Zoom F6 Test

Nachdem es im hochpreisigen Marktsegment bereits mehrere Field Recorder mit dualer AD-Wandlung gibt, bringt nun die Firma Zoom einen günstigeren Recorder auf den Markt, mit dem die Japaner gleich noch eine Schippe drauflegen.

Denn im F6 werden Dual A/D-Wandler mit 32-Bit-Float-Aufnahmetechnik kombiniert, was zu einem Dynamikumfang von 131 dB führt und damit den Gainregler überflüssig machen soll.

Details

Lieferumfang

Was sich in der Verpackung befindet, ist relativ übersichtlich. Neben dem F6 selbst bekommt man nur eine Kamera-Adapterplatte, vier AA-Batterien, eine Kurzanleitung sowie Downloadcodes für Cubase LE und WaveLab LE. Weiteres Zubehör, auch ein passendes USB-Kabel, ist optional – es muss gesondert erstanden werden.

Außer der Kamera-Adapterplatte liegen dem F6 nur eine Kurzanleitung, Downloadcodes und vier AA-Batterien bei.
Außer der Kamera-Adapterplatte liegen dem F6 nur eine Kurzanleitung, Downloadcodes und vier AA-Batterien bei.

Äußerliches

Der F6 ist in einem kompakten, gut verarbeiteten Gehäuse untergebracht. Links und rechts befinden sich Metallbügel, mit deren Hilfe der Recorder zum Beispiel an einem Taschengurt befestigt werden kann. Bis auf den Ein-/Ausschalter sowie den Regler für die Kopfhörerlautstärke sind alle Bedienelemente und das farbige Display auf der Vorderseite untergebracht, sodass diese auch dann gut zugänglich sind, wenn sich der Recorder hochkant in einer Tasche befindet.
Die Mikrofonanschlüsse, der Line Out sowie die Buchsen für USB, Kopfhörer und Timecode verteilen sich auf die rechte und linke Seite des Recorders. Das Gewinde zur Befestigung auf einem Kamerastativ und das Batteriefach für Standardbatterien sind in den Boden des Zoom F6 integriert.
Auf der Oberseite des Zoom F6 befinden sich vier sehr schicke Schrauben. Sie dienen nicht Dekorationszwecken, sondern zur Befestigung der Kamera-Adapterplatte. Mit Hilfe dieser Platte kann der Recorder unter einer Kamera mit Stativgewinde befestigt werden.

Fotostrecke: 4 Bilder Fast alle Bedienelemente befinden sich auf der Frontseite.

Praxis

Alles im Griff

Mit den frontseitigen Bedienelementen des Zoom F6 hat man während der Aufnahme Zugriff auf alle wichtigen Funktionen. Unter dem farbigen Display befinden sich die beleuchteten Taster für Stop, Aufnahme und Play/Pause. Links und rechts vom Display sind die Taster Menu, PFL/Enter, FF/Pfeil nach oben sowie RWD/Pfeil nach unten, welche alle noch mit weiteren Funktionen belegt sind. Noch etwas weiter außen sitzen die sechs Track Knobs, mit denen die Tracks einzeln zur Aufnahme scharf geschaltet und die Pegel der Eingangssignale im Monitoring bestimmt werden. Links und rechts wird das Gehäuse eingerahmt von den bereits erwähnten Bügeln zur Befestigung des F6. Leider verhindern genau diese Bügel die Verwendung von abgewinkelten Steckern, denn man hat keine Chance die Stecker ganz in die Buchsen zu stecken.

Winkelstecker können am Zoom F6 nicht verwendet werden, die Bügel sind im Weg.
Winkelstecker können am Zoom F6 nicht verwendet werden, die Bügel sind im Weg.

Bedienung, bitte!

