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Yamaha P-35 Test

Das P-35 ist das günstigste Digitalpiano mit Hammermechanik von Yamaha. Als Abkömmling der transportablen P-Serie, die vor über 10 Jahren mit dem überaus erfolgreichen P-80 begann, bietet sich das P-35 für den mobilen Einsatz an, kann mit einem passenden Ständer aber auch zum Heimpiano umfunktioniert werden.

Das Yamaha P-35 ist ein solides Anfänger-Piano in der 500-Euro-Klasse
Das Yamaha P-35 ist ein solides Anfänger-Piano in der 500-Euro-Klasse


Wir haben nachgesehen, ob Yamahas Erfahrung mit akustischen und digitalen Pianos aller Preisklassen auch im Einsteigermodell P-35 zu erkennen ist.

Details

Gehäuse

Wie alle Instrumente der P-Serie (neben dem P-35 gehören dazu derzeit die größeren P-105 und P-255) ist unser Testkandidat ein transportables Digitalpiano, das man problemlos mitnehmen, auf einen normalen Keyboardständer stellen und auf der Bühne verwenden kann. Seit ihrem Erscheinen sind die Instrumente dieser Serie daher auch als günstige Stagepianos beliebt. Das Kunststoffgehäuse des nur in Schwarz erhältlichen P-35 wird zwar keine Design-Preise gewinnen, sieht zumindest aus der Spielerperspektive aber doch einigermaßen schick aus und erscheint trotz der Leichtbauweise solide genug für gelegentliche Transporte. Unter anderem durch die Kunststoffkonstruktion beträgt das Gewicht nur gut 11 kg, was eine bemerkenswerte Zahl für ein Instrument mit Hammermechanik ist.
Wer das P-35 zu Hause oder an einem anderen festen Ort aufstellen möchte, kann den passenden Ständer L-85 dazu erwerben. Mit fast 100 Euro ist er allerdings nicht gerade preiswert, zumal er eigentlich nur aus drei furnierten Holzbrettern besteht und keine Pedaleinheit enthält. Einen Tastaturdeckel besitzt das P-35 nicht, sodass man es bei längerer Nichtbenutzung mit einem Tuch o.ä. abdecken sollte.
Im Lieferumfang befindet sich ein aufsteckbares Plastik-Notenpult, das leider sehr billig wirkt. Außerdem kommt das P-35 mit einem Sustain-Fußtaster, der ebenfalls von zweifelhafter Qualität ist. Das kleine und leichte Utensil rutscht leicht weg und lässt sich nur schwer kontrollieren. Daher empfehle ich, die Anschaffung eines besseren Pedals gleich mit einzuplanen. Bei Verwendung des Yamaha Pedals FC-3 ist das P-35 als einziges Instrument in diesem Testmarathon sogar Halbpedal-fähig. Der Anschluss eines Dreifachpedals ist jedoch nicht möglich.

Fotostrecke: 2 Bilder Das Yamaha P-35 ist kompakt, leicht und schnörkellos

Bedienfeld

Von „Bedienfeld“ kann man beim P-35 eigentlich nicht sprechen: Außer dem Netzschalter und dem Schieberegler für die Lautstärke besitzt das Piano genau einen Knopf namens Grand Piano/Function. Ein einfacher Druck darauf ruft den Klaviersound Nr. 1 auf. Für alle weiteren Klänge und Einstellungen hält man den Taster gedrückt und betätigt bestimmte Tasten der Klaviatur, von deren jeweiligen Sonderfunktionen leider nur die wichtigsten auf dem Gehäuse aufgedruckt sind. Seltener benötigte Settings findet man nur in der Bedienungsanleitung. Immerhin enthält diese eine grafische Gesamtübersicht über alle Tastaturfunktionen, sodass man nicht lange nach diesen Informationen suchen muss. Praktischer wäre es in meinen Augen dennoch gewesen, wenn alle Sonderfunktionen aufgedruckt wären, auch wenn das natürlich nicht ganz so schön aussieht.

