Das Warm Audio Fen-tone in diesem Test ist auf den ersten Blick ein Bändchenmikrofon bekannter Bauart. Aus dem schmalen Gehäuse ragen die Magneten wie kleine Flügelchen seitlich der Grillgitter heraus, das kennt man von Royer und von historischen Bang & Olufsen. Das Fen-tone ist jedoch kein simpler Clone, sondern kommt mit einer Besonderheit.
Mit seiner blitzblanken Chromoberfläche zieht das Fen-tone die Blicke auf sich. Aber auch Fingerabdrücke. Bei Warm Audio wusste man sicher ganz genau, was man tat, als man neben der flauschigen Kordeltasche auch ein Poliertuch beigelegt hat. Eine Klemme und ein Plastikcase komplettieren den Lieferumfang.
Das Fen-tone ist ein richtiges Hochglanzstück. Das Poliertuch in der Mitte ist kein Scherz. Sicher verpackt ist es, das Warm-Ribbon.
Acht
Der Motor des Bändchens nutzt Magneten mit Neodym und ein Aluminiumbändchen, das 1,8 µm dünn ist. Es gibt keinerlei Asymmetrien oder Schallumwege, daher hat das Fen-tone eine perfekte Acht und von beiden Seiten einen Pegelfrequenzgang, dessen 3dB-Punkte bei 30 Hz und 15 kHz liegen. Wie üblich, sind Bändchen zwar empfindlich gegen Luftbewegungen, haben aber einen hohen maximalen Schalldruckpegel. Beim Warm sind dies 148 dB SPL, allerdings für 1% THD+N, nicht 0,5.
Wie hätten sie ihr Mikro heute denn gerne? Passiv? Aktiv?
Eine Besonderheit ist, dass nicht nur das induzierte Signal über einen Custom-Übertrager von Cinemag laufen kann und eine Ausgangsimpedanz von 300 Ohm entsteht, sondern dass auch eine phantomgespeiste Aktivelektronik mit 150 Ohm eingeschaltet werden kann. Das geschieht mit einem Schalter „VT/+dB“ auf der Vorderseite. Benefit der aktiven Schaltung ist vor allem mit +26 dB deutlich mehr „Foffo“ vor dem Mikrofonvorverstärker!
Schalter zur Aktivierung der Aktivelektronik
Klemme des Todes
Durch seine Bauform lässt sich das Warm Audio Fen-tone sehr gut positionieren. Als Mid-Kit-Mikrofon zwischen Bassdrum und Ride oder am Griff eines Amps mittels Kabel abgehängt ist es schnell und einfach betriebsbereit. Zu Mikrofonklammern verliere ich normalerweise keine Worte, aber diese Schmetterlingsklemmen heißen bei mir „Klammer des Todes“: Ich selbst konnte mich davon überzeugen, dass ein Sennheiser-Mikrofon auch einen Sturz aus gut eineinhalb Metern Höhe schadlos überstehen kann. Ein Glanzmoment in meinem Arbeitsleben war das aber dennoch nicht. Doch im Ernst: Eine Halterung, die bei falscher Berührung das, was sie festhalten soll, der Schwerkraft aussetzt, ist ein schwaches Produkt. Also ich möchte also jedem dazu raten, direkt eine andere („normale“) Halterung mitzubestellen, die K&M 85070 beispielsweise sollte passen.
Einmal die Klammer zusammendrücken und das Mikrofon geht segeln.
Klangeigenschaften
Zwar zeigt das blankpolierte Mikrofon typische Ribbon-Eigenschaften, doch es übertreibt es nicht so sehr mit Färbung und Bassbetonung. Auch im Nahbereich ist das Fen-tone im Bereich geringer Frequenzen verhalten, was in vielen Homerecording-Situationen und nah an Quellen wie Gitarrenverstärkern vorteilhaft sein kann. Doch auch die klassische Mikrofonierung eines Combo-Amps mit einem halben Meter Abstand oder eher noch gelingt ganz gut.
Als FOK, Mono-Overhead oder Mid-Kit macht das Warm eine gute Figur, muss sich aber, was den Detailreichtum und die oft so geliebte „Größe“ des Klanges angeht, Mikrofonen wie dem Stager SR-2n mkIII geschlagen geben. Das ist aber auch etwas teurer und rein passiv. An Vocals benutzt, zeigt sich das Fen-tone etwas verhaltener als beispielsweise das AEA R84 und erinnert stärker an Royer. Schön ist, dass es nicht zuletzt aufgrund der Bauform eine sehr starke Dämpfung zu den Seiten hin besitzt und das Spektrum auch zwischen 45 und 135 Grad (sowie natürlich zwischen 225 und 315) keine negativen Überraschungen parat hat.
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Fen-tone, VT, 20 cmFen-tone, VT, 50 cmFen-tone, VT, 50 cm, 45 GradFen-tone, VT, 50 cm, 90 GradStager SR-2N mkIII, 20 cm Stager SR-2N mkIII, 20 cm AEA R88, 20 cmAEA R88, 50 cm
Aktivierung
Die Option, zwischen aktivem und passiven Betrieb direkt per Schalter umschalten zu können, kannte ich bislang bei keinem Bändchenmikrofon. Obwohl: Wenn ich meine durchweg passiven Ribbons „aktivieren“ möchte, greife ich einfach zu einem Inline-Amp, auch wenn das weniger bequem ist. Für die Audio-Files habe ich einen Triton FET-Head benutzt.
Für User einfacher Preamps ist es sowieso zu empfehlen, aktiv oder aktiviert in die Vorverstärkung zu gehen. Das Warm Fen-tone ändert sich klanglich bei der Aktivierung. Es wird ein wenig straffer und durchsetzungsfähiger, für Picking-Gitarren und Vocals (wie im Beispiel mit Sänger Chul-Min) ist das oft die bessere Wahl.
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Fen-tone, VT (passiv)Fen-tone, +dB (aktiv)Fen-tone, VT (passiv) mit Inline-Amp
Alternativen zum Warm Audio Fen-tone
Wer Alternativen zum Fen-tone sucht, findet eine ganze Bandbreite. Aktiv/passiv umschaltbare Bändchen sind allerdings nicht geläufig (Mir fällt nur das Cascade Fat Head II ein.). Etwas teurer als das Warm sind Royer R-121, AEA Nuvo N8, N13 und N22 sowie das Extinct Audio BM9, selbst ein Beyerdynamic M130 ist preislich mittlerweile deutlich teurer. In preislich ähnlichen Gefilden findet man Royer M10 (auch aktiv als R12), Stager SR-2N und Ohma Motif Ribbon. Die genannten Mikrofone der genannten Preisrange sind in Deutschland, England oder den USA gebaut, chinesische üblicherweise ein ganzes Stück billiger.
Was sind Bändchenmikrofone überhaupt? Wieso gibt es einen derartigen Hype um diese Mikros? Und sind Ribbons tatsächlich so empfindlich? Hier gibt es Antworten!
Das Warm Audio Fen-tone ist ein Bändchenmikrofon für deutlich unter 1000 Euro, das als Besonderheit aktiven und passiven Betrieb anbietet. Wer ab und an mit einfacheren Preamps unterwegs ist, etwa solchen aus normalpreisigen Audio-Interfaces, wird sich über diese Option freuen. Klanglich macht es einen ordentlichen Job, es eignet sich besonders für eher nahe Mikrofonierung.
Bändchenmikrofon mit zuschaltbarer Aktivelektronik
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