Yamaha präsentiert mit dem MODX M6 die neue erweitere Version Ihrer Synthesizer-Workstation in der Mittelklasse. Schon bei Ankündigung der neuen Produktgeneration sind viele Besitzer eines Yamaha MODX oder MODX+ hellhörig geworden – so mancher inserierte direkt sein Gerät auf dem Gebrauchtmarkt. Ob sich die große Vorfreude auf den Yamaha MODX M6 auf längere Sicht lohnt? Diese Frage soll mit Unterstützung von über 20 Audio-Demos und fundierter Einschätzung geklärt werden – hier im Test.
Die MODX-M-Serie kommt dreiteilig. Ihr könnt zwischen drei Größen wählen: M6 = 61 Tasten, Yamaha MODX M7 = 76 Tasten oder Yamaha MOD M8 = 88 Tasten. Finanziell liegen die kleinste und größte Version rund 500 Euro auseinander. Bis auf Tastatur und Größe sind alle drei M-Modelle identisch und zielen vor allem auf ebenso flexible wie anspruchsvolle Live-Performer ab, die auch beim Producing im Studio nicht alles mit der DAW erledigen wollen.
Für diesen Testbericht beschäftige ich mich mit dem Yamaha MODX M6 und verweise gern auf zwei schon erschienene Beiträge als ergänzende Lektüre: Yamaha MODX8 Test und Yamaha MODX6+ Test. Spoiler an: Auch der Yamaha MODX M bekommt 4,5 Sterne und ist ein Wechsel von den beiden Vorgängern wert.
Yamaha MODX M6 – Das Wichtigste in Kürze
Der MODX M6 richtet sich gleichermaßen an Bühnenmusiker und ambitionierte Klangforscher
Vielseitige Synthesizer-Workstation mit drei Engines (AN, FM-X und AWM2)
Bis zu 268 Stimmen, 16-Multimode-Parts und Audio-Input
16-Spur-Sequenzer mit je 128 Patterns und Songs
Großes 7″ Touchscreen für einen optimalen Workflow
Per integriertem USB-Interface überträgt der MODX M6 mehrere Audio-Spuren (4/10) an einen Computer
Hunderte Presets in 24 Library-Bänken plus User-Bank decken ein breites Genre-Spektrum ab
Dreifache Synthese-Power – inklusive AN-Engine aus dem AN1x
Der Yamaha MODX M6 basiert auf gleich drei verschiedenen Synthese-Engines. Ein Novum innerhalb der MODX-Serie ist die virtuell-analoge Klangerzeugung á la Yamaha AN1x, den wir im Vintage Synth Feature ausführlich mit Soundbeispielen vorstellen. Bitte aber nicht gleich enttäuscht sein: Klangdaten des 1997 erschienen Yamaha AN1x lassen sich nicht auf den MODX M6 übertragen. Die neue AN-Sektion bietet drei Oszillatoren, Noise-Generator, zwei Filter mit zehn Filtertypen sowie PWM, Self-Sync-Osc, Waveshaper, Ringmodulation und noch mehr.
Per Motion Control sind viele Parameter des Yamaha MODX M6 gleichzeitig steuerbar – inklusive Super Knob, Assignable Knobs oder Motion Sequences.
Yamaha-typisch gibt es als FM-X eine klassische FM-Synthese mit acht Operatoren und 88 Algorithmen – DX7 Voices lassen sich mit dem Web-basierten Yamaha FM Converter importieren. Mit der 128-stimmigen AWM2-Tonerzeugung sind praktisch alle sample-basierten Klänge möglich – vom Flügel bis hin zu komplexen Layer-Sounds. Erfreulich: Mit einem Speicher von 10,7 GB Preset-Waveforms und 1,9 GB User-Flash-Memory ist viel Platz für eigene Samples und Presets vorhanden.
Halten wir schon einmal fest: Bis auf Physical Modeling – Stichwort Yamaha VL-Serie – und Wavetable-Synthese bietet euch der MODX M6 quasi alle beliebten Syntheseformen.
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Wie gut eignet sich die Yamaha MODX M-Serie als Workstation?
Viele Keyboarder würden zwar schon mit den Presets glücklich werden, im 16-fach multi-timbralen Yamaha MODX M6 steckt aber noch viel mehr: Der 16-Spur-Sequenzer mit jeweils 128 Patterns und Songs ist zumindest ein äußerst komfortables musikalisches Notizbuch und erlaubt DAWless-Producing. Bis zu acht Parts gleichzeitig triggert das Arpeggio-System. Von rhythmischen Backings bis zu klanglich animierten Texturen ist vieles möglich.
