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AKG C636 Test

Das AKG C636 möchte uns im Livebereich mit studioreifem Vocalsound verwöhnen. Dabei richtet es sich an keinem geringeren als am Vorgängermodell AKG C535 aus.

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Kondensatormikrofone sind unter den Handhelds nicht weit verbreitet. Und so stößt das C636 aktuell noch immer in eine zwar kleiner gewordene, aber immer noch vorhandene Marktlücke. Wir dürfen deshalb durchaus gespannt sein, wie sich AKGs Neuling in der Praxis schlägt.
Denn AKG haben es sich nicht nehmen lassen, die Stärken des Vorbilds aufzugreifen und für das aktuelle Mikrofon akustisch weiterzuentwickeln. Bei einem Mikrofon, das vom Hersteller selbst als Referenzprodukt gepriesen wird, hängt die Messlatte im Hinblick auf Features, Specs, Fertigung und Handling sowie bezüglich der Soundqualität selbstverständlich hoch. Kann das AKG C636 diese Prüfung bestehen und die Erwartungen erfüllen, die es weckt?

Details

Auftritt

Der Lieferumfang des AKG C636 enthält eine Transporttasche, die durch zwei Reißverschlussfächer besticht. Im größeren der beiden Fächer wird das Mikrofon untergebracht, im kleineren findet die beiliegende Stativhalterung Platz. Eine übersichtliche und materialschonende Lösung.
Äußerlich folgt das Mikrofon der heute gängigen, zeitlosen Designlinie von AKG. Das Gehäuse des Mikrofons ist aus einer schwarzen, widerstandsfähigen Zinklegierung. Ein ebenfalls schwarzer Geflechtkorb aus Federstahldraht umgibt und schützt die Kapsel. Durch den flachen Abschluss des Mikrofonkopfes ist das Drahtgeflecht gut gegen Verformungen gewappnet, die andernfalls durch Stöße oder beim Herunterfallen des Mikrofons entstehen könnten. Darunter arbeitet in einer 24-Karat-goldbeschichten Kapsel eine 3/4-Zoll große Membran.

Fotostrecke: 6 Bilder Die praktische Transporttasche hat ein eigenes Fach für die beiliegende Stativhalterung.

Technik

Im AKG C636 arbeitet eine Elektretkapsel, deren ausgegebenes Signal von einem Feldeffekttransistor (FET) verstärkt wird. Aufgrund dieses FETs benötigt das Mikrofon dann auch seine Phantomspeisung. Soviel zur Funktionsweise. Aber schauen wir auch auf die technischen Spezifikationen und vergleichen die vom Hersteller angegebenen Daten des C636 mit denjenigen seines Vorgängers. Dabei fallen zunächst nur geringe Unterschiede ins Auge. Der Geräuschersatzpegel des C636 ist mit 20 dB(A) geringfügig besser als der des C535 und der Signal-Rausch-Abstand von 74 dB(A) etwas größer. Beide Mikrofone arbeiten über einen Frequenzbereich von 20 Hz bis 20  kHz und haben eine Impedanz von 200 Ohm. Damit hören die Gemeinsamkeiten aber auch schon auf und wir kommen zu den Unterschieden.

Fotostrecke: 8 Bilder Das Design des C636 folgt der Formgebung aktueller AKG-Mikrofone.

Während das Vorgängermodell noch zwei verschiedene Filter (100 Hz, 12 dB/Okt. und 500 Hz, 4 dB/Okt.) sowie eine 14 dB starke Signaldämpfung per Schieberegler bot, begnügt sich das C636 mit einem Low-Cut-Filter, das bei 80 Hz einsetzt und mit einer Flankensteilheit von 12 dB/Okt. arbeitet. Gleich geblieben ist, dass der zugehörige Schalter auch beim C636 vertieft angebracht wurde und seine Stellung per Schraubenzieher oder Kugelschreiberspitze verändert werden muss. Dadurch ist er auch beim C636 bestens gegen ein versehentliches Verstellen gewappnet.
Die empfohlene Lastimpedanz beträgt für das aktuelle Modell nicht mehr 600 Ohm, sondern nun 2 kOhm. Ein weiterer deutlicher Unterschied findet sich beim maximalen Schalldruckpegel, der von 130 auf 150 dB(SPL) verbessert wurde. Das Mikrofon ist deshalb auch für sehr laute Schallquellen geeignet. Konnte das C535 noch mit einer Phantomspannung zwischen 9 und 52 V bei einer Stromstärke von gerade einmal 2,5 mA betrieben werden (etwa an mobilen Mischpulten), empfiehlt AKG für das C636 den Standard von 48 V bei einer maximalen Stromstärke von 4 mA. Damit liegen die geforderten Voraussetzungen des aktuellen Mikrofons innerhalb der aktuellen IEC-Normen für Phantomspeisung.
Vor dem Praxistest möchte ich das C636 auch noch kurz mit seinen günstigeren AKG-Geschwistern abgleichen. Hier schneidet das Mikrofon sehr gut ab und macht deutlich, warum es an der Ladentheke den einen oder anderen Schein mehr kostet. Denn verglichen mit den kleineren Kondensator-Handhelds aus dem Hause AKG (dem C7 und dem C5) ist das C636 diesen bei nahezu allen technischen Werten überlegen. Das gilt auch für die Empfindlichkeit des Testkandidaten, die von AKG mit einem für Handhelds starken Wert von 5,6 mV/Pa angegeben wird.

