Focusrite iTrack Dock Test

Das Apple iPad ist aus vielen Musikproduktionen und Darbietungen nicht mehr wegzudenken, nur an dedizierten Audiointerfaces mangelte es bisher. Sicherlich, es gibt bereits professionelle Audiointerfaces, die auch am iPad funktionieren, so wie beispielsweise das Apogeee Duet 2 for iPad, das RME UCX und das RME UFX, wobei im Falle des Duets sogar ein extra USB-Port für MIDI-Equipment wie bei unserem heutigen Testkandidaten vorhanden ist. Trotzdem, so günstig wie das Focusrite iTrack Solo sind diese drei aber alle nicht, und so positioniert sich das iTrack Dock preislich genau zwischen diesen Lösungen.

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Außer Rand und Band: Die kostenlose Hausmarke-App von Focusrite.


Es sollte an dieser Stelle aber nicht verschwiegen werden, dass es auch eine paar einfachere Mikrofon-Lösungen gibt, die ebenfalls über eingebaute A/D-Wandler verfügen und somit digital mit den iOS Geräten kommunizieren können. Hierzu zählen ganz klar das Rode iXY, das Zoom iq5 und das Apogeee MiC – doch um die geht es heute nicht. Vorhang auf für das Focusrite iTrack Dock!

Details

Das Focusrite iTrack Dock ist ein 24 Bit/96 kHz, 2 In/2 Out Audiointerface speziell für alle Apple iPads mit Lightning-Anschluss. Zum Erscheinen dieses Testberichtes sind das ganz konkret das Apple iPad Mini, iPad Mini mit Retina-Display, iPad Air und iPad (4. Generation). Obwohl nicht offiziell unterstützt, funktionierte das iTrack Dock sogar mit meinem iPhone 5S.
Das 280 x 64 x 168 mm (B x H x T) große und 0,7 kg schwere Audiointerface ist dabei gleichzeitig Dock bzw. abgeschrägte Halterung für das iPad und bietet somit zusätzlichen Komfort in der Bedienung des iPads.

Dank eines in der y-Achse verschiebbaren Lightning-Steckers sowie einer zusätzlichen Gummimatte zum Unterlegen wird das entsprechende iPad in das Gerät eingesetzt und von diesem auch gehalten. Das iPad Mini schließt dabei mit dem iTrack Dock bündig ab, alle anderen iPads stehen etwas „stylish“ über. Zugegebenermaßen löst die alleinige Verbindung mit dem Lightning-Stecker ein wenig Skepsis bei mir aus, da leider keine weiteren Haltemechanismen vorgesehen sind, wenn man von der unteren Kante in Verbindung mit der Schwerkraft einmal absieht. Das iPad liegt demnach also eher im Dock, als dass es „richtig“ gehalten wird. Sollte man das Gerät allerdings ruhig und sicher vor sich hinstellen wollen, sehe ich keine weiteren Probleme.
Das iTrack Dock verfügt weiterhin über zwei symmetrische Eingänge mit Preamp, an die entweder Mikrofone mittels XLR-Stecker oder aber Line-Quellen via TRS angeschlossen werden können. Input 1 verfügt außerdem noch über einen Instrumenten-Eingang mit „großer Klinke“. Eine 48-Volt Phantomspeisung kann für beide Eingänge gleichzeitig mittels eines rückseitigen Druckschalters aktiviert werden. Auf der Rückseite finden sich auch alle anderen Anschlüsse, vom Kopfhöreranschluss an der rechten Seite einmal abgesehen. Für DJs ist der iTrack Dock übrigens weniger geeignet, da sich der Kopfhörerausgang nicht individuell adressieren lässt. Ausgangsseitig geht es außerdem symmetrisch mit den zwei TRS-Buchsen (große Stereo-Klinke) zur Sache, wobei hier vorzugsweise aktive Nahfeldmonitore angeschlossen werden, die von dem großen Volume-Poti in ihrer Lautstärke geregelt werden können. Das iTrack Dock ist somit also auch eine Art einfacher Monitorcontroller.

