VirtualDJ Pro 6 Test

Die Zunft der klassischen analogen Plattendreher gehört noch nicht unbedingt zur aussterbenden Spezies, viele Neueinsteiger greifen heute aber auch gerne zu einem MIDI-Mischpult oder DVS System. Gründe dafür sind zum einen sicherlich die kompakten Abmaße der All-in-One-Controller, zum anderen das, im Vergleich zu mehreren vollgepackten Plattenkoffern, deutlich geringere Gewicht zweier Steuer Vinyls mit Laptop. Zudem sind gerade in Musikrichtungen des Mainstream heute kaum noch Schallplatten erhältlich und auch die kratzanfällige CD wird immer mehr vom digitalen Download verdrängt.

„Der moderne DJ mixt am Laptop“, suggerieren nicht zuletzt DJ-Softwarehäuser und Online-Musikportale. Mein heutiger Testkandidat Atomix VirtualDJ ist ein Programm zum Mixen digitaler Musikdateien am Computer auf zwei virtuellen Turntables. Momentan sind vier unterschiedliche Ausführungen erhältlich. Den Einstieg macht VDJ LE. Die eingeschränkte OEM-Edition besitzt eine stark limitierte Kreativabteilung und wird ausschließlich in Kombination mit einem Hardware-Controller vertrieben. VDJ Home (36 Euro) und Basic (73 Euro) kommen ohne Effektlimitierungen. Zusätzlich können sie mit umfangreichen Playlist-Funktionen, einem Automixer und Broadcasting aufwarten. Home unterstützt allerdings weder externe Mischer noch MIDI-Equipment. Basic erlaubt immerhin das Routing zweier separater Kanäle. Wer mit einem MIDI-Controller oder Steuer-Vinyl am externen Mischpult arbeiten möchte, der muss daher zur Pro-Version greifen.

VirtualDJ-Pro 6 kostet 219 Euro, ist für Mac und Windows erhältlich und versteht eine Vielzahl von Timecode-CDs und -Vinyls. Dazu kommen rund 40 nativ unterstützte MIDI-Controller.  Eine  respektable Anzahl, wie ich finde. Ein Vergleich? Traktor Pro bietet rund 60 Konfigurationsdateien, Deckadance fünfundzwanzig, Mixvibes Cross vier. Auch die Featureliste ist ziemlich umfangreich: Beatlock, Seamless Loops, VST-Effekte, Scratching, Direct-Ripping, Pitch-, Level- und Beatmatching, ein integrierter Autopilot, Live-Broadcasting  und eine eigene Skriptsprache machen schon sehr neugierig. Dazu kommt noch die ausgesprochen seltene Eigenschaft, Videodateien aller möglichen Formate zu integrieren, diese mit Effekten zu mixen und im Vollbildmodus auszugeben, sei es an einem zweiten Monitor, Beamer oder auf der Großbildleinwand.

VirtualDJ Pro wird ohne Hardware ausgeliefert. “Equip yourself” lautet das Motto. Deckadance (179 Euro) aus dem Hause Imageline bietet eine ähnlich offene Architektur, hier fehlen allerdings VJ-Funktionen. Mixvibes VFX ist eine A/V Hybrid-Alternative. Für 569 Euro bringt die französische Software einen eigenen MIDI-Controller samt Soundinterface mit, allerdings keine Vinyl-Unterstüzung. Wie man es auch dreht und wendet, ein vergleichbares Produkt zu diesem Preis ist schwer zu finden. Egal, ob Neueinsteiger oder Veteran mit vorhandenem Sound- und MIDI-Equipment, VirtualDJ sollte beiden Zielgruppen ausreichend Potenzial bieten.

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Details

Details
Die Installation verlief easy-as-can-be. Zu meiner Überraschung unterstützt die amerikanische Mix-Software den simultanen Einsatz zweier Soundkarten. Ein Umweg über beispielsweise ASIO4ALL ist in einer solchen Konfiguration nicht nötig.

Beatmatching
Die Benutzeroberfläche teilt sich in drei Bereiche auf. Im oberen Bildschirmdrittel ist das sogenannte Rythm-Fenster platziert. Es stellt die Signalspitzen der Wellenformen in einer Ausschnittsbetrachtung vergrößert dar. Die momentane Abspielposition wird durch einen weißen Balken in der Mitte gekennzeichnet. Alles was links der Markierung steht, wurde bereits abgespielt, rechts werden die nächsten Sekunden der Tracks angezeigt. Ein Taktraster (CBG – Computed Beat Grid) in Form von kleinen Quadraten repräsentiert die einzelnen Beats und dient als visuelle Mixhilfe. Der Aufschlagtakt (Downbeat) wird zudem vergrößert dargestellt. Drei für den praktischen Einsatz besonders geeignete Zoomstufen sind über Schaltflächen am rechten Ende des Laufbandes direkt anwählbar. Alternativ lässt sich die Wellen-Auflösung per Schieber stufenlos skalieren. Betätigt der DJ den Pitch-Schieber, um die Geschwindigkeit eines Songs zu beschleunigen, hat dies eine unmittelbare Stauchung der Wellenform zur Folge.

Fotostrecke: 3 Bilder Zoomstufe “1”

Der Beatkeeper ist ein weiterer optischer Indikator der Taktysnchronität. Jedes Deck besitzt eine vierstufig unterteilte LED-Kette, die mit jedem Beat ein Kästchen fortschreitet. Liegen beide Rechtecke übereinander und bewegen sich parallel, laufen die Songs temposynchron.

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Im unteren Beispiel sind sowohl Beats als auch Tempo automatisch synchronisiert worden. Die Signalspitzen und das CBG liegen übereinander, die Beatkeeper Indikatoren sind deckungsgleich.

