The Bridge Test

Hat man als DJ erst einmal der Schallplatte abgeschworen, etwa weil ein digitales Vinyl-System zum Einsatz kommt, ist es in bestimmten musikalischen Genres oftmals nur eine Frage der Zeit, bis das einfache ineinander Drehen der Tracks nicht mehr ausreicht. Denn aktuelle DJ-Programme haben weitaus mehr zu bieten, als bloße Geschwindigkeits-, Positions- und Richtungs-Analysen. Schnell hat man sich mit den Software-Effekten und Schleifenbaukästen angefreundet, lebt von spontanen Eingebungen und keine Mixsession gleicht der anderen. Samples werden abgefeuert, eigene Songs eingebracht, Laptops, Instrumente und Controller auf die Bühne gekarrt, alles miteinander synchronisiert.

Und dann kommt the Bridge und führt zusammen, was zusammengehört. Zumindest für Scratch Live- und Ableton-User, möchte man den Verlautbarungen namenhafter Fürsprecher wie Jazzy Jeff, Questlove oder Kenny Dope glauben schenken. The Bridge ist eine bidirektionale Schnittstelle zwischen Serato Scratch Live und Ableton Live und will die Lücke zwischen Musikproduktion und traditionellem Plattendrehen schließen. Der DJ spielt Ableton-Arrangements mit Timecode-Vinyl und MIDI-Controller ab, umgekehrt zeichnet Live-8 Serato-Mixe zur Nachbearbeitung auf. Kurz gesagt: Das ultimative Turntable-Live-Mashup trifft auf das perfekte Mixtape. Zu schön, um wahr zu sein?

The Bridge – Eine Kooperation von Serato und Ableton
The Bridge – Eine Kooperation von Serato und Ableton

Details

Der Mixtape-Kult !
Zeitsprung. Ich erinnere mich an Zeiten, in denen ein Mixtape tatsächlich noch das war, was es war: Nämlich ein Mixtape. Eine charmante kleine 60 oder 90 Minuten lange Musikkassette (Zwischenlängen lassen wir mal außen vor), oftmals schwarz, teilweise auch orange oder grün. Sie wurde mit besonderen Aufnahmen der Schallplattensammlung befüllt, um sie dann der Schulfreundin zu schenken oder um jeweils rund 20 Lieblingsliedern ohne Unterbrechung zu lauschen. Manch einer verwendete eine Kompaktanlage, um seine Schätzchen aufs ½ Ritter-Sport-Format zu bannen. Der Nächste nutzte hochwertige High-Fidelity-Bausteine, ein Dritter zeichnete BFBS Radio-Sessions mit dem Kassettenrekorder auf und überspielte die besten Auszüge mit einem weiteren Exemplar auf ein neues Band. Wer nicht schon zu Discobeats mit Zwölfzehnern gespielt hat, kaufte vielleicht in den Achtzigern oder Neunzigern sein erstes Paar Plattenspieler und ein Mischpult dazu und briet ineinander, was die Zeiten musikalisch so hergaben – weit entfernt von computergestützter Beatsynchronisation und immer noch auf Magnetband. Die begrenzte Spulenkapazität erforderte jedoch ein akribisches Auswahlverfahren nicht selten begleitet von dem hehren Wunsch, eine mitreißende Spannungskurve für den Zuhörer aufzubauen. Das Mixtape gewann an Fahrt und zwar weiterhin meist 60 oder 90 Minuten lang. Mit House, Techno, Hip-Hop und Co hielt vermehrt das technisch, stilistisch und genregeprägte Band Einzug in so manches Leben und wurde zum begehrten Sammelobjekt der Feiergemeinde und zum lukrativen Nebengeschäft manch eines ambitionierten Club-DJs. Denn in jeder Disco gehörte ein ordentliches Tape-Deck zur Grundausstattung. Und das fand sich auch beim Zuhörer zuhause oder im Auto wieder. Das Mixtape hatte definitiven Kultstatus. Rücksprung.

So hat es wohl ausgesehen...
So hat es wohl ausgesehen…

The Bridge Part 1 – Von S nach A
Die Mixtape-Kultivierung?

