Rode AI-1 Test

Die Mikrofone aus „down under“ kennt man, aber der australische Audiospezialist Rode hat auch ein Audiointerface im Programm.

Rode_AI_1_Test_1 Bild

Das Rode AI-1 war bisher nur im Set mit dem NT-1-Großmembran-Kondensatormikrofon erhältlich, aber man kann das kleine schwarze Interface inzwischen auch ohne Mikrofon erwerben. Der Name AI-1 gibt schon mal einen wichtigen Hinweis: Das Rode-Interface verfügt über einen Eingang (und zwei Ausgänge).

Details

Alleine die Anzahl der Kanäle, oder besser gesagt des einen Eingangs, zeigt schon, dass das Rode AI-1 nicht für den Aufbau eines größeren Projektstudios gedacht ist. Aber es gibt genug Menschen, die mit einem Kanal in guter Qualität auskommen, sei es ein Sprecher, der von zuhause aus arbeitet oder ein Songwriter, der Ideen festhalten und ausarbeiten möchte. Meist sind das User, die ein Interface suchen, das einfach in der Bedienung und zuverlässig im Betrieb ist – das Konzept des Rode AI-1 zielt genau in diese Richtung.
Rode AI-1: schwerer Brocken
Da hat man was in der Hand! Das ist mein erster Eindruck nach dem Auspacken des Interface: Stolze 560 Gramm wiegt das kleine schwarze Metallkästchen. Den Deckel ziert eine „Rode“-Gravur und darunter prangt der kleine goldene Punkt, der seit einiger Zeit das Erkennungszeichen eines Rode-Produktes ist. Alle Anschlüsse – und viele sind das ja nicht – befinden sich auf der Vorder- und Rückseite des Interface.  

Rodes Erkennungszeichen: der goldene Punkt
Rodes Erkennungszeichen: der goldene Punkt

Input und Outputs

An Anschlüssen besitzt das Rode AI-1 eine Art minimalistische Grundausstattung: Es gibt einen Eingang, eine Kopfhörerbuchse, zwei Line-Ausgänge und eine USB-Buchse – weniger geht eigentlich bei einem Audio-Interface nicht.

Fotostrecke: 2 Bilder Alle Bedienelemente befinden sich auf der Frontplatte des AI-1.

Anschließen kann man am Rode AI-1 Mikrofone und Instrumente, dafür gibt es eine XLR-/Klinken-Kombibuchse auf der Frontplatte. Ob ein XLR- oder ein Klinkenkabel angesteckt wird, erkennt das Interface selbst und stellt intern auf den entsprechenden Signalweg um. Der Grad der Vorverstärkung wird mit einem kleinen Regler neben der Kombibuchse geregelt und ein Druck auf diesen Regler aktiviert die Phantomspeisung für Kondensator-Mikrofone (ein weiterer Druck deaktiviert die +48 Volt wieder). Ist die Phantomspeisung aktiviert, wird das durch eine rote LED angezeigt. Als Aussteuerungsanzeige dient eine weitere, mehrfarbige Mini-LED. Ein anliegendes Signal wird Grün angezeigt, dreht man das Gainpoti weiter auf, wechselt die LED zu orange, sobald die Signalpeaks etwa -10 dBFS erreichen. Gibt man zu viel Gas wird durch rotes Leuchten eine Verzerrung signalisiert, wobei das AI-1 dem User aber noch ein paar Dezibel als Headroom zugesteht (leuchtet die LED rot, ist das Signal also nicht gleich verzerrt).
Gleich neben dem Eingang mit seinem Gainpoti geht es beim Rode AI-1 auch wieder raus: Der Kopfhörerausgang ist als große 6,35mm-Klinkenbuchse ausgeführt und lässt sich mit einem zweiten Poti in der Lautstärke regeln. Auch dieser Regler hat eine Druckfunktion: Mit ihr aktiviert man das Direct Monitoring, dann wird das Eingangssignal direkt und absolut latenzfrei auf den Ausgang geroutet. Auf der Rückseite befinden sich zwei Klinkenbuchsen, an denen ein Paar aktiver Studiomonitore angeschlossen werden können und die USB-Buchse im Format „C“.

Fotostrecke: 2 Bilder Eine überschaubare Eingangssektion: Ein Druck auf das Gain-Poti aktiviert die Phantomspeisung.

Software? Braucht’s nicht!

