Die Drumtune PRO und Drum Tuner EZ Apps wurden von der Firma EXALTD Co. entwickelt, um Schlagzeugern das Stimmen des Drumsets zu erleichtern. Das wird vor allem diejenigen Drummer freuen, die regelmäßig nach stundenlangem Geschraube an ihren Trommeln entnervt aufgeben haben und neidisch auf die Gitarristen schielen, die mittels Stimmgerät nach ein paar Minuten ihre sechs Saiten in Einklang gebracht haben.
Und genau da liegt der Unterschied zwischen Gitarre und Drums. Während es bei der Gitarre nur eine einzige richtige Stimmung gibt – von speziellen Tunings mal abgesehen –, kann eine ordentlich verarbeitete Trommel in unterschiedlichen Tunings einen guten Sound produzieren. Wie man aber nun hinkommt zum Wunschsound, das wissen viele nicht, und es ist auch bei mit zwei Fellen bespannten Trommeln – und die spielen ja die meisten von uns – gar nicht so einfach. In diesem bonedo-Test ergründe ich, inwiefern uns die Drumtune PRO und die Drum Tuner EZ App dabei helfen können.
Details & Praxis
Der Entwickler EXALTD Co. bietet die Drumtune PRO und Drum Tuner EZ Apps für Android- und iOS-Geräte an. Im Test laufen die Apps auf einem iPhone SE 2020. Die grundsätzliche Funktionsweise beider Apps ist identisch, allerdings bietet die PRO-Version zum Preis von 8,99 Euro gegenüber dem EZ-Modell für 3,49 Euro diverse zusätzliche Features.
Drum Tuner EZ
Die Drum Tuner EZ App kommt auf dem Startbildschirm („Basic View“) mit der unmissverständlichen Forderung „HIT!“ um die Ecke. Ein Schlag in die Mitte des Fells zeigt daraufhin die Frequenz in Hertz sowie die Tonhöhe an (Beispiel: 100 Hz / G2 +34 Cents). Hierbei handelt es sich um den Grundton der Trommel.
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Die App ermittelt die genauen Tonhöhen an den Stimmschrauben
Zur Feinstimmung wechselt man nun zum „Lug View“. Hier muss zunächst die Anzahl der Stimmschrauben (4 bis 10) angegeben werden, anschließend ermittelt man die Tonhöhe an den einzelnen Schrauben mit dem Ziel, dass die Werte an allen Schrauben identisch sind. Dazu wird das Fell zunächst in der Nähe irgendeiner Stimmschraube angeschlagen – idealerweise eine, die einen sauberen Ton produziert – , anschließend wird dieser Wert durch Drücken von „Set“ als Referenz festgelegt. Danach werden nacheinander die Werte an den übrigen Schrauben ermittelt. Ein Häkchen bedeutet Übereinstimmung, im Falle einer signifikanten Abweichung zum Referenzwert wird diese in Cents angegeben. Nun stimmt man die „Abweichler“ entsprechend nach, sodass am Ende an allen Schrauben das Häkchen zu sehen ist. Der Frequenzwert an den Stimmschrauben ist übrigens naturgemäß höher als in der Mitte des Fells, da am Rand die Obertöne dominieren. Zum Stimmen des üblicherweise relativ hoch gestimmten Snare-Resonanzfells muss ein Umschalter im oberen Bereich des Startscreens betätigt werden. Hierdurch wird der Bereich der Tonhöhenerkennung nach oben hin erweitert.
In den App-Einstellungen gibt es vier Optionen: „Accent Color“ ermöglicht eine Änderung der farblichen Darstellung, „Sensitivity“ regelt die Mikrofonempfindlichkeit, „Tone“ ermöglicht die Anzeige entweder ausschließlich in Hertz oder zusätzlich mit Tonhöhenbezeichnung, und „Tips“ aktiviert die Hilfe beim Stimmvorgang, indem angezeigt wird, welche Schrauben in welche Richtung nachreguliert werden müssen. Die EZ App funktioniert in der Praxis gut – bis auf eine Ausnahme, auf die ich im folgenden Abschnitt eingehe und die auch im Video zu sehen ist…
Drumtune PRO
Bei der Drumtune PRO App entspricht der grundsätzliche Vorgang beim Stimmen weitgehend der EZ-Version: Im „Basic Tuner“-Menü kann die Frequenz an einer Schraube als Referenzwert festgelegt werden (Lock Target), woraufhin man nun nacheinander die Frequenzen an den übrigen Stimmschrauben misst, um eventuelle Abweichungen zu ermitteln und sofort zu korrigieren, bis das Fell „in tune“ ist. Abweichungen von bis zu 1,5 Cent liegen übrigens innerhalb der Toleranz und werden in der App grün angezeigt, was „OK“ bedeutet. Es sind meist mehrere Durchgänge nötig, da das Nachstimmen einer Schraube auch Einfluss auf die gegenüberliegende oder benachbarte Schraube haben kann. Bei der zweiten Methode kann man sich im „Lug Tuner“-Modus die Abweichungen an allen Stimmschrauben in einer Gesamtansicht anzeigen lassen, um sofort die „Problemkandidaten“ ausfindig machen zu können.