Gerade während der ersten Gehübungen ist es oftmals unverzichtbar, die eigene Performance immer wieder anzuhören, um nach potenziellen Disharmonien und Mixfehlern zu fahnden und sie beim nächsten Mal zu eliminieren. Eine aussagekräftige Session ohne Fehler hinzulegen und als Empfehlungsschreiben für potenzielle Booker oder für die Ewigkeit festzuhalten, ist für den aufstrebenden Nachwuchs bis heute unabdingbar. Inzwischen haben sich die Tools und Datenträger geändert. Mehrstündige Sessions werden auf CD/DVD gebrannt, auf den Stick überspielt oder online gestreamt. Umso mehr ärgert es, wenn einem während der Aufnahme deutliche Patzer unterlaufen und der Mix aufs Neue begonnen werden muss. Schade, um so manche spontane Eingebung. Serato und Ableton bieten Nutzern ihrer Vorzeigeapplikationen Scratch-Live 2.1 und Ableton Live 8.2 mit The Bridge ein Programm an, das im Grunde aus zwei Kernkomponenten besteht. Die erste hört auf den Namen Mixtape. Wie´s funktioniert? Der Serato-DJ nimmt seine Darbietung mit der internen Recording-Funktion auf, The Bridge klinkt sich ein und speichert mixrelevante Teile der Darbietung im als-Format für Live-8 ab. Ein Doppelklick auf diese Datei öffnet die DAW und die Audiospuren stehen mit den Automationsparametern zur nachträglichen Bearbeitung bereit.

Zunächst sind allerdings die aktuellen Softwareupdates von den Herstellerseiten zu installieren. Das Plug-In selbst ist kostenlos, aber nicht für alle Anwender in gleichem Umfang einzusetzen. Vielmehr steigen die Post-Mix editierbaren Einflussfaktoren und somit die Effizienz und der praktische Nutzen der Brücke proportional mit der Summe an, die Anwender in Rane-Hardware investieren (das soll aber kein Kritikpunkt sein). Unter Verwendung eines Rane SL1- oder SL3-Interfaces werden lediglich Spuren mit Namen und der Positionen der Songs angelegt. Kein Wunder, denn die Audiointerfaces haben nun einmal keine Regler oder Fader, die man aufzeichnen könnte. EQ- oder Fadercuts und Übergänge sind nach der Session in Ableton anzulegen. Das macht für mich persönlich nicht so viel Sinn, denn der Nachbereitungs-Aufwand ist vergleichsweise hoch. Sicherlich kann man die Tracks linear abspielen und per Overdubbing schrauben, aber das ist nicht das Gleiche… ich glaube ihr wisst, was ich meine. Das sind die Möglichkeiten mit den Audio-Interfaces:

Rane SL 1/Rane MP 4Decks A und B Prefader-Audio, Sample-Player-Audio (separate Spuren)
Rane SL 3Decks A, B und C Prefader-Audio, Sample-Player-Audio (separate Spuren)

Deutlich komfortabler gestaltet sich die Aufbereitung, wenn der User einen Rane TTM57SL oder Rane 68 Mixer besitzt. Beim kleineren 57er Modell (1499 Euro) werden zusätzlich EQ-, Cross- und Linefader-Bewegungen, Gain, Pan und Aux für die Decks A und B aufgezeichnet. Das ist schon stimmiger und entspricht von Recording-Seite eher dem Charakter einer DJ-Session. Mit dem Rane 68 (2699 Euro) lassen sich zusätzlich auch die Player C und D abgreifen. Ableton Live muss während der Aufzeichnung nicht im Hintergrund laufen. Das Ergebnis ist ein Live-Arrangement ähnlich der nachstehenden Grafik. Effekt-Einsätze, Cuejuggles, Loops und Rolls werden direkt in die Audiodatei geschrieben und sind nicht editierbar. Vielleicht könnten die FX ja durch ein Serato-Plugin für Live-8 mit einbezogen werden. Wann oder ob Ableton das Aufzeichnen eines Mixtapes  mit Nicht-Rane-Mixern unterstützt, ist sicherlich ebenfalls eine spannende Frage, die wir in diesem Artikel allerdings nicht beantworten können.

