Rolands E-Drum-Set TD-15KV tritt in die Fußstapfen des erfolgreichen TD-9 und bietet sogar einige Features des aktuellen Schlachtschiffs TD-30. Das preislich in der oberen Mittelklasse angesiedelte Set gibt es in zwei verschiedenen Pad-Konfigurationen, von denen die teurere, erkennbar am Kürzel KV, zum Test vorliegt.
Seit dem allerersten V-Drum-System, dem TD-7 aus den frühen 90er Jahren, hat sich eine Menge getan im Land der elektronischen Drums. Vorbei die Zeiten knochenbrecherischer Hartgummi-Pads und zweizeiliger, nicht grafikfähiger Displays wie aus dem Miniatur-Wunderland. Der anspruchsvolle Trommler von heute will, wenn er die Augen schließt, das Gefühl haben, auf echten Trommeln und Becken zu spielen, klingen soll es natürlich auch so. Mesh-Heads sollen für das richtige Feeling im Handgelenk sorgen – “SuperNatural” heißt Rolands Rezept, mit dem das Klangverhalten einer akustischen Trommel so naturgetreu wie möglich simuliert werden soll. Ob da tatsächlich übernatürliche Kräfte im Spiel sind, soll im folgenden Test geklärt werden.
Details
Die Ausstattungsmerkmale
Das Roland TD-15KV-System besteht im Wesentlichen aus dem Steuerteil TD-15 und insgesamt acht Trigger-Pads. Am MDS-9V-Rack sind zwei zehn Zoll große PDX-100-Pads für Snare und Floor-Tom sowie zwei PD-85-Pads mit acht Zoll Durchmesser für die Rack-Toms befestigt. Jedes dieser mit doppellagigen Mesh-Heads ausgestatteten Pads hat neben der Fellfläche eine weitere Spielzone am Rand, die mit beliebigen Sounds belegt werden kann. Das Bassdrum-Pad KD-9 ist eine eigenständige (also nicht am Rack befestigte) Einheit und verfügt über eine Metallplatte, an der eine herkömmliche Fußmaschine angeschraubt werden kann. Zwei herausschraubbare Metalldornen, wie man sie von herkömmlichen Fußmaschinen kennt, dienen als Anti-Rutsch-Maßnahme. Beim Snarepad gibt es als Besonderheit eine X-Stick-Funktion, bei der der Randbereich, je nach Anschlagstärke, einen Rimclick oder einen Rimshot triggern kann. Für die Beckensounds sind ein CY-12 Crashbecken-Pad mit zwei Zonen und ein CY-13R Dreizonen-Ridebecken-Pad zuständig. Die Hi-Hat ist das VH-11-Modell, das auf einem herkömmlichen Hi-Hat-Stativ, welches nicht mitgeliefert wird, installiert werden kann.
Über ein spezielles Kabel mit Breitbandanschluss werden die Pads mit dem Steuerteil verbunden. Außerdem befinden sich noch ein Stereo-Ausgangspaar, ein regelbarer Kopfhörerausgang, zwei externe Pad-Eingänge, ein MIDI-Out, eine Mix-In-Miniklinkenbuchse sowie zwei USB-Anschlüsse an Bord. Über den Mix-In kann ein externes Audiosignal eingespeist werden, beispielsweise von einem MP3-Player. Die USB-Anschlüsse ermöglichen die Verbindung mit einem Computer zur Übertragung von MIDI- oder Audiodaten sowie die Verwendung eines USB-Sticks zur Datensicherung, Wiedergabe von Audiodateien und dem Speichern und Laden von Drumkits.