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Praxis

Handling

Im Hinblick auf seine Maße übertrifft das AKG C636 sein Vorbild geringfügig in der Länge und um deutliche 0,5 cm in der Breite. Denn seine Abmessungen von 18,5 cm x 5,1 cm entsprechen dem Housing anderer heutiger AKG-Handheld-Mikrofone. Sein Gewicht von 312 g liegt dabei im mittleren Feld. Das Handling des Mikrofons ist dem entsprechend hervorragend. Es ist gut ausbalanciert und sein Material und seine Oberfläche versprechen lange Haltbarkeit. So gut, wie das Mikrofon in der Hand liegt, so gering sind seine Handlinggeräusche.
Die Optimierung der Aufhängung des Kapselgehäuses hat sich in puncto Handgeräusche bezahlt gemacht. Durch die zweistufige Absorption von Körperschall stören tatsächlich besonders wenige Griffgeräusche den ausgegebenen Sound. In den Aufnahmen haben wir uns mit Plopplauten bewusst nicht zurückgehalten, um zu sehen, wie gut der zusätzliche Gewebeschirm im Mikrofonkopf wirkt. Mein Eindruck ist, dass der zusätzliche Schutz aufgrund der Empfindlichkeit des Mikrofons absolut sinnvoll ist. Der Gewebeschirm reduziert die Gefahr von Membran-„Wummern“ durch potenzielle Poppgeräusche merkbar. Und ganz nebenbei sei auch noch erwähnt, dass die beiliegende Stativhalterung samt Reduziergewinde einen guten, weil widerstandsfähigen Eindruck macht und das eingeschobene Mikrofon sicher hält. 

Fotostrecke: 3 Bilder AKG C636 Die stabile Stativhalterung hält das eingeschobene Mikrofon sicher.

Klang

Kommen wir zum wichtigsten Punkt, dem vom Mikrofon transportierten Klangbild. Wie ihr in den Audiobeispielen hören könnt, wirkt der Klang des Mikrofons insgesamt „unaufgeregt“ und „natürlich“. Löst AKG das Versprechen ein, dass der Käufer hier „Studiosound“ für die Bühne erhält? Meine Antwort lautet klar: Ja, das ist der Fall. Um es in den Worten der „Audioesoterik“ zu sagen: In der Nahbesprechung überzeugt das Mikrofon mit einem ausgewogenen Soundbild aus satten Bassanteilen, differenzierten Mitten und einem eleganten Schimmer in den Höhen. Auch feine Nuancen des Stimmsignals werden vom C636 detailliert reproduziert. Wie der Plot des Frequenzgangs deutlich macht, liegt das nicht zuletzt auch an einer nach 8 kHz hin stattfindenden Höhenanhebung. Transienten werden vom Mikrofon klar umrissen abgebildet, ohne vordergründig oder gar scharf zu wirken.
Bei einer mittleren Besprechungsdistanz von 15 bis 20 cm überrascht mich zunächst der Pegelverlust des ausgegebenen Signals. Doch ist es problemlos möglich, das Signal auf einen brauchbaren Arbeitspegel anzuheben, da trotz aktiver Technik auch beim Anheben des Signals um mehrere dB keinerlei Rauschanteile störend auffallen. Bei mittlerer Mikrofonierungsdistanz ist die Ausgeglichenheit zwischen Bässen, Mitten und Höhen aufgrund des ausbleibenden Nahbesprechungseffekts sogar noch um einiges größer.
Im Test höre ich auch auf Veränderungen, die beim Besprechen des Mikrofons jenseits der Haupteinsprechachse auftreten. Dabei zeigt sich die Richtcharakteristik gutmütig, was Bewegung vor dem Mikrofon angeht. Mit seiner relativ breit aufgestellten Nierencharakteristik wird das Mikrofon bei leicht diagonaler Besprechung bis hin zu einem Winkel von ±45 Grad vor keine großen Herausforderungen gestellt. Der dann auftretende Pegelverlust ist gering und das gelieferte Frequenzbild unterscheidet sich nur in Nuancen von demjenigen der Frontalbesprechung. Wie uns ein Blick auf das Polar-Pattern zeigt, trügt dieser Höreindruck nicht. Denn das Polardiagramm weist im für Vocals entscheidenden Bereich bis 8 kHz ein recht stabiles Pegelverhalten aus. Jenseits der seitlichen Besprechung im 90-Grad-Winkel bis hin zu rückwärtig einfallendem Schall macht das C636 klar, warum AKG das Ausbleiben von Feedback bei diesem Mikrofon als Verkaufsargument nutzt.
Am besten gefällt mir der Klang des C636 aber eindeutig mit eingeschaltetem LowCut-Filter. Es setzt bei 80 Hz mit einer angenehmen Flankensteilheit von 12 dB/Oktave ein und kann beispielsweise der Anhebung der Bassanteile entgegenwirken, die durch den Proximity-Effekt entstehen.

