Solid State Logic (SSL) hat seit unserem letzten Plugin-Test noch weitere Plugins rausgehauen, darunter ein DeEsser und ein Gate. Vor kurzen kam der SSL X-Limiter hinzu, den wir uns jetzt im Test anschauen wollen.
Details
SSL X-Limit: Preise und Verfügbarkeit
SSL X-Limit ist ein Plugin-Limiter bzw. -Maximizer für die Formate VST(3), AU und AAX. Aktuell gehört er zur Minderheit von M1-nativen Plugins von SSL, da bisher nur das X-Gate „silicon compatible“ war. X-EQ 2, X-Echo, X-Delay sowie alle anderen Plugins und Fusions sind noch nicht portiert – für progressive Subscriber schon schade, insbesondere für Nutzer der UC-1.
Die All-in-Suite gibt es für 15 US-Dollar Miete pro Monat. Einzeln kann das Plugin auch erworben werden. Dabei beträgt der Einführungspreis aktuell 71 Euro und regulär 101 Euro. Damit ist X-Limit, regelmäßige Specials außen vor gelassen, das bisher günstigste Solid State Logic Plugin. Bemerkenswert vor allem, wenn man überlegt wieviel für die Fusion Plugins verlangt wird …
Der X-Limit kam wirklich spät hinzu, zählt man Limiter doch eher zu den Essentials, und nicht zu Exoten. Entsprechend hoch sind die Erwartungen nach solch „langer Entwicklungszeit“. Es geht aber gut los, da der SSL X-Limit vier Charakteristiken bietet, enthalten sind die aussagekräftigen Attribute Transparent, Glue, Punch und Auto.
Einen True-Peak-Mode gibt es ebenfalls, was internes Oversampling aktiviert. Damit werden nicht nur verlässliche Read-Outs für Momentary-True-Peak sowie maximale Peaks produziert, sondern auch allgemein Artefakte vermieden. Kostet etwas mehr CPU, aber wat soll‘s?!
Visualisierungen zeigen, was geht, und überhaupt gefällt das Plugin im mittlerweile als etabliert zu bezeichnenden, neuen SSL-Look. Es gibt Meter für den Eingangs- und Ausgangspegel, den Threshold und die Gain Reduction. Geregelt werden klassisch Gain, Threshold, Ceiling und Release. Letzteres entweder mit Auto-Release oder frei zwischen 10 Millisekunden und 4 Sekunden wählbar. Look-Ahead ist wahlweise am Start, genau wie ein Dry-Wet-Regler für „parallel Processing“. Was aber fehlt: Eine Anzeige für LUFS.
Sehen und hören: SSL X-Limit kann beides
Nicht nur Sehen ist angesagt, auch Hören hat bei SSL Stellenwert. Beispielsweise kann man die I/O-Differenz isolieren und den Output „gain matchen“. Soll heißen, ihr habt die Möglichkeit, die Verdichtung allein oder auch ohne resultierenden Lautstärkegewinn zu hören.
Beides sind gute Kontrollansätze, die es leichter machen, Klangkompromisse bei der Lautstärkeerhöhung zu isolieren. Vergleichbarkeit ist ein großes Thema, gerade bei Limitern. Der „Gain-Lock“ hilft weiter, falls mit verschiedenen Presets bei gleichem Boost experimentiert werden soll.
Zunächst ungewöhnlich, aber genauso hilfreich ist der stufenlose Channel-Link, der die Abhängigkeit von links und rechts definiert, damit Verschiebungen im Stereobild vermieden werden. Das Ganze wird von Anzeigen für Steering und Ducking begleitet, sodass auch hier optische Hilfe gegeben ist.
Hinzu kommen A/B-Plätze für die schnelle Vergleichbarkeit zweier Einstellungen sowie eine überschaubare Menge Presets. Help-Blasen geben bei Bedarf kleine Hinweise, ein echtes Manuel gibt es leider nicht.
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Praxis
Bedienung immer top, unentschlossen beim Design
Hinsichtlich der Parameter und ihrer Nutzung gibt es beim SSL X-Limit erwartungsgemäß keine negativen Überraschungen. Im Gegenteil, SSL zeigt seit rund einem halben Jahr und der Abkehr vom Slogan „SSL Native“, wie moderne Plugins auszusehen haben.
Es funktioniert zunächst mal alles selbsterklärend und wie erwartet, sieht dabei angenehm nüchtern-modern aus und bleibt jederzeit übersichtlich. Bemerkenswert sind die vielfältigen Optionen, die man hat, um einige ausgewählte und wichtige Parameter an unterschiedlichen Stellen gleichzeitig im Plugin zu ändern: Threshold, Ceiling und Chan-Link beispielsweise.
