Hit’n’Mix RipX DeepCreate geht einen Schritt weiter als sein kleiner Bruder DeepRemix. Die Software bietet nicht nur exzellente Stem Separation, sondern tauscht auch einzelne Instrumente in fertig gerenderten Songs aus und nimmt Audio und MIDI direkt in die Songs auf. Wie das geht und ob es gelingt, haben wir getestet.
Hit’n’Mix RipX DeepCreate
Die Trompete im fertigen Song mal eben durch eine Klarinette zu ersetzen, das Heavy Metal Drum Kit gegen sanfte Jazz Drums zu tauschen oder dann doch noch etwas am Rhythmus oder der Melodie zu ändern, war bisher nur mit großen Aufwand möglich. Die Software Hit’n’Mix RipX DeepCreate möchte das nun ändern – mithilfe von Stem Separation.
Checkliste zum Kauf von Hit’n’Mix RipX DeepCreate
Software zur tiefgreifenden Bearbeitung von Audiomaterial
Tauscht und verändert Instrumente in fertigen Songs
Verschiebt und verlängert einzelne Noten von Instrumenten in Songs
Nimmt Audio in fertige Songs auf
Integriert per MIDI-Controller neu eingespielte Instrumente in den Song
Audio
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01. Outer Event Horizon – Float and Fly 02. “Float and Fly” Trompete statt Piano03. Outer Event Horizon – Float and Fly (2. Ausschnitt)04. “Float and Fly” Querflöte statt E-Gitarre05. TheoJT – Hip Hop Beat06. “Hip Hop Beat” mit Saxophon statt Gitarre07. “Hip Hop Beat” mit mit per MIDI-Controller eingespielter Gitarre
DETAILS
Mit Hit’n’Mix RipX DeepCreate Instrumente in einer Aufnahme tauschen
DeepCreate aus der RipX-Serie von Hit’n’Mix ist die mittlere von drei Ausführungen. Sie gesellt sich zur Einsteigerversion DeepRemix und zur „großen“ Suite DeepAudio. Erstere erstellt ebenfalls Stems und isoliert bzw. entfernt einzelne Instrumente in der fertigen Aufnahme. DeepAudio enthält neben allen Funktionen aus DeepRemix und DeepCreate noch eine Restaurationssuite, wie man sie von Izotope RX oder Steinberg Spectralayers kennt.
Spektrale Bearbeitung in Steinberg Spectralayers 9. Quelle: Steinberg
Da wir auf die Grundfunktionen der Stem Separation und Isolation einzelner Instrumente in der Aufnahme im Test von DeepRemix bereits vollumfänglich eingegangen sind, behandeln wir in diesem Test vor allem die Option, die Instrumente in einer Aufnahme auszutauschen. Wir schauen uns außerdem an, was die Aufnahmefunktion in Sachen Audio und MIDI für den kreativen Prozess in DeepCreate bringt.
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PRAXIS
Photoshop für Audio – wie gut klingt DeepCreate?
Um die Erwartungen von Anfang an etwas zu dämpfen: Instrumente zu tauschen, funktioniert erstaunlich gut, vor allem bei akustischen, auf die der Algorithmus RipX optimiert zu sein scheint. Sobald es aber synthetisch wird, beispielsweise bei sehr düsteren, stark modulierten Pads oder krachenden Dubstep-Bässen, tut sich DeepCreate sowohl bei der Erkennung als auch beim Tausch schwer. Bei der Klangqualität erstaunt es anfangs noch, dass statt der Trompete jetzt eine Geige die gleiche Melodie spielt.
Beim Tausch können auch mehrere Instrumente das Original anteilig überdecken.
Nach längerem Testen und einigen kurzen Remixen mit DeepCreate muss ich aber doch sagen, dass die Fülle an digitalen Artefakten beachtlich ist. Die Technologie ist so neu und eigen, der Wow-Moment so groß, dass man der Software das allerdings kaum als Minuspunkt ankreiden kann. Trotzdem stehen wir hier, analog zur Bildbearbeitung betrachtet, noch auf JPEG-Level.
Bittersweet Blasmusik – Der Workflow in DeepCreate
Hat man einen Song in Hit’n’Mix RipX DeepCreate importiert, muss die Software ihn erst einmal verarbeiten. Das dauert je nach Songlänge zwischen 5 und 10 Minuten. Nach der Analyse spuckt DeepCreate im linken Bereich die erkannten Instrumente aus. In der Mitte liegen auf einem großen Raster bunt und schlangenförmig die jeweiligen Noten. Will ich nun beispielsweise nur die Gitarre oder die Stimme eines Songs hören, stelle ich links die entsprechende Spur solo und schon blendet die Software beim Abspielen in der Mitte nur noch die Noten des gewählten Instruments ein.