Geballte Panelpower.
Das Zentrum der Software passt seine Funktionsweise und Darstellung dem ausgewähltem Panel an.

Mixerpanel.
Der Softwaremixer bietet zwei vollausgestattete virtuelle Kanalzüge, dazu Vorhöre, Master- und Cue-Volume, Tonhöhenkorrektur und einen Crossfader. Über die rechte Maustaste werden Sonderfunktionen wie Killswitches oder Autogain aktiviert. PFL- and VU-Meter geben ein optisches Feedback zur Aussteuerung. Frequenen der Equalizer zeigt VirtualDJ nicht an. Mich hätte zumindest die Angabe des Cut/Boost interessiert. Atomix liefert hierzu allerdings weder auf der Website noch im Handbuch nähere Informationen.

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Videopanel
Der Videomixer offeriert dem angehenden VJ jeweils eine Spur pro Deck für Bewegt- oder Standbilder. So lassen sich Audiotracks mit Grafiken aufpeppen oder die Lieblingsclips ineinander mixen und mit 16 verschiedenen Übergängen belegen, deren Intensität, abhängig von der jeweiligen Crossfaderposition, zu- oder abnimmt. Das Ergebnis wird in einem Vorschaufenster angezeigt und kann über einen zweiten Videostream ausgegeben werden. Der Mixer beherrscht manuelle und automatische Übergänge, Audio und Videospur lassen sich voneinander entkoppeln. So kann der DJ einen Song der Wahl mit einem beliebigen Video verknüpfen, vorausgesetzt die Dateien weisen eines der unterstützten Formate auf. Neben MP3, WAV, AIFF, M4A, AAC, AVI, MPEG, MOV, DIVX, WMV, M4V oder MP4 können weitere Container definiert oder importiert werden. Der Reiter „Codecs“ in den Preferences gibt einen Überblick über die werkseitigen Dateitypen und den von ihnen verwendeten Decoder.

Scratchpanel
Mit seinen horizontalen Wellenformen erinnert das Scratchpanel im Aufbau etwas an Serato Scratch Live und ist die Anzeige der Wahl, wenn mit Steuer-Vinyl am externen Mixer gearbeitet wird. Drei Schaltflächen wechseln im Betrieb zwischen absolutem, relativem und smartem Timecode-Betrie. CLONE dupliziert den aktuellen Song (tempo- und beatsynchron abspielend) auf das gegenüberliegende Deck. Beatlock soll diese im Gleichschritt halten, auch wenn am anderen Deck gescratcht wurde. Im Praxistest zeigt sich allerdings, dass der gescratchte Song nach Beenden des Manövers nicht direkt zum nächsten plausiblen Beat springt, sondern manchmal ein hörbares Timestretching vollzieht, bis das andere Deck den nächsten Takt aufgeholt hat. Wie sich herausstellt, ist dies nicht zwangsläufig der nächste Downbeat. Ein Taktversatz (Eins trifft auf Drei) ist daher durchaus möglich.

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Virtuelle Plattenteller:
Übersichtlich und kontraststark präsentieren sich die Decksektionen. Sämtliche Schaltflächen liefern eine zum jeweiligen Player einheitlich gestaltete Farbgebung (Deck A in Rot, Deck B in Blau) mit Statusrückmeldung. CUE, PAUSE und STUTER/PLAY entsprechen dem gängigen Standard für Transportsektionen. SYNC löst computergesteuertes Beatmatching aus. Ein virtuelles Vinyl rotiert, wenn das dazugehörige Deck spielt. Klick´nMove über dem virtuellen Plattenteller lässt den Maus-DJ scratchen, der umgebende Leuchtkranz repräsentiert den Song-Fortschritt. So kann der User mit einem Blick aufs Deck bereits grob einschätzen, wie viel Zeit ihm für den nächsten Übergang bleibt. Zieht er eine neue Datei in einen der Player, setzt VDJ dort auf Wunsch Pitch, EQ und Effekte zurück, gleicht das Tempo an, normalisiert den Track per Auto Gain auf 0dB und parkt ihn am ersten Cuepunkt. Das spart Zeit, die sich in kreative Aufgaben oder Small Talk investieren lässt. Wer die grafische Benutzeroberfläche nicht mag, kann alternative Skins wählen, zum Beispiel mit animierten Plattenspieler-Tonarmen oder CDJ-400 Optik. Mir persönlich reichen die Songinformationen aus. Leider sind die Skins auflösungsabhängig. Auf dem Notebook-Display (1366 x 768) sah der Fullscreen-Modus immer verzerrt aus. Das trägt nicht gerade zum Spaßfaktor bei. Das Auge isst schließlich mit.

Farblich und Layouttechnisch klar strukturierte Decksektionen
Farblich und Layouttechnisch klar strukturierte Decksektionen

6, 8, 10, 12, 20, 25, 33, 50, 100

Minimal_Techno_Wellenausschnitt_03 Bild

Was auf den ersten Blick aussieht, wie die Zahlenfolge bei einem Bingoabend, ist in Wirklichkeit die neunstufig skalierbare Auflösung des Pitchfaders. Betätigt der DJ die Schaltfläche Null in der Mitte des Sliders bringt VDJ die Geschwindigkeit des Audiomaterials behutsam auf das Originaltempo zurück. Ein Doppelklick hat einen abrupten Reset zur Folge. Die beiden Pitch-Bend Pfeile unter dem Schieberegler ändern das Tempo des gespielten Tracks kurzzeitig und schubsen ihn, je nach Fähigkeiten des DJs, hoffentlich in den Takt. Ist Keylock eingeschaltet, wird die Tonhöhe dabei nicht verändert, ein Timestretching-Algorithmus interpoliert. Der DJ kann die Intensität der Berechnung und somit die Prozessorlast den eigenen Wünschen entsprechend anpassen. Voreingestellt ist die ressourcenschonende Variante SCHNELL. Erhöht er die Komplexität, werden die Ergebnisse genauer, die Berechnungen benötigen aber mehr CPU-Zeit und -Leistung. Bei weniger „vollem“ Audiomaterial, wie zum Beispiel beatlastiger elektronischer Musik reicht oftmals ein einfacher Algorithmus aus, da zwischen den Drums nicht selten leere Sektoren sind. Hier könnt ihr euch selbst ein Bild von der Qualität des Keylock machen.