1/4 u00dcbersichtlich: Die Schaltzentrale des Roland TD-15KV
2/4 Anschluss gesucht? Die Seitenansicht des Moduls
3/4 Unverzichtbar: Die USB-Anschlu00fcsse des TD-15 Moduls
4/4 Einer fu00fcr alle: Der Breitbandanschluss fu00fcr die Pads
Die interne Struktur
Es gibt insgesamt 100 interne Speicherplätze, von denen die Nummern Eins bis 50 mit den Werks-Presets belegt sind. Die Auswahl umfasst neben diversen akustischen Sets natürlich die klassischen Roland Drum-Machines 808 und 909, Percussion-Sets und allerlei Elektro-Klänge. Zur Editierung der wichtigsten Parameter steht ein Quick-Edit-Knopf zur Verfügung, mit dem man sich durch mehrfaches Drücken schnell durch die wichtigsten Ebenen manövrieren kann. Wenn es ans Eingemachte gehen soll, bietet das Hauptmenu weitere Bearbeitungsmöglichkeiten. Für das schnelle Aufzeichnen von Ideen gibt es die Quick-Record-Funktion, bei der man mit einem Tastendruck die Aufnahme starten kann. Und da ein E-Drumkit sich im allgemeinen hervorragend zum Üben im stillen Kämmerlein eignet, ist natürlich auch ein Rhythm Coach mit an Bord.
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Praxis
Die “SuperNatural”-Sounds des Roland TD-15KV klingen professionell und bieten insgesamt recht authentische Dynamikverläufe. Die Ansprache bei Tom-Fills oder Snarewirbeln ist sehr fein, so dass nuancenreiches Spiel gut abgebildet wird. Dennoch ist bei einigen Sounds der berühmt-berüchtigte “Machine Gun”-Effekt zu hören. Dies bedeutet, dass dicht aufeinanderfolgende Schläge identisch klingen, was wiederum zur Folge hat, dass Wirbel manchmal etwas steril klingen. Wirklich spektakuläre Klangkreationen sucht man unter den Werkssounds zwar vergeblich, wenn man mit den Sounds der E-Drumsets der letzten 15 Jahre einigermaßen vertraut ist – geändert hat sich da nicht wirklich viel, aber durch die seit jeher große stilistische Bandbreite ist man für die üblichen Anwendungen bestens gerüstet.
Die Bedienung des TD-15 geht erfreulich einfach vonstatten. Auch ohne Anleitung ist die Struktur des Soundmoduls leicht zu erfassen. Zu den “Quick Edit”-Parametern gehört zunächst einmal die Tonhöhe, die sich um jeweils zwei Oktaven nach oben und unten verschieben lässt. Mit dem Muffling-Effekt kann die Länge der Sounds variiert werden, während die Strainer-Funktion es ermöglicht, Snaresounds bei Bedarf mehr Schärfe zu verleihen. Der vierte Parameter, der sich “Snare Buzz” nennt, fügt Tomsounds das typische Mitrascheln des Snare-Teppichs hinzu, wodurch ein authentischerer Gesamteindruck entsteht. Wer tiefer in die Klangstrukturen einsteigen will, hat über das Hauptmenu einen Vierband-Equalizer sowie zahlreiche Ambience- und Multieffekte wie zum Beispiel Phaser, Filter, Distortion oder Ringmudulation zur Verfügung. Über einen angeschlossenen USB-Stick können Kits beziehungsweise komplette Backups gespeichert und geladen werden. Einige der Parametereinstellungen führe ich in den folgenden Soundfiles vor:
Für ein authentisches Spielgefühl ist es wichtig, dass Schläge auf die Pads möglichst unmittelbar in elektrische Impulse, die wiederum den Sound auslösen, umgewandelt werden. Dieser Faktor wird mit Latenz bezeichnet und spielt in der digitalen Musikproduktion generell eine wichtige Rolle. Die folgende Grafik zeigt, dass die Zeitspanne zwischen Anschlag und Sound beim TD-15 vier Millisekunden beträgt. Das ist ein hervorragender Wert, der lediglich vom großen Bruder, dem TD-30, noch minimal überboten wird. Andere E-Drum-Hersteller schneiden hier mit weit über zehn Millisekunden deutlich schlechter ab, was zur Folge hat, dass sich das eigene Spiel bleischwer wie ein 30-Tonner in den Kasseler Bergen anfühlt.