Nun klingen die ausgewählten Bassnoten zu 89% nach Trompete.
Dann geht es rechts zum Bereich Sound. Hier gibt es Instrumentenkategorien wie „Virtual Instruments“, „Instrument One-Shots“, „Classic“ und einige Ordner für Drum Sounds. Habe ich die Streicher in einem Song wie „Bittersweet Symphony“ solo gestellt, kann ich sie mit „Trumpet“ aus dem „Classic“-Ordner nun nach Blasorchester klingen lassen. Ein kleiner Fader an „Trumpet“ erlaubt es, das Trompeten-Timbre auch anteilig dazu zu drehen.
Das ist mit dem Instrumententausch möglich
Auch Drum Sounds kann man mit DeepCreate im fertigen Song austauschen. Auf einen Schlag alle Kick Drums oder alle Hi-Hats nach den vorab importierten Samples klingen zu lassen, fühlt sich fast falsch an – und man muss sagen, dass der Austausch zwar fast fehlerfrei funktioniert, aber selten grandios klingt.
So verwandelt sich eine dynamisch gespielte Hi-Hat in ein ratterndes Maschinengewehr. Klar, das kann man dann via Lautstärkeautomation ausgleichen. Aber bei 100 bis 200 Hi-Hat-Schlägen pro Song artet das in Sisyphos-Arbeit aus.
Und schon klingt die Jazz Kick Drum nach einer 909 Techno Kick.
Ich will nicht zu kritisch sein. Schließlich gibt es genug Momente, in denen ich beispielsweise die Gitarre im Intro von „Stairway to Heaven“ in nur zwei Klicks durch eine ziemlich glaubhaft klingende Marimba ersetzte habe und staunend vor DeepCreate sitze.
Aus urheberrechtlichen Gründen darf ich euch dieses Ergebnis leider nicht zeigen. Stattdessen kann ich aber auf die vollumfängliche Demo für 21 Tage von DeepCreate hinweisen. Grundsätzlich gilt: Je eher ein Instrument solo und nicht zusammen mit anderen zu hören ist, desto besser klingen die Ergebnisse.
Sounds aus VSTs zum Tauschen nutzen
Hit’n’Mix RipX Deep Create enthält nicht nur 37 gesampelte Instrumente, gut 50 Drum Sounds und fast 30 Percussion- und Effekt-Sounds zum Tauschen – die Software eröffnet zudem die Möglichkeit, eigene Samples und sogar eigene Software-Instrumente als „Tauschmaterial“ zu importieren.
Zum Test habe ich einen Swing-Groove in DeepCreate geladen, um seine organischen Drums gegen elektronische zu tauschen. Danach habe ich im Soundsbereich einen vorbereiteten Ordner mit 808- und 909-Sounds importiert. Und tatsächlich: Kick, Snare und Tom des Grooves klingen nun elektronisch.
Auch Sounds aus NI Kontakt kann man zum Tauschen in DeepCreate importieren.
Selbst VSTs lassen sich zum Tausch nutzen, wenn auch mit einigen Einschränkungen. So erlaubt DeepCreate nur die Arbeit mit VST3-Instrumenten, AU, VST2 und AAX unterstützt das Programm nicht. Nach der Auswahl scannt die Software Instrumente auf dieselbe Weise wie Songs und Samples. Man hat also keine Möglichkeit im VST etwas im Nachhinein zu verändern.
Das bedeutet im Umkehrschluss, dass man das entsprechende Preset, bevor man den Import startet, im Software-Instrument auswählen muss. Trotzdem kann ich Pads oder Leads auf diese Weise im Deep House Track genauso mit Diva Presets austauschen wie die 808 in einem Trap Beat.
Die Audio-Aufnahme als Sounddesign-Werkzeug und Unterrichtstool.
DeepCreate bringt neben dem Instrumententausch als zweites Feature auch die Möglichkeit mit, Audio aufzunehmen. So kann man zum einen einfach etwas aufnehmen, statt einen Song zu importieren und die Software dann die Aufnahme analysieren lassen. Das lädt zu Sounddesignspielereien ein.
