Zultan Aeon Beckenserie Test

Fans der Beckenmarke Zultan dürfen sich freuen, denn es gibt eine ganz neue Serie. Sie heißt Aeon und ist, zumindest in der Zultan-Welt, im gehobenen Preisbereich angesiedelt. Zur aktuellen Top-Linie Heritage lässt sie noch einen gewissen Respektabstand und auch beim Soundkonzept gibt es deutliche Unterschiede. Während die Heritage-Becken einen eher Jazz-orientierten Ansatz verfolgen, geht es bei unseren heutigen Testinstrumenten in eine etwas kräftigere, präsentere Richtung. Dazu hat man in der Zultan-Entwickungsabteilung einige Bearbeitungsschritte kombiniert, die man in ähnlicher Form auch schon bei anderen Becken gesehen hat. In der Summe sollen diese aber für einen eigenständigen Sound sorgen, und auch das Rohmaterial B25 weicht von der Masse der anderen Oberklassebecken ab. 

Zultan AEON Beckenserie Test

Aeon heißt übersetzt übrigens so viel wie Ewigkeit, was sich wohl auf den zeitlosen Klangcharakter beziehen soll. Zum Start der Reihe gibt es bereits eine große Auswahl an verschiedenen Modellen, darunter sogar ein Stack, unterschiedliche Gewichtsklassen und gebohrte FX-Modelle. Was die Instrumente können, lest ihr auf den folgenden Zeilen. 

Bei den Aeon setzt Zultan auf B25-Bronze

Wenn ein Testkarton mit 23 Kilogramm Gewicht ankommt, bedeutet das meistens: Becken. Und zwar viele davon! Wo andere Hersteller zum Start einer neuen Serie erst einmal vorfühlen, ob das Konzept ankommt und zunächst wenige Basismodelle anbieten, geht Zultan bei der Aeon-Reihe direkt in die Vollen. 15 Modelle finde ich in der Verpackung, darunter vier Rides, fünf Crashes, zwei Hi-Hats, zwei gebohrte FX-Crashes, ein Splash sowie ein Stack. Ebenfalls verfügbar, aber nicht Teil des Tests ist ein 22“ Light Ride, ein 21“ Medium Ride, ein 17“ Thin Crash, ein 18“ Medium Crash, ein 20“ Medium Crash sowie ein Beckenset. 

Alle Modelle besitzen grundsätzlich das gleiche Aussehen, was auch auf eine identische Bearbeitung schließen lässt. Beim Auspacken fühle ich mich  an die Sabian HHX Complex Modelle erinnert. Der Grund dafür ist die Kombination aus ungehämmerten, roh belassenen Beckenkuppen und den fein abgedrehten und mit vielen kleinen Hammermalen versehenen Profilen. Auch auf den Unterseiten setzt sich das Bearbeitungskonzept fort. Bemerkenswert ist, dass Zultan sich bei der Aeon-Serie für B25-Bronze entschieden hat. Statt 20% Zinn wie bei der gängigeren B20-Legierung, kommen hier 25% des silbernen Metalls zum Einsatz. Sehen wir uns die einzelnen Beckentypen nun etwas genauer an. 

Zultan AEON Ride Cymbal
Fotostrecke: 5 Bilder Nicht gehämmert und nicht abgedreht: die Kuppen der Zultan Aeon Cymbals.

Kräftige Kuppen bei den AEON Rides und Crashbecken

Mit vier Modellen ist die Ride-Abteilung gut aufgestellt. Es gibt zwei Medium-Ride-Becken, das 20“ wiegt 2130 Gramm, beim 22“ zeigt die Waage 2860 Gramm an. Für Freunde eines etwas luftigeren Sounds und einer besseren Crashbarkeit bietet man aber auch zwei Rides in dünnerer Stärke (Light) an. Allerdings wiegt hier das 20er mit 2060 Gramm nur geringfügig weniger als das Medium-Modell, beim 21er stehen 2330 Gramm auf der Digitalwaage. Dass die Aeon-Serie nicht explizit auf Fans dünner und komplex klingender Becken ausgerichtet ist, zeigen auch die gesund dimensionierten Ride-Kuppen. 

Auch die fünf Crashbecken weisen im Verhältnis ziemlich große Kuppen auf, was optisch stark an die Anatomie einiger Sabian-Modelle erinnert. Es gibt drei Thin Crashes der Größen 18“, 19“ und 20“. 1270, 1490 und 1610 Gramm wiegen die Instrumente, was typische Werte für dünnere Crashes sind. Wer etwas mehr „Fleisch“ im Sound mag, findet auch zwei medium-gewichtete Modelle im Aeon-Sortiment. Das 17“ wiegt 1210 Gramm, beim 19“ sind es 1620. 