Fotostrecke: 2 Bilder Das iTrack Dock hat rückseitig eine Menge Anschlüsse zu bieten …

Schräg oberhalb dieses Volume-Reglers befindet sich ein weiteres, ebenfalls silber-lackiertes Kunstoffpoti, das allerdings deutlich kleiner im Durchmesser ist. Es regelt die Ausgangslautstärke des bereits angesprochenen, an der Seite befindlichen 6,35 mm Kopfhöreranschlusses. Neben dem Regler für den Kopfhöreranschluss gibt es zusätzlich noch einen Taster für das Direct-Monitoring, der im Falle seiner Aktivierung rot leuchtet. Das hat zur Folge, dass beide Eingänge an die zwei gleichgespeisten Ausgänge Main und HP direkt durchgeschleift und dabei mono-summiert werden, um die Eingänge so latenzfrei monitoren zu können. Die softwareseitige Monitorfunktion der dazugehörigen Tape-App kann das neben der Stereo-Ausgabe übrigens auch, allerdings nicht ganz so latenzfrei, weil das Signal ja erst durch das iPad muss.
Oberhalb links befinden sich außerdem die beiden Gain-Regler für die zwei verbauten Preamps, die eine Verstärkungsleistung von ca. 40 dB und einen beleuchteten LED-Ring bieten. Dieser visualisiert die Signalaktivität (-24 dBFS) zuverlässig in grün, leuchtet später warnend orange und dann rot, sobald der Preamp überfahren wird. Im Anschluss finden sich zwei weitere LEDs, wobei sich die rechte rote Anzeige der Phantomspannung (48 V) widmet, die linke grüne hingegen dem Einschaltzustand.
Last but not least finden wir an der Rückseite auch noch eine weitere USB-Buchse für den Anschluss von zusätzlichen und optionalen Class-Compliant tauglichen MIDI-Controllern bzw. Keyboards sowie eine Kensignton-Buchse. Diese dient zum Anschluss eines Kensignton-Schlosses und das wiederum zur Sicherung des Gerätes gegen Langfinger. Weiterhin findet sich rückseitig der Stromanschluss für das mitgelieferte 12 Volt Netzteil und dessen Hauptschalter ein. Die dazugehörige App zur Aufnahme mit der Bezeichnung „Tape by Focusrite“ ist kostenlos und im App-Store als Download erhältlich.

Fotostrecke: 2 Bilder Der Volume- und Kopfhörer-Regler, sowie die Preamp-Gains und der Direct-Monitor Taster. Ebenfalls im Bild, der verschiebbare Lightning-Stecker und die Positionsmarker auf der roten Anti-Rutschmatte.

Praxis

Zur Benutzung des iTrack Docks ist zwingend eine Stromversorgung notwendig, da der Betrieb über den eingebauten Akkus des iPads nicht möglich ist. Das schränkt die mobile Nutzung zwar etwas ein, ist aber auch kein Beinbruch, zumal so das iPad immer geladen wird und auch Class Compliant MIDI Equipment mit über USB versorgt wird. Apropos MIDI, schade das der iTrack Dock selbst keine DIN-MIDI-Buchsen zu bieten hat.
Die eigentliche Benutzung des Focusrite iPad Halters ist allerdings wirklich einfach und auch völlig selbsterklärend, den knappen, gedruckt beiliegenden englischen Getting-Started Guide habe ich also nicht gebraucht.
Auf die mitgelieferte bzw. kostenlose App „Tape by Focusrite“ werde ich noch genauer eingehen, prinzipiell funktioniert das iTrack Dock aber natürlich auch mit jeder anderen App und das sogar mit bis zu 24 Bit/96 kHz Qualität, sofern es die App hergibt. Leider gehört „Tape by Focusrite“ momentan noch NICHT dazu. Doch dazu wie gesagt später mehr, die hier vorzufindenden Files sind allerdings allesamt mit Tape aufgenommen. Und die hören wir uns jetzt erst einmal an.