Mixtapeparameter_autmation_Quadbetrieb_Rane_68

Von A nach S – Ableton Transport Protocol
Perform your Beats. Wow, eine Ableton-Produktion ganz seiner Gepflogenheiten per Timecode zu steuern und dabei Scratch-Live-Bordmittel und auch noch das Ableton-Repertoire einzubeziehen, das hat schon was. Da stellt sich mir doch gleich die Frage, welche Performanceauswirkungen ein SL3-Triple mit Bridge Plugin auf ein 2008-er Macbook haben wird. Mal sehen. Um Live 8 aus SSL zu dirigieren, müssen erstmal beide Programme geöffnet werden. Das frisch installierte Brücken-Feature ist im Plugins-Tab zu aktivieren und es kann losgehen. In der Benutzeroberfläche wird eine neue Schaltfläche mit der Beschriftung ABLETON sichtbar. Nach einem Klick erscheint der Ableton-Player unterhalb der Softwaredecks. Er besteht aus einer 8 x 8 Zeilen-Clip-Matrix mit Master-Out und FX-Panel. Öffnet er nun eine Live-Session, aktualisiert sich die Scratch-Live-Ansicht äquivalent zum Session-View, übernimmt also aktuelle Bezeichnungen und Farbcodierungen. Nun kann der Akteur das Arrangement direkt auf ein SSL-Deck ziehen und die Wiedergabe intern, synchronisiert oder über ein Timecode-Medium starten. Die Soundausgabe erfolgt über das entsprechende Scratch Live-Deck (TTM 57SL, SL1), optional über Aux beim Rane 68 (Test hier) oder Rane SL3 (Test hier) oder über die voreingestellte Soundkarte in Ableton-Live. Der DJ kann komplette Szenen abspielen, Clips einstarten, Muten, Faden und so weiter. Mit der Buttonleiste navigiert der DJ durch die Matrix. Ein grafischer Pitchschieber und Pitch-Bend-Buttons passen das Tempo während des internen Wiedergabemodus an. Neben der Geschwindigkeit wird auch die aktuelle Songposition angezeigt, die Gesamtlaufzeit wird zu Beginn des ersten Taktes auf dem Beatmarker im Deck angezeigt. Pro Kanal stehen ferner zwei Sends zur Verfügung. Wer stattdessen Effekte direkt auf den Bus lädt, nutzt das FX-Panel mit seinen 8 Reglern zur Manipulation der einzelnen Attribute. Leider ist es momentan nicht möglich, Serato-Effekte auf den Live-8-Stream zu legen, dabei sind gerade einige der neuen Presets sehr interessant geraten, wie ihr nachstehend hören könnt. ….

Audio Samples
0:00
Breaker Lazzal Crusher ZX Spectrum Loop Roll LPF Normal LPF Up Suka Sea Phaser Smelly Flanger Vocal Bar Delay

Die Komposition aus SSL heraus umzugestalten und Stacks oder Clips zu verschieben, ist ebenfalls nicht gestattet.

Fotostrecke: 3 Bilder Die Ruhe vor dem Sturm…

Gerade gelernte Turntablisten schätzen oftmals Softwarelösungen, deren Bedienoberflächen ihrem gewohnten TMT-Setup (Teller-Mixer-Teller) ähneln. Ein zentrales Mischpult, wie bei Traktor, ist in Scratch Lives User-Interface nicht zugegen, dennoch erinnert die Optik weitaus eher an ein DJ-Setup als das GUI von Live-8. Eine kreative Mixsession läuft jedoch nicht komplett linear ab, sondern lebt von spontanen Frequenzmanipulationen, Scratches, Loops und dergleichen und ist somit quasi als einzigartiger Live-Remix zu betrachten. Auch Ableton gibt dem DJ die Möglichkeit, spontane Ideen live, in Echtzeit und simultan umzusetzen und unterscheidet sich in dieser Hinsicht stark von der linearen DAW, wo solche Arbeitstechniken normalerweise nicht einzusetzen sind.