Bedient wird der F6 mit nur vier Tasten, die links und rechts vom Display sitzen. Das weist schon darauf hin, dass es doch ein paar Menüs gibt, die aber größtenteils selbsterklärend aufgebaut sind. Die Standardanzeige ist der Home Screen, in dem wir während der Aufnahme alle relevanten Informationen zum Status des F6 finden. Unter anderem zeigt er die Pegel aller sechs Eingänge, des Kopfhörerausgangs und des Lineausgangs an. Für jeden Eingang existiert eine eigene Menüseite, die schnell zu erreichen ist. Auf ihr werden alle Einstellungen, wie Signalquelle, Trim, Limiter und so weiter für den jeweiligen Track vorgenommen. Für alle weiteren Einstellungen, insbesondere das Aufnahmeformat betreffend, muss man tiefer in die Menüs eintauchen.

Stromversorgung

Der Zoom-F6-Recorder kann auf verschiedene Arten mit Strom versorgt werden. In den Batteriekorb im Boden des Gerätes passen Alkalibatterien, Lithiumbatterien und NiMH-Akkus der Bauform AA. Darüber hinaus können an der Rückseite des F6 Sony-L-Batterien befestigt werden und auch der USB-Anschluss kann zur Stromversorgung genutzt werden.

Fotostrecke: 2 Bilder Das Batteriefach nimmt vier Batterien des Typs AA in einem Batteriekäfig auf.

Aufnahmedauer (Herstellerangaben), genauere Angaben in der Anleitung

Batterietyp2 Ch. 48 kHz/16 Bit6 Ch. 48 kHz/24 Bit6 Ch. 192 kHz/24 Bit
Alkali7,5h5h0,5h
NiMH (2450 mAh)10,5h7h1,5h
Lithium16,5h10,5h3,5h

Dual-A/D-Wandlung des Zoom F6

Die meisten Mikrofone besitzen einen größeren Dynamikumfang als die üblichen Wandler. Wir müssen also den Pegel des Mikrofonsignals im Vorverstärker so anpassen, dass leise Signalanteile nicht vom Noisefloor verdeckt werden, aber gleichzeitig laute Anteile nicht im Wandler verzerren. Bei der Verwendung von Dual-A/D-Wandlern steht jeweils ein Wandler für die niedrigen Pegel und ein Wandler für die hohen Pegel zur Verfügung. Ein Algorithmus überwacht ständig den Eingangspegel und wählt automatisch den jeweils passenden Wandler für den gerade anliegenden Pegel aus. So werden Gainregler und Limiter bei der Aufnahme überflüssig. Dieses Konzept führt zu einem Dynamikumfang von 131 dB bereits in den Wandlern.
Die Idee, die Analog-zu-Digital-Wandlung von zwei Wandlern erledigen zu lassen, haben andere Hersteller bereits früher umgesetzt – teils mit noch höheren Dynamikumfängen als Zoom, allerdings bei Produkten in anderen Preisregionen. Das Neue am Zoom F6 ist, dass hier die Dual-A/D-Wandlung mit der Aufzeichnung als 32-Bit-Float-WAV-Datei kombiniert wurde.

32-Bit-Floating-Point-Auflösung

Eigentlich wird die Amplitude eines Signals bei 32 Bit-Float-Dateien immer noch mit 24 Bit aufgelöst. Allerdings werden die acht zusätzlichen Bits als sogenannte Exponenten eingesetzt, in denen Informationen über den Headroom oder den Dynamikumfang abgelegt werden – aber das führt jetzt hier zu weit.
Im realen Einsatz bedeutet dies, dass auch sehr leise Signale ohne Qualitätsverlust in der Postpro lauter gemacht werden können. Je mehr Auflösung wir für die Dynamik zur Verfügung haben, desto weniger leidet die Qualität unter einem nachträglichen hochziehen. Genauso verhält es sich mit dem Unterschied zwischen 16 und 24 Bit. Am entgegengesetzten Ende der Skala bewirkt dieses Konzept, dass zu laute, clippende Passagen in der Postpro leiser gemacht und damit ohne Qualitätsverlust gerettet werden können.
Ich habe für den Test eine dynamisch herausfordernde Aufnahme von raschelndem Papier und einer sehr lauten, zufallenden Tür gemacht, wie sie eventuell bei Filmton vorkommt. Die Tür ist so laut, dass die Pegelspitzen in der 24-Bit-Aufnahme bereits abgeflacht sind. Diese Pegelspitzen sind jenseits der digitalen Null und dadurch mit einer Auflösung von 24 Bit nicht mehr darstellbar.

