Arturia AudioFuse Test

Kleine Desktop-Audiointerfaces waren bislang oft eher Notlösungen: ein großer Regler für viele Funktionen, wenige Anschlüsse und diese zumeist als Kabelpeitsche oder Breakoutbox dargeboten.

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Theoretisch viele Möglichkeiten der Kontrolle, die aber nur umständlich am Gerät oder per Software bedienbar waren.
Arturia erfinden mit ihrem ersten Audiointerface das Genre nicht neu, aber sie haben alles, was der moderne Producer zum Arbeiten benötigt, in eine kleine feine Box gepackt, die mit Schaltern, Reglern, Ein- und Ausgängen gespickt ist. Es gibt einen USB-Hub, Talkback, zwei getrennte Kopfhöreranschlüsse und ein Monitorcontroller ist auch noch mit an Bord. Das AudioFuse ist auf dem Papier ein sehr komplettes Angebot für die meisten Recordingfälle, ob nun im Studio oder unterwegs. Mal sehen, wie es sich im Praxistest bewährt.

Details

Das AudioFuse kommt in einer ansprechenden quadratischen Box mit Magnetverschluss. Die stylische Soundkarte ist in drei verschiedenen Farbvarianten erhältlich: Space Grey mit weißem Sockel und Lederdeckelbezug, Dark Black mit grünen Bodenstreifen und orangefarbenem Deckel sowie Classic Silver mit braunem Deckel. Wozu ein Deckel bei einem Audiointerface, dazu noch innen mit samtähnlichem Bezug? Zu einen schützt er die vielen Bedienelemente auf der Oberfläche optimal vor Beschädigungen, gerade auch, wenn man das Gerät im Rucksack transportiert. Untergesetzt fungiert der Deckel als Sockel, der das AudioFuse um gut drei Zentimeter anhebt, sodass die rückwärtigen Anschlüsse gut zugänglich sind. Und er sieht einfach auch verdammt schick aus. Das Auge mixt mit.
Die inneren Werte stimmen auch: das kleine Arturia-Teil bietet 24Bit-AD/DA-Wandler mit bis zu 192 kHz Samplingrate. Alle Audiowege sind komplett symmetrisch aufgebaut. Auf die Qualität der Vorverstärker seines neuesten Sprösslings ist Arturia ganz besonders stolz. Die Franzosen haben eigene Preamps entwickelt, die sie DiscretePRO® nennen und die den warmen und runden Klang alter analoger Vorverstärker liefern sollen.

Das Arturia AudioFuse bietet gleich zwei hochwertige Eingangskanäle für Mikrofon, Linepegel und Instrumente wie E-Gitarre oder Bass.
Das Arturia AudioFuse bietet gleich zwei hochwertige Eingangskanäle für Mikrofon, Linepegel und Instrumente wie E-Gitarre oder Bass.

Arturia wirbt mit hohem Rauschabstand, minimalen Verzerrungen, ausgeglichenem Frequenzgang und zwei verschiedenen Preamps, jeweils für die Mikrofon- und Line- Vorverstärker. Anschlussseitig bietet das AudioFuse alles, was man im Projektstudio braucht. An der Vorderseite befinden sich zwei nicht arretierbare Kombibuchsen für XLR- und Klinkenkabel sowie zwei mal zwei Kopfhöreranschlüsse in 6,3mm- und 3,5mm-Ausführung. Beide Kopfhörerwege sind unabhängig voneinander per Volumenpoti auf der Oberfläche regelbar. Als Abhörquelle sind die drei internen Busse (Main, Cue 1 oder Cue 2) anwählbar. Tatsächlich kann mit bis zu vier Kopfhörern abgehört werden.

Vorne befinden sich sehr praxisnah die Anschlüsse für Mikrofon und Kopfhörer.
Vorne befinden sich sehr praxisnah die Anschlüsse für Mikrofon und Kopfhörer.