Audio Samples
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Keylock Master Keylock Beat -2 simple Keylock Beat -6 simple Keylock Beat +2 simple Keylock Beat +6 simple Keylock Voice -2 simple Keylock Voice -6 simple Keylock Voice +2 simple Keylock Voice +6 simple

Für einen Techno-Track mit leeren Bereichen reicht ein einfacherer Stretch-Algorithmus als bei vollem Material

Audio Samples
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Keylock Beat +6 best Keylock Beat -6 best Keylock Voice +6 best Keylock Voice -6 best

Die Tonhöhenanpassung im Mixerpanel arbeitet genau entgegengesetzt. Sie verändert die Tonlage ohne das Tempo zu beeinflussen. Der aktuelle Keywert kann jederzeit im Übersichtsfenster abgelesen werden. Hier findet der Anwender auch die nötigen Informationen zu Titeln und Laufzeiten sowie BPM-, Gain- und Pitchwerte. Eine klick-sensitive Wellenübersicht im oberen Teil ermöglicht schnelle Navigation im Track und zeigt die Positionen von Hotcues an. Schade, dass es an dieser Stelle keine Option auf quantisiertes Wellenklicken gibt. Tap bringt manuelle Tempoerfassung ins Spiel, falls die interne BPM-Erkennung daneben liegt.

Audio Samples
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Keychange Beat – Keychange Beat + Keychange Voice – Keychange Voice +

Die Tonhöhenanpassung verändert die Tonlage eines Songs ohne das Tempo zu ändern.

Browserbereich.
Ungefähr die Hälfte der Benutzeroberfläche nimmt die gelungene Trackverwaltung ein. Der Dateibaum gewährt Zugriff auf Laufwerke und Verzeichnisstruktur. Zusätzlich erstellt VirtualDJ automatisch eine Genreliste auf Basis der ID3-Tags bereits abgespielter oder importierter Tracks,  HISTORY speichert die Song-Reihenfolge der letzten Sitzungen. Auch die Integration von iTunes ist geglückt. Sollte während einer WG-Party mal im Hintergrund eingekauft werden, genügt RELOAD und das frische Audio- oder Videomaterial steht sofort zur Verfügung. Neben iTunes- und Benutzer-Playlisten gibt es ferner die von SSL bekannten Crates sowie Favoriten-Shortcuts und virtuelle Verzeichnisse. Besonders interessant sind die sogenannten Filter-Folder. Voreingestellt sind selbst befüllende Ordner für „Meist gespielt“, „kompatible Songs“ und „neu hinzugefügt“. Da sich die Filter-Attribute verknüpfen lassen, können so auch Ordner im Stile von „Housetracks des Jahres 2009, die länger als 30 Tage nicht gespielt wurden und zwischen 120 und 125 BPM aufweisen“ erstellt werden. Eine inkrementelle Suchfunktion findet Dateien auch in umfangreichen Datenbeständen zügig anhand von 12 Filtern.

Viele digitale Plattendreher versehen ihre Musikdateien mit eigenen Kommentaren. Mein Testkandidat speichert diese Tags in einer eigenen Datenbank statt in der Datei selbst. Dies ist besonders wichtig, wenn der Besitzer mit unterschiedlichen Mix-Programmen arbeitet. Würden die Tags direkt im Audiofile aktualisiert und dadurch ihre Prüfsumme verändert, könnten andere Programme die Musikstücke unter Umständen nicht wiederfinden. Umgekehrt überprüft CHECK die Gültigkeit der VDJ Datenbankeinträge und repariert diese bei Bedarf. Fehlende Song-Grafiken lädt die Software auf Wunsch lokal oder über das Internet nach, Puristen schätzen die Möglichkeit Cover-Flow abschalten zu können.

Praxis

BPM und Key-Analyse
Auf dem Test-Mac-Mini benötigte die interne BPM-Analyse zur Berechnung eines siebenminütigen Audiotracks rund fünf Sekunden. Während ein zweiter Song abgespielt wurde brauchte die Operation bis zu elf Minuten. Soundaussetzer traten während der Analyse nicht auf. Trotzdem empfiehlt es sich grundsätzlich, die benötigten Songs vor dem ersten Abspielen zu scannen. Im Großen und Ganzen arbeitet die Dateiauswertung zuverlässig und liegt nur bei sehr komplexen und verschachtelten Rhythmen daneben. Hier hilft dann nur eine manuelle Eingabe des korrekten BPM-Wertes. Bei der Ermittlung der Tonart bevorzugt der VirtualDJ Moll. Weist ein Song, einen deutlichen DUR Wert auf, wird dieser alternativ ausgewiesen. Manchmal arbeitete die automatische Synchronisation nicht zu 100 Prozent genau und einer der Tracks läuft wenige Millisekunden hinterher. Während des Autosync-Testmix musste ich häufiger nachregulieren, als ich es von einem Mitbewerberprodukt gewohnt war. 


