auf den gebotenen Straßenpreis aber aufgrund von Fertigung, Handling und Bauweise ein äußerst ansprechendes Budget-Mikrofon. Denn wie viele andere Preiskiller unter den Großmembran-Mikrofonen kommen schon mit toller Fertigung und einer soliden Spinne und bieten auch noch einen waschechten Ausgangsübertrager? Klanglich zeigt das JM47a einige Facetten. Abgesehen von einem tieffrequenten Rauschen, das per Low Cut schnell entfernt ist, bringt das Mikrofon vor allem bei naher Mikrofonierung einen warmen Grundcharakter mit, der vielleicht nicht an High-End-Mics heranreicht, aber für diese Preisklasse schon so etwas wie ein Highlight ist. Ein gewisses klangliches Vintage-Flair ist dem Mikrofon nicht abzusprechen. Aufgrund seines einfachen Handlings, seiner breiten Nierencharakteristik und gut aufgestellten Empfindlichkeit eignet es sich deshalb für Einsteiger ebenso wie für alte Recording-Hasen, die ihr Mikrofon-Arsenal um ein warm klingendes, günstiges Mikrofon mit einem Hauch von Charakterklang erweitern möchten.

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • Ausgangsübertrager
  • solide Vollmetall-Fertigung
  • warmer Klang
  • Preis-Leistungsverhältnis (Straßenpreis)
Contra
  • tieffrequentes Rauschen
Artikelbild
JoeMeek JM47a Shockmount Bundle Test
Für 109,00€ bei
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Features & Spezifikationen
  • Typ: Kondensator
  • Richtcharakteristik: Niere
  • Frequenzbereich: 20 Hz bis 20 kHz
  • Membran: 1“ Mylar
  • Eingangsstufe: FET
  • Ausgangsstufe: Transformer
  • Pad: -10 dB
  • Empfindlichkeit: -36 dBV
  • Signal-Rausch-Abstand: 74 dB
  • Dynamikumfang: 126 dB
  • Impedanz: 200 Ohm
  • Anschluss: XLR
  • Zubehör: Mikrofonspinne JoeMeek JM47 SM
Preis € 461,– (UVP)
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