Die Latenz des Roland TD-15KV beträgt lediglich vier Millisekunden
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Latenz Roland TD-15KV
Die Pads – trommeln wie auf Wolke Sieben
Die Mesh-Heads auf den Tom- und Snare-Pads spielen sich sehr angenehm und leise und können sogar per Drumkey gespannt werden, wodurch sie vom Feeling her einem echten Fell näher kommen als jedes Gummi- oder Kunststoff-Pad. Zur Anpassung an das persönliche Spielgefühl stehen im Basic-Modus neben den Parametern Sensitivity und Threshold acht verschiedene Dynamikkurven zur Verfügung. Die Advanced-Funktionen ermöglichen weitere Feineinstellungen, die bei den mitgelieferten Pads aber nicht notwendig sind. Für das Bassdrum-Pad KD-9 empfiehlt sich die Verwendung einer Fußmaschine mit Bodenplatte, da die Konstruktion andernfalls etwas wackelig ist. Die Trigger-Eigenschaften des Pads sind sehr gut, allerdings produziert das KD-9 im Vergleich zu den Tompads ein deutlich lauteres Anschlagsgeräusch, wodurch das TD-15KV für hellhörige Mietwohnungen nur bedingt zu empfehlen ist.
1/5 Kompakt: Die kleinen Durchmesser der Pads ermu00f6glichen einen platzsparenden Aufbau
2/5 Doppelfunktion: Alle Trommelpads sind stimmbar und bieten am Rand eine zweite Spielflu00e4che
3/5 Rutschfest: Das KD9 Bassdrum-Pad mit Schraubdornen
4/5 Nichts fu00fcr empfindliche Nachbarn: Die Spielflu00e4che des KD-9 Bassdrum-Pads
5/5 Wichtig: Die Einstellschraube fu00fcr die HiHat-Kalibrierung
Die Zonentrennung der Beckenpads funktioniert im allgemeinen recht gut, wenn auch nicht perfekt. Spielt man die Kuppe sehr leise an, erklingt der Flächensound. Erst ab einer gewissen Stärke hört man den Kuppensound. Außerdem ist die Dynamik im Vergleich zu den Snare- und Tomsounds deutlich grober abgestuft, so dass sich ein wirklich realistisches Spielgefühl nicht einstellen will. Dafür gibt es aber die Möglichkeit, den Becken-Sustain durch Festhalten des Beckens abzustoppen. Die Hi Hat, das am akustischen Drumset facettenreichste Instrument, ist elektronisch besonders schwer nachzubilden. Dennoch spielt sich die VH-11 Hi Hat, die auf einem herkömmlichen Stativ, welches nicht zum Lieferumfang gehört, befestigt wird, sehr realistisch und reagiert sensibel auf Pedalbewegungen. Während des Spielens ist unbedingt darauf zu achten, dass sich das Hi-Hat-Pad nicht verdreht, da die Ansprache außerhalb des “Sweet Spots” etwas ungenau wird.
Bei der Entwicklung des Roland TD-15KV wurde besonderer Wert auf die Übefunktionen gelegt. Schließlich ist das lautlose Üben ja einer der ganz großen Vorteile gegenüber akustischen Drums. Der Rhythm Coach bietet hierfür zahlreiche Möglichkeiten wie zum Beispiel die Quiet-Count-Funktion, die das Metronom im mehrtaktigen Wechsel laut und leise schaltet und somit die Entwicklung der “inneren Uhr” fördert. Für die täglichen Workouts steht ein fünf-, zehn- oder fünfzehnminütiges Warm-Up-Programm zur Verfügung. Dabei geht es in der ersten Etappe um die Wechsel zwischen verschiedenen Notenwerten. In Stufe Nummer Zwei wird das Tempo kontinuierlich nach oben geschraubt, die dritte Stufe analysiert die Spielgenauigkeit. Dabei wird grafisch angezeigt, ob man eher vor oder hinter dem Click spielt, und am Ende erhält man sogar eine Bewertung für seine Bemühungen. Aber keine Sorge, liebe Anfänger: Um allzu großen Frust zu vermeiden, kann man die Kriterien des strengen Coaches zwischen “Hard” und “Easy” umschalten. Die “Quick Rec”-Funktion bedarf eigentlich keiner weiteren Erklärung: Aufnahmetaste drücken und los geht’s. Dabei kann nicht nur das eigene Spiel, sondern auch ein parallel laufendes internes oder extern eingespeistes Playback aufgezeichnet werden. Durch die Kapazität von 30.000 Noten kann man hier auch ausgedehnte Phrasen festhalten. Zum Speichern muss allerdings ein USB-Stick angeschlossen sein, da bei jeder neuen Aufnahme die alte überschrieben wird. Auf dem Stick werden automatisch die jeweils letzten fünf Aufnahmen gespeichert. Zum Mitspielen sind neben fünf Demo-Songs mit abschaltbarer Schlagzeugspur noch 18 im Tempo variable, geloopte Patterns an Bord. Weitere Songs und Patterns befinden sich auf der beiliegenden CD. Wer lieber zu seinen persönlichen Lieblingstracks trommeln möchte, kann diese per USB-Stick in das Modul einspeisen. Eine gute Übehilfe besteht in der Möglichkeit, eine bestimmte Passage eines Tracks zu markieren und als Schleife wiederzugeben. Dies funktioniert auch bei den externen Tracks vom USB-Stick. Die A-B-Markierungen werden dabei “on the fly” per Tastendruck gesetzt und können nicht nachträglich verschoben werden.