Rückseitig gibt es dann das volle Programm: Über zwei weitere Lineeingänge in Klinkenausführung können Synths angeschlossen werden. Alternativ findet über Phonoeingänge in Cinch-Ausführung bei Bedarf ein Plattenspieler Anschluss, eine Erdungsschraube gibt es auch. Wenn das nicht reicht, es gibt auch einen ADAT In/Out, um etwa eine ADAT-Box mit acht weiteren Ein- und Ausgängen am AudioFuse zu betreiben. Über kombinierte Cinchbuchsen kann das AudioFuse entweder per Wordclock zu anderem digitalen Studioequipment synchronisiert werden oder man nutzt es als S/PDIF-Digitalschnittstelle. Das MIDI-Interface ist mit zwei Miniklinkenbuchsen für In und Out ausgestattet, ein Zugeständnis an das kleine Gehäuse. Entsprechende Adapter auf fünfpolige DIN-Stecker liegen bei. Diese MIDI-Miniklinken werden in letzter Zeit vermehrt verbaut, auch im flunderflachen Stepsequencer Arturia Beatstep Pro, den ich praktischerweise auch ohne doppelte Adapter-Action einfach über ein Kabel mit zwei Ministereoklinken mit dem AudioFuse verbinden und synchronisieren konnte, ebenso wie die Novation Circuit Mono Station. Kommt da ein neuer Standard auf uns zu?
Über zwei Klinkenbuchsenpärchen schickt man den Sound an zwei Monitorboxenpaare. Diese können nicht gemeinsam, sondern immer nur alternativ betrieben und auf der Oberfläche mit einem dedizierten Button umgeschaltet werden. Beim Initialisieren des AudioFuse sollten angeschlossene Aktivboxen oder Verstärker allerdings ausgeschaltet sein, es knackt sonst zweimal recht dumpf und laut. Last but not least finden sich auf der Rückseite unserer Bonsai-Studioschaltzentrale noch eine Buchse für das beiliegende Netzteil (18 V Gleichstrom, 1,66 A), ein Micro-USB-Anschluss und ein dreifacher USB-Hub. Der ist Gold wert, wenn man unterwegs ist und keinen zusätzlichen externen USB-Hub mitführen braucht, um USB-Keyboards, -Controller, -Sticks oder auch den Access Virus TI anzuschließen. Der wäre dann übrigens auch als Audiointerface anwählbar. Über das mitgelieferte USB-Doppelkabel (Micro-USB auf 2 x USB-A) kann das AudioFuse am Mac ohne Netzteil und nur mit Buspower betrieben werden. Dann ist allerdings der USB-Hub nicht aktiv und der maximale Ein- und Ausgangspegel auf +18 dBu statt +24 dBu begrenzt. Möchte man lediglich hören oder abmischen, wechselt man über das AudioFuse Control Center in den Mixdownmodus, der die Eingänge deaktiviert, im Gegenzug aber trotz USB-Stromversorgung die vollen +24 dBu am Ausgang bereitstellt.
Arturia setzt beim AudioFuse auf USB 2.0. Class Compliance und möglichst universelle Einsetzbarkeit erschienen wichtiger als USB 3 oder Thunderbolt. Damit kann das AudioFuse schwerlich als Konkurrenz zu Desktopinterfaces wie dem UAD Apollo bezeichnet werden, das zusätzlich DSPs für UAD-Plugins an Bord hat. Dennoch kann man mit dem AudioFuse dank kleiner Latenz und unkompliziertem Direct Monitoring sehr komfortabel arbeiten. Das AudioFuse macht auf dem Produktionstisch einen sehr schlanken Abdruck. Auf einer schwarzen Gummisohle steht das Teil superfest auf der Oberfläche. Nur über ein USB-Kabel mit dem Computer verbunden verschwinden fast alle übrigen Anschlüsse nach hinten und der Arbeitsplatz wirkt übersichtlich und aufgeräumt. Mir persönlich gefällt so was. Man kann es auch auf dem Metalldeckel erhöht positionieren, dann schweben die rückwärtigen Kabel und Stecker auch über etwaigen Hindernissen. Allerdings rutscht das Minitürmchen auf einer glatten Oberfläche dann gern mal hin und her.  

Fotostrecke: 2 Bilder Komplettes Anschlussfeld auf der Rückseite: MIDI, Wordclock, S/PDIF, ADAT, Lineeingang, Phonoeingang, Ausgänge für zwei Monitorboxenpaare, Master-Inserts, ja selbst an einen USB-Hub hat Arturia gedacht.