Sound-Effekte

Kaum eine zeitgemäße Profi-DJ-Software kommt heute noch ohne kreative Zusatzfeatures aus. Loops gehören mittlerweile genauso zum guten Ton wie ausgefeilte Effektalgorithmen. VDJs Schleifenbaukasten hat manuelle und automatische Loops (1,2,4,8,16 oder 32 Beats) unter der Haube, die sich über einen Drehregler während der Laufzeit im Takt verschieben lassen. Die Loop-Performance ist insgesamt als gut zu bezeichnen, die synchronisierten Audiozyklen laufen normalerweise nicht aus dem Ruder. Lediglich beim Upscaling von Loops kleiner 1/4 Beat kann durch das Timing der Benutzereingabe ein Versatz auftreten.

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Einige Standard-Effekte wie Filter, Delay oder Reverb fehlen der kleinen FX-Sektion leider, dafür hat sie Backspin, Brake, Beatgrid, Flanger, Flipping-Double und Keychanger im Gepäck. Weitere Plugins lassen sich über die Atomix Website nachladen. Zum Testzeitpunkt (Januar 2010) warten über 60 Rack-Erweiterungen auf ihren Einsatz am Tanzflur. Besonders viel Spaß machen diese, wenn man sie nach Herzenslust schrauben kann. Hier schwächelt VDJ meiner Meinung nach etwas im Detail. Zwar sind zwei dedizierte Effekt-Regler vorhanden, diese manipulieren aber DRY/WET-Range und nur einen weiteren Parameter. Wer genau wissen möchte, was er da steuert, klickt im Browser auf den Effects Tab. Die Attribute werden auf der rechten Bildschirmseite angezeigt. Beim WAHWAH-Modul aus dem Internet beispielsweise bieten die Regler der Decksektionen nur Zugriff auf den Effektanteil und die LFO-Rate. Wer zusätzlich die Attribute Low-Pass-Frequenz, Filtermodulation, FilterQ und Phase kontrollieren will, muss diese im Browser per Hand ziehen oder mittels Action-Learn einzeln antrainieren. Grundsätzlich lassen sich so in einem Effekt mehr als die üblichen zwei bis drei Parameter steuern, jeden einzelnen Effekt anzulernen finde ich jedoch mühselig und umständlich.

Wah Wah FX
Wah Wah FX

BEATGRID sampelt vier Beats des laufenden Tracks und spielt sie neu angeordnet ab.

Ähnlich wie beim Deckadance Relooper hat der DJ Zugriff auf die einzelnen Beatschnipsel. Allerdings ist Image-Lines Umsetzung meiner Meinung nach etwas besser geglückt, weil genauer, übersichtlicher und zudem reicher an Features.

Fotostrecke: 2 Bilder VDJ Beatgrid Effekt
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Beatgrid FX

BRAKE bremst den Track bis zum Stillstand ab. Das Bremsverhalten ist über einen Regler anpassbar.

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Brake

FLIPPING DOUBLE wiederholt das Audiomaterial mit einem halben Takt Versatz.

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Flipping Double

BACKSPIN spielt das Musikstück abbremsend rückwärts ab.

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Backspin

FORWARD REVERSE springt nach dem Reverse zurück an die Stelle, wo der Song ohne Effektbetätigung positioniert wäre.

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Forward Reverse

KEYCHANGER ändert die Tonart bis zu einem Semiton in beide Richtungen.

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Keychanger

Gerade bei kostenlosen VST-Effekten gilt: Nicht alle Plugins laufen perfekt. Vor einem Live-Einsatz sollte das ausgewählte Modul unbedingt getestet werden. Der nur für Windows erhältliche Effekt Vocals+ etwa verursachte auf dem Testnotebook mehrfach Audio-Freezes.

VSt Plugins werden unter Windows in den Plugins Ordner kopiert und laufen mit dem nächsten Neustart, Mac-VSTs wirken bedauerlicherweise nicht. Es gibt leider noch einige Feature-Unterschiede mehr zwischen den Betriebssystemen. So fehlt auf dem Mac beispielsweise das Karaoke-Plug-in und die Integration der Webcam. Auch Videorecording sucht man vergebens. Die Aufzeichnung des Masterkanals ruckelte auf dem Vista Doppelkern Notebook in regelmäßigen Abständen. Diese Dropframes sind wohl ein hardwarebedingtes Phänomen, denn auf meinem Quad-Desktop traten sie nicht auf. Mehrere VDJ-Instanzen auf einem Rechner („Multi instance“) und Netzwerk-Synchronisation unterschiedlicher Computer sind nur für PC-User implementiert.

Sampler
Wie Serato Scratch Live und Deckadance hat auch VirtualDJ einen Sampler an Bord. Zwölf unabhängige Slots mit eigenen Pitchreglern lassen sich ebenfalls automatisch zum aktiven Deck synchronisieren. Und zwar zu jedem vollen, halben oder viertel Beat. Die Soundschnipsel können wahlweise linear (One-Shot) oder zyklisch (Loop) abgefeuert, im Loop-Modus zusätzlich in der Lauflänge halbiert und gedoppelt werden. Der lineare Modus bietet sich beispielsweise für Jingles, Vocals oder Sounds wie Sirenen an, der zyklische unter anderem für Beats oder Riffs. Jeder freie Slot kann ein Sample aus dem laufenden Mix entnehmen. Write-Protect, Autoplay, Pitch-Match, und Beatlock bieten Mehrwert für die nächste Performance. Insgesamt kann die etwas harmlose Kreativabteilung qualitativ nicht voll, quantitativ aber über weite Strecken überzeugen, was nicht zuletzt an der Vielzahl frei zugänglicher Plugins liegt. Wer umfangreiches Effektmixing, Beat- und Cuejuggling betreibt, ist mit Traktor in meinen Augen besser beraten. Traktor Pro bietet 21 verkettbare Effekte in vier separat bestückbaren Units, die für mich einfach knackiger klingen. Dazu kommen quantisiertes Beat-, Cue- und Loop-Juggling in unterschiedlichen Intervallen sowie zwölf Hotcues.