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Song u201eAll Nightu201c (Drums OFF nach acht Takten)Pattern u201eSpring Balladu201c (mit Begleitung)Pattern u201eTexas Rocku201c (mit Begleitung)
Das Rack
Das MDS-9V Rack lässt sich zügig auf- und abbauen, was zum Beispiel “Top 40”-oder Tanzmusik-Drummer, für die Drumsets wie das TD-15KV ja prinzipiell interessant sind, sehr schätzen dürften. Ob allerdings die an vielen Stellen verbauten Kunststoffschellen einem dauerhaften Road-Einsatz gewachsen wäre, könnte erst ein Langzeittest zeigen. Weniger relevant ist dieser Punkt natürlich für die restliche Klientel, die sich zusammensetzt aus Musikschulen und Hobbymusikern, die die Möglichkeit haben möchten, zu Hause zu üben.
1/2 Flexibel: Die L-Arme fu00fcr die Drumpads sind in alle Richtungen beweglich
2/2 Stahl trifft Plastik
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Fazit
Das Roland TD-15KV eignet sich hervorragend als Übungsset für zu Hause, wobei die Geräuschentwicklung abgesehen von der des Bassdrum-Pads erfreulich gering ist. Grund dafür sind die angenehm spielbaren, sensibel ansprechenden Mesh-Heads, die nicht nur leise, sondern auch handgelenkschonend sind. Bei der Soundauswahl ist für jeden Zweck etwas dabei, und das in guter, rauschfreier Qualität. Somit ist man mit dem Set auch für Live-Gigs im Unterhaltungsbereich, wo ein akustisches Schlagzeug zu laut wäre, hervorragend ausgestattet. Das Dynamikverhalten bei den Snare- und Tomsounds ist relativ authentisch, wobei dennoch stellenweise der unerwünschte “Machine Gun”-Effekt auftritt. Die VH-11 Hi-Hat lässt sich nach kurzer Eingewöhnung sehr gut spielen, allerdings vermitteln die Crash- und Ridebecken-Pads ein weniger authentisches Spielgefühl. Zum einen liegt dies an der nicht ganz sauberen Zonentrennung, zum anderen verfügen die Beckensounds modulseitig über zu wenig Dynamikabstufungen. Umso besser gelungen ist die Menüstruktur, welche die Bedienung zum Kinderspiel macht. Dies gilt nicht nur für die Sound-Editierung, sondern auch für Speicher- und Ladevorgänge sowie die gut durchdachten Übe- und Play-Along-Funktionen.
Unser Fazit:
4 / 5
Pro
einfache Bedienung
angenehm spielbare Tom- und Snarepads
gut gedämpfte Tom- und Snarepads
gute Werkssounds
geringe Latenz
gutes Dynamikverhalten der Trommelpads
sinnvolle Übefunktionen
Contra
Zonentrennung und Dynamikverhalten der Beckenpads nicht optimal
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