Im folgenden Video habe ich mich für die zuerst genannte Methode entschieden und stimme nacheinander Schlag- und Resonanzfell eines 12“ Tom und einer 14“ Snaredrum sowie das Schlagfell einer 18“ Bassdrum…
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Mehr InformationenIn einem Fall muss das Gehör ran
Während das Stimmen des Racktoms, der Bassdrum und des Schlagfells der Snare einwandfrei funktioniert, bereitet das Snare-Resonanzfell Probleme. An einigen Stimmschrauben werden – und das gilt auch für die EZ App – deutlich abweichende Werte angezeigt, die nur dadurch zu erklären sind, dass die App hier einen anderen Teilton des Trommelklangs registriert. Dieses Problem ist im Manual der Drum Tuner EZ App übrigens auch erwähnt. Dort wird davor gewarnt, das Snare-Resonanzfell höher als 450 Hz zu stimmen, da dies erstens dem Sound abträglich ist und zweitens zu falschen Werten führen kann. Allerdings liege ich mit etwa 370 Hz bei der Testsnare im gesunden Bereich, und trotzdem funktioniert die Tonhöhenerkennung beim Resofell nicht einwandfrei. In diesem Fall kann die Lösung nur heißen: Stimmen nach Gehör.
Die PRO App erlaubt detaillierte Dokumentation der eigenen Drums
Zusätzlich zum „Tuner“-Menü bietet die PRO App aber noch einiges mehr…, zum Beispiel den Bereich „My Drums“. Hier können die Einstellungen der eigenen Trommeln sehr ausführlich gespeichert werden. Dabei ist es möglich, nicht nur die Tuningwerte, sondern auch Trommeltyp und Fabrikat, Fell, Trommelgröße, Anzahl der Stimmschrauben und Dämpfungsmethode zu speichern.
Auch eine Audioaufnahme der jeweiligen Trommel kann in der App als Referenz hinterlegt werden (Menü „Recorder“). Für die Aufnahme kann man zwischen den drei Mikrofonen des iPhones (unten, vorne, hinten) wählen. Mehrere Aufnahmen können zu einem „Album“ zusammengefasst werden, entsprechend kann man aus einzelnen Trommeln auch komplette Kits zusammenstellen („My Kits“).
Wer wissen will, wie beispielsweise ein typisches Jazzkit oder ein Metal-Drumset gestimmt wird, sollte einen Blick auf die „Predefined Presets“ aus den Bereichen Blues, Rock, Metal und Jazz werfen. Fünf Kits sind in der Grundversion der App enthalten, acht weitere können als In-App-Käufe ergänzt werden.
Eine weiteres Feature der PRO App ist ein gut ausgestattetes Metronom, das auch Übungsfunktionen beinhaltet (z.B. Stummschaltung von einem oder mehreren Takten zur Verbesserung des Timings). In den globalen Voreinstellungen findet man Patterns zur Stimmabfolge bei Trommeln mit vier, fünf, sechs, acht oder zehn Stimmschrauben sowie eine Tabelle, die zu allen Tonhöhen die jeweiligen Frequenzwerte anzeigt und den entsprechenden Ton bei Bedarf abspielt. Weiterhin gibt es Vorschläge, welche tonalen Abstufungen die Trommeln innerhalb des Sets sinnvoll sind sowie Infos zu den Frequenzverhältnissen zwischen Schlag- und Resonanzfell. Bei diesem wichtigen Aspekt sollte man einfach mal experimentieren und hören, wie unterschiedliche Intervalle zwischen Schlag- und Resonanzfell sich auf Klang und Sustain auswirken, um aus jeder Trommel das Optimum herauszukitzeln. Die App liefert hier die exakten Vorgaben und gibt auch Infos zu den typischen Tuning Ranges verschiedener Trommelgrößen.
Tjorven sagt:
#1 - 03.04.2023 um 12:00 Uhr
jetzt stellt sich mir die Frage: ist ein Hardware Drumtuner so viel besser als die App Variante? ich selber habe die 1. Generation des Tunebots und habe mit ihm weiterhin meine Schwierigkeiten. Eben auch bei hochfrequenten Fellen wie bei der snare. Ein Vergleich aller momentan angebotenen stimmhilfen wäre toll.