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Der Zugriff auf manche Features über die grafische Benutzeroberfläche  (also ohne Hilfe von Tastatur-Shortcuts oder MIDI-Controller) ist vom ausgewählten Skin abhängig. So bietet die Decksektion der Oberfläche „ VirtualDJ 6 Pro“ lediglich 3 Hotcues und einen Effekt. VMIX hingegen acht simultane Effekte und Mixlab zum Beispiel acht Hotcues pro Player. Einerseits kann der Nutzer sich so seine Features nach Wunsch in die Arbeitsumgebung implementieren, wer alle FX, Cues und Loops benötigt, muss allerdings im Betrieb umschalten. Ich persönlich finde einen klar strukturierten Zugriff auf alle mixrelevanten Features besser.

Common, dance with me – MIDI-Funktionalität
Mit mehr als 40 unterstützten MIDI oder HID-Controllern unterstreicht auch VDJ-Pro 6 den mittlerweile hohen Stellenwert von Laptop DJ-Sets. Die Tests mit Control-Steel und Denons USB-fähigen CD-Player DN-S1200 verliefen durchweg positiv. Die Hercules-Kontrolleinheit bot Zugriff auf Transport und Temposteuerung, Effekte, Loops und Dateibrowsing. Da gab es nichts zu beanstanden. Denons DN-S1200 sorgte für eine kleine Überraschung. Ich hatte erwartet, dass alle Hardware-Bedienelemente belegt waren. Das sich beide VDJ-Decks problemlos über eine Denon-Einheit steuern ließen übertraf meine Erwartungen jedoch. Der DJ kann auf Knopfdruck nahtlos zwischen beiden Software-Playern wechseln, Playlisten browst er bequem mit dem Push-Rotary, liest die Informationen am Denon-Display ab und befördert die Musikstücke per Knopfdruck ins aktive Deck. Das Jogdial lässt sich ohne Murren in den Bend-, Scratch- oder Scan-Modus versetzen und macht auch bei der Effektsteuerung eine gute Figur. Automatische und manuelle Loops gelingen im Handumdrehen, SYNC bringt die Tracks in den Gleichschritt. Wer möchte, betätigt dann Auto-Crossfade und die Software erledigt den Übergang. Prima.


Sollte der eigene Controller nicht mit einer speziellen Konfigurationsdatei vertreten sein, lassen sich die benötigten Befehle über eine Lernfunktion Mappen. Die gewünschten Bedienelemente lassen sich zum Großteil direkt in der Benutzeroberfläche auswählen und dann mit einem Script belegen. Doch leider sind die Steuerbefehle weder alphabetisch noch nach Gruppen geordnet. Die case-sensitive Live-Hilfe des Scriptfeldes ist zudem manchmal lückenhaft. Zeitweilig ist also manuelle Scriptanpassung erforderlich. Auch das Anlegen und Abfragen von Variablen ist gestattet. So können beispielsweise Shift- und Alt-Tasten angelegt werden, oder Werteabfragen und Bedingungen programmiert werden. Ärgerlicherweise kann ein intern angelegtes Mapping nicht aus dem Programm heraus mit einem aussagekräftigen Namen versehen und exportiert werden. Beispielskripte gibt es auf der Herstellerwebsite. Wer seinen Controller nicht selber antrainieren möchte, findet dort eventuell auch ein passendes Mapping. Unter anderem bringt die Website Mapper für Xone4D, Ecler Nuo4 und sogar für Nintendos WII Controller hervor.  Verschiedene Dateiverwaltungstools oder ein Itunes-Video-Repacker liegen ebenfalls auf dem Server.

Fotostrecke: 2 Bilder Controllersupport

Common, dance with me – Vinylsteuerung
Als offenes System bringt die Software aus dem Hause Atomix weder Soundinterface noch eigenes Steuer-Vinyl mit. Daher ist die Frage nach dem Vinyl-Feeling nicht so leicht zu beantworten. Das Echtzeitgefühl ist vielmehr von mehreren Multiplikatoren abhängig (ein geeigneter Mixer und Turntable wird vorausgesetzt). Da wäre zunächst einmal die Latenz (Laufzeitverzögerung) zwischen einem Auslöser (Scratchbewegung) und einer wahrnehmbaren Reaktion (hörbarer Scratch). Sie ist stark abhängig von der System- und Prozessorleistung sowie der Signalverarbeitung der eingesetzten Soundkarte. In der Praxis empfiehlt es sich, mit Latenzen um die 5ms absteigend auf artefaktfreien Betrieb zu prüfen. Kommt es zu Aussetzern, muss die Latenz erhöht werden. Zusätzlich hat der DJ die Möglichkeit, das VDJ-Scratchverhalten softwareseitig auf Qualität oder Tempo zu optimieren und den entsprechenden Algorithmus mitsamt Filtergröße detailliert anzupassen.

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Auch das verwendete Steuer-Vinyl spielt eine entscheidende Rolle in Bezug auf Performance und Workflow. 2 kHz Timecodes können doppelt so viele Positions-Informationen liefern wie 1 kHz Pendants. Zudem sollte grundsätzlich darauf geachtet werden, dass die Scheiben im absoluten Modus laufen können, denn nur dieser erlaubt einen physischen Needle-Drop. Das bedeutet, es werden neben Richtung und Geschwindigkeit auch Nadelpositionen ausgelesen. Der relative Modus übermittelt lediglich Richtung und Tempo der Plattenteller. Ein Versetzen der Plattenspielernadel hat keine Auswirkungen auf die Song-Position und der DJ ist so nicht in der Lage, gezielt Positionen im Track anzuspringen.

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Da VDJ alle gängigen Timecodes unterstützt, ist man im Grunde recht gut vor Markttendenzen und Lieferengpässen geschützt.