Audio Samples
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Aufnahme von raschelndem Papier und einer zufallenden Tür (96 kHz, 32 Bit float).
Waveform der zufallenden Tür in 96 kHz/24 Bit
Waveform der zufallenden Tür in 96 kHz/24 Bit

Die gleiche Tür, die gleiche Aufnahme, aber mit dem F6 zeitgleich als 32-Bit-Float-Datei gespeichert. Man sieht deutlich, dass sich die Pegelspitzen mehr als 3 dB über der digitalen Null befinden, aber nicht abgeschnitten sind.

Waveform der zufallenden Tür bei 96 kHz/32 Bit float
Waveform der zufallenden Tür bei 96 kHz/32 Bit float

Das 32-Bit-float-File habe ich in WaveLab auf 0 dB normalisiert und erhalte nun eine maximal ausgesteuerte Aufnahme, die nun auch verzerrungsfrei in ein 24- oder 16-Bit-File umgewandelt werden kann.

Waveform der normalisierten 32-Bit-Float-Aufnahme der zufallenden Tür
Waveform der normalisierten 32-Bit-Float-Aufnahme der zufallenden Tür

Formate

Der Zoom F6 kann Aufnahmen als WAV und als MP3 speichern. WAVs können dabei Mehrspurdateien sein, welche in vielen DAWs sofort automatisch auf mehreren Spuren platziert werden können oder jeweils einzelne Mono- oder Stereospuren enthalten. Wenn MP3 ausgewählt ist, wird lediglich der Stereomix gespeichert.

Verbindungen

Wir sind es ja inzwischen gewohnt, dass diverse Geräte unter macOS, Windows und iOS ihren Dienst verrichten können. Dies gilt auch für den Zoom F6. An macOS- und iOS-Geräten benötigt man lediglich das richtige Kabel um loszulegen. Der Einsatz am PC setzt die Installation eines Treibers voraus. Im Menü des F6 lässt sich auswählen, ob der Recorder als Kartenleser oder Interface fungieren soll und ob die Stromversorgung über die internen Batterien oder vom Host über ein USB-Kabel geschehen soll.
An allen drei möglichen Host-Geräten steht dabei ein Stereomix-Modus zur Verfügung. Dieser bietet in der DAW zwei Ein- und Ausgänge. Alle sechs Eingänge werden in diesem Modus zu einem Stereosignal gemischt, welches dann an die DAW übertragen wird.
Beim Einsatz an Mac oder PC steht außerdem noch ein Multitrackmodus zur Verfügung, in dem alle sechs Eingänge und vier Ausgänge in der DAW zur Verfügung steh

Einsatz als Interface

ModusHostKanäle
Stereo MixMac, PC, iOS2 In/2 Out, alle Eingänge werden gemischt ausgegeben
Multi TrackMac, PC6 In/4 Out

Fernsteuerung

Zoom bietet mit dem F6 Control einen kompatiblen Controller, der sich wie ein kleines Mischpult bedienen lässt und mit einem USB-Kabel Anschluss findet. Darüber hinaus gibt es eine iOS-App, die ebenfalls F6 Control heißt, allerdings die Installation des Bluetooth-Adapters BTA-1 im F6 voraussetzt.

Zoom F6: Synchronisation

Der Zoom F6 generiert einen stabilen SMPTE-Timecode, welcher über die Timecodebuchse ausgegeben wird. Die Abweichung beträgt laut Zoom nur 0,5 Frames in 24 Stunden. Dieselbe Buchse kann aber auch als Timecode-Eingang verwendet werden. Der im F6 generierte Timecode läuft in der Standardeinstellung unabhängig vom Aufnahmestatus des Recorders durch. Falls der Bluetooth-Adapter BTA-1 im F6 installiert ist, steht auch der Empfang des Timecodes über Funk zur Auswahl.

Klang

Den Klang des Zoom F6 empfinde ich als angenehm offen, ausgewogen und natürlich. Kein Frequenzbereich wird wirklich überbetont oder vernachlässigt. Im Vergleich zu meinem H6 klingen die Aufnahmen des F6 etwas brillanter und frischer, gleichzeitig aber auch weniger druckvoll.