Die 15“ Hi-Hats sind im Verhältnis leichter als die 14er

Bei den Hi-Hat-Becken sind wieder die gleichen Bearbeitungsschritte erkennbar wie bei den aufgehängten Becken, allerdings kommen hier etwas kleinere Kuppen zum Einsatz. Interessant ist, dass es bei den Testmodellen nur eine sehr geringe Gewichtsdifferenz zwischen den 14ern und den 15ern gibt. Während das Top- und Bottom-Becken bei der 14“-Ausführung 1020 und 1170 Gramm wiegen, sind die 15“ Hi-Hats mit 1030 beziehungsweise 1270 Gramm nur unwesentlich schwerer. Möglicherweise spielt hier aber auch die natürliche Schwankung bei handgefertigten Becken eine Rolle. 

Hi-Hats
Fotostrecke: 6 Bilder Mit 14“ und 15“ sind die beliebtesten Hi-Hat-Größen abgedeckt.

Die AEON Effektbecken

Schlicht FX Crash heißen die beiden gelochten Crashbecken im Aeon-Programm. 16“ und 18“ sind sie groß, als Basis kommen medium-gewichtete Crashes zum Einsatz, denen mithilfe von Bohrungen ein fauchigerer, schnell ansprechender Sound verliehen werden soll. Um die Kuppen herum zieht sich jeweils ein Ring aus acht kleineren Löchern, vier größere befinden sich auf der Mitte der Beckenschulter. Dieselbe Bearbeitung wird den beiden Elementen des FX Stacks zuteil, welches aus einem 14“ Thin Crash und einem 16“ Chinabecken besteht. Das kleinste Effektbecken der Aeon-Familie kommt als 10“ Splash daher, 260 Gramm wiegt es und ist etwas weniger tief gehämmert. Hören wir uns die Becken jetzt mal an. 

Feine Auflösung, wenig Modulation 

In der Praxis zeigt sich, wo Zultan die Aeon-Serie klanglich verortet. Moderne Komplexität trifft auf einen klassischen Beckensound, so könnte man es beschreiben. Dies ist genau das, was die „Zutaten“ schon erwarten ließen. Die großen Kuppen sorgen für einen deutlichen Anteil Präsenz und Klarheit, während die intensive, nicht zu tiefe Hämmerung zu einer feinen Auflösung beiträgt. Dunkle, „dreckige“ Modulationen, die durch große Hammermale entstehen, glänzen hier durch Abwesenheit. 

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Mehr Informationen
Seht hier unser Video zum Testbericht:

Die AEON Rides klingen klar und „geradeaus

Am deutlichsten wird der Charakter der Serie bei den Ridebecken. Alle vier Modelle besitzen dieselbe klangliche Grundeigenschaft, die sich aus einem angenehm definiert-silbrigen Anschlag und einem langen, luftigen Sustain zusammensetzt. Dabei liegen die Medium- und die Light-Versionen gar nicht so weit auseinander, was die eher geringen Gewichtsdifferenzen schon erwarten ließen. Am meisten Volumen und Präsenz gibt es beim 22“, die besten Crashride-Fähigkeiten hat hingegen das 20“ Light-Modell. Alle Kuppen sind klar, abgegrenzt und lassen akzentuiertes Spiel zu. Die Aeon Rides sind für alle Drummerinnen empfehlenswert, die auf der Suche nach Allroundern sind, die weder zu pingig, noch zu „jazzig“ oder zu trashig klingen. 

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Light Ride 20“ Light Ride 21“ Ride 20“ Ride 22“

Gute Abstimmung bei den Crashes

Beim ersten Soundcheck der drei Thin Crashes bestätigt sich meine Ahnung, dass die Becken einigen Sabian HHX Crashes auch klanglich durchaus ähnlich sind. Dazu trägt der leicht glockige, solide Grundton bei, welcher – wen wundert’s – von den kräftigen Kuppen begünstigt wird. Gleichzeitig haben alle Modelle eine schnelle Ansprache und sehr feine Auflösung. Auch die Abstimmung gefällt mir gut. Für die beiden Medium-Typen gilt dasselbe, mit dem Unterschied, dass sie minimal mehr Widerstand beim Spielen bieten und sich eine Spur besser durchsetzen. Interessanterweise sind alle Kuppen durchaus nutzbar. Speziell die beiden 19er und das 20er sind problemlos als hochwertig klingende, leichte Rides einsetzbar. 

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Thin Crash 18“ Thin Crash 19“ Thin Crash 20“ Crash 17“ Crash 19“
Die 15" Hi-Hat im Detail.
Die 15″ Hi-Hat im Detail.

Die 15er Hi-Hat könnte etwas mehr Definition vertragen

Kommen wir zu den beiden Hi-Hats. Wie auch bei den Rides, machen sich die geringen Unterschiede beim Gewicht bemerkbar. So klingt die 14“ Hi-Hat recht klar und bietet eine gute Rückmeldung, bei der 15er hat man eher das Gefühl, ein auf jazzige Einsätze ausgerichtetes Instrument zu spielen. Mir persönlich würde ein etwas schwereres Bottom-Becken besser gefallen, zudem erzeugt die 15er ein leichtes „Fiepen“ im geschlossenen Zustand. Auf Aufnahmen und im Kontext fällt das nicht sofort auf, wer jedoch alleine spielt, könnte sich daran stören. Dazu sei gesagt, dass es bei solchen handgemachten Becken immer eine gewisse Bandbreite im Gewicht und der Bearbeitung gibt, sodass ein anderes Exemplar diese Eigenschaft wahrscheinlich nicht aufweist.  