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Leider funktionierten im Test nicht alle Features, wie zum Beispiel Track-Selektion

Ich habe mit den Steuer Vinyls Traktor Scratch (TS), Mixvibes V2 (MV) und Virtual Vinyl (VV) getestet. Das Einmessen der Signale an sich bereitet keine nennenswerten Probleme, GAIN, SILENCE und PHASE-Regler verhelfen zur optimalen Pegelanpassung. Allerdings sollte vor der Kalibrierung unbedingt ein Softwareupdate vollzogen werden. Warum? Bei meinem ersten Testlauf mit Virtual DJ Version 6.0 wurden die Platten von Mixvibes und Native-Instruments noch nicht nativ unterstützt. Das hatte folgende Auswirkungen:

Bei Mixvibes lief der Track zunächst rückwärts und das Stereo-Signal musste in den Preferences manuell invertiert werden. Wählte ich aus dem Dropdown-Menü „other Timecode (relative mode only) 1000Hz“ lieft der Track zu schnell. „Other Timecode (relative mode only) 2000Hz“ spielte den Track zu langsam ab. Erst das Update auf Version 6.05 brachte die 1200-Hz-Scheibe ins richtige Tempo. Da die vorliegenden Timecodes nativ unterstützt werden, laufen sie auch im absoluten Modus. Beim Traktor Vinyl stellte sich jedoch heraus, das der Lead-In zu kurz ist und der Track mit dem dritten Beat startet. Hier muss in den erweiterten Einstellungen die Lead-In-Time von Hand justiert werden. Weder bei TS noch bei MV funktionierten die Track Selection-Zonen, stattdessen musste ich immer wieder vom Turntable zum Laptop-Keyboard wechseln. Weiterhin stellte sich heraus, dass beim Festhalten der Platte Sprünge in der Wiedergabe auftraten. Über das Silence-Poti lassen sich diese abstellen. Dabei sollte man mit Bedacht zu Werke gehen, um keine unnötigen toten Bereiche zu schaffen, die ihrerseits zu Aussetzern in der Signalverarbeitung führen können. Bewegungen des Pitchfaders am Plattenspieler änderten die Geschwindigkeit gefühlt in Echtzeit, die Aktualisierung der grafischen Benutzeroberfläche hinkt aber deutlich hinterher.

Fotostrecke: 2 Bilder Timecode Settings

Besitzt der DJ eine aktuelle Computerhardware und eine latenzarme Soundkarte ist das VirtualDJ Vinyl-Feeling in meinen Augen ziemlich realitätsnah. Selbst bei mittleren Latenzen kann er noch gut mixen und flott scratchen. Natürlich spielt auch die Interpolierung des Audiomaterials eine Rolle, wenn es um die Performance geht. Mancher DJ wählt in den Programm-Voreinstellungen 48 kHz Ausgabe, obwohl das Ausgangsmaterial in 44,1 kHz vorliegt. Da man aus Silber kein Gold machen kann, ist diese Rechenoperation (Upscaling) überflüssig und verbraucht unnötig Ressourcen.

Der richtige Track zur richtigen Zeit
Die technische Seite eines DJ-Mix ist eine Sache, den passenden Song zur richtigen Zeit parat zu haben eine andere. Obwohl der rote Faden häufig bereits im Vorfeld eines Club-Sets gesponnen wird und Plattenwünsche gerade in Lokalitäten elektronischer Stilrichtungen eher selten sind (Ausnahmen bestätigen die Regel), kommt es gerade im Mainstream-Bereich, in Großdiskotheken auf Partys oder Hochzeiten öfter vor, das ein vom Publikum gewünschter Track gerade nicht lokal vorliegt. Dave, ein befreundeter DJ-Kollege, der in Berlin-Mitte Pub-Crawls für feierwütige Touristen spielt, berichtete das ihm öfter schon USB-Sticks, Cards oder Handys mitsamt Transferkabel vor die Nase gehalten wurden, um einen bestimmten Song des Eigentümers zu spielen. Sein betagtes IBM-Notebook hat jedoch weder Card-Reader, noch einen freien USB-Port, somit kann er sich in dieser Hinsicht immer aus der Affäre ziehen. MIDI-Controller oder Soundinterface abstöpseln ist eben nicht drin. Atomix liefert einen etwas anderen Lösungsansatz gegen gewollte oder ungewollte Songlücken im Datenbestand.


1. Net Search und die dauerhafte Verfügbarkeit
Links in der Browserleiste befindet sich der Eintrag NetSearch. Net Search untersucht das Internet nach einem Titel, der vom Anwender in ein Suchfeld eingegeben wird. Er kann festlegen, ob die Recherche auf Audio-, Video oder Karaokedateien beschränkt wird. Ist sie erfolgreich verlaufen, kann er den Datei-Link in ein Deck ziehen und der Stream wird nach einer kurzen Pufferzeit abgespielt. Der Hersteller wirbt damit, dass selbst an Orten ohne Internetzugang sämtliche im Vorfeld bereits einmal gecachte Songs offline abgespielt werden können. Das möchte ich genau wissen: Die Suche nach dem Techno-Artisten Green Velvet brachte insgesamt 48 Ergebnisse in die Browserliste. Die als Videostreams gekennzeichneten Dateien funktionierten zum Großteil, bei den Audiofiles waren die Quellen fast ausnahmelos nicht erreichbar oder VDJ forderte zum Login auf. Da stellt sich natürlich die Frage, ob es denn wohl eingeloggt mehr Zugriffsmöglichkeiten gibt? Also ab in die Konfiguration und unter dem Reiter Internet angemeldet. Zurück im Programm erwartet mich allerdings das gleiche Ergebnis wie zuvor. Allerdings werden die Songs dann nicht jedes Mal erneut geladen, sondern tatsächlich gecacht. Ihr fragt euch jetzt sicher zu Recht, ob diese Art der Beschallung legal ist. Der Hersteller gibt an, dass die von NetSearch ermittelten Songs im Internet frei verfügbar seien, zum Beispiel auf Promo-Websites oder aus kostenlosen Datenbeständen. Dies beinhalte einige Millionen Musikstücke und spezielle Remixe. Atomix Productions arbeite mit ausgewählten Content Providern zusammen, um den NetSearch-Katalog so umfangreich wie möglich zu gestalten.