Fotostrecke: 4 Bilder Das Bedienfeld des P-35 ist spartanisch ausgestattet

Anschlüsse

Auch in Sachen Anschlüsse gibt sich das P-35 spartanisch. Auf der Rückseite findet man neben der Buchse für das externe Netzteil einen Kopfhörerausgang, der zugleich der einzige Audioausgang des Pianos ist. Im Hinblick auf die angesprochene Bühnentauglichkeit ist es bedauerlich, dass die separaten Stereoausgänge der größeren P-Modelle beim P-35 eingespart wurden. Daneben gibt es einen Anschluss für ein Sustainpedal, der in Verbindung mit einem passenden Pedal (Yamaha FC-3) auch das Halbpedalspiel erkennt. Natürlich lässt sich aber auch jeder gängige An/Aus-Fußtaster hier anschließen. Ein Pärchen MIDI-Buchsen bildet den Abschluss. Das Yamaha P-35 besitzt leider keinen USB-Anschluss, daher ist man zur Verbindung mit einem Computer auf die herkömmliche MIDI-Schnittstelle und ein separates MIDI-Interface angewiesen.

Lautsprecher

Die Lautsprecher befinden sich beim P-35 hinter Plastikgittern an der Unterseite und strahlen nach unten ab. Dieses Verfahren wird bei Digitalpianos gern angewendet, um die Illusion zu erzeugen, der Klang käme aus dem Inneren eines virtuellen Klavierkorpus. Die beiden runden Speaker mit 12 cm Durchmesser werden von einem Verstärkersystem mit 2 x 6 Watt Leistung gespeist. Von diesem geringen Wert sollte man sich nicht täuschen lassen, denn das P-35 kann sehr wohl recht laut sein. Auch klanglich liegen die Boxen des P-35 mindestens auf Augenhöhe mit den anderen Testkandidaten, wenngleich man von so kleinen Lautsprechern natürlich keine Wunder erwarten darf. Mit größeren Digitalpianos können sie nicht mithalten, so kommen sie bei hoher Lautstärke nur eingeschränkt mit den voluminösen Bässen und Tiefmitten eines Flügelklangs zurecht. Für die Preisklasse kann man sich hier aber auch nicht wirklich beschweren.

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Praxis

Tastatur

Als Produzent von akustischen Pianos und Digitalpianos aller Preisklassen verfügt Yamaha über einige Erfahrung im Tastaturbau, wovon erfreulicherweise auch das günstigste Einsteigermodell profitiert. Die Tastatur des P-35 ist im Umfeld der Testmarathon-Kandidaten ein Lichtblick. Trotz des günstigen Preises und des geringen Gewichts kann die 88-tastige Hammermechanik mit einem vergleichsweise sehr guten Spielgefühl und einer angenehmen Oberfläche punkten. Mit ihrer angenehm schweren und ausgewogenen Gewichtung und dem gleichmäßigen Anschlag lässt sich die Tastatur präzise kontrollieren und eignet sich gut zum Üben. Natürlich ist noch viel Luft nach oben – höchsten pianistischen Ansprüchen wird auch das P-35 nicht gerecht – aber in dieser Preisklasse trägt es mühelos den Sieg davon. Die Anschlagdynamik lässt sich in drei Stufen einstellen oder deaktivieren, z.B. für Orgel- oder Cembalo-Klänge.

Klang

Auch die Flügelklänge des P-35 wissen im Testumfeld zu überzeugen. Grand Piano 1 ist ein ausgewogener, vielseitig einsetzbarer Flügelsound. Er ist zwar Yamaha-typisch recht hell und drahtig, lässt sich aber dennoch sehr dynamisch spielen. Die bei fast allen günstigen Digitalpianos auftretenden Artefakte wie hörbare Loops oder Übergänge zwischen verschiedenen Samples sind zwar auch beim P-35 stellenweise wahrnehmbar, aber deutlich dezenter als bei der Konkurrenz. Natürlich muss das P-35 ohne Edelzusätze hochwertigerer Instrumente wie Damper- oder Resonanz-Samples auskommen. Für diese Preiskategorie bietet es jedoch einen absolut brauchbaren Sound. Der zweite Flügelklang ist deutlich schmaler, weniger dynamisch und wirkt ein wenig flach, kann aber unter Umständen für bestimmte Stilistiken eine Bereicherung sein.
Auch das P-35 haben wir im Sinne einer besseren Vergleichbarkeit unser MIDI-File abspielen lassen. Wie gewohnt wurde der Sound sowohl über die Ausgangsbuchse als auch über Mikrofone aufgenommen.