Die Oberfläche des Interfaces neigt sich wie ein kleines Mischpult zum Anwender hin. Mittig thront ein großer Volumenregler für die Monitorlautstärke, der als gerasterter Endlosregler ausgelegt ist und sich wirklich schön smooth drehen lässt. Er ist zu beiden Seiten von je einer runden achtstelligen LED-Kette umrahmt. Im Normalzustand zeigen fünf grüne und drei rote LEDs den Musikpegel der DAW. Wird der Volumenregler gedreht, leuchten diese blau und zeigen den Ausgangspegel an. Über einen Schalter mit weiß hintergrundbeleuchteter Schrift kann man den Main Out oder einer der beiden Cuewege auf die Ausgänge legen, mit einem weiteren Schalter wird zwischen Monitorausgang 1 oder 2 hin- und hergeschaltet.
Drei weitere Taster mit weiß hintergrundbeleuchteter Schrift fungieren als Mono, Dim und Mute. Auch die beiden Kopfhörerausgänge lassen sich mono schalten und zwischen den beiden Headphonepotis befindet sich sogar eine kleine Talkbacktaste mit eingebautem Mikrofon. Bei anderen Audiointerfaces ist so was irgendwo in der Software versteckt, beim AudioFuse auf der Hardware-Oberfläche.
Auch das Direct Monitoring funktioniert sehr intuitiv: An der hinteren rechten Ecke des Gehäuses befindet sich ein sehr flaches schwarzes Poti mit gerädertem Rand, mit dem stufenlos zwischen Computerausgang und den direkt angeschlossenen Quellen geregelt wird. Prinzipiell kann das AudioFuse auch ohne Computer als sehr reduzierter Stand-alone-Mixer genutzt werden. Richtig toll wäre es, wenn man zumindest die Mikrofoneingänge stumm schalten könnte. Bei Direct Monitoring hört man immer auch noch das Mikro, wenn es angeschlossen ist. Also: abstöpseln oder bei Kondensatormikrofonen (mein persönlicher Workaround) die Phantomspeisung abschalten!

Drei LEDs zeigen jeweils für Input Channel 1 und 2 an, ob ein Mikrofon-, Line- oder Instrumentensignal wie etwa Gitarre anliegt. AudioFuse ist so schlau, dass es automatisch auf „Mikrofon“ umschaltet, wenn ein XLR-Stecker angeschlossen wird. Auch nur dann sind 48 V Phantomspannung zuschaltbar. Möchte man Gitarre einspielen, muss zusätzlich die „Instrument“-Taste gedrückt werden. Eingangskanal 1 und 2 haben jeweils ihren eigenen flachen Gain-Regler zur Aussteuerung, die durch fünf grüne, eine orangefarbene und zwei rote LEDs angezeigt wird. Je ein Pad-Schalter für eine Absenkung der Vorverstärkung um -20 db und ein Phasenumkehrschalter runden die vorbildliche Ausstattung der beiden Eingangskanäle ab.
Eine Monitorsoftware gibt es ebenfalls und man muss sie gar nicht lange suchen. An der hinteren linken Ecke befindet sich ein illuminiertes Arturia-Logo, das als Software-Call-Button dient. Ein Druck darauf zaubert das große AudioFuse-Softwarefenster auf den Bildschirm, ein erneuter Druck lässt es wieder verschwinden. Toll, gerade wenn man mit einem kleinen Laptopbildschirm arbeitet. Die Größe des Softwarefensters lässt sich in mehreren Schritten einstellen.
Das AudioFuse Control Center muss von der Arturia-Website heruntergeladen und installiert werden. Danach sieht man alle Einstellungen des AudioFuse auf einen Blick und kann die wenigen Einstellungen tätigen, die nicht direkt am Interface ausführbar sind. In den meisten Fällen reichen die Bedienelemente und Anzeigen der Hardware allerdings völlig aus. Andere Audiointerfaces kommen gern mit Mischpultsimulationen und virtuellen Kompressor-und Reverbalgorithmen daher. Das Arturia verzichtet auf so etwas und setzt auf direkte und intuitive Bedienbarkeit.

Fotostrecke: 2 Bilder Das AudioFuse Control Center gibt einen Überblick über alle Einstellungen des Interfaces.