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2. Music Groups oder der ideale Folgetrack
Welcher Song wohl denn nun der ideale Folgetrack zum Laufenden ist, um dem Publikum mächtig einzuheizen, lässt die Ansichten der DJs naturgemäß weit auseinanderdriften. Music Groups ist ein Feature, das sich eben diesem Diskussionsbedarf stellt, indem es die aktuelle Playlist des Nutzers einer interessierten Community bereitstellt. Die angeschlossene Interessengemeinschaft erfährt also genau, was der DJ gerade spielt. Sie kann die gespielten Songs jederzeit kommentieren und voten. Die Hauptstärke von Music Groups liegt im persönlichen Feedback anstelle automatisierten Music-Matchings. Windows User haben zusätzlich die Möglichkeit, ihre Freunde über den MSN-Messenger stets auf dem aktuellen Stand zu halten.
Nachstehend findet ihr die sieben beliebtesten Gruppen der Music-Groups Top 20.

1.VirtualDJ Radio – House Music      (359 Mitglieder)
2. Hip Hop, Rap …                             (306 Mitglieder)
3. Mobile DJ´s                                   (233 Mitglieder)
4. UK Bar and Club DJs                    (122 Mitglieder)
5. Wedding DJs                                 (111 Mitglieder)
6. Reggae Music Jamaican Style     (102  Mitglieder)
7. DJ Norman Beats                          (102  Mitglieder)

Automix
Ist der DJ gerade allzu vertieft ins Socializing oder muss aus anderen Gründen das Set kurzzeitig verlassen kann er Automix einschalten. Eine Vorauswahl wird einfach in die Playlist gezogen, das Feature aktiviert und schon übernimmt der Autopilot. Er kann die Tracks auf Wunsch in linearer Reihenfolge abspielen, per Zufall auswählen, bereits abgespielte Tracks automatisch aus der Liste entfernen und Überblendungen generieren. Die Anordnung der Tracks lässt sich auch während des Blindflugs verändern, ein Doppelklick auf einen Song mixt diesen anhand der voreingestellten Übergangszeit unmittelbar und überspringt zwischengelagerte Tracks. Natürlich lassen sich so auch Restaurant, Bar oder Fitnessstudio Hintergrundbeschallen.

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Video-Jockey:
Um den Videomixer zu testen, habe ich zuerst einige Clips im iTunes Store eingekauft. Der Mix mit dem Apple-Futter in VGA-Qualität gelang prima. Eine Auflösung von 640×480 wird für viele Anwender durchaus ausreichend sein. Auch der Test mit NetSearch Videos war zufriedenstellend, allerdings muss man ein wenig Geduld haben, was die Ermittlung von BPM und Bitrate angeht. Die Online-Streams können teilweise nicht mit der Qualität gekaufter Clips mithalten, HD-Clips haben Seltenheitswert. Gelegentliche Holperer im Livestream sind besonders dann möglich, wenn das Material noch nicht komplett gepuffert ist und beide Tracks simultan abspielen und dabei nachladen. Daher eignet sich der Livestream eher für die gemütliche Runde im Freundeskreis. De BPM-Analyse ändert beim Web-Material gelegentlich nach einer kurzen Abspielzeit ihre Tempoeinscähtzung. Ist der Clip komplett gecacht, sollte er noch einmal gescannt werden. Die streams lassen sich wie lokale Audiotrack mit Sync, Loops und Effekten versehen, selbst Videoscratching ist erlaubt. Zwei simultane 720p-Streams brachten den Mac-Mini hier schon fast an die Grenzen der CPU-Leistung, was sich in Form von gelegentlichen Aussetzern bemerkbar machte. Auch das Core2Duo Notebook von IBM konnte sich trotz 4 GB RAM nicht wirklich besser schlagen. Die Dateien wurden zudem jedes Mal neu eingelesen, von Caching keine Spur. Erst wenn sich der Besitzer bei Atomix registriert und dann mit diesem Account in VDJ einloggt, werden die Dateien gespeichert und somit vielleicht auch dokumentiert.

Fotostrecke: 2 Bilder Login Screen

Recording und Broadcasting.
Schön, wenn ein besonders gelungener Mix für die Nachwelt festgehalten werden kann. Der Performance-Rekorder greift zu diesem Zweck wahlweise Master, Master + Mikrofon oder Line-In ab. Die Sessions lassen sich in gängigen Dateiformaten speichern, der DJ zeichnet den Mix auf Knopfdruck während des Betriebes mit. Hier hätte ich mir eine computergesteuerte Split-Funktion nach Zeit oder Größe gewünscht. BURN-CD erzeugt statt einer Audiodatei eine *.bin-Datei mit Cuesheet, die dann direkt auf einen Silberling gebrannt werden kann.

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Webcaster aufgepasst. Atomix spendiert VirtualDJ 6 Pro eine Broadcast-Funktion, die mit Shoutcast- und Icecast-Servern kompatibel ist (Shoutcast für *.mp3-, Icecast für *.ogg-streams). Wer einen Streamserver gemietet hat, gibt lediglich die IP-Adresse des Hosts und sein Passwort ein, legt einen Stream-Namen und Genre fest und raus geht’s in den digitalen Äther. Mit dem Test-Server gelang der Webcast im Nu. Wenn der DJ lieber vom eigenen Rechner mit optionaler Clientbegrenzung senden will, kann die Software auch selbst als Streamserver fungieren. Sobald die Aufnahmetaste gedrückt wird zeigt VirtualDJ die IP-Adresse an, die ein geneigter Zuhörer zum Abspielen des Streams in einen Webplayer wie iTunes oder Winamp eingeben muss (zum Beispiel http://123.456.789:8000/VirtualDJ).

