the t.bone BC 500 Test

Es ist nicht gerade so, dass die Welt auf ein weiteres Broadcast-Tauchspulenmikrofon wie das the t.bone BC 500 gewartet hätte.

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Insofern war ich durchaus verwundert, dass die Thomann-Hausmarke nach dem MB 7 Beta mit diesem Sprechermikro überrascht hat. Mein erster Suchblick galt den praktischen Filtern, die die “Inspirationsquelle” so vieler neuer Broadcast-/Mikrofone, das Shure SM7B, so vielseitig machen. Und tatsächlich: Das t.bone BC 500 wartet mit Präsenz- und Hochpassfilter auf! Wenn sich diese nicht klanglich als Reinfall erweisen, ist dem BC 500 damit ein erster Eintrag auf der Pro-Liste dieses Testberichts sicher.

Details

Anpassungsfähig

Insgesamt präsentiert sich das the t.bone BC 500 als etwas flexibleres Broadcastmikrofon als etwa das MB7 Beta, welches vor allem in der Variante mit zusützlichem USB-Anschluss Freunde zu finden scheint. Diese Anschlussflexibilität bietet das t.bone BC 500 zwar nicht, aber dafür kann der Stimmenklang mit besagten Filtern angepasst werden. Die jahrzehntelange Erfahrung der Tontechniker mit dem Shure SM7 zeigt, wie hilfreich diese sein können.

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Metallgitter startt Lochblech

Dass sich ein Testbericht eines Mikrofons schon zu Beginn mit zwei Schaltern aufhält, zeugt von der Einfachheit des Geräts – aber das ist bei einem Mikrofon beileibe nichts Schlimmes. Im Mikrofonkorpus befindet sich eine typische Tauchspulenkapsel mit der häufigsten vorzufindenden Richtcharakteristik, der Niere. Zwischen dieser und der Signalquelle liegen wie immer akustisch wie physikalisch wirksame “Zugangsbeschränkungen”. Ähnlich wie etwa beim SM7B und beim Presonus PD-70 gibt es eine Metallstruktur, auf die ein Schaumstoffstück aufgesetzt ist, das bei Bedarf entfernt werden kann. Anders als bei den genannten Mikrofonen kommt aber kein kräftiges Lochblech zum Einsatz, sondern ein grobes Drahtgitter.

Fotostrecke: 3 Bilder Die Kapsel ist durch ein Gitter geschützt.

Onke?

Auf der der Kapsel gegenüberligenden Seite wird das Kabel eingesteckt, dort befinden sich auch die Schalter für die Filter. Neben den recht eindeutigen Frequenzgang-Piktogrammen ist dort auch die ulkige Bezeichnung “ONKE” zu lesen. “ON” wäre verständlich, was “KE” bedeuten soll, hat mich ergebnislos mein Kinn kratzen und schräg nach oben schauen lassen.

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Keine Besonderheiten

Am Ausgang beträgt die Impedanz typische 200 Ohm, als maximaler Schalldruckpegel wird im Datenblatt ein Wert von 135 dB SPL genannt, allerdings ohne die Angabe der dann herrschenden prozentualen Verzerrungsanteile. Aber ob nun 0,5% oder 1% THD+N, beides wäre ein für ein Broadcast-Mikrofon üblicher und damit vertretbarer Wert.Auch mit einer Empfindlichkeit von 1,4 mV/Pa zeigt es ganz normale Eigenschaften. Das gilt auch für den Frequenzgang, der numerisch mit 50 bis 15000 Hz angegeben ist und wohl mit 6 dB Abfall gegenüber 1 kHz beziffert wird. Die Grafik teilt mit, dass es zwischen 1 und 5 kHz eine kleine Senke gibt, und die für Sprechermikrofone verbreitete Anhebungen etwas über 5 und um 10 kHz gibt, die die meisten Stimmen zwar frisch, aber nicht scharf klingen lässt.

Praxis

Stabil

Das Sprechermikrofon wirkt wertig für seinen Preis. Der Bügel ist stabil genug, um das etwa ein dreiviertel Kilogramm schwere Mikrofon in allen Positionen sicher zu halten. Was mir gut gefällt ist, dass der Schaumstoff nicht einfach aufgeschoben wird wie bei manch anderem Mikrofon, sondern mit einem Plastikring ausgestattet ist, der das Gebilde sicher auch in Jahren noch fest hält. Die kleinen Schiebeschalter zu bedienen, ist ein wenig Fummelei und gelingt manchen Menschen nur mit einem Hilfsmittel. Das soll jetzt nicht Gegenstand ausgiebiger Diskussionen werden, denn es gibt dabei schließlich Pro und Contra.

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Dürfte schnittiger sein

Angeschlossen an einen Mikrofonvorverstärker zeigt das the t.bone BC 500 einen kompletten Klangcharakter, mit insgesamt guter Sprachverständlichkeit und einem deutlich professionell nutzbaren Broadcast-Sound. Ich muss allerdings zugeben, dass der preisliche Abstand zu einem Mikrofon wie dem SM7B durchaus gerechtfertigt ist. Dieses klingt bei gleichen Settings schnittiger und klarer. Deutlich wird das bei den kurzen, spitzen Konsonanten “t” und “s”, die über das BC 500 minimal verwaschener erscheinen. Ins Abseits stellt dieser Umstand das t.bone deswegen aber noch lange nicht. Auch die im Vergleich zum 7B etwas höhere Poppempfindlichkeit fällt kaum ins Gewicht, sodass ich überlegen musste, ob sie überhaupt eine Erwähnung wert ist.