Audio Samples
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Brauner VM1 – Mono Git. AKG C414 – Mono Git. VM1/C414 – Stereo Git. VM1/C414 – Stereo Shaker

Das klingt doch gar nicht mal schlecht. Die Mitten sind gut aufgelöst, wenn auch nicht besonders detailliert. Auch die Höhen sind schön crisp, die Bässe stramm. So habe ich übrigens auch den Qualitätsunterschied zwischen dem Kopfhörerausgang meines iPad Minis und dem des iTrack-Docks wahrgenommen, wobei dieser positiverweise doch noch mal etwas lauter ausspielt. Doch zurück zu den Audiobeispielen und den Preamps. Diese bleiben weitestgehend rauschfrei, wenn man sie nicht bis zum Anschlag aufreißt. Für die meisten Anwendungen ist das Leistungsvermögen somit vollkommen ausreichend, zumal wenn man den Preis bedenkt. Um das Husten von Flöhen mit einem Bändchenmikro aufzunehmen, fehlt es dem Preamp allerdings dann doch an Puste. Trotzdem bleibt die Phantomspannung stabil und liegt bei gemessenen 45 Volt.
Ebenfalls positiv hervorzuheben ist die Tatsache, dass ein Aufnahmesystem, bestehend aus iPad und iTrack Dock, faktisch nebengeräuschfrei ist und somit einen entscheidenden Vorteil gegenüber herkömmlichen Lüfter-gekühlten Laptops o.ä. bietet. Gerade akustische Künstler, die sich gern selbst aufnehmen wollen, dürfte das freuen. Anderseits dürfte dieser Umstand bei Demoaufnahmen, für die das iTrack-Dock nun mal am prädestinierten ist, relativ egal sein.
Kommen wir nun zu der mitgelieferten „Tape by Focusrite“ App, die an sich ziemlich witzig gemacht ist und auch erfreulich einfach gehalten ist. So kann man beispielsweise, indem man „an den Bändern kurbelt“ vor- und zurückspulen. Aber auch ein Metronom/Click ist vorhanden und lässt sich BPM genau einstellen. Weiterhin kann man eine Software-interne Monitoring-Funktion aktivieren und mit dieser zwischen Mono-  und Stereo-Ausgabe wählen, allerdings wird der zweite Kanal bei mono dubioserweise unterschlagen.

Fotostrecke: 9 Bilder Die Tape by Focusrite App ist zwar optisch durchaus liebevoll gestaltet, im Detail allerdings ein wenig unausgereift.

Somit ist der physische DIRECT MONITOR Taster am Gerät natürlich bevorzugt zu verwenden, weil er im Gegensatz zu der Funktion der Software auch noch absolut latenzfrei arbeitet, wobei anzumerken ist, dass auch die Kombination iTrack Dock/iPad ziemlich latenzfrei ist (Low-Latency = on). Nach der Aufnahme kann man die erstellten Dateien weiterhin mit ein paar Effekten Mastering-mäßig aufhübschen, allerdings halte ich von solchen „Preset-Überstülpungen“ herzlich wenig, genau wie von der Einbindung von Plug-in Effekten vor der Aufnahme, was auch möglich ist (Vocal Channel, Vocal Channel + Reverb). Im Falle des Falles sind diese Effekte aber sicherlich besser als keine, wobei allerdings aufzupassen ist, dass die App bei der Anwendung dieser Optimierungen nicht abschmiert, was hin und wieder gerne mal passiert – immerhin sind mir dabei aber keine Files abhanden gekommen. 
Möchte man die Files exportieren, stehen übrigens folgende Optionen parat:

  • E-Mail
  • SoundCloud
  • AudioCopy
  • Mac/PC Share (iTunes)

Soweit, so gut. Allerdings wandelt Tape die erstellten Dateien IMMER um, bevor es sie verschickt und reduziert dabei nicht nur augenscheinlich die Qualität. Das ist nicht gut! Weiterhin konnte ich auch nicht feststellen oder gar einstellen, in welcher Qualität iTrack bzw. Tape nun überhaupt aufnimmt. Die Exportdateien waren jedenfalls immer im *.m4a Format, was an sich noch kein Beinbruch ist, da man diese auch einfach in *.wav umbenennen kann, allerdings wurden sie – egal welche Transfermethode ich auch wählte – in einer maximalen Qualität von 16 Bit/44,1 kHz übertragen.
Mit anderen Apps, wie Rode Rec klappt dank FTP-Upload nicht nur die Übertragung unkomplizierter und damit besser, sondern auch die Aufnahme in der für das iTrack Dock höchsten Qualität von 24 Bit/96 kHz. Weiterhin hat die Tape App aber auch noch das Problem, dass sie das iTrack Dock hin und wieder nicht erkennt. Bei der Tape App darf Focusrite also gern noch mal kräftig nacharbeiten.