Audio Samples
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MIDI-File (DI) MIDI-File (Mikrofone) Piano 2

Das übrige Klangangebot umfasst acht weitere Sounds: Zwei E-Pianos, zwei Kirchenorgeln, Streicher, zwei Cembali und ein Vibraphon. Diese Klänge fallen gegenüber den Flügeln deutlich ab und wirken eher wie Füllmaterial, was bei den meisten Konkurrenzmodellen ja aber auch nicht anders ist. Für die Entscheidung für ein Digitalpiano dürfte die Qualität des Streicherklangs in den wenigsten Fällen den Ausschlag geben.

Audio Samples
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E-Piano FM-Piano Strings

Das P-35 bietet einen Halleffekt mit vier verschiedenen Effekttypen. Für jede Klangfarbe ist bereits einer davon voreingestellt, den man aber ändern kann (allerdings ohne Speichermöglichkeit). Der Effektanteil ist in zehn Stufen regelbar.

Weitere Funktionen

Auch beim übrigen Funktionsumfang zeigt sich das P-35 schnörkellos: Es gibt einen Dual-Modus (Layer), mit dem man zwei Klänge übereinander legen kann. Die Balance der beiden Sounds ist regelbar. Außerdem bietet das Piano einen Duo-Modus, der die Tastatur in zwei Hälften mit dem gleichen Tonumfang teilt. Das ist vor allem für Unterrichtszwecke interessant. Eine Split-Funktion zum Aufteilen der Tastatur auf zwei verschiedene Sounds gibt es allerdings nicht.
Das Metronom kann verschiedene Taktarten erzeugen und lässt sich in der Lautstärke regeln. Transposition und Feinstimmung sind ebenfalls einstellbar. Dann gibt es noch 20 interne Songs (ein Demo für jeden Sound und zehn Klavierstücke). Etwas schade ist das Fehlen einer Aufnahmefunktion, die viele Konkurrenten in dieser Preisklasse bereits bieten.

Bedienung

Das Bedienkonzept (Funktionstaster in Kombination mit der Tastatur) des P-35 ist bei günstigen Digitalpianos weit verbreitet und kann ein praktikabler Kompromiss sein, zumal sich dadurch die Zahl der Bedienelemente auf ein Minimum reduzieren lässt, bei „Design-sensiblen“ Instrumenten wie Digitalpianos ein nicht zu unterschätzender Faktor. Beim P-35 sind viele der auf diese Weise erreichbaren Funktionen jedoch nicht auf dem Gehäuse aufgedruckt, daher sollte man die Bedienungsanleitung stets griffbereit haben. Lediglich die verschiedenen Sounds und die Funktionstasten für das Metronom findet man direkt am Instrument. Für alles andere muss man immer wieder in die Anleitung sehen oder ein gutes Gedächtnis haben – selbst Standards wie der Layer-Modus und der Halleffekt sind „versteckt“. Das ist unpraktisch und bringt dem ansonsten so geradlinigen P-35 einen kleinen Minuspunkt bei der Bedienung ein.  

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Fazit

Das Yamaha P-35 ist ein schnörkelloses Digitalpiano mit einem überschaubaren Funktionsumfang. Das kompakte und sehr leichte Instrument punktet mit einer für diese Preisklasse bemerkenswert guten Tastatur und einem ausgewogenen Flügelklang. Die Lautsprecher vollbringen keine Wunder, bewegen sich aber im Rahmen des in dieser Klasse Üblichen. Auf viele Extras wie eine Aufnahmefunktion, einen Split-Modus oder einen USB-Anschluss muss man beim P-35 verzichten. In den Kerndisziplinen hat es aber die Nase im Testumfeld weit vorne, überzeugt mit einem guten Preis-Leistungs-Verhältnis und kann daher trotz kleiner Schwächen bei der Ausstattung und Bedienung den Gesamtsieg für sich verbuchen. Das transportable P-35 eignet sich als günstiges Stagepiano genauso wie für den Einsatz zu Hause, auch wenn der optionale Ständer leider recht teuer ist.

Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • kompakt, leicht und transportabel
  • sehr gute Tastatur
  • guter Flügelklang
Contra
  • optionaler Ständer recht teuer
  • Qualität des mitgelieferten Fußtasters
  • einige Funktionen nicht aufgedruckt
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Yamaha P-35 Test
Für 399,00€ bei
Das Yamaha P-35 ist ein solides Anfänger-Piano in der 500-Euro-Klasse
Das Yamaha P-35 ist ein solides Anfänger-Piano in der 500-Euro-Klasse
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