Rückseitige Dämpfung hoch 

Um ein wenig Bewegung vor dem Mikrofon zu erlauben, ohne direkt mit Klangfarbenänderungen zu reagieren, ist das Pattern stabil genug und unterscheidet sich im Frontbereich kaum von teuren Sprechermikros wie dem SM7B oder auch dem Electro-Voice RE20. Die rückseitige Dämpfung ist hoch, die Nonlinearitäten im Klangbild von der Rückseite sind nur bei wenigen Mikros dieses Typs signifikant besser.

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Filter klasse

Die Filter sind sinnvoll und gut umgesetzt, sie greifen merklich ein, sind aber nicht zu plakativ. Das Hochpassfilter etwa verläuft mit 6 dB/oct sehr flach und dadurch unaufdringlich, setzt aber recht hoch an. Im Datenblatt steht es zwar mit 200 Hz, doch würde ch den -3dB-Punkt eher etwas darunter verorten. In jedem Fall hilft das FIlter, bei naher Besprechung die Basszunahme wieder zurückzunehmen. Das hilft, um einen satten, aber eben nicht schwammigen Broadcast-Sound zu erreichen. Das Präsenzfilter hebt nur leicht an, aber so breitbandig, dass ich den von mir gewählten Begriff “Präsenzfilter” im Grunde im gleichen Satz wieder etwas bereue: Von 1 bis hinauf zu 10 kHz wird leicht verstärkt, die Sprachverständlichkeit XXLINKXX durchgängig erhöht, ohne dass die Bissigkeit zunimmt. Ich möchte so weit gehen, die Aktivierung dieses Filters für fast alle Settings zu empfehlen.

Sprache

Audio Samples
0:00
t.bone BC 500, 2 cm t.bone BC 500, 2 cm, HPF t.bone BC 500, 2 cm, HPF und Präsenzfilter t.bone BC 500, 20 cm t.bone BC 500, 30 cm, 0 Grad t.bone BC 500, 30 cm, 45 Grad t.bone BC 500, 30 cm, 90 Grad Shure SM7B, 30 cm Presonus PD-70, 30 cm

Gesang

Audio Samples
0:00
t.bone BC 500, 10 cm t.bone BC 500, 10 cm, HPF t.bone BC 500, 10 cm, HPF und Präsenzfilter t.bone BC 500, 30 cm, 0 Grad t.bone BC 500, 30 cm, 45 Grad Shure SM7B, 10 cm Shure SM7B, 30 cm Presonus PD-70, 10 cm Presonus PD-70, 30 cm

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Mehr Informationen

Fazit

Mit dem the t.bone BC 500 gibt es in weiteres preiswertes Mikrofon, das sich vor allem für die Aufnahmevon Sprache um Käuferschaft emüht. Positiv anzumerken sind der professionelle Look, die nie zu scharfe Darstellung, die ordentliche Sprachverständlichkeit und natürlich der günstige Preis. Es kann damit die wichtigen Aufgaben im Broadcast, Podcast und Videocast problemlos übernehmen. Die Tatsache, dass es in den Hochmitten etwas fahriger klingt als die (meist teureren) Alternativprodukte wäre der wesentliche Kritikpunkt an diesem Mikrofon. Ob dieser allerdings bei jedem Einsatzszenario wirklich ins Gewicht fällt, ist fraglich. Bei der Suche nach einem preiswerten dynamischen Sprechermikrofon sollte also jeder auch das BC 500 mit in Betracht ziehen.

Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • praxisgerechte Filterfunktionen
  • professioneller Look
  • ordentliche Herstellungsqualität
  • insgesamt guter Sprecherklang
  • geringer Preis
Contra
  • minimal verwaschener als (meist teurere) Alternativprodukte
Artikelbild
the t.bone BC 500 Test
Für 79,00€ bei
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Features & Spezifikationen
  • Tuachspulenmikrofon
  • Richtcharakteristik: Niere
  • Feldleerlauf-Übertragungsfaktor: 1,41 mV/Pa
  • Frequenzgang: 50 Hz – 15 kHz (-6 dB)
  • Filter: Hochpass, Präsenz
  • Preis: € 99,– (Straßenpreis am 4.10.2021)
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Profilbild von Be Yourself

Be Yourself sagt:

#1 - 06.12.2021 um 13:20 Uhr

0

Glas halb voll, oder halb leer? Ich habe am Wochenende das BC 500 ausgiebig mit seinem Vorbild verglichen. Die Ähnlichkeit von
außen ist verblüffend. Bei Sprache kann ich eine gewisse Verwandtschaft
hören. Spätestens beim Singen trumpft das Original mit einer
Souveränität auf, die ich beim BC-500 suchen muss.Bei meinem BC-500 (Neuware) kann ich sehen, dass sich Kapselverklebungen
auflösen. Ich persönlich hätte es vorgezogen, wenn das BC-500 180 Euro
kosten würde, dafür eine Kapsel besitzen würde, die der 7B Kapsel
deutlich ähnlicher ist.Da wo das Vorbild einfach rund läuft, klingt das t-bone angestrengt. Für den Preis ist es trotzdem ein gutes Podcast-Mikrofon. Klangverwandtschaften zum Vorbild gibt es. In letzter Kosnequenz fehlt dem t-bone die Leichtigkeit des US-Amerikaners.

Profilbild von Harry W.

Harry W. sagt:

#2 - 17.05.2024 um 10:48 Uhr

0

Ein Vergleich zum bereits erwähnten MB 7 beta wäre hilfreich gewesen.

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