Audio Samples
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Sprachaufnahme mit einem CAD E-100 am Zoom F6. Sprachaufnahme mit einem Shure SM58 am F6. Vergleichsaufnahme mit dem CAD E-100 am Zoom H6. Vergleichsaufnahme mit dem Shure SM-58 am Zoom H6. Sprachaufnahme mit dem Hochpassfilter des Zoom F6. Sprachaufnahme mit dem erweiterten Limiter des Zoom F6.

Fazit

Zoom macht mit dem F6 sehr vieles richtig. Vor allem der wirklich große Dynamikumfang in Verbindung mit der 32-Bit- Float-Auflösung, welche die Aufnahme von lauten und leisen Signalen mit dem gleichen Setting ermöglicht, hat mich beeindruckt. Die Bedienung ist durchdacht und die Anzahl und Struktur der Menüs ist noch überschaubar . Der Klang der Preamps und Wandler ist vollkommen in Ordnung. Ich denke, noch besserer Sound wird auch direkt teurer.
Bei der Benutzung des Zoom F6 merkt man schnell die Spezialisierung als Audiorecorder für Film und Video. Da sind zuerst die Synchronisationsmöglichkeiten als Timecode-Generator oder -Empfänger, die flexible Stromversorgung und Organisation der Aufnahmen in verschiedenen Take-Ordnern und mit Szenennamen. Nicht zuletzt auch die flexiblen Einsatzmöglichkeiten als Interface sowie die Ambisonic-Kompatibilität. Natürlich kann auch Musik mit dem F6 aufgenommen werden, allerdings vermisse ich hier zum Beispiel die Overdub-Funktion des H6 aus gleichem Hause. Für Musikproduktionen ist diese heute unerlässlich, außer bei Konzertmitschnitten. Allerdings lassen sich Overdubs natürlich in DAWs realisieren, für die der F6 als Interface eingesetzt werden kann und in diesem Modus kann sogar zeitgleich ein Backup auf die interne SD-Karte gespeichert werden.

Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • hervorragender Dynamikumfang
  • direkter Zugriff auf Monitormix
  • Aufnahme in 32 Bit und 24 Bit gleichzeitig möglich
  • zusätzliche Aufzeichnung des Monitormixes
  • gleichzeitige Speicherung auf SD-Karte und Nutzung als Interface
  • flexible Stromversorgung.
Contra
  • keine Overdub-Funktion
  • Winkelstecker passen nicht
  • wenig mitgeliefertes Zubehör
Features & Spezifikationen
  • Field Recorder mit 6 Eingängen, Timecode, Dual-A/D-Wandlern und 32-Bit-Float-Auflösung
  • Dynamikumfang: 131 dB
  • maximale Spuranzahl: 14 (WAV), 6 (WAV, linear oder floating bei 192 kHz), 2 (MP3)
  • mögliche Auflösungen: 44,1/47,952/48/48,048/88,2/96/192 kHz
  • Rauschabstand: -127 dBu (bei +75 dB, 150 Ω am Eingang, A-Bewertung)
  • maximale Aufnahmedauer als Stereo-WAV auf 32GB-SD-Karte: 30h 46min (48 kHz/24 Bit), 7h 41min (192 kHz/24 Bit)
  • Anschlüsse: sechs Eingänge (XLR), USB (Typ C), Kopfhörer, Line Out und Timecode (3,5mm-Klinke)
  • Stromversorgung: 4 AA-Batterien (Alkali, Lithium oder NiMH-Akkus), Sony-L-Batterie oder USB
  • Batterielaufzeit (Stereoaufnahme bei 48 kHz/16 Bit auf SD-Karte): 7,5h (Alkali), 10,5h (NiMH, 2450 mAh), 16,5h (Lithium)
  • Größe: 10 x 12 x 6,3 cm (B x T x H)
  • Gewicht: 534 g (629 g mit SD-Karte und Batterien)
  • mitgeliefertes Zubehör: Adapterplatte für Kameramontage, Downloadcodes für Cubase LE und WaveLab LE
  • Preis: € 644,– (Straßenpreis am 16.12.2019)
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