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Tama S.L.P. Vintage Steel Snare Test

Dieser Test der Tama LST1455 “Vintage Steel” Snare bildet den Abschluss einer langen und sehr erquicklichen Überprüfung der baulichen und klanglichen Qualitäten aller neun Modelle aus der “Sound Lab Project”- Trommelkollektion des beliebten japanischen Herstellers. Nach firmeneigenen Angaben orientiert sich dieses Modell klanglich an den Genrelegenden einer Zeit, in der beinahe alle Herren aussahen wie Günther Netzer, also den glorreichen 70er Jahren.

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In diesem Jahrzehnt wurde zweifellos Musikgeschichte geschrieben, wohingegen sich das robuste Material Stahl schon seit Jahrtausenden höchster Beliebtheit erfreut und in logischer Konsequenz auch im Trommelbau sehr früh eine entscheidende Rolle einnahm. Im Zuge der schnell wachsenden Metallindustrie so riesiger Länder wie China, Indien oder Brasilien kommt es mittlerweile zu echten Engpässen bei den zur Herstellung benötigten Eisenerzen, was aber wohl nur zu sehr geringem Teil dem Umstand geschuldet ist, das heutzutage ein Großteil der weltweiten Trommelproduktion in eben jenem China stattfindet. Mit dem gebührenden Respekt für die natürlichen Ressourcen unseres Planeten wollen wir uns nun diesem hoffentlich feingeformten Stahlkessel zuwenden.

Details

Das Kesselmaß beträgt 14 x 5,5 Zoll, und die Fertigung erfolgte durch Biegen eDas Kesselmaß beträgt 14 x 5,5 Zoll, und die Fertigung erfolgt durch das Biegen einer 1,2 Millimeter starken Stahlplatte, die anschließend sauber verschweißt wird. In die Mitte des dadurch entstandenen Zylinders ist maschinell eine nach außen gewölbte Sicke eingearbeitet, die man durchaus als klassisches Stilelement bezeichnen kann. Die Kanten sind nach innen gebogen und formen eine Gratung von 45 Grad, während an der Unterseite durch Auflegen auf einen ebenen Untergrund das präzise gearbeitete Snarebed gut zu erkennen ist. Der Kessel ist mit einer Nickelbeschichtung versehen, die auf der Außenseite auf Hochglanz poliert ist, und sich dadurch optisch ganz leicht von der übrigen Hardware absetzt. Diese besteht aus zehn verchromten Tube Lugs aus Messing und den 2,3 Millimeter starken, dreifach geflanschten und ebenfalls sauber verchromten Sound Arc Hoops aus Stahl, deren Oberkanten nach innen gebogen sind. Des Weiteren verfügt diese Snare über eine einfache Klapphebelabhebung mit einem geriffelten Plastikrad zur Einstellung der Teppichspannung und die klassische, kleine Klemmvorrichtung auf der gegenüberliegenden Seite. Werksseitig eingespannt ist ein hochwertiger Teppich mit 20 Spiralen aus so genanntem Hi-Carbon Stahl.

Fotostrecke: 4 Bilder Ein Kessel mit Naht

Auch bei der Erstbefellung wurde nicht unnötig gespart, und so kommt die “Vintage Steel” mit einem Evans G1 coated Schlagfell und einem Hazy 300 Resonanzfell zur Auslieferung. Böckchen und Abhebungsteile sind mit Kunststoff unterlegt, und die Spannschrauben werden durch jeweils zwei Unterleger, einem aus Metall und einem aus Plastik, vom Rim getrennt. Die Verschraubungen der Hardware-Teile werden auf der Innenseite von zylindrischen Metallabstandshaltern gekontert und erhalten dadurch mehr Stabilität. Die stilvolle Optik und perfekte Verarbeitung nähren die Vermutung, dass auch die klanglichen Qualitäten dieses Schmuckstücks ein breites Lächeln auf die Lippen des Rezensenten zaubern könnten. Dafür gilt es nun, schlagkräftige Argumente zu finden.

Fotostrecke: 4 Bilder Einfacher Klapphebelmechanismus sorgt für Spannung
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Praxis

