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Arturia MiniFreak Test

Der Arturia MiniFreak basiert auf dem beliebten MicroFreak aus gleichem Hause, einem hybriden Synthesizer, der mit einer überraschenden Fülle an Syntheseformen auftrumpft. Bis heute ist und bleibt der MicroFreak eine kleine, flexible Spaßmaschine. Diese Freude wird mit dem MiniFreak noch größer. Soviel steht schon fest: Arturia hat den MicroFreak an den richtigen Stellen konzeptionell aufgebohrt. Was dies konkret für die Praxis bedeutet, klärt unser Arturia MiniFreak Test.

Arturia MiniFreak Hybrid-Synthesizer
Arturia MiniFreak Test

Arturia verdoppelt im MiniFreak quasi die Synthese-Power des MicroFreak, verbaut eine dreiteilige Effektsektion sowie eine für Performer angenehme Tastatur. Der Clou: Man kriegt das entsprechende Software-Instrument für die DAW gleich mit. Wie gut sich die Neuerungen auf das Gesamtbild des kompakten Synthesizers niederschlagen, schauen wir uns einmal im Detail an.

Arturia MiniFreak – das Wichtigste in Kürze

  • Budget-freundliches Multi-Synthese-Konzept
  • Zwei Sound-Engines mit insgesamt 22 Oszillator-Modellen
  • Dreiteilige Effektsektion mit 10 FX-Typen
  • Starker Step-Sequencer und Arpeggiator
  • Virtuelles Abbild als Plugin (Win/Mac)
  • Relativ einfaches Handling

Details

Erstkontakt mit Arturia MiniFreak

Der Arturia MiniFreak ist ein leichtes Gerät mit ansprechendem Produktdesign. Beim Auspacken und ersten Antasten schießen sofort Attribute wie „kompakt“, „kühl“ und „sachlich präzise“ durch den Kopf (was sich später beim Soundcheck noch einmal bestätigt). Schon auf den ersten Blick ist seine Verwandtschaft mit dem MicroFreak nicht zu übersehen. Einige Unterschiede fallen jedoch schon auf: Es gibt (noch) keine Wavetable-Synthese und keinen Vocoder. Außerdem lassen sich MicroFreaks-Presets nicht importieren.

Arturia MiniFreak: Aufsicht
Arturia MiniFreak von oben betrachtet. (Quelle: Thomann)

Haptisch ist der MiniFreak aber deutlich optimiert: Die Tastatur mit 37 Minitasten spielt sich inklusive Anschlag- und Druckdynamik sehr angenehm. Für den Live-Keyboarder ist das schon einmal ein ganz wichtiges Argument. Er bekommt nun quasi den MicroFreak als klassisches Musikinstrument mit spielfertigen Klängen samt Effektsektion. Alternativ zu den beiden klassischen Handrädern bietet MiniFreak zwei Slider, denen man auch zwei Macro-Belegungen und Sequenzer-Funktionen frei zuweisen kann.

Fotostrecke: 3 Bilder Klein, aber griffig: Sowie das Panel …

Das MiniFreak Panel

Für die Oszillator-Sektion, für das Analog Filter, für zwei Hüllkurven sowie auch für die Effekt-Abteilung sind jeweils mehrere Drehregler handgerecht platziert worden. Links oben auf dem Panel findet sich die Modulationsmatrix. Sie visualisiert die jeweiligen Verknüpfungen zwischen Controller und Parameter sehr anschaulich. Mit diesem gelungenen und auch griffigen Benutzer-Interface kann man sich schnell anfreunden.

Arturia MiniFreak: Modulationsmatrix.
Wie der MicroFreak erlaubt auch der MiniFreak zahlreiche Modulationen, die sich per Matrix visuell gut nachvollziehbar erstellen lassen. (Quelle: Matthias Sauer)

Leider ist das OLED-Display beim Test-Gerät nicht ansehnlicher als der winzige Bildschirm des MicroFreak. Da hätte man im Zuge der Produktentwicklung noch Hand anlegen können, denn Fortschritt sieht anders aus. Das mag für einige Musiker nicht weiter tragisch sein, denn ein dediziertes Sounddesign kann man mit der Arturia MiniFreak V Software vornehmen, die bis auf das analoge Filter der Hardware entspricht.

MiniFreak Anschlüsse

Die Rückseite des MiniFreak liefert alle Anschlüsse und einen wesentlichen Fortschritt gegenüber dem MicroFreak: einen symmetrischen Stereo-Ausgang. Weiterhin gibt es Anschlüsse für USB, MIDI, Pedal, Audio-In, Clock und natürlich für das externe Netzteil. Auf Buchsen für CV/Gate Out muss man bedauerlicherweise verzichten.