Außer Rand und Band: Die kostenlose Hausmarke-App von Focusrite.
Außer Rand und Band: Die kostenlose Hausmarke-App von Focusrite.

Fazit

Mit dem iTrack Dock präsentiert Focusrite ein zeitgemäßes Audiointerface für alle Apple iOS Geräte mit Lightning-Anschluss. Neben zwei Ein- und Ausgängen bietet es nicht nur ein paar gute Vorverstärker, sondern auch einen kräftigen Kopfhörerverstärker. Darüber hinaus ist das Interface gleichzeitig Halterung bzw. Dock, um das iPad in eine angenehme Arbeitsposition zu versetzen, wobei die alleinige Fixierung des iPads allerdings auf dem Lightning-Connector beruht, was sich im Dauerstress-Test noch bewähren muss. Einzig die mitgelieferte kostenlose App „Tape by Focusrite“ trübt das gute Gesamtbild, da sie keinerlei Exporteinstellungen bietet sowie zwangsweise und nur in 16 Bit/44,1 kHz Qualität exportiert. Zum Glück gibt es andere bessere Apps, von daher reicht es auch ohne Software für ein „Gut“ und damit vier Sterne.

Pro:
  • Audiointerface und Dock für iPad
  • Direct-Monitor Funktion
  • Großer Lautstärkeregler
  • Focusrite Preamps
  • MIDI-USB
Contra:
  • Belastung an der Lightning-Buchse
  • kein DIN-MIDI I/O
  • Tape by Focusrite App exportiert in max. 16 Bit/44,1 kHz Qualität
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Außer Rand und Band: Die kostenlose Hausmarke-App von Focusrite.
Features:

  • Recording-/Dock-Interface für iPad
  • 24 Bit/96 kHz AD/DA-Wandler
  • 105 dB Dynamikumfang
  • latenzfreies Direkt-Monitoring
  • 2x XLR Mic-Eingang
  • Hi-Z Instrument Eingang, 6,3 mm Klinke
  • 2x Line-Eingang, 6,3 mm Klinke
  • 2x Monitorausgang, symmetrisch, 6,3 mm Klinke
  • USB-MIDI-Anschluss
  • zuschaltbare 48 V Phantomspeisung
  • Kopfhörerausgang, stereo
  • inkl. Focusrite Recording Tape-App für iPad
  • Abmessungen (B x H x T): 280 x 64 x 168 mm
  • Gewicht: 0,7 kg

PREIS:

  • EUR 229,- (UVP)
Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • Audiointerface und Dock für iPad
  • Direct-Monitor Funktion
  • Großer Lautstärkeregler
  • Focusrite Preamps
  • MIDI-USB
Contra
  • Belastung an der Lightning-Buchse
  • kein DIN-MIDI I/O
  • Tape by Focusrite App exportiert in max. 16 Bit/44,1 kHz Qualität
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Focusrite iTrack Dock Test
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Außer Rand und Band: Die kostenlose Hausmarke-App von Focusrite.

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Profilbild von ezywave

ezywave sagt:

#1 - 14.08.2014 um 11:31 Uhr

0

Hallo, das Gerät verfügt ja über eine USB- Buchse zum Anschluss von Class-Compliant Midi Controllern. Funktioniert an dieser Buchse auch Class Compliant AUDIO Interface? Da das itrack dock ja bereits ein sehr hochwertiges Audiointerface beinhaltet mag man sich fragen, warum das sinnvoll sein sollte. Mehrwert ergibt sich in dem Moment, wo man ein Class Compliant Mehrkanal-Interfaces anschliesst, zum Beispiel das Terratec Aureon USB 5.1. Damit könnte ma in Verbindung mit der App DJAY in Stereo vorhören. In der Konstellation mit dem iTrack dock ohne extra gefummel mit einem powered USB Hub und das iPad wird parallel auch geladen. Hat das mal jemand ausprobiert?

Profilbild von Felix Klostermann

Felix Klostermann sagt:

#2 - 14.08.2014 um 15:00 Uhr

0

Hallo ezywave, ich habe es gerade mit dem Apex Microphone-X ausprobiert - das funktioniert nicht. Ich hoffe das hilft dir weiter. LG, felix

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