Arturia schreibt als Betriebssystem mindestens Win 7+ oder Mac OSX 10.8 vor. Version 1.0.1.68 ließ sich allerdings auch auf meinem MacPro 2,8 GHz Quad Core Intel Xeon unter Mac OSX 10.7.4 installieren und öffnen. Die schicke Call-Funktion über den Button oben links an der Hardware funktionierte zwar unter 10.7 nicht komplett (ich konnte das Kontrollfenster via Knopfdruck öffnen, jedoch nicht schließen), doch es gibt schlimmeres. Aber bei Mac und PC ist noch lange nicht Schluss: AudioFuse funktioniert auch unter Linux, Android und iOS. Mein iPhone empfing in der App iRig-Recorder sofort und ohne weitere Installation das Mikrofonsignal auf AudioFuse-Kanal 1, allerdings auch nur dort. Hier benötigt man eine iOS-App, die sich auf Mehrkanalaufnahmen versteht. Möchte man völlig losgelöst von der Steckdose arbeiten, geht das mit einer Powerbank. Und hier kommt dann das zweigeteilte, recht klobige USB-Kabel ins Spiel: Der Hauptstecker wird zur Kommunikation über das erforderliche Camera Connection Kit mit dem iPhone verbunden, der zweite Stecker zur Stromzufuhr mit der Powerbank. Dieses Kabel scheint übrigens auch zwingend notwendig für einen netzunabhängigen Betrieb zu sein. Mit allen meinen anderen Micro-USB-Kabeln war ein Betrieb des AudioFuse ohne Netzteil nicht möglich. Mit dem mitgelieferten USB-Kabel klappte das auch ohne zusätzlich angeschlossene Powerbank. Damit kann man sowohl Kondensatormikrofone mit Phantomspeisung als auch ein Mikro und eine Gitarre betreiben. Singer/Songwriter dürfen sich also auf Recordingsessions unter freiem Himmel ohne externe Elektrizitätszufuhr freuen, einen vollen Laptopakku und Arturias USB-Spezialkabel vorausgesetzt. Für den USB-Hub reicht die Buspower dann aber doch nicht aus, dazu muss AudioFuse mit dem Stromnetz verbunden sein. Wird das Netzteil im Betrieb abgezogen, verliert der Computer kurz die Verbindung zum AudioFuse und muss als Soundkarte neu angewählt werden. Und Achtung: Audiomonitore ausschalten, denn beim erneuten Verbinden ploppt es laut!

Praxis

Beim Verkabeln des Arturia AudioFuse fällt erstmal auf, wie viel da dran passt. Bei anderen Audiointerfaces ist schon die Breakout-Box in etwa so groß wie das kleine AudioFuse selbst. Ohne Kabelpeitschen kann alles direkt verkabelt werden, nur die beiden MIDI-Adapter sind Zugeständnisse an die kompakte Bauform. Nun sind zwei rückwärtige Line-Eingänge nicht besonders viel, aber dank ADAT-Lightpipe gewinnt man mit einem externen ADAT-Interface noch mal acht weitere Ein- und Ausgänge dazu. Für die meisten Bedroom-Studio- und Homerecording-Anwendungen reicht das heutzutage aus.  

Am AudioFuse ist alles drin und alles dran, was der Bedroomproducer so braucht.
Am AudioFuse ist alles drin und alles dran, was der Bedroomproducer so braucht.

Das Arbeiten mit AudioFuse ist straight forward. Alle wichtigen Funktionen können am Gerät selbst bedient werden. Bei anderen Desktop-Audiointerfaces mit „One knob to rule them all“-Philosophie muss man stets erst den einen großen Masterregler der jeweiligen Funktion zuordnen. Beim AudioFuse hat fast alles seinen dedizierten Schalter oder Regler und das macht auch auf kleinstem Raum sehr viel Spaß. Natürlich sind die Schalter alle etwas klein, aber das kann ja auch nicht anders sein.
Die vier kleinen Regler für Kanal-Gain und Kopfhörerlautstärke wirken allerdings etwas wackelig, da muss die Zukunft zeigen, wie hoch die Bauqualität wirklich ist. Immerhin sind sie beim Transport durch den Deckel gut geschützt. Die beiden Haupteingangskanäle des AudioFuse klingen sehr sauber und mit meinem Audio-Technica AT4040 hatte ich schon kurz nach halbem Regelweg eine vernünftige Aussteuerung erreicht. Ich empfinde die Aufnahmequalität des AudioFuse als sauber und für Projektstudio-Anwendungen absolut empfehlenswert.