Arturia MiniFreak: Rückseite
Fotostrecke: 2 Bilder Arturia MiniFreak in der Rückansicht.

Arturia MiniFreak V Software

Sobald man den MiniFreak bei Arturia registriert hat, erhält man über das Arturia Software Center direkt ein virtuelles Pendant. Viel Applaus an dieser Stelle, das ist ein Novum in der MI-Branche. Diesen Download sollte man sich keinesfalls entgehen lassen. Der MiniFreak V ist ein mächtiges Werkzeug für den DAW-Producer. Mit ihm arbeitet man autark, die Keyboard-Version kann irgendwo und stromlos im Studio verweilen. Dieses Plugin und Standalone-Programm für Mac/Win muss nicht als Editor für den Hardware-Synthesizer verwendet werden.

Arturia MiniFreak: Software Center
Fotostrecke: 3 Bilder Den MiniFreak V kann man bequem über das Arturia Software Center downloaden, installieren und autorisieren.

Multi-Synthese-Power im MiniFreak

Der Arturia MiniFreak verfügt über zwei Sound-Engines: Oscillator 1 und 2. Beide stellen jeweils verschiedene Oszillator-Modelle mit verschiedenen Syntheseformen bereit. Mit den vier orange-farbigen Knobs (Type, Wave, Timbre und Shape) lassen sie sich am Gerät selbst kontrollieren. Das Synthese-Angebot reicht von Virtual-Analog, einfacher FM über Physical Modeling bis hin zum Vocoding. Ein Audio-Input zur kreativen Bearbeitung von Loops oder anderem Sample-Material setzt noch das i-Tüpfelchen. Welche Modelle die beiden Oszillatoren anbieten, zeigen die beiden Screens des Arturia MiniFreak V. Die Parametrisierung hält sich aber jeweils klar in Grenzen. So kann etwa die FM-Abteilung keineswegs mit einem Korg Opsix mithalten.

Fotostrecke: 2 Bilder Oszillator 1 und 2 offerieren unterschiedliche Synthese-Modelle …

Beim MiniFreak kann man zwischen verschiedenen Stimmen-Modi wählen. Normalerweise ist der Synthesizer mit sechs Stimmen polyfon spielbar. Im parafonen Modus stehen sogar bis zu zwölf Stimmen bereit, man muss aber auf den zweiten Oszillator verzichten. Für fette Sounds gibt es natürlich auch einen dedizierten Unisono-Modus. Das Filter arbeitet analog und bietet drei Filtertypen: Tief-, Hoch- und Bandpass. Klanglich schmeichelt es sich weniger ein, es formt eher funktionell. Allerdings kann Oszillator 2 als Filter für den ersten Oszillator umfunktioniert werden.

Arturia MiniFreak: Voices
Fotostrecke: 2 Bilder Der Arturia MiniFreak verhält sich demokratisch: Polyfon, monofon, parafon. Alle Stimmen lassen sich auch Unisono nutzen.

Effekte, Modulation und Rhythmik

Im Unterschied zum kleineren älteren Bruder versorgt der MiniFreak seine Sounds direkt mit einer Effektsektion. Sie ist dreiteilig aufgebaut und nimmt positiv Einfluss aufs Sounddesign, auch wenn es überwiegend nur Standards wie Chorus, Delay und Reverb gibt. Wenn die flexiblen LFOs und Hüllkurven (Cycling Envelope) für den gewünschten Schub genügen, so kann man sich in der Modulationsmatrix rastlos austoben. Erfreulicherweise lassen sich auch Effektparameter einbeziehen.

Arturia MiniFreak: Digitale Effekte.
Fotostrecke: 3 Bilder Am Gerät schnell bedient und klanglich sehr wirkungsvoll: die Effektsektion des Arturia MiniFreak.

Der treibende Motor ist neben dem performanten Arpeggiator inklusive Ratcheting der überaus leistungsfähige Step-Sequencer. Seine 64 Steps triggern nicht nur einzelne Noten oder Akkorde, auch bis zu vier Parameter lassen sich automatisieren und so effektvolle Klangfahrten realisieren. Modulative Sequencer-Phrasen sind eine Domäne des Arturia MiniFreak und sollten den User viele kreative Nächte beschäftigen. Das vom MicroFreak übernommene „Spice and Dice“ inspiriert dabei durch zufällige Variationen bei Sequencer und Arpeggiator.

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Praxis

Wie gut ist die Handhabung des MiniFreak?