Fotostrecke: 2 Bilder So siehts in Live-8 aus…

Handling
Die klassische Variante: Ein Musikstück wird in das erste Deck gezogen, der Ableton Track ins das Zweite. Die Songs werden manuell mit dem Pitchfader und Tellerschubsen angeglichen. Das Ohr weist den Weg. Das bedarf wahrscheinlich keiner näheren Erklärung. Wer keine Lust auf Beatmatching hat, nutzt AUTOSYNC – dass zu meinem Bedauern nur für den Ableton-Player zur Verfügung steht. (Nachtigall, ick hör Dir trotzdem trapsen). Damit die Songs ordnungsgemäß synchronisiert werden können, bedarf es eines Taktrasters. Viele Traktor-User nutzen es seit Jahren, XONE:DX Itch-User seit kurzem und nun werden auch SSL-Enthusiasten ins Boot geholt. Zumindest, wenn sie den computergestützten Gleichschritt der laufenden Songs anstreben.

Fotostrecke: 4 Bilder Beatgrids mit Werkzeugen in Traktor

Das Raster wird manuell angelegt, indem der DJ im Deck oder Offline-Player den Edit-Mode aktiviert, an die Stelle des Aufschlagtaktes navigiert und den Downbeat per Tastatureingabe („x“) setzt. Die Software mappt von dort aus Taktmarker über das gesamte Musikstück anhand der kalkulierten Beats per Minute. Klappt ganz gut, allerdings wäre es vorteilhaft, wenn der Wellenformansicht ein höherer Zoomfaktor (Tastatur +/-) zur Verfügung stände. Wer seine Downbeats on-the-fly im laufenden Song „eintappen“ will, kann dies natürlich ebenfalls bewerkstelligen und … man höre und staune, handgemachte Eingaben werden an die nächstgelegene Transienten verschoben. Stößt das nicht auch die Tür für quantisiertes Cuejuggling auf? – Vielleicht mit dem nächsten SSL-Update?

Downbeat-Marker werden in rot angelegt, die anderen Viertelmarken in weiß. Sollten die Linien nicht mit den tatsächlichen Beat-Positionen übereinstimmen, ist es möglich, den Offset nach vorn oder hinten zu verlegen oder das gesamte Grid zu stauchen, beziehungsweise zu strecken. Sollte auch dies nicht zum ersehnten Erfolg führen, weil der Song zum Beispiel live eingespielt wurde und daher Timing-Schwankungen besitzt, sind individuelle Downbeats anzulegen. Wem das alles zu viel ist, der überlässt die ganze Arbeit einfach der Software. ANALYZE-Files liest die gesamte Musikbibliothek mit den erforderlichen Daten ein, setzt die Raster und der Anwender macht Kaffeepause. Eine Wellenformanzeige für Live-Sessions gibt es nicht, da der Feed kontinuierlich berechnet wird und kein gerendertes Wellenform-File zur Verfügung steht. Dafür werden aber Beatmarker mit Positionsdaten angezeigt. Rückwärts-Aktionen wie Reverse oder Censor sind aktuell nicht implementiert und auch das Scratchen des Ableton-Tracks in SSL ist nicht möglich.

Manuelles Beatgridding im Offline-Player
Manuelles Beatgridding im Offline-Player

Die Vorarbeit ist nun getan, der DJ betätigt einen der Sync-Buttons und die Tracks marschieren synchron. Der zuvor von Live-8 belegte Player wird freigeräumt. So kann der DJ einen weiteren Song ins Spiel bringen, er verliert jedoch die separaten Kontrollen zum Beispiel für Loops. Je nach Hardware und Audiorouting bleiben die Mixfunktionen (EQ, Fader) an einem eigenständigen Mischpultkanal natürlich erhalten. Sollte es während der Laufzeit mal zu einem Versatz kommen, bewirken die Pitch-Bend-Taster im Ableton-Deck ein Offset der Synchronisationszeit. Es gibt aber noch eine weitere Alternative um den Ableton-Track zu steuern. Wie bei den Serato-Decks gibt es auch beim Live-8-Deck einen internen Modus Abspielmodus. Die Zuweisung ist wahlfrei, bei einem SL3 also entweder auf das linke, rechte oder Aux-Deck. Die Geschwindigkeitsanpassung wird per Tempo-Slider und Pitch-Bend-Taster in der Softwareoberfläche gelenkt. Der DJ arbeitet dann mit der Maus oder mappt mixrelevante Bedienelemente des Ableton-Players auf einen MIDI-Controller.