Das AudioFuse kann einen Monitorcontroller ersetzen, wenn man nicht allzu verwöhnte Wünsche an so ein Gerät hat. Zwei Monitor-Boxenpaare können angeschlossen und alternativ abgehört werden. Die Ausgangslautstärke kann nicht einzeln angepasst werden. Aber Standardfunktionen wie Monoschaltung, Dim (per Software justierbar) und Mute sind mit an Bord.
Talkback funktioniert, aber es rauscht wie die Niagarafälle. Hier wurden garantiert keine DiscretePRO®-Vorverstärker verbaut. Die Funktion erfüllt ihren Zweck, aber längere Unterhaltungen möchte man darüber nicht führen.
Dank der beiden getrennten Kopfhörerausgänge kann der Producer ohne zusätzliche Hardware mit einem Co-Produzenten, Sänger oder Instrumentalisten zusammenarbeiten. Und dank der doppelten Ausführung der Kopfhörerbuchsen können bis zu vier Leute über zwei Wege abhören. Das vermeidet Ärger im Proberaum, wenn alle mal in die Aufnahme reinhören wollen.
Die Kopfhörerausgänge können den Masterausgang (1/2) abhören, aber auch entweder Cueweg 1 (externer DAW-Ausgang 3/4) oder Cue 2 (Ausgang 5/6). Soll heißen, die Kopfhörerausgänge können theoretisch als Audioausgänge genutzt werden, auch für das Reamping von Gitarren, wofür in der Software sogar ein Groundlift vorgesehen ist. Auch eine Nutzung als DJ-Audiointerface ist denkbar.

Fotostrecke: 2 Bilder Das AudioFuse Control Center bietet schnörkelloses Re-Amping.

Die Direct-Monitoring-Funktion ist sehr praktisch, weil ohne großes Rumstochern in der Software bedienbar. Stufenlos kann zwischen dem „Direct“- und dem „Computer“-Signal hin-und hergeblendet werden. Schade, dass das Poti so flach ist, ein höher hervorstehender Regler wie für Gain oder Kopfhörervolumen hätte mir besser gefallen. Steht das AudioFuse erhöht auf seinem rutschigen harten Metalldeckel lässt sich das Direct-Monitoring-Poti nur vernünftig bedienen, wenn man das Gerät dabei festhält. Und wenn man zu sehr am Interface herumwackelt, dann flutscht auch gern mal das USB-Kabel heraus und die Verbindung zum Computer wird unterbrochen. Und das passierte mir im Laufe des Tests mehr als einmal. Ja, USB ist eine wackelige Angelegenheit und es ist verwunderlich, das mit solch einer nicht verriegelbaren Digitalverbindung tagtäglich weltweit professionell gearbeitet wird. Mein MacBook hat sicher schon recht ausgeleierte USB-Ports. Aber beim AudioFuse fiel mir extrem oft auf, das die Verbindung zum Laptop nicht mehr da war. USB-Kabel austauschen ist auch keine Lösung, denn möchte man bus-powered und ohne zusätzliche Netzteilversorgung arbeiten, ist das mitgelieferte Kabel leider Pflicht.
Auch der Mikro-USB-Stecker sitzt wackelig im AudioFuse. Beim Einstecken und wieder Abziehen von Kopfhörern oder Mikrofonen sollte also nicht zu sehr am Gerät geruckelt werden, sonst ist die Audioverbindung weg und das AudioFuse muss stets neu als Audiointerface angemeldet werden. Das kann schon nervig sein. Und wo ich gerade schon am Rummäkeln bin: Die Beleuchtungsintensität der LEDs ist nicht gut gewählt. Die Umschalter für den Cueweg der Kopfhörer sind weiß und grell. In einem schummrigen Studio stechen die richtig ins Auge. An anderen Stellen wiederum ist der Schaltzustand gar nicht so einfach identifizierbar. Bei wichtigen Schaltern wie Dim oder Mute lässt sich anhand der LED oft nur ahnen, ob sie aktiviert sind oder nicht. Vielleicht hätte Arturia die Schalter mit unterschiedlichen Farben ausstatten können, so wie den 48V-Phantomspannungsschalter, der aktiviert rot leuchtet. Aber selbst das Rot ist blass, fast eher ein Rosa. Obwohl ich monochrome Geräte eigentlich vorziehe, hätte ich beim AudioFuse nichts gegen eine durchgehend mehrfarbige Hintergrundbeleuchtung der Buttons gehabt.
Das Gerät wird bei Dauerbetrieb unangenehm heiß. Wenn es mal über Nacht angeschaltet bleibt, ist es am nächsten Morgen warm wie eine kleine Heizung. Also sollte man es ruhig nach der Session abschalten. Einen Schalter gibt es aber nicht – man muss schon den Stromstecker ziehen.

Fotostrecke: 2 Bilder Nicht jedes Anschlusskabel passt in die sehr eng und tief verbaute S/PDIF-Cinchbuchse.