Warum nicht einmal etwas krumm und schief einsingen und sich dann in der Software in ein Saxofon verwandeln? Auch für das schnelle Korrigieren von Aufnahmen eignet sich dieser Workflow.
Die Effekte aus den Original-Vocals fehlen zwar, dafür ist meine Stimme nun im Song zu hören.
Zum anderen hat man auch die Option, in einen Song hinein aufzunehmen. Das kann man entweder kreativ für sich oder als Unterrichtswerkzeug nutzen. Als kreatives Tool löscht man in DeepCreate beispielsweise das Gitarrensolo eines Songs und spielt sein ganz eigenes ein.
Im Gesangsunterricht könnte man den Originalgesang stumm schalten, selbst einsingen und dann durch die Visualisierung der Noten überprüfen, wie nah man am Original ist.
Jedes erkannte Instrument kann man über einen MIDI-Controller neu einspielen.
Für mich hat sich die Arbeit mit einem MIDI-Controller und DeepCreate sogar noch eine Stufe kreativer gestaltet. Die Software erkennt den MIDI-Controller automatisch, sodass man ihn sofort zum Spielen oder zur Steuerung einsetzen kann.
Was man spielt? Die erkannten Instrumente. Mit einem MIDI- oder MPE-Controller könnt ihr also jedes Instrument im Song einfach noch einmal einspielen – so, wie ihr wollt. Hat der MIDI-Controller außerdem Fader und Poti, könnt ihr sie zur Steuerung mit den Effekten und den Transportfunktionen in DeepCreate verbinden.
DeepCreate hat großes Potential
Selten hat mich ein Stück Musiksoftware in den letzten Jahren so zum Staunen und Experimentieren gebracht wie Hit’n’Mix RipX DeepCreate. Hier wird das weitergedacht, was in der Welt der DAWs und Audioeditoren bisher kaum möglich war. Trotzdem gibt es auch hier ein paar Schrauben, an denen der Hersteller noch drehen sollte.
Um zwei Beispiele zu nennen: Noten zu gruppieren hat immer mal wieder nicht funktioniert. Oft war das nur nach einem Programmneustart möglich. Und die Undo-History funktioniert global, nicht pro Song, was die Arbeit mit mehreren Songs für ein Mashup kompliziert macht. Wo habe ich noch mal die Tonart geändert? Wo das Instrument getauscht?
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FAZIT — Hit’n’Mix RipX DeepCreate Test
Mit Hit’n’Mix RipX DeepCreate bekommt man ein äußerst kreatives Werkzeug zur Bearbeitung von Audio. Ein Instrument in der fertigen Aufnahme zu tauschen, einzelne Spuren in derart guter Qualität zu entfernen oder zu isolieren, das macht die Software sowohl für den Musikunterricht als auch für kreative Sounddesigner hoch interessant.
Man sollte sich aber bewusst sein, dass DeepCreate wie auch die beiden anderen Versionen DeepRemix und DeepAudio einen etwas gewöhnungsbedürftigen Workflow und einige Kinderkrankheiten hat, die die Arbeit mit der Software nicht immer flüssig machen.
Wer darüber hinwegsehen kann und darauf baut, dass Hit’n’Mix am Ball bleibt (wovon auszugehen ist), erhält mit DeepCreate eines der kreativsten Werkzeuge, die es momentan in der Musikproduktion gibt.
Features
Standalone Software zur tiefgreifenden Audiobearbeitung fertig gerenderter Songs
Stem-Erzeugung direkt beim Import möglich
Polyphone Tonartanpassung und Transponierung
28 Effekte in den drei Kategorien Pitch, Time und Level
Remixing Tool zur einfachen Kombination von Elementen verschiedener Songs
Austausch von einzelnen Instrumenten in fertigen Aufnahmen,
37 gesampelte Instrumente
Ca. 50 Drum Sounds
Ca. 30 Percussion- und Effektsounds
Import von eigenen Samples und VST3 Instrumenten möglich
Audioaufnahme: zur Verarbeitung in DeepCreate oder als Ersatz eines Instruments in fertigem Song
PREISE
Hit’n’Mix RipX DeepCreate: 170,00 Euro (Straßenpreis 11.06.2023)
Hit’n’Mix RipX DeepCreate
Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
Neue kreative Möglichkeiten durch Tausch von Instrumenten in fertigen Aufnahmen
Direkte Aufnahme als Unterrichtswerkzeug sehr nützlich
Stem Separation bei Vocals und Drums in sehr guter Qualität
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