Die Drahtlossysteme aus der Sennheiser Evolution Wireless Serie sind für den Traditionshersteller aus Wedemark bei Hannover ein erfolgreicher Dauerbrenner. Da die letzte Evolutionsstufe (G3) allerdings schon einige Jahre am Markt regiert, wurde es Zeit, einen passenden Nachfolger zu präsentieren und so möchte Sennheiser mit der G4-Serie die neuste Stufe der Drahtlos-Evolution erklimmen. Unser Testsystem besitzt die etwas kryptische Bezeichnung „Sennheiser ew 100 G4-835-S 1G8“ und wird als „Vocal Set“ beworben, was bedeutet, dass wir die klassische Kombination Empfänger und Handsender für euch unter die Lupe nehmen.
Details
Neben den Hauptkomponenten Empfänger und Handsender finden sich noch überraschend viele Zubehörteile in dem ansehnlichen Karton wieder. Ein externes 12 Volt Netzteil und zwei abnehmbare Antennen waren zu erwarten. Aber Sennheiser lässt sich nicht lumpen und spendiert noch eine passende Mikrofonklemme samt Reduziergewinde für den Handsender, ein RJ10 Kabel und zwei AA Batterien. Das nehmen wir anerkennend zur Kenntnis. Dass sich in den Tiefen der Umverpackung sogar noch ein vollständiges GA3 Rackmount-Kit findet, lässt den Autor innerlich frohlocken.
Empfänger EM 100 G4
„Optik ist wichtig“, dachten sich wohl auch die Sennheiser-Entwickler und spendierten dem EM 100 G4 eine schicke, silberne Frontplatte und ein etwas größeres Display mit schwarz/weißer Darstellung. Diese Kombination sieht deutlich frischer aus als die mausgraue Optik der G3-Vorläufer. Die Bedienelemente auf der Frontseite sind im Vergleich zu einem G3 anders angeordnet und wurden um einen Taster erweitert. Nun darf man mit sechs gummierten Tastern durch die Menüs surfen.
Diese bieten neben den üblichen Funktionen (manuelle Frequenzeingabe, Ausgangspegel, Namensvergabe, Squelch) auch einige Sonderfunktionen. Darunter fällt auch der Soundcheck-Modus, der für Einzelkämpfer eine große Hilfe darstellt. Um in den Soundcheck-Modus zu gelangen, drückt man einfach die „Down-Taste“ (Pfeil runter) und das Display wechselt von der normalen Ansicht in den Soundcheck-Mode. Hier überwacht das System permanent die AF- und RF-Pegel, also den Empfangs- und den Audiopegel. Wenn man sicher gehen möchte, dass die Funke auf der gesamten Bühnenfläche sauber funkt, schreitet man mit der Handfunke im Soundcheck-Modus die Bühnenfläche ab und schaut anschließend auf die gespeicherten Meteranzeigen im Display. Diese geben Auskunft, ob die Übertragung auf der gesamten Bühnenfläche in Ordnung war. Bei zu schlechten Werten sollte man versuchen, die Antennen oder Empfängerposition zu optimieren. Mit der Soundcheck-Funktion benötigt man keinen Helfer, der stets ein Auge auf die Display-Anzeigen hat, während man selbst mit dem Sender auf der Bühne wandert. Coole Sache.
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Rückseite
Der Blick in den Hinterhof offenbart viel Bekanntes. Neben dem Anschluss für das externe Netzteil mit Zugentlastung notieren wir zwei BNCs für die abnehmbaren Antennen und zwei Audioausgänge in XLR und Klinke. Aber was sind das für zwei seltsame Buchsen mit der Aufschrift „Data“? Die Buchsen sind jedenfalls im RJ10-Format ausgeführt, wie man sie von einer Telefonanlage vielleicht kennt. Ein Blick in die Gebrauchsanweisung gibt Auskunft. Verbindet man mehrere Empfänger über diese Data-Buchsen, so lassen sich die Frequenzen aus dem Easy-Setup des Master-Empfängers auf die anderen Empfänger (bis zu zwölf insgesamt) übertragen. Das beschleunigt deutlich die Rüstzeit bei größeren Setups.
Handsender SKM 100
Auch beim Handsender hat sich etwas getan. Der G4 Sender ist spürbar leichter als sein Vorgänger. Der neue Aluminium-Body spart spürbar Gewicht ein. Die Optik ist allerdings recht ähnlich zum Vorgänger, der ja auch schon mit diversen Features punkten konnte. Der SKM 100 lässt sich mit Wechselköpfen bestücken. In dieser Preisklasse durchaus nicht selbstverständlich. Unser Testsender ist mit einer dynamischen Nierenkapsel (Sennheiser e835) ausgestattet. Angetrieben wird der Sender über zwei AA-Batterien oder wahlweise über einen optionalen Sennheiser Akku, der für Vielfunker eine sinnvolle Investition darstellt. Unser Handsender verfügt ebenfalls über ein beleuchtetes Display und eine eigene Menüstruktur. Über ein verdecktes Rad mit Push-Funktion gelangen wir in die Einstellungen. Hier lässt sich beispielsweise die Sensitivity des Senders von -48 bis 0 dB variieren. Damit sollte sich vom Death Metal Shouter bis zum Bürgermeister oder Bauchredner stets eine passende Einstellungen finden lassen.
Die G4-Serie besitzt eine abschaltbare Pilotton-Funktion, die man unbedingt benutzten sollte. Schaltet man den Sender aus, so könnte der Empfänger Störgeräusche empfangen und übertragen, falls diese im gleichen Frequenzbereich wie der Handsender liegen. Bei aktiviertem Pilotton (ein unhörbares Signal, das vom Sender parallel zu den Audiosignalen an den Empfänger gesendet wird) gibt der Empfänger seinen Audioausgang nur dann frei, wenn er diesen Pilotton empfängt. Also am besten aktiviert lassen.
Was der Autor im Advanced-Menü allerdings sofort deaktiviert hat, ist der Mute-Mode. Bei aktiviertem Mute-Mode lässt sich der Handsender über den gummierten Taster unterhalb der Mikrofonkapsel stummschalten. Unerfahrene Anwender oder hektische Sänger können diesen Taster unter Umständen während der Performance aktivieren und sich damit selbst raushauen. Seltsam ist für mein Dafürhalten die Status-LED des Mute-Tasters. Leuchtet die Mute-Taste rot, ist das Mikrofon aktiviert. Leuchtet die Taste nicht, ist der Handsender stummgeschaltet. Anders herum, würde es für mich mehr Sinn ergeben, weshalb mich die Taste am Handsender wie eine Heizkostenabrechnung nachhaltig verwirrt. Kommt die Funke auf einem Festival zum Einsatz, würde ich diese Funktion über das Setup im Handsender dauerhaft abschalten. Ihr wisst doch: Tontechniker sind Kontrollfreaks.