Ein Pattern-Sequenzer ist beim Yamaha MODX M6 eher als Beiwerk vorhanden.
Die Effektsektion des MODX M6 deckt mehr ab als nur Standards
Bei den Effekten zeigt sich eine maximale Flexibilität. Für jeden Part eines Sounds, bei Yamaha Performance genannt, finden sich Standard wie auch Kreativ-Effekte. Die Konnektivität passt im Homestudio. Mit seinem integrierten USB-Audio-Interface kann der MODX M6 in einer Auflösung von 24-bit/44,1 kHz bis zu fünf Stereokanäle senden und gleichzeitig zwei Stereokanäle empfangen – 16 MIDI-Kanäle sind auch per USB adressierbar.
Der Yamaha MODX M6 verfügt über einen Audio-Eingang sowie ein umfangreiches Effekt-System.
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Wie herausfordernd ist Bedienung des Yamaha MODX M6?
Die Oberfläche ist gegenüber dem MODX spürbar verbessert worden: Super Knob, hintergrundbeleuchtete Taster und es gibt jetzt endlich acht Fader. Ohne das 7“-Touch-Farb-Display läuft kaum etwas. Es fungiert bei Bedarf auch als virtueller Ribbon-Controller.
Gut lesbar aus verschiedenen Blickwinkeln: der 7“-Touchscreen des Yamaha MODX M6.
Wenn ihr zum ersten Mal vor diesem Instrument sitzt: Ruhe bewahren, nach einer Zeit werdet ihr mit dieser Fülle an Bedienelementen zurechtkommen. Positiv bei der Bedienung macht sich der neue Navigation-Button, den es bei der Vorgänger-Serie nicht gab.
Tolle Engine, aber Abstriche bei der FSB-Tastatur
Die halbgewichtete FSB-Tastatur verarbeitet keinen Aftertouch und fühlt sich auch nicht besonders wertig an, sie ist aber spürbar besser als die Tastatur des MODX. Freilich muss bei diesem attraktiven Preis an der Hardware eingespart werden – muss es aber ausgerechnet wieder bei der Tastatur sein?
Besser als beim MODX, aber kein Luxus: das 61er Keybed des Yamaha MODX M6.
Yamaha MODX M6: Tastatur.
Fehlende Einzelausgänge auf der Rückseite oder ein externes Netzteil kann man leichter verschmerzen. Für die meisten Anwendungen genügen die Anschlüsse des Yamaha MODX M6 sicherlich.
Sehr wichtig: Die vielen Performances lassen sich in Live Sets organisieren und ihr schafft auch ohne Anleitung, ein paar Sets für eure Zwecke einzurichten. Auf der Bühne sorgt das Seamless Sound Switching (SSS) fürs unauffällige Umschalten von Sounds mit bis zu sechs Parts.
Mit der hoffentlich schon sehr bald erhältlichen ESP-Software sollen Klänge des MODX M6 unabhängig vom Gerät programmiert werden. Mit dieser Software lässt sich die Klangerzeugung des Yamaha MODX M6 bequem auf dem Bildschirm darstellen und bearbeiten – ohne den MODX M6 verbunden zu haben. An dieser Stelle möchte ich lieber nicht von einem virtuellen Yamaha AN1x oder von anderen separaten Yamaha-Plugins träumen – das bleibt wohl Zukunftsmusik.
Wer die Programmierung am Gerät nicht mag, kann bald mit einem Plugin editieren: ESP.
MODX M6: AN- und FM-Synthese angespielt
Zwei Synthesen mit langer Yamaha-Tradition sind beim Yamaha MODX M6 direkt spielbereit. Die virtuell-analoge Engine ist mit bis zu zwölf Stimmen programmier- wie spielbar – für mich reicht das allemal. Das Vorbild Yamaha AN1x ersetzt sie aber leider nicht und ich sehe trotz der ziemlich soliden AN-Kreationen im Vintage-Style noch viel Potenzial für weitere AN-Performances. Weiterhin ist die FM-X-Engine mit klassischen DX-Voices und neuartigen Sounds vertreten.
Sämtliche Audio-Demos sind direkt auf dem MODX M6 eingespielt und aufgenommen worden.