Wähle deinen Partner für den Synchrontanz
Wähle deinen Partner für den Synchrontanz

Feeling
Insgesamt empfinde ich die Steuerung der Ableton-Player nicht so knackig präzise, wie ein herkömmliches SSL-Pendant mit einem Audiofile. Fehlende Reverse-Sounds tragen ihren Teil zum vergleichsweise weniger authentischen Gefühl bei. Die Gesamtperformance ist auch vom Ableton-Arrangement abhängig. Gewarpte Stacks mit kompletten Musikstücken haben einen anderen Einfluss auf das Betriebsverhalten als eine Matrix mit kurzen Samples oder One-Shots oder eine komplette Produktion mit Instrumenten, Loops und aktiven Effekt-Routings. Wie auch immer die Session aussehen mag, so richtig Freude kommt erst in Verbindung mit MIDI-kompatibler Steuer-Hardware auf, denn sie ist der Schlüssel zur Effizienz. (Welcher DJ hat schon Lust mit der Maustaste auf die Softwareoberfläche einzuhämmern) bewährt haben sich Korgs Nanoserie, Akais Minis, Novations Launchpad und die größeren Produkte wie APC40, APC20, Vestax VCM-600. Die Testkonsole APC-40 wird automatisch eingebunden und bietet bequemen Zugriff auf die Clipmatrix, Lautstärkeregler, Browser und Co. TRACK-CONTROL steuert Sends und Pan, DEVICE-CONTROL lenkt das FX-Panel. Das geht flockig von der Hand, egal ob die APC zum Dirigieren eigener Songs, als Remixmaschine oder zum Abfeuern vereinzelter Samples eingesetzt wird. Wenn der Ableton Player zum SSL-Deck synchron läuft, werden frisch getriggerte Clips auf den Beat genau eingestartet. Bei laufenden Loops kleiner 1/1 wird demnach die Kickdrum eines 4/4 Taktes erst nach Beenden der Schleife eingespielt. Ebenfalls eine interessante Fernsteuerung ist die APC20. Hier fehlen zwar Effekt-Regler, dafür kann der DJ aber im optionalen Note-Modus die Matrix wie ein Instrument spielen.

Fotostrecke: 3 Bilder APC40 kommt mit Matrix und Effektsektion

Der Achtunsechziger
Ein besonderer Zugewinn für den Workflow während einer Darbietung kann auch ein Scratch-Live zertifiziertes Mischpult wie der Rane-68 sein. Der Vierkanal-Clubmixer ist mit einem 32 Bit/ 48 kHz Audio-Interface ausgestattet, das sowohl analoge Zuspieler, als auch vier Serato Decks verwalten kann. Jede Mixerflanke ist mit einem Double-Layer-MIDI-Block ausgestattet. Er ermöglicht einen direkten Zugriff auf SSL-Features, wie Cuepunkte, Loops, Rolls oder die Musikbibliothek und bietet zudem freie User-Bänke für Serato-FX oder Video-SL. Sechs interne synchronisierbare Klangverbieger gehören mit zum Pultrepertoire. Ferner können externe Effektgeräte eingebunden werden. Der Knüller ist allerdings der Scratch-Live-Dual-DJ-Betrieb über zwei autonome USB-Ports. Sie ermöglichen beiden Rechnersystemen auch plattformübergreifend (Win/Mac) einen Vollzugriff mit Hotplugging während des laufenden Betriebes. – Und was hat das mit The Bridge zu tun? – Zwei DJs können so gleichzeitig oder nacheinander auf vier Decks auflegen und das Bridge Plug-in mit ihren eigenen Produktionen auf ihren eigenen Rechnern laufen lassen. Die Deck-Synchronisation funktioniert allerdings nicht systemübergreifend. Hier ist Handarbeit in Form von manuellem Beatmatching zwischen den Systemen gefragt, wenn ihr mich fragt: Macht nix. Wollen die Recken ihre Performance zusätzlich noch mit Bewegtbild und Echtzeit-Video-FX per VideoSL Plug-in untermauern, erfordert es aber sehr aktuelle und schnelle Rechner.