Wird eine Internetverbindung mit einwahlbedingt wechselnder IP-Adresse genutzt, wie es bei den meisten DSL-Providern der Fall sein sollte, könnte die Webcast-IP abhängig von der Leasetime im Router oder nach einem erneuten Einwählen mit dem Modem wechseln. Die aktuelle IP muss den Zuhörern dann abermals mitgeteilt werden. Sitzt der Webcaster hinter einem Router, wird gegebenenfalls eine „Portweiterleitung“ für die Verbindung zum Sender benötigt. Hat eine DSL 6000 Leitung einen Upstream von 512 kBit, ist der sendende Computer bei einem 128-k-Audiostream spätestens bei vier Zuhörern am Limit der fehlerfreien Übertragung. Vorsicht Hobby-DJs. Wer ein größeres öffentliches Publikum beschallen will, kann dies zwar mit kommerziellen Streamservern ab 10 Euro pro Monat bewerkstelligen, hinzu kommen aber, sofern kein rechtefreies Material verwendet wird, meist GEMA- und GVL-Gebühren. Diese können schnell vierstellige Beträge erreichen. Weitere Informationen bieten die Internetportale der Lizenz- und Verwertungsgesellschaften.

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VirtualDJ sechs macht einen insgesamt ausgereiften Eindruck und braucht sich hinsichtlich des Funktionsumfangs nicht hinter den Platzhirschen zu verstecken. Loop- und Effektsektionen sind solide programmiert. Letztgenannte klingt etwas harmlos, lässt sich jedoch durch Plugins erweitern. Der 12 Slot Sampler weiß zu gefallen. Er bringt kreativen Mehrwert, den ich mir für jedes DJ-Programm wünschen würde. Die Dateiverwaltung ist ebenfalls gut gelungen. Intelligente Ordner, M3U-Playlisten und nahtlose iTunes-Integration erleichtern den DJ-Alltag, doch es fiel störend auf, dass die Benutzeroberfläche je nach Auflösung verzerrt.
Das “Vinylfeeling” ist insgesamt als gut zu bezeichnen. Schade fand ich nur, dass die Selection-Tracks der getesteten Vinyls nicht funktionieren und der Griff zur Tastatur so leider nicht ausbleibt. Was den MIDI-Controller-Support angeht: Vierzig unterstützte Geräte kann sich wirklich sehen lassen, allerdings fehlen mir ein paar Klassiker wie VCM-100 oder Allen & Heath Xone:1D.
Denon S1200 und Hercules Control-Steel machten im Test eine gute Figur, benutzerdefinierte Konfigurationsdateien sind dank integrierter Scriptsprache und LEARN-Funktion ebenfalls möglich, wenn auch etwas umständlich. Atomix hat die Zeichen der Zeit erkannt und stattet seine Vorzeigeapplikation mit interessanten Web-Features aus. Music Groups integriert eine Online-Community, die Anregungen zu eigenen Playlisten liefert. NetSearch bringt Internet Streams in den Mix, was besonders bei kleineren Partys schnell zum Knaller avancieren kann. Vor allem, wenn ein Beamer angeschlossen wird und Videofiles ins Spiel kommen. Im Umgang mit Bewegtbildern zeigt sich VDJ kompetent, HD-Material bedarf aber aktueller Hardware. VirtualDJ besitzt lediglich zwei Decks. Mit einer 4/6-Karte, wie Hercules DJ-Trim für 199 Euro kommt der Käufer so mitsamt Timecode-Vinyl und Verkabelung auf einen Gesamtpreis von circa 490 Euro. Dafür bekommt man auch komplette DVS-Packs „aus einer Hand“ wie Mixvibes Cross oder Reloop-Spin. Sie können aber nicht so viele Features aufweisen und bieten auch keine Videounterstützung.
Bedauerlicherweise fehlen am Mac Elemente wie Karaoke, Webcamintegration, Netzwerksynchronisation oder Videorecording. Das ist schade. VirtualDJ ist nicht für jeden DJ und jedes Genre die Ideallösung, 219 Euro sind in meinen Augen trotzdem nicht zu hoch gegriffen. Besonders, wenn man bedenkt, dass der Besitzer bei Bedarf neues Futter, zum Beispiel Effekte, Samples oder Skins, von der Herstellerwebsite nachladen kann. 

Unser Fazit:
3,5 / 5
Pro
  • Offenes System
  • Videomixing
  • Integrierter Sampler
  • Auto Beatgridding
  • Solide Timecode-Performance
  • Eigene Scriptsprache
  • CoverFlow und Itunes Unterstützung
  • Inkrementelle Suchfunktion
  • Broadcast für Shoutcast- und Icecast-Server
  • Playlist Export im M3U-Format
  • Umfangreicher Audio- und Video-Support
  • Vielfältige Browser und Playlist Features
  • VST-Schnittstelle
  • Austauschbare Skins
Contra
  • Nur zwei Decks
  • Fehlende Features am Mac
  • Etwas schwache Tonhöhenkorrektur
  • Harmlose Effektabteilung
  • Oberfläche verzerrt in manchen Auflösungen
  • Skinabhängige Featurenutzung
  • Etwas umständliches MIDI-Editor
  • Keine quantisierte Wellennavigation
  • Weder Record Level noch Kontrollpegel
  • Teilweise lückenhafte Dokumentation
  • Keine separaten Effekte am Sampler
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VirtualDJ Pro 6 Test
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