Tatsächlich zeigt sich der Synthesizer im Arturia MiniFreak Test sehr zugänglich. Schon am Gerät selbst kann man den Sound zügig nach Plan abwandeln. Noch entspannter wird es mit der Software. Zum Beispiel bei der Programmierung des Step-Sequencers ist man froh, alle Eingaben und nachträgliche Bearbeitungen übersichtlich auf dem Schirm zu haben. Dabei ist ein solch einfaches Handling nicht selbstverständlich – der Allrounder bietet schon bei den Oszillatoren eine lange Feature-Liste. Anders als bei den meisten Synthesizern dieser Preisklasse erfährt man schon nach ein wenig Praxis, dass der Arturia MiniFreak regelrecht zum Sounddesign animiert. So führt er den Anfänger bunt wie einfach in die Welt der Synthesizer ein. Bei welchem Budget-Produkt kann man so viele unterschiedliche Synthese-Konzepte plus Step-Sequencing und Effekte spielbar in einem Keyboard erfahren? Pädagogisch wertvoll!

Wie klingen die Presets des Arturia MiniFreak?

Arturia stattet den MiniFreak mit 256 Presets aus, die einige Stärken des Synthesizers demonstrieren. Luft nach oben gibt es dennoch. Der MiniFreak ist ein wendiger Typ. Er ist ein Allrounder, aber kein Alleskönner. Tendenziell klingt er eher kühl und prägnant als warm und breit. Virtuell-analoge Sounds liefert er daher nicht in der höchsten Qualität. Er hat definitiv seinen spezifischen „digitalen Eigencharakter“, den es ansonsten nur noch beim MicroFreak gibt. Per Effektsektion mit einem mehr als passablen Reverb bringt der MiniFreak auch wunderschöne sphärische Klänge hervor.

Arturia MiniFreak V: Preset Browser
Schon fürs Auffinden und Verwalten von Presets profitiert man sehr von der Software des Arturia MiniFreak. (Quelle: Matthias Sauer)

Am besten zeigen die im Test live-eingespielten Audio-Demos, was der Arturia MiniFreak kann. Klasse sind modulative und schwebende Pads oder Phrasen, das demonstrieren die ersten drei Audiobeispiele. Zudem eignet sich der MiniFreak für Richtungen wie Electronica, LoFi oder auch EDM sehr gut.

Audiobeispiele zum Arturia MiniFreak Test

Audio Samples
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Arturia MiniFreak Preset „Type Pad“ Arturia MiniFreak Preset „White Sunrise“ Arturia MiniFreak Preset „Let It Be“ Arturia MiniFreak Preset „Italo Bass“ Arturia MiniFreak Preset „East Box“ Arturia MiniFreak Preset „Trents Pno“ Arturia MiniFreak Preset „Floating Dot“ Arturia MiniFreak Preset “Full Kit Drum“ Arturia MiniFreak Preset „Super Doot“ Arturia MiniFreak Preset „Spacious Tale“ Arturia MiniFreak Preset „Super 2000“ Arturia MiniFreak Preset „Gmeq“ Arturia MiniFreak Preset „Semi Trem“ Arturia MiniFreak Preset „Simplicit“ Arturia MiniFreak Preset „Goldwave“ Arturia MiniFreak Preset „Dpeece“ Arturia MiniFreak Preset „RetroSpace“ Arturia MiniFreak Preset „Ipikaie“

Was steht auf unserer Wunschliste?

Nach einem ausführlichen Test eigentlich nicht viel. Dem Oszillator-Bereich des MiniFreak könnte Arturia noch einen (ROM-)Sampler mit ein paar akustischen Sounds spendieren, die man mit einem Synth-Oszillator kombiniert. Das würde das Spektrum an Klangtypen nochmals erweitern. Budget-freundlich wäre der MicroFreak V als eigenständiges Produkt. Vielleicht wird Arturia (wie Korg mit dem Trio Wavestate, Modwave und Opsix) den MiniFreak irgendwann als Software-Produkt anbieten. Momentan ist das reine Spekulation. Für die nächsten Jahre ist der Spaß garantiert. Danach sollte uns aber Arturia mit dem nächsten größeren Modell überraschen: Mit einem „MacroFreak“ im Jahr 2025 wäre ein nächster Traum erfüllt. Bis dahin werden die Franzosen sicherlich mit einer tollen Produktpflege verwöhnen und dem MiniFreak einige OS-Updates spendieren. Damit sollte dann auch die Wavetable-Synthese wie beim MicroFreak nachgeliefert werden.