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AN Warming PadsAN Lead Past VirtuososAN Slow Vintage BrassAN Bass GoodBoyAN DanceSuperSawFM-X FM-PianoFM-X MorphaluxFM-X DX1 Synthbrass
Hybrid, Cinematic und LoFi – weitere neue Anreize
Natürlich sollte man alle drei Synthese-Formen bei den Performances mit jeweils bis zu acht Parts sinnvoll kombinieren. Yamaha geht mit guten Beispielen voran und stellt im Live Set „Hybrid“ einige solcher Layer-Sounds vor.
Der LoFi-Hype ist nun auch den Entwicklern neuer Synthesizer-Workstations nicht entgangen. Noch stärker als die LoFi-Episode finde ich aber die Performances im Cinematic-Style – das kann der MODX M sehr gut und wird nicht nur allen Fans von Hans Zimmer gefallen.
Sound-Auswahl beim Yamaha MODX M6 mit erstklassigen Pianos
Yamaha protzt mit 24 Library-Bänken und hat bereits selber einige Favoriten zusammengestellt. Kurz und gut – euch erwartet ein hervorragendes Sound-Angebot durch alle beliebten Klangsparten. Erstklassig finde ich vor allem die Pianos und E-Pianos in allen bekannten Variationen.
Ein Muss für jeden MODX M6 User: Super Knob drehen und Sounds noch lebendiger performen.
Die Performances sind kompetent programmiert und auch mit den Controllern sehr dynamisch und ausdrucksvoll spielbar. Nicht aber alles gefällt mir. In der Factory Library sind natürlich einige verspielte Kreationen dabei und solche Sounds, die man erst beim wiederholten Anspielen versteht, sofern man nicht gleich die Audition-Funktion verwendet.
Wie auch immer, es gibt eine sehr gute Nachricht: Mit dem MODX und Montage M ist der MODX direkt kompatibel. Somit gibt es auch für den MODX M6 eine riesige Auswahl an kommerziellen Third-Party-Sounds auf hohem Niveau. Als Live-Keyboarder könnt ihr euch bestens eindecken mit Top40-Performances und auch Liebhaber extravaganter Elektronik-Sounds kommen nicht zu kurz.
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Best RD78 Natural DriveBest BalladPiano 3 EngineBest Warm CP80Best Liberty ShineBest Arpy Dreams
Arpeggiator-basierte Performances
Eins hebt diese Synthesizer-Workstation sehr deutlich von Software-Instrumenten ab: Im Factory Content des Yamaha MODX M6 finden sich sehr viele Performances mit musikalischer Arpeggiator-Unterstützung. Das sind Groove-Playbacks aus Drums, Bass, Keys und weiteren Parts, die zum Jammen einladen und zu neuen Songideen heranführen können. Besonders schätze ich die acht Scenes pro Performances. Damit lassen sich schnell passende Sound- und Groove-Varianten abrufen.
Die acht Scene-Tasten liegen zwar eher versteckt auf der Oberfläche, sind aber für die Performance sehr nützlich.
Tatsächlich finde ich diese Performances viel nützlicher als den Einsatz des Sequenzers. Ich würde mich nicht dazu überwinden können, einen Song allein mit dem MODX M6 zu produzieren. Dafür brauche ich zu lange im internen Sequenzer dieser Workstation und meine DAW ist mit den vielen hochwertigen Software-Instrumenten und Effekt-Plugins plus Mixing/Mastering in puncto Sound und Bedienung einfach noch besser. Übrigens, seit dem Yamaha Montage bezeichnet Yamaha selbst die Synthesizer nicht mehr als Workstations, sondern als „Music Synthesizer“. Der Grund: Es fehlt ein vollwertiger Sequenzer, wie er noch bis zum Motif XF integriert war.
Drei kleine Beispiele sollen die Arpeggio-Performances zeigen. Noch viel mehr von solchen Kreationen könnt ihr live angespielt im YouTube-Video erleben.
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Arp Dark EP JamArp TriathlonArp Straight Line
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Yamaha MODX M6, MODX, oder Montage M: Welches Modell ist das richtige für mich?
Zwar hat mich der Yamaha MODX M6 schnell abgeholt, ich möchte aber dennoch über Alternativen nachdenken. Für preisbewusste Yamaha-Fans ist natürlich der Vorgänger MODX6 noch immer eine gute Wahl. Man bekommt ihn aber nur noch gebraucht und muss etwa bei einem plötzlich defekten Touchscreen mit hohen Reparaturkosten rechnen. Wer also auf Sicherheit gehen und eine besser bedienbare Oberfläche plus AN-Engine und DAW-Integration haben möchte, sollte besser nicht auf den Preis schauen – gerade bei einer solchen langfristigen Investition.