Ein Lob an die aktuellen GUI-Designer, die neuen Plugins, oben, sehen alle dope aus. Der Rest wirkt im Vergleich schon etwas dated: Werte sind schlechter zu lesen, Schriftarten mittlerweile teils zu klein etc.
Ebenfalls nicht unwichtig: die Numerische Eingabe von Werten mittels Tastatur sowie die Unterstützung von Option und Command auf Klick. Dass das Memo noch immer nicht bei allen Plugin-Erstellern angekommen ist, schockiert mich immer wieder aufs Neue. Dass der Threshold hier explizit vom Reset-Click ausgenommen ist, zeigt hingegen Liebe zum Detail – denn das könnte ganz schnell sehrt laut werden.
Auf Nummer sicher
Die Nutzung an sich ist sehr simpel: Charakter wählen, Gain rauf bringen auf kurz vor 0 dB, Threshold anpassen, fertig! Je nach Ausgabemedium sollte noch die passende Ceiling festgelegt werden. Voreingestellt sind sind „sicherheitshalber“ – 0,1 dB, die auf Grund des integrierten True-Peak-Algos hier auch nicht überschritten werden.
Ob das auf dem finalen Wiedergabegerät des Kunden der Fall ist, steht auf einem ganzen anderen Blatt. Faustregel: -0,3 dB besser -0,5 dB für CDs. Hinsichtlich Streaminganwendungen orientiert man am Brachenprimus: Spotify empfiehlt mittlerweile -1 dB TP, um nicht in den Genuss ihres Limiters zu kommen – das könnte man gleich dauerhaft über das Default Preset speichern. Da letztlich mittlerweile alles auf Streaming und nachträgliches Leveling hinausläuft ist auch das meine neue Marke.
Unklarheiten beseitigen
Anfänger aufgepasst: Gain und Threshold gehen hier durchaus Hand in Hand, die Relation zueinander ist nur wichtig. Ob ihr den Threshold also auf -15 dB stellt und den Gain bei Null belasst oder aber den Gain um 10 dB anhebt und dafür den Threshold um 10dB nach oben auf -5dB korrigiert – es kommt aufs Gleiche raus, zumindest vom Limiting und dem Sound. Klar, der Ausgang wird natürlich 10 dB lauter, nur: Tappt nicht in die Falle und dreht das eine rauf und das andere wieder runter, um euch einen Unterschied einzubilden.
Der Nulltest (Master) beweist, beide Einstellungen – +10/-5 und 0/-15 – löschen sich gegenseitig aus.
Gesagtes gilt hauptsächlich für den Master-Einsatz. Wer Limiter auf Spuren oder Gruppen nutzt, kann natürlich sich auch gänzlich unkonventionell austoben – und freut sich dann ggf. darüber, True-Peak ausschalten zu können, um CPU-Ressourcen zu sparen. Besonders mit den beiden Modes Punch und Glue kann man durchaus auch etwas „Sound“ machen. Grundsätzlich würde ich immer erstmal mit einen Compressor starten, für manche Art Vocals braucht es aber durchaus mal einen knallharten Limiter auf den Einzelspuren. Ob man dafür jetzt extra den SSL X-Limit braucht sei dahingestellt.
In folgenden Beispielen sind zunächst alle Werte gleich, ich ändere nur den Mode. Punch peakt dabei rund 3dB leiser und Glue ein halbes dB leiser als der Rest, welcher sich sonst recht identisch um -0,5 dB einpendelt. Deswegen gibt es da jeweils eine +3dB bzw. + 0.5dB Variante, um das auszugleichen. Etwas komisch, aber nun gut. Nutzt unseren HQ Mode um WAV zu hören, bei der MP3 Konvertierung passieren ansonsten auch noch mal eigene Dinge …
Audio
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AutoTransparentGluePunchPunch +3 dBGlue +0,5 dB
Mir persönlich hat jedenfalls der Transparent Mode und auch der Glue im kurzen Testzeitraum am besten gefallen. Die Zeit und der Einsatz auf vielen verschiedenen Musikstilen können hier erst ein richtiges Fazit liefern. Aber selbst an unseren paar Beispielen kann man schon etwas Charakter im Vergleich zu anderen heraushören. Da sollten wir doch bald mal ein noch umfangreicheres Feature hinterher schieben!
Transparenter als andere
Bemerkenswert war jedenfalls die hervorragende Transparenz des X-Limit, vor allem im Vergleich zu den anderen typischen Vertretern. Der X-Limit behielt den Klang sowohl frequenztechnisch als auch – und das find ich besonders bemerkenswert – im Zeitbereich bei. Achtet mal besonders in den folgenden Rough-Mix-Beispielen drauf, wie die anderen Limiter den „Groove“ ändern.