Arturia MiniFreak – Das sind die Alternativen

In der Preisklasse um 600 Euro gibt es so einige beachtliche Synthesizer: Korg Wavestate bietet das Wave-Sequencing, Wavetable-Synthese gibt es bei ASM Hydrasynth Explorer, Modal Electronics Argon 8 oder Korg Modwave. Und wer FM-Synthese haben möchte, wird mit dem Korg Opsix fündig. Klanglich sind all diese Instrumente in ihrer jeweils speziellen Disziplin dem Arturia-Synthesizer überlegen, auch wenn sie sich längst nicht so flüssig bedienen lassen. Konzeptionell macht der Arturia MiniFreak mit seiner Multi-Synthese und der Software-Unterstützung erst recht eine viel bessere Figur als die genannten Mitbewerber. Für einen realistischen Vergleich des MiniFreak mit aktuellen Produkten muss es aber ein hybrider Synthesizer sein. Hier bleibt neben dem kleineren MicroFreak lediglich der Korg Minilogue XD als echte Alternative. Zwei klassische VCOs werden bei ihm um einen digitalen Multi-Engine-Oszillator ergänzt, für den man so einige flexible Oszillator-Modelle erhält. Der tabellarische Vergleich zeigt markante Unterschiede.

Alternativen zu Arturia MiniFreak

FeaturesArturia MiniFreakArturia MicroFreakKorg Minilogue XD
Polyfoniebis zu zwölf Stimmen (parafon)bis zu vier Stimmen (parafon)bis zu vier Stimmen
KlangerzeugungHybrid, 2 Sound-Engines mit 22 Oszillator-ModellenHybrid, 1 Sound-Engine mit 18 Oszillator-ModellenZwei VCOs + digitaler Multi-Engine-Oszillator
EffekteDrei FX-Slots mit 10 Effekt-TypenMod, Delay, Reverb
Tastatur37 Mini-Tasten, Aftertouch25 Tasten Touch-Keyboard, polyfoner Aftertouch37 Mini-Tasten
Sequencer64 Steps64 Steps16 Steps
Klassische Spielhilfen2 SliderJoystick
SoftwarePlugin-VersionMIDI-Control-CenterSound Librarian, Developer Kit (SDK)
Preis599 EUR329 EUR665 EUR
Preis/Leistung4,5/55/54,5/5
Bewertung im Test4,5/54,5/54,5/5
Produkt bei ThomannArturia MiniFreak kaufen (Affiliate)Arturia MicroFreak kaufen (Affiliate)Korg Minilogue XD kaufen (Affiliate)
Arturia MiniFreak Alternativen
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Fazit

Im Test begeistert der Arturia MiniFreak als smarter Hybrid-Synthesizer mit einer breiten digitalen Sound-Offerte. Die Klangstruktur ist relativ einfach zu verstehen. Das macht den MiniFreak auch für Musiker empfehlenswert, die sich beim Sounddesign leicht überfordert fühlen. Er bietet zudem Potenzial fürs ambitionierte Produzieren – ein Extra-Lob für die Plugin-Version.

Die klanglichen Stärken liegen bei modulativen Sounds, die man per Effektsektion abrunden kann. Schade ist, dass Arturia dem MiniFreak kein größeres Display für mehr Übersicht bei der Rechner-losen Anwendung/Live-Performance spendiert hat. Auch eine tiefergehende Parametrisierung hätte gerade der FM-Synthese noch ein Extra an Flexibiltät verliehen. Das mag Kritik auf hohem Niveau sein, denn fürs Experimentieren ist der MiniFreak jederzeit offen. Bleibt noch eine Frage: Lohnt sich das Upgrade vom Micro- zum MiniFreak? Wer sich es leisten kann, erhält mit dem neuen Synthesizer den perfekten großen Bruder. Den Spaßfaktor hat aber auch der MicroFreak noch inne.

Viele Fans wird der MiniFreak auf jeden Fall haben. Gerade die Symbiose aus Hard- und Software bei Synthesizern ist ein visionärer Schritt, den auch andere Hersteller gehen könnten. Viele Producer werden mit dem Plugin arbeiten und die Keyboard-Version wiederum für Gigs verwenden. Alles in allem eine XL-Spaßmachine!

Arturia MiniFreak: Aufsicht
Arturia MiniFreak (Quelle: Thomann)

Features

  • Hybrid-Synthesizer
  • 6-stimmig polyphon (12-stimmig parafon)
  • 37Minitasten mit Anschlag- und Druckdynamik
  • OLED-Display
  • 2 Sound-Engines mit 22 Oszillator-Modellen
  • Hüllkurve und Cycling Envelope, zwei LFOs, User-LFO-Kurven
  • Modulationsmatrix mit 7 Quellen und 13 Zielen
  • 3 FX-Slots (Insert/Send) mit 10 Effekttypen
  • Step-Sequencer (64 Steps), Arpeggiator
  • MIDI in/out/thru, USB-Anschluss, Sustain-Pedal
  • Stereo-Ausgang, Audio-Eingang und Clock In/Out
  • 512 Speicherplätze (256 Factory, 256 User)
  • Abmessungen: 57,8 × 23,1 × 5,5 cm (B × T × H)
  • Gewicht: 2,49 kg

Preis

Arturia MiniFreak: 599 € (Straßenpreis am 18. Dezember 2022)

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