Das Rode AI-1 benötigt keine zusätzlichen Treiber oder Software, denn es ist „class compliant“, wird also sowohl unter Windows als auch unter macOS nach dem Anstecken erkannt und ins Betriebssystem eingebunden. Alles, was man benötigt, ist eine USB-C-Schnittstelle mit genügend Leistung, um das AI-1 mit Strom zu versorgen, denn das Interface ist „bus-powered“, besitzt also keinen eigenen Anschluss für ein Netzgerät. Das ist praktisch, weil ein einziges USB-Kabel für den Betrieb ausreichend ist und der Anwender keine weiteren Netzteile oder Steckdosen braucht. An einem Smartphone oder einem Tablet kann man das Rode-Interface leider nicht nutzen, da diese Mobilgeräte nicht genug Power für den Betrieb des AI-1 liefern. Eigentlich schade, denn die Technik, das Rode AI-1 auch an mobilen Endgräten zu betreiben, steckt unter der Haube, wie der Blick auf die Platine gleich zeigen wird.

Rode_AI_1_Test_10-1090370 Bild

Aufgeschraubt und reingeschaut

Ich bin immer neugierig, was die Hersteller denn so an Technologie in ihre Interfaces basteln, aber nicht immer kommt man so leicht an das Innenleben heran wie beim Rode AI-1. Nach dem Abheben einer Plastikabdeckung müssen drei kleine Torx-Schrauben gelöst werden und schon liegt die Platine in ganzer Pracht vor einem. Und diese Platine offenbart eine Überraschung: Für die komplette Audio-Verarbeitung ist ein Chip zuständig, der auf den illustren Namen „NAU88L25“ hört. Dieser Chip des Herstellers Nuvoton erledigt quasi alles im Alleingang, die AD/DA-Wandlung, das Bereitstellen der Signale für die Ausgänge, die Verarbeitung der anliegenden Signale, etc. Konzipiert wurde der Chip für den Einsatz in Verbindung mit Smartphones, Tablets und anderen mobilen Geräten, weshalb es mich ein bisschen wundert, dass Rode auf die Möglichkeit verzichtet hat, das AI-1 auch an mobilen Endgeräte wie einem iPhone zu betreiben; die benötigten Digitalschnittstellen wären vorhanden.

Fotostrecke: 2 Bilder Ein Blick ins Innere zeigt einen sauberen Aufbau des Interface.

Praxis

Inbetriebnahme einfach

Die Inbetriebnahme des Rode AI-1 an meinem Studiorechner (einem MacPro Quad Core) gestaltet sich denkbar einfach: Anschließen und – dank „class compilant“ – loslegen. Die ersten Schritte werden einem durch ein nett bebildertes Quick-Start-Manual erklärt, wer mehr wissen möchte, muss sich die Anleitung von der Rode-Webseite herunterladen.

Anschließen und loslegen: Das ist dan CC möglich.
Anschließen und loslegen: Das ist dan CC möglich.

Direct Monitoring

Ein Druck auf den Level-Regler des AI-1 aktiviert das Direct Monitoring, dann wird das Eingangssignal direkt zum Ausgang geschickt, was absolut latenzfreies Monitoring ermöglicht. Klar, diese Verschaltung erlaubt nicht das Abhören von Effekten wie Amp-Simulationen, aber dieses Problem haben alle Audiointerfaces ohne eigene DSP-Power. Bei dieser Art von Monitoring ist die Abhörlautstärke und das Verhältnis zwischen Eingangssignal und Playback etwas kompliziert zu regeln. Die beste Reihenfolge ist: Eingangssignal mit dem Gain-Poti einpegeln und dieses Poti nicht mehr anfassen. Dann den Lautstärkeregler aufdrehen, bis das Eingangssignal laut genug ist. Was jetzt noch fehlt, ist das Playback und dessen Lautstärke kann nur aus dem Aufnahmeprogramm heraus geregelt werden. Manche Audiointerfaces besitzen einen Mix-Regler, mit dem sich das Lautstärkeverhältnis von Eingangs- und Playbacksignal anpassen lässt: Das ist sicherlich die elegantere Lösung.