Zuerst aber gilt es, die funktionalen Teile auf ihre Bedienungsfreundlichkeit hin zu prüfen. Die Spannschrauben laufen leicht und flüssig und werden durch die beiden Unterleger sicher in Position gehalten. Der Hebel der Snare-Abhebung lässt sich mit relativ geringem Widerstand geräuscharm betätigen und bietet den großen Vorteil, dass auch innerhalb eines Songs spielend leicht ge- und entspannt werden kann. Das Einstellrad ist in gespannter Postion nicht besonders gut zu erreichen, weil ein Teil des Hebels darüber ragt und zudem ein wenig schwergängig, was aber auch bewirkt, dass sich die Spannung bei starker Erschütterung nicht lösen kann. Eigentlich ein sinnvoller Kompromiss. Die hervorragende Verarbeitung und die guten Felle bewirken, dass die Trommel wirklich leicht zu stimmen ist, was insbesondere bei einem Test in allen Stimmbereichen, aber auch im richtigen Leben eine große Erleichterung darstellt. In Windeseile lässt sich so feststellen, dass die “Vintage Steel” einen durchaus bemerkenswerten Stimmumfang besitzt und sowohl tief als auch hoch gestimmt ihre Qualitäten voll ausspielt. Mit einem mittellangen Sustain ausgestattet, liefert diese Snare prägnante, crispe Höhen und einen satten, schnellen Attack. Das für Stahltrommeln typische Obertonspektrum klingt sehr ausgewogen und prägt einen schön offenen Klangcharakter, der bei leiser Spielweise für den nötigen Swing sorgt, während die präzise und sensible Teppichansprache Transparenz und Definition beisteuert. Auch das Verhältnis der äusserst knackigen Rimshots zu leisen Ghostnotes oder Rolls ist perfekt und der Rimclick lässt in Sachen Durchsetzungskraft und Punch keine Wünsche offen. Trotz der Präsenz in den Höhen wirkt der Sound nie dünn, weil der 5,5 Zoll tiefe Kessel ausreichend Bauch und Volumen liefert und der Trommel einen durchweg vollmundigen Charakter verleiht. Ohne Teppich erinnert der offen- perkussive Klang schon fast an eine Timbale, und wenn man mit gespanntem Teppich und starker Dämpfung agiert, ist man bestens gerüstet für das Neil Young “Tribute to Harvest” Projekt. Alles in allem kann man festhalten, dass die “Vintage Steel” wohl die universellste Snare aus der S.L.P Reihe ist und sowohl dem guten alten Vintage Sound als auch modernen Ansprüchen mühelos genügen kann. Zudem ist das Material Stahl immer noch um ein Vielfaches günstiger als ein hochwertiges Stück Holz, und deshalb reißt dieses Produkt, wenn überhaupt, nur ein ganz kleines Loch in die geplagte Musikergeldbörse.

Audio Samples
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Hohe Stimmung Solo Hohe Stimmung Groove Mittlere Stimmung Solo Mittlere Stimmung Groove Mittlere Stimmung gedämpft Ohne Teppich im Set Sehr tiefe Stimmung Rimclick Groove
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Fazit

Wie schon bei allen anderen Modellen des Sound Lab Project zu beobachten, besticht auch die LST1455 “Vintage Steel” Snare von Tama durch ihr klar und makellos umgesetztes Konzept. Hochwertige Verarbeitung und keine Kompromisse bei der Erstausstattung klangrelevanter Parts (Felle, Snareteppich) zahlen sich dahingehend aus, dass diese Trommel sowohl optisch als auch akustisch keine Wünsche offen lässt. Angesichts des schmalen Preises für dieses universell einsetzbare Instrument kommt selbst ein überzeugter Vintage-Trommler und langjähriger 60’s Supraphonic User kurz ins Grübeln, ob man wirklich das Doppelte oder Dreifache für eine alte, flugrostbefallene Snare mit schäbigem Strainer ausgeben sollte. Wenn man es kurz schafft, sich der romantischen Ausstrahlung von Dingen mit geschichtsträchtiger Vergangenheit zu lösen, könnte die Antwort durchaus “Nein” lauten. Wer sich nur von Gehör und Verstand leiten lässt, kann mit dieser Trommel ohnehin nichts falsch machen.

Unser Fazit:
5 / 5
Pro
  • hervorragende Verarbeitung
  • universelle Klangeigenschaften
  • sehr gutes Preis-Leistungsverhältnis
Contra
  • keins
Artikelbild
Tama S.L.P. Vintage Steel Snare Test
Für 249,00€ bei
Diese Snare ist ein Alleskönner
Diese Snare ist ein Alleskönner
technische Spezifikationen
  • – Typenkürzel: LST1455
  • – Kessel: 1,2 Millimeter verschweißter Stahlkessel
  • – Spannreifen: 2,3 Millimeter Stahl
  • – Böckchen: 10 Tube Lugs aus Messing
  • – Abhebung: Klapphebelmechanik
  • – Teppich: 20 Hi-Carbon Stahlspiralen
  • – Felle: Evans G1 coated, Hazy 300
  • – Finish: Nickel Plated
  • – Hardware: verchromt
  • – Preis: 269,00 € UVP
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Kommentieren
Profilbild von Mike

Mike sagt:

#1 - 27.02.2015 um 15:09 Uhr

0

Hallo,ich glaube die Audiofiles sind falsch benannt.
Beste Grüße

Profilbild von Chris (Redaktion Drums)

Chris (Redaktion Drums) sagt:

#2 - 28.02.2015 um 01:40 Uhr

0

Hallo Mike,danke für den Hinweis, jetzt stimmt es.
Gruß, Christohp

Profilbild von ollie-s

ollie-s sagt:

#3 - 22.12.2021 um 14:06 Uhr

0

Danke!
Endlich mal ein treffender Vergleich mit den "Legenden" aus den USA...
Die sind schon in den 80ern von den Kollegen aus Deutschland (Sonor) und Japan (Pearl, Tama) überholt worden. Wie du schon sagst sind die ollen Pxx Strainer, die ja meine ich teilweise heute noch an hochpreisigen Snares verbaut werden, das Geld nicht wirklich wert...
Gruß Ollie

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