Audio Samples
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Vocals (Nahbesprechung) Vocals (mittlere Distanz, ca. 25 cm) Vocals (große Distanz, ca. 50 cm) Vocals (mittlere Distanz, 45° off axis) Vocals (mittlere Distanz, 90° off axis) Vocals (Nahbesprechung, 80 Hz Low-Cut) Griffgeräusche
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Fazit

Das AKG C636 ist ein feinzeichnendes Mikrofon für den Livebereich. Verglichen mit dynamischen Mikrofonen mag der empfohlene Verkaufspreis auf den ersten Blick hoch erscheinen, doch das Preis-Leistungsverhältnis des C636 ist letztlich top. Denn das Kondensatormikrofon besticht nicht nur durch seinen Lieferumfang und seine korrosionsfrei-vergoldeten Elemente, sondern vor allem durch ein ausgewogenes Klangbild, wie man es bei Bühnenmikrofonen selten hört. Vor allem in Kombination mit dem integrierten Low-Cut-Filter überzeugt der vom C636 ausgegebene Klang mit großem Detailreichtum. Das Mikrofon eignet sich daher hervorragend für klanglich anspruchsvollen Gesangs sowie Moderationen und Lesungen, bei denen feinere Nuancen der Sprechstimme ein tragendes Element darstellen. AKG beweisen mit dem C636, dass es durchaus möglich ist „Studiosound“ auch auf die Bühne zu bringen.

Unser Fazit:
5 / 5
Pro
  • ausgewogenes Frequenzbild
  • detailreicher Sound
  • Low-Cut-Filter
  • geringe Griffgeräusche
  • hohe Materialqualität
  • Preis-Leistungsverhältnis
Contra
  • keins
Artikelbild
AKG C636 Test
Für 469,00€ bei
AKG_C636_8
Features und Spezifikationen
  • Typ: Kondensator
  • Kapselgröße: 3/4-Zoll
  • Richtcharakteristik: Niere
  • Empfindlichkeit: 5,6 mV/Pa
  • Frequenzbereich: 20–20000 Hz
  • Impedanz: 200 Ohm
  • Empfohlene Lastimpedanz: 2k Ohm
  • Geräuschersatzpegel: 20 dB(A)
  • Signal-Rausch-Abstand: 74 dB(A)
  • Schalldruckpegel (max. SPL for 1 % THD): 150 dB
  • Low-Cut-Filter: 80 Hz (Flankensteilheit: 12 dB/Okt.)
  • Phantomspeisung: 48 V/4 mA
  • Maße: 18,5 x 5,1 cm (L x B)
  • Gewicht: 312 g
  • Lieferumfang: Stativhalterung AKG SA61, Transporttasche
  • Preis: € 407,– (Straßenpreis am 21.6.2018)
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AKG C636 Die stabile Stativhalterung hält das eingeschobene Mikrofon sicher.

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