Sauberer Preamp

Für die ersten Aufnahmen nutze ich eine E-Gitarre und den Kopfhörerausgang des Rode AI-1. Dank automatischer Umschaltung auf den High-Z-Eingang geht das ziemlich flott (einfach Kabel anstecken) und nach wenigen Sekunden liegen die ersten Gitarrenaufnahmen auf der Festplatte. Der Sound auf dem Kopfhörer gefällt mir schon mal sehr gut, der Preamp ist definitiv auf der „sauberen Seite“, das Signal klingt transparent und unverfälscht. Der Eindruck setzt sich fort, als ich den Jazz-Bass anstöpsel, auch hier höre ich einen druckvollen und sauberen Pickup-Sound!

Audio Samples
0:00
Stratocaster, High-Z-Eingang Jazz-Bass, High-Z-Eingang

Maximales Gain

Ich bin mir nicht sicher ob es dem Nuvoton-IC geschuldet ist, dass das maximale Gain der Mikrofonvorstufe lediglich +45 dB beträgt, aber dass dieser Wert recht gering ist, da bin ich mir sicher. Zudem beginnt die Vorstufe im letzten Verstärkungsdrittel doch stark zu rauschen. Das tun (fast) alle Vorstufen, doch beim AI-1 verliert man dadurch weitere Dezibel an wertvoller Aussteuerungsreserve. Solange das Mikrofon ein starkes Ausgangssignal liefert und man Stimmen in Direktabnahme aufnimmt, ist das kein Problem. Wer mit dem AI-1 aber auch akustische Instrumente aus größerem Abstand aufnehmen möchte, kommt dann früher oder später an die Grenze des Gain-Reglers beziehungsweise in den Bereich, in dem der Preamp rauscht.

Audio Samples
0:00
Klassik-Gitarre, AT4035 Akustik Gitarre, Piezo-Pickup Vocals, SM58

Tip-Top-Klangqualität

Schon beim Monitoring der Aufnahmen hat mir der Sound des Kopfhörerausgangs des Rode AI-1 sehr gut gefallen. Er liefert ordentlich Pegel und befeuert auch einen hochohmigen Studiokopfhörer ohne Probleme. Positiv gestimmt schließe ich jetzt meine Monitor-Lautsprecher an den Line-Out an und höre erstmal … nichts?! OK, dann habe ich es kapiert: Das Poti auf der Vorderseite bestimmt ja auch die Lautstärke des Line-Ausgangs und zudem ist der Line-Ausgang und der Kopfhörerausgang nicht gleichzeitig nutzbar. Das Anstecken eines Kopfhörers schaltet die Line-Ausgänge stumm. Die Klangqualität des Line-Outs kann ebenfalls überzeugen, der transparente Grundsound des AI-1 ist auch hier zu hören.

Ich will einen Mixer!

Es ist ja nett, dass das Rode AI-1 ein Plug’n’Play-Interface ist und im Prinzip keinerlei zusätzliche Treiber oder Software benötigt. Während der Arbeit mit dem AI-1 wünsche ich mir allerdings ständig zumindest ein kleines Software-Panel. So muss ich zum Beispiel ständig Kabel an- und abstecken, um Feedbackschleifen zu vermeiden, weil es keine Mute-Funktion für den Input gibt. Und das ständige An- und Abstecken des Kopfhörers, wenn man mal über die Lautsprecher abhören möchte, ist der Haltbarkeit der Buchse sicherlich nicht dienlich.

Fazit

Das Rode AI-1 ist ein Interface für Menschen, die zuhause Musik produzieren wollen, ohne dabei zuerst tief in die Materie der Tontechnik einsteigen zu müssen und die zudem nicht zu viel investieren wollen. Ob man mit einem Kanal und dem geringen Maximal-Gain auskommt, diese Frage muss man natürlich vorab für sich selbst beantworten. Wer aber hauptsächlich Vocals oder Instrumente in Direktabnahme aufnimmt und ein modernes Kondensatormikrofon benutzt, merkt eventuell gar nichts von der geringen Aussteuerungsreserve. Die Klangqualität des Preamps ist jedenfalls richtig gut und die Aufnahmen klingen transparent und sauber. Mit dem AI-1 aufgenommene Tracks können problemlos auf professioneller Ebene weiterverarbeiten werden. Vermisst habe ich bei der Arbeit mit dem AI-1 tatsächlich nur einen Software-Mixer, der einem die tägliche Arbeit enorm erleichtern würde und dem User und dem Interface das ständige An- und Abstecken des Kopfhörers ersparen würde.

Unser Fazit:
3,