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Hi-Hats 14“ Hi-Hats 15“

Silbrig und luftig geht es bei den FX-Becken zu

Weiter geht es mit den beiden FX Crashes, welche aufgrund ihrer Bohrungen einen sehr rauschigen, gleichzeitig aber mittig-silbrigen Sound erzeugen. Auch sie klingen zwar sehr tonlos, aber nicht so trashig modulierend wie manch andere Modelle dieser Bauart. Sie eignen sich sowohl für kurze Akzente als auch für durchlaufende Crash-Figuren. Auch ihre Abstimmung zueinander ist gelungen. Das Splashbecken weiß ebenfalls zu überzeugen. Dank seiner dünnen Auslegung und der intensiven Bearbeitung klingt es komplex und „splashig“, glockige Anteile gibt es im Sound nicht. Ein echtes Highlight ist das FX Stack, welches einen ebenfalls fauchigen und ungewöhnlich detaillierten Klang besitzt. Ich würde ihn als Mischung aus Splash und halboffener Hi-Hat bezeichnen. Unterschiedlich feste Montage ermöglicht sehr gute klangliche Abstufungen. Einzeln verwendet, erhaltet ihr hier zwei vollwertige Effektbecken. 

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FX Crash 16“ FX Crash 18“ Splash 10“ FX Stack 14“/16“

Fazit

Dass das umfangreiche Zultan-Beckensortiment durchaus noch Platz für eine weitere Serie bietet, zeigen die neuen Aeon-Modelle im Test. Ihr Klangcharakter kann als hoch auflösend und silbrig bezeichnet werden, Freunde sehr dunkler oder trashiger Sounds werden hier nicht unbedingt fündig. Bei den Rides gibt es einen klaren, ausgewogenen Anschlag, gefolgt von einem recht langen, sauberen Sustain. Die Crashbecken sprechen schnell an und verkneifen sich ebenfalls das dunkel modulierende Grollen einiger Artgenossen. Wer es tonlos-fauchig mag, wird bei den FX Crashes und dem Splash fündig. Sehr eigenständig und musikalisch kommt auch das FX Stack daher, dessen feine Auflösung all jene Stack-Fans ansprechen dürfte, denen es bei anderen Varianten dieses Beckentyps zu grob und kratzig zugeht. Auch die beiden Hi-Hats klingen gut, die größere 15er unseres Testsets besitzt allerdings einen leicht sirrenden Oberton. Insgesamt stellen die Aeon-Modelle eine gute Alternative zu den Zultan Heritage Becken dar und dürften darüber hinaus alle Drummer ansprechen, die eine musikalische Mischung aus Brillanz und Musikalität suchen. 

Zultan AEON Cymbals Test
Hohe Auflösung, gute Abstimmung: Die Zultan Aeon Becken sind eine tolle Ergänzung zu den vorhandenen Serien.
Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • feine Auflösung, klassischer Sound
  • passende Abstimmung
  • FX Stack sehr musikalisch
  • sehr gutes Preis-Leistungs-Verhältnis
Contra
  • 15“ Hi-Hats erzeugen einen unschönen Oberton
Artikelbild
Zultan Aeon Beckenserie Test
Für 229,00€ bei
  • Hersteller: Zultan
  • Serie: Aeon
  • Material: B25 Bronze
  • Klangcharakteristik: komplex, silbrig, vielseitig
  • Gewicht: Medium – Thin
  • Herstellungsland: Türkei
  • Preise (Verkaufspreise September 2022):
  • Ride 20“: € 249,-
  • Ride 22“: € 269,-
  • Light Ride 20“: € 249,-
  • Light Ride 21“: € 259,-
  • Thin Crash 18“: € 195,-
  • Thin Crash 19“: € 219,-
  • Thin Crash 20“: € 229,-
  • Crash 17“: € 189,-
  • Crash19“: € 219,-
  • Hi-Hats 14“: € 229,-
  • Hi-Hats 15“: € 249,-
  • FX Crash 16“: € 189,-
  • FX Crash 18“: € 209,-
  • Splash 10“: € 99,-
  • FX Stack 14“/16“: € 299,-
  • Cymbal Set 15″ Hi-Hat, 18″ Crash 22″ Ride: € 649,-

Herstellerseite: https://www.zultancymbals.com

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Profilbild von Knecht ruprecht

Knecht ruprecht sagt:

#1 - 05.04.2023 um 09:29 Uhr

0

zultan becken.nur paiste ist meistens noch besser.

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