Wenn Geld keine Rolle spielt, bietet der Yamaha Montage M6 diesen praktischen Mehrwert gegenüber dem MODX M: eine hochwertige FSX-Tastatur inklusive Aftertouch, einen Ribbon-Controller, acht QuickEdit/Controller-Knobs, insgesamt 256 Stimmen, eine AN-Engine mit 16 Stimmen, 3,7 GB für User Waveforms sowie mehr Ein/Ausgänge beim Audio-Interface.
Yamaha MODX M – Das sind die Alternativen von Korg und Roland
Ansonsten bleiben noch die traditionellen Mitbewerber Roland und Korg. Betrachten wir die Mittelklasse: Der Korg Nautilus 61 ist schon deutlich teurer und der Roland Fantom-06 ein wenig preiswerter als der Yamaha MODX M6. Unsere tabellarische Übersicht dürfte die Kaufentscheidung etwas vereinfachen, ihr solltet aber in jedem Fall persönlich die Tastatur und die Bedienoberfläche checken – und auch die klassischen Workstation-Sounds sind letztlich Geschmacksache.
Mein Tipp für Unentschlossene: Schaut euch den Pad-Sampler und die TR-Drums des Roland Fantom-06 an. Wer diese Features und dazu eine einfachere Bedienung und einen weiteren Stereo-Ausgang benötigt – da muss Yamaha passen.
Wie schon angekündigt: 4,5 Sterne gibt es für diesen sehr praktischen und in fast allen Belangen überzeugenden Yamaha MODX M6 mit fantastischer Preis/Leistungs-Relation. Sobald das Softsynth-Plugin ESP erscheint und sich problemlos in die DAW integriert, könnte man sogar auf 5 Sterne erhöhen. Dazu müsste ich aber als Keyboarder bei dieser eher durchschnittlichen Tastatur noch ein Auge zudrücken. Ein Verzicht aufs interne Audio-Interface zugunsten einer Klaviatur mit Fatar-Qualität wäre mir lieber gewesen.
Für die meisten Live-Performer ist dieser smarte Allrounder eine stimmige und auch preiswerte Alternative zur Flaggschiff-Reihe – der Montage M6 kostet sogar rund 2.000 Euro mehr. Mit seiner kompakten Bauform und Leichtigkeit macht der MODX M6 ein häufiges Transportieren sehr erträglich.
Die neuen Stärken des Yamaha MODX M6 liegen bei der dreifachen Synthese-Engine inklusive VA und eines deutlich vergrößerten Wave-Speichers sowie beim relativ übersichtlichen Panel, das mehr Bedienelemente als die MODX-Vorgänger bietet. Wer mehr als nur fertige Sounds konsumieren möchte, sollte sich unbedingt auf eine längere Einarbeitung einstellen. Hier profitieren neugierige User von einigen Praxistipps, die immer wieder im Yamaha Music Production Guide vorgestellt werden.
Alles in allem ist das eine vorbildliche Kontinuität á la Yamaha. Die MODX-M-Serie gehört zu den Top-Empfehlungen innerhalb der Riege preisgünstigerer Synthesizer-Workstations.
Yamaha MODX M6 mit dreifacher Synthese-Power inklusive AN/FM-Engine und Plugin-Unterstützung – kompakt, preiswert und als Performance-Instrument sehr praktisch.
Bezeichnung: Yamaha MODX M6
Performance-Synthesizer
Tastatur: 61 Tasten, semi-gewichtete FSB-Klaviatur mit Anschlagdynamik (kein Aftertouch)
Abmessungen (B × T × H): ca. 882 × 347 × 117 mm
Gewicht: ca. 6,6 kg
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Klangerzeugung
Motion Control Synthesis Engine
Sound-Engines:
AWM2 (Sample-basiert)
FM-X (FM-Synthese)
AN-X (virtuell-analoge Synthese)
Polyphonie:
AWM2: 128 Stimmen
FM-X: 128 Stimmen
AN-X: 12 Stimmen
Multitimbralität: 16 Parts
Speicher
Preset-Wave-ROM: ca. 10,7 GB (16-Bit-äquivalent)
User-Flash-Speicher: 1,9 GB für eigene Samples/Waveforms
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