Teilweise klingen diese, als sei ein Gate auf den Drums oder der Beat schlecht quantisiert. Wir reden natürlich über Nuancen, aber ein Limiter sollte dem Mix nicht die Seele rauben. Auf der anderen Seite konnte man mit ausgewählten Alternativen das Master deutlich krasser aufblasen, ohne dass es mies, aber eben schon deutlich bearbeitet, klingt. Ob man einen Mix nun so gegen die Wand fahren muss, sei mal dahingestellt.
1/5 Kein Hexenwerk: Weiss und Apogee klingen verdammt gut und machen keine Wissenschaft draus.
2/5 Fabfilter Pro L2: Sieht mächtig wichtig aus, und kennt auch jede Loudness-Norm der Welt. Leichte Tendenz zu kompliziert
3/5 der BX Limiter kann noch mehr als Limiten, denn er bietet auch etwas Enhancement für Bass und Höhen – ob man das unbedingt an der Stelle braucht, ich weiß nicht …
4/5 Ozone 9 Maximizer: Mittlerweile fast schon ein Klassiker wie der Waves: Kann bei Bedarf sehr laut machen, hat viele Optionen – und mit denen kann man sich auch ordentlich verzetteltn.
5/5 Klingt nicht schlecht, macht was er soll – und kostet gar nix: Der Ableton Limiter.
Weiterhin empfand ich den X-Limit im Vergleich zum Weiss MM-1, meine nun zweite Wahl, gut um wichtige Features ergänzt. Der iZotope Maximizer ist ebenfalls gut, genau wie der BX True Peak, allerdings mit der Tendenz zum Komplizierten. Über das Fabfilter lässt sich das Gleiche sagen: Es macht ꞌnen schönen Bass, sieht mir aber wie alle Fabfilter-Sachen etwas zu sehr nach Computerspiel aus.
Der Apogee Soft Limit kost‘ gerade nix, ist allerdings etwas zickig, was den finalen Peak betrifft, dafür klingt er auch sehr angenehm. Tja, und der Ableton Limiter klingt im direkten Vergleich vielleicht etwas langweilig, macht seine Sache aber ebenfalls verdammt gut – und ist mit Abstand am einfachsten zu bedienen. Im Alltag wird man sowieso noch an den vorgelagerten Plugins rumspielen, bis das Ergebnis passt.
Aber auch bei SSL sind nicht alle Trends vollständig angekommen. Skalierbar sind die Plugins alle nicht, was bei hohen Auflösungen und ohne Apple-Retina nerven kann. Schlimmer ist tatsächlich aber der fehlende Support von „M1 native“ bei den „älteren“ SSL Plugins: Was nutzt es einem, wenn nur ein paar Plugins auf dem neusten Stand sind? Außer Bitwig ist meines Erachtens nach dahingehend aber auch keine DAW dazu in der Lage, alt und neu zu mischen. Somit hoffe ich, dass auch die restlichen Plugins des Bundles bald den neuen Look erhalten und vor allem schleunigst vollständige M1-Kompatibilität bieten. Ach ja: und so eine Anzeige der LUFS in einem Limiter-Plugin hätte irgendwie auch Sinn gemacht.
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Fazit
Der SSL X-Limit hat sehr lange auf sich warten lassen, kann mich aber voll und ganz überzeugen. Er klingt bemerkenswert transparent, ist einwandfrei zu bedienen und rundet das Bundle mal wieder gebührend ab. Er verzichtet auf Schnulli und bietet mit vier verschiedenen Modes genügend Spielraum, ohne sich dabei zu verzetteln. Es gibt Limiter, die können durchaus noch lauter aufdrehen, aber dieser schlimme Trend ist ohnehin nicht mehr so angesagt, seitdem Spotify „Schreihälse“ bestraft. Der Preis ist okay, macht in der Abrundung zum Bundle aber am meisten Sinn. Aber lange muss man auf das nächste Special sicherlich nicht warten.
Apple M1 Native Support: X-Limtert ist als universal binary erhältlich und bieten native M1 support.
All-in-one visualiser: all-in-one waveform visualiser und die threshold/ceiling slider lassen Parameter einfach gegen das Input-Signal abgleichen
True Peak: True Peak mode bietet SSL’s True Peak algorithm, zu effektiven Vermeidung von inter-sample peaks, inklusive momentary and max True Peak value readouts.
Channel Link: Die Ducking Steering Meters geben ebenfalls visual feedback um den Einfluss auf das Stereo-Bild zu beeinflussen. Perfekt um den idealen Wert für Channel-Linking zu finden, für minimale stereo-degradation.
Styles function: Wähle limiter characteristics, inklusive Transparent, Glue, Punch and Auto
Gain Lock: Gain-Sperre für eine bessere Vergleichbarkeit zwischen den Presets
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