Die verbauten Cinchbuchsen sind schön tief in die Gehäuserückseite versenkt – zu tief. Um meinen Roland-AIRA-MX-1-Mixer digital an die S/PDIF-Schnittstelle anzuschließen, musste ich fleißig in der Kabelkiste graben, um ein Cinchkabel zu finden, dessen Stecker schlank genug war, um Kontakt zu finden. Und richtig bombenfest saß er da immer noch nicht. Gleiches gilt für die Phono-Cincheingänge: Die an meinem guten alten Technics SL-1210 MK2 fest angeschlossenen Cinchkabel konnte ich nicht auf die Cinchbuchsen des AudioFuse aufstecken und musste mir mit Cinchverlängerungskabeln mit schlanken Steckern behelfen. Das ist ganz und gar nicht optimal!

Fazit

Mit dem AudioFuse, ihrem ersten (!) Audiointerface, machen die Arturias ganz viel richtig. Man bekommt für sein Geld ein richtig gut klingendes und ziemlich komplettes 12 x 12 x 6 cm kleines Audiointerface mit vielen Ein- und Ausgängen, einem dreifachen USB-Hub und sogar einem sehr brauchbaren Monitorcontroller. Für die meisten Producer, die eine portable und hochqualitative Soundkarte suchen, dürfte das AudioFuse die nötigen Anforderungen erfüllen. Und sein Einsatzgebiet ist nicht aufs Studio beschränkt. Man kann es praktisch überallhin mitnehmen, überall arbeiten, über aufnehmen. Eigentlich ein Traum. Meine große Freude über dieses tolle Teil wird leider durch die wackeligen Verbindungen sehr getrübt. Warum konnte es nicht USB 3.0 mit einer großen Steckverbindung sein? Warum keine Phono-Cinchbuchsen, in die man auch die Cinchbuchsen eines Technics stecken kann? In einigen Aspekten ist das AudioFuse leider nicht so perfekt wie erhofft.

Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • umfangreiche Features in einem sehr kompakten Gerät
  • Monitorcontroller
  • durchdachtes Konzept
  • alle wichtigen Anschlüsse und Bedienelemente im direkten Zugriff
  • gut klingende Mikrofoneingänge
  • Phonoeingang
  • dreifacher USB-Hub
  • praktischer Software-Call-Button
  • stabiles Metallgehäuse mit Deckel
Contra
  • wackelige USB-2.0-Verbindung
  • Gerät wird im Dauerbetrieb unangenehm heiß
  • Cinchbuchsen mit dicken Steckern nicht nutzbar
  • kein An- und Ausschalter
Artikelbild
Arturia AudioFuse Test
Für 469,00€ bei
15_Arturia_AudioFuse
Features und Spezifikationen:
  • class-compliant USB-2.0-Interface
  • kompatibel mit PC, Mac, iOS, Android & Linux
  • 14 Eingangs-, 14 Ausgangskanäle
  • 4 analoge Eingänge
  • 2 Kombo-Mikrofon-/Instrument-/Line-Preamps
  • 2 Line-Preamps oder 2 Phono-RIAA-Preamps
  • 4 analoge Stereoausgänge
  • 2 analoge Stereoausgangspaare (Klinke)
  • 2 Kopfhörerausgänge mit jeweils 1/8″- und 1/4″-Klinkenbuchse
  • 2 analoge Inserts (TRS)
  • ADAT In/Out (bis 8 Kanäle In/Out) oder S/PDIF In/Out
  • Wordclock In/Out (über Cinch)
  • MIDI In/Out (über mitgelieferte Adapter auf 5 Pin und über USB)
  • 3-Port-USB-Hub
  • 24Bit-AD/DA-Wandler mit bis zu 192 kHz Samplingrate
  • Talkback über integriertes Mikrofon
  • A/B-Lautsprecher-Umschaltung
  • sirektes Monitoring ohne Latenz
  • separate Master- und Monitormischung
  • Aluminiumgehäuse mit lederumzogener Abdeckung
  • drei Farbvarianten: Space Grey, Dark Black, Classic Silver
  • Preis: € 599,– (Straßenpreis am 14.9.2017)
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Pat sagt:

#1 - 02.05.2018 um 17:00 Uhr

0

Das mit den Cinch-Buchsen ist natürlich nicht ordentlich durchdacht von Arturia, aber mal ehrlich: Wer hat den heutzutage noch die Original-Kabel an den 1210ern? ;-)

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