Fotostrecke: 2 Bilder Pflichtanschaffung für vier Scratchlive-Decks

Serato, Ableton in Kombination mit The Bridge verwischen die Grenzen zwischen klassischem Plattendrehen, Produktionsworkflow und Live-Remixing und legen dazu das Fundament zur effizienten Nachbearbeitung einer live-mitgeschnittene DJ-Mixsession. Feature eins: Mit Mixtape kann der DJ seine Sternstunden als Ableton Session aufzeichnen und später nachbearbeiten, je nach RANE-Hardware mit Fader- und EQ-Automationen (nur Rane-68/TTM57SL) und auf zwei (TTM57SL, SL1, MP4), drei (SL3) oder vier Decks (Rane-68). Die Kurvenpunkte können in Live-8 neu arrangiert werden. Als Alternative zum Curvepoint-Editing schraubt der DJ manuell per Overdub-Modus. Effekt-Tweaks und Loops werden direkt in der Audiodatei gespeichert und sind daher nicht editierbar. In die andere Richtung eröffnet Ableton dem DJ interessante Zusatzfeatures, denn er kann mit SSL komplette Ableton-Kompositionen mit Timecode-Vinyl nach DJ-Manier mixen und die Komponenten zusätzlich mit einem MIDI-Controller fernsteuern, also Clips einstarten, Spuren Stummschalten, Effekte einsetzen oder virtuelle Instrumente einbringen. Eine Funktionsvielfalt, die sonst oftmals mit synchronisierten Notebooks oder externen Samplern oder Drummachines einhergeht. Naturgemäß setzt die vorhandene Rechenpower Grenzen. Das Plugin läuft stabil, bietet aber durchaus noch Potenzial für Verbesserungen. Zum Beispiel was das Echtzeitfeeling angeht. Das System ist schwammiger als ein nacktes DVS. Zudem kann der Ableton-Player nicht gescratcht werden, Reverse und Censor sind ebenfalls nicht möglich. Auch lassen sich Serato-Effekte nicht auf dem Ableton-Stream anwenden. Dafür halten Beatgrids, Autosync und Markerquantisierung Einzug. Leider wird die automatische Synchronisation zum Testzeitpunkt nur für den Ableton-Track bereitgestellt. Es wäre schön, wenn Serato dieses Feature auf die SSL-Decks ausweitet, denn Hand aufs Herz. Wer strikt gegen die Anwendung von Beatmatching-Techniken ist, der nutzt sie eh nicht, egal welche Software er bedient. Und für die anderen ist es ein Zugewinn, denn es schafft mehr Zeit für kreative Entfaltungsmöglichkeiten. Einem geschenkten Gaul schaut man nicht ins Maul – dass trifft für DJ-Software nicht zu. Zu negativ könnte sich ein schlecht entwickeltes Plugin auf die Performance auswirken. Bei einer Kooperation von Serato und Ableton war dies jedoch nicht zu erwarten. Wir sind gespannt, was in potentiellen Updates noch auf uns zukommt. The Bridge ist definitiv eine Bereicherung für DJs und Performer. Check it out.

Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • Nahtlose Integration in SSL
  • Recording von Track- und Faderpositionen
  • Ableton-Session per Timecode steuerbar
  • Autosync für Ableton-Tracks
  • Beatgrids für Scratch Live
  • Zugriff auf Live-8 Komponenten über GUI oder MIDI-Controller
  • Plug-In-Konzept
Contra
  • Etwas schwammige Performance
  • Keine Reverse-Aktionen möglich (Scratch, Censor..)
  • Hardwareabhängige Features (Rane)
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The Bridge Test

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