Die Keyboards der MO-Serie von Yamaha erfreuen sich auf Grund ihrer Variabilität und Qualität großer Beliebtheit. Jetzt legen die Japaner noch eine Schippe drauf und schicken den MOX als Nachfolger ins Rennen. Dieser ist als 61- und 88 Tasten Version erhältlich.
Neu an der Workstation ist vor allem ein eingebautes A/D-Interface und zahlreiche Anbindungsmöglichkeiten an einen Computer. Vom Vorgänger übernommen wurde die umfangreiche Sound-Library, ein Sequenzer und ein mächtiger Arpeggiator, der vor allem als Begleitautomatik eingesetzt werden kann. Schon wieder so ein Alleskönner also, der in Proberäumen, Hobbykellern und Klassenzimmern ein Zuhause finden soll.
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DETAILS
Äußerlich hat sich recht viel getan zwischen dem MO und dem MOX. Zunächst einmal wurde aus einem weiß-grauen Gehäuse ein schwarz-anthrazit-farbenes. Insgesamt wirkt der Synthie kompakter, ja geradezu klein und voll gepackt mit Bedienelementen. Außerdem ist er 3kg leichter als sein 10 Kilo-Vorgänger. Der MOX6 ist mit 61 ungewichteten Tasten ausgestattet, der MOX8 mit einer gewichteten 88er Tastatur. Auf der linken Seite befinden sich Pitch- und Modulationswheel. Oberhalb dieser wartet die erste Besonderheit: Neben dem Volumenfader gibt es einen Gain-Poti für das Inputsignal und einen DAW-Level-Fader samt bunter LED Lämpchen, die wahlweise den Volumenausschlag des Inputlevels oder des Ausgangsignals anzeigen. Daneben beginnt die Section für den Direktzugriff. Acht dreifachbelegte Drehpotis regeln Filter, EQ, Effektanteil etc. Darunter parken zwei belegbare Taster, sowie Octave-Switch und Transpose-Taster.
Um das eingelassene, zweifarbige LC-Display herum gruppieren sich zahlreiche Buttons zur Steuerung der Effekte, des Arpeggiators, des Sequenzers, sowie mehrere belegbare Taster, die auch zur Anwahl der im Display angezeigten Funktionen dienen. Rechts vom Display befindet sich das gerasterte Datenrad sowie die Knöpfe zur Cursorsteuerung. Außerdem findet man hier die Mode-Sektion zum Anwählen von Voice-, Performance-, Master und den anderen Modi. Ganz rechts liegen die Taster zur Erstellung einer Performance, zur Auswahl von Parts und weitere Steuerungsbuttons für den Arpeggiator.
Die Aufzählung der Taster ist keineswegs vollständig und viele von ihnen sind sogar doppelt belegt. Trotz guter Beschriftung braucht es da eine gewisse Einarbeitungsphase, um die vollständige Übersicht zu bekommen. Die Anschlüsse auf der Rückseite sind da schneller zu überblicken. Da wären: USB to host und USB to device, das MIDI-Trio, drei Pedalanschlüsse, Stereo-Out, Phones und Stereo-In.
Aufbau
Der MOX6 läuft in zehn verschiedenen Modi. Neben dem Voice-Mode, also den einzelnen Sounds, gibt es den Performance-Mode (mehrere Sounds gleichzeitig), den Song-, Pattern- und Mixing-Mode zur Bedienung des internen Sequenzers, sowie einen Master-Mode, der es erlaubt, alle drei vorgenannten Modi zu kombinieren, etwa in einer Live-Situation. Weiterhin gibt es File-, Utility-, Quick-Setup- und DAW-Remote-Modus. Klingt kompliziert? Ist es auch…Deshalb beginnen wir von vorne, bei den Einzelklängen im Voice-Modus. Insgesamt 355 MB Wellenformspeicher speisen die 1024 Presets. Zum Vergleich: Yamahas große Motif Reihe bietet 741 MB, Rolands Juno GI (in vergleichbarer Preisklasse wie der MOX6) hat nur 128 MB auf Lager. Jede Voice besteht aus bis zu acht Elementen, die in gewohnter Manier editiert werden können. Praktisch dabei ist die Compare-Funktion, die es erlaubt die bearbeitete Variante mit der unbearbeiteten Voice zu vergleichen. Jede Voice lässt sich weiterhin mit zwei Effekten plus Chorus und Reverb verfeinern. Als Insert-Effekte stehen einem dabei das gewohnte Besteck von Amp-Simulation, Phaser, Tremolo etc. zur Seite.
Mit der Category-Search Funktion werden die Presets in übersichtliche Instrumenten-Kategorien aufgeteilt. Wie immer bei Yamaha lässt sich auch eine Favoriten-Liste aus den Lieblingsklängen zusammenstellen. So wird man dann mit der Zeit Herr über die Angebotsfülle. Hat man erst einmal den gewünschten Klang gefunden und zu seiner Zufriedenheit editiert, lassen sich ihm sechs verschiedene Arpeggien zuordnen, die man auf die sechs Funktionstaster unterhalb des Displays legen kann. Aus einer Liste von 6720(!!!) teilweise instrumentenspezifischen Patterns wird man sicherlich das Passende finden und kann das dann natürlich auch noch weiter customizen. Wir haben es hier mit einem echten Highlight des MOX zu tun: Eine sehr umfangreiche und vielfältige Arpeggiosammlung, die gleichzeitig Begleitautomatik und Spielhilfe ist. Wenn man es denn mag.
Der Perfomance-Mode bietet die Möglichkeit, die Tastatur vierfach zu splitten oder vier Klänge zu layern. Zu Jubelschreien hat dabei eine Funktion geführt, auf die ich seit 10 Jahren warte und bisher noch nirgendwo entdecken konnte: Wenn man die Voices für die Performance zusammenstellt, kopieren sich die Insert-Effekte der Voices automatisch(!!!) mit. Mein Gott ist das praktisch! Allerdings ist die Effektmitnahme auf 3 von 4 Parts beschränkt. Dafür hat man neben Reverb und Chorus einen zusätzlichen globalen Mastereffekt sowie einen Master-EQ zur Verfügung.Die Preset-Performances sind ebenfalls eine Spielwiese. Durch zahlreiche Patterns und vor allem die Möglichkeit, die Patterns und Parts mit Hilfe der Taster direkt zu steuern (also zu muten, die Arps an und aus zu stellen etc.) kommt man auch mit wenig pianistischen Fähigkeiten schnell zu Erfolgserlebnissen und hat eine Menge Spaß.
Mit der Drum Assign-Funktion lässt sich zu jeder Voice ein Drumbeat abspielen, was schön einfach geht (man muss tatsächlich nur EINEN Knopf drücken) und daher wunderbar zum Jammen einlädt.
Im Song-Modus erreicht man den internen Sequenzer. Hier lassen sich 64 Songs à 16 Spuren aufzeichnen und intern(!) speichern. (Doch auch der USB-Anschluss und die Möglichkeit sämtliche Daten auf einem USB-Stick o.ä. zu speichern, sei hier erwähnt.) Außerdem gibt es einen Pattern-Mode, in dem sich Patterns oder Loops erstellen lassen. Diese können dann quasi in Echtzeit und auf Zuruf miteinander kombiniert werden.
Die Möglichkeiten, den MOX via USB an einen Computer anzuschließen, sind umfangreich und eine weitere Spezialität des Synthies. Im Quick-Setup Modus können insgesamt sechs Einstellungen für die MIDI- und Audio-Verbindung zwischen Keyboard und Computer gespeichert werden. Auf Softwareseite gibt es einen downloadbaren Editor, der sämtliche Editierschritte der Voices und Performances am Rechner erlaubt. Das ist bei dem kleinen Display und den vielen Untermenüs eine echte Erleichterung.
Zur Einbettung in eine DAW gibt zwar leider keinen extra Plug-In Editor, der die Klangerzeugung des MOX quasi als Software innerhalb einer DAW zugänglich macht, allerdings lässt sich die DAW vom Synthie aus fernsteuern. Dazu muss allerdings ein Remote-Tool aus dem Internet installiert werden. Außerdem bekommt man einen Remote Editor, mit dem die Verständigung zwischen Keyboard und Plug-Ins von Drittfirmen kontrolliert werden kann. Der Installationsvorgang ist recht umständlich und leider kein Plug&Play Konzept. Hier ist Verzweiflung vorprogrammiert. Aber immerhin: Wenn man alle Treiber und Editoren installiert und sämtliche Ports und MIDI-Kanäle eingestellt hat, regeln die Potis des MOX tatsächlich irgendwann den Cutoff vom Software-Synthie und die Transporttaster steuern die DAW. Maus und Computertastatur werden (fast) überflüssig. DAW-Remote-Templates gibt es übrigens für Cubase, Logic 9, Sonar und Digital Performer. Der MOX hat den Grundkurs zum Einsatz als MIDI-Controller somit erfolgreich bestanden.
Neu und quasi die große Neuerung des MOX ist das Feature Audio-Signale via USB zu übertragen. Anders als beim Roland Juno beispielsweise, der zwar Audio-Daten intern aufzeichnen, aber nicht über USB ausspielen kann, fungiert der MOX als komplettes A/D-Interface, der das Signal umwandelt. Dabei stehen 2 getrennte Stereo-Out-Kanäle über den USB-Anschluss zur Verfügung. Ein denkbares Setting wäre etwa ein Playback über die Audio-Eingänge des MOX einzuspeisen und über den ersten Stereo-Kanal auszugeben, während gleichzeitig Sounds vom Synthie auf dem zweiten gesendet werden.
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PRAXIS
Der MOX bedient ganz ehrgeizig mehrere Rollen. Zunächst spielt er die klassische Preset-Schleuder, die aus einer umfangreichen Sample-Library schöpft. Da wären zuerst die akustischen Pianos, von denen vergleichsweise wenig vorhanden sind. Qualitativ spielen sie in einer gewohnt hohen Yamaha-Liga, wenngleich keine Klangwunder zu erwarten sind.
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Die E-Pianos sind zahlreicher vertreten. Klanglich modern und geschmackvoll mit Tremolo- und Phaser-Effekten ausgestattet.
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Ebenfalls sehr gut gefallen mir Gitarren und Streicher. Letztere klingen natürlich, warm und, wenn’s sein muss, auch mächtig.
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StringsGuitar
Und auch die Synthie-Fraktion macht einen guten Eindruck. Sowohl analoger Retrochick, als auch böse Flächen sind vertreten. Passend hierzu natürlich auch die acht Drehpotis, die zum Live-Schrauben und Filtern einladen.
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SynthsSynth Filter
Weitere Brot und Butter Sounds wie Blech- und Holzbläser, opulente Effektflächensounds und ein paar Glocken- und Schlaginstrumente sind natürlich auch mit an Bord. Ebenfalls in passabler Qualität.
Die Stärke von Yamaha-Sounds ist meiner Ansicht nach generell, dass nicht bis ins kleinste Detail versucht wird, dem Originalklang nachzueifern. So ist beispielsweise der Unterschied zwischen einem echten Rhodes und einem Rhodes aus dem MOX schon zu hören. Im Bandsound oder im Mix jedoch ist der MOX vielleicht sogar besser geeignet, weil durchsetzungsfähiger und prägnanter im Klang. Diese Praktikabilität der Sounds im Bandalltag ist ein großes Plus der Workstation.Schade ist allerdings, dass die Samples, die den Presets zu Grunde liegen, seit Jahren immer wieder dieselben sind. So sind leider auch beim MOX nicht wirklich Überraschungen oder nennenswerte Weiterentwicklungen der Sounds gegenüber früheren Yamaha Modellen zu hören.
Eine weitere Rolle des MOX ist der „Player“ im Performance-Modus, der mit einem großen Arpeggiator und vor allem einer komfortablen Bedienung desselbigen daherkommt. Einen Direktzugriff per Taster auf die Arpeggiatoren mehrerer Parts gleichzeitig – das findet man selten. Während die linke Hand die Harmonien definiert, kann die Rechte solieren. Losspielen und Jammen mit Begleitautomatik und Patterns – hier zeigt der MOX sein Fun-Potential. Die Presets der Performances decken dabei eine erstaunliche Bandbreite ab: Von Country über R&B bis hin zu Barockensembles ist alles vertreten.
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Drittens gefällt sich der MOX in der Rolle des MIDI-Controllers und A/D Interface. Quasi als einzig notwendige Hardware zur Ergänzung einer DAW. Die Verwendung als Fernsteuerung eines Sequenzers funktioniert zwar, ist aber nicht besonders intuitiv und mit acht Drehpotis auch nicht gerade umfangreich im Vergleich zu ausgewachsenen MIDI-Controllern. Dass das eingebaute Interface eine extra Anschaffung überflüssig macht, ist natürlich dennoch sehr löblich und praktisch.
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FAZIT
Der MOX ist eine kleinere und gleichzeitig komplexere Version des MO. Große Presetpalette, alle Vorzüge einer Workstation und eine umfangreiche Einbindung an den Computer. Das All-in-one Prinzip wird durch das A/D-Interface sogar noch unterstrichen. Und auch die Eigenschaften als MIDI-Controller, wie die Remote-Funktion zur Steuerung einer DAW, gehen deutlich weiter als beim Vorgänger. Ein Manko ist die in Teilen unübersichtliche Bedienung, die gerade den Einsteiger, für den der Synthie an sich die eierlegende Wollmilchsau ist, ärgern wird. Und leider gibt es keine Neuerungen bei den Samples, die den Presets zugrunde liegen. An dieser Stelle zeigt sich Yamaha mal wieder etwas innovationsfaul. Aber ansonsten ist der MOX ein sehr gut klingender Synthesizer, der im semi-professionellen Bereich kaum einen Wunsch offen lässt. Gemeinsam mit einem Computer ist das Homestudio mit dem MOX bereits komplett.
Dass Yamaha bei den Samples etwas innovationsfaul ist, mag sein (womit sie mit Korg und Roland da in guter Gesellschaft sind), aber dass das beim MOX als Nachteil gewertet wird, statt das Vorhandensein des gesamten WaveROM des hoch angesehenen, viel teureren Motif XS als Vorteil zu werten, finde ich seltsam. Gegenüber dem Vorgänger des MoX, dem MO, wurde das WaveROM ja verdoppelt. Per Saldo wird hier der MoX mit 3,5 Punkten schlechter bewertet als der Vorgänger MO mit damals 4 Punkten. Das sehen wohl viele nicht so.
Danke für den Test. Kurios finde ich aber die Begeisterung des Autors, dass beim Mox Insert-Effekte in die Performance übernommen werden und dass er darauf 10 Jahre gewartet hat. Bei Kurzweil-Produkten z.B. ist das Standard.
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rosetree sagt:
#1 - 24.02.2013 um 01:44 Uhr
Dass Yamaha bei den Samples etwas innovationsfaul ist, mag sein (womit sie mit Korg und Roland da in guter Gesellschaft sind), aber dass das beim MOX als Nachteil gewertet wird, statt das Vorhandensein des gesamten WaveROM des hoch angesehenen, viel teureren Motif XS als Vorteil zu werten, finde ich seltsam. Gegenüber dem Vorgänger des MoX, dem MO, wurde das WaveROM ja verdoppelt. Per Saldo wird hier der MoX mit 3,5 Punkten schlechter bewertet als der Vorgänger MO mit damals 4 Punkten. Das sehen wohl viele nicht so.
tischhupe sagt:
#2 - 12.02.2014 um 18:58 Uhr
Danke für den Test. Kurios finde ich aber die Begeisterung des Autors, dass beim Mox Insert-Effekte in die Performance übernommen werden und dass er darauf 10 Jahre gewartet hat. Bei Kurzweil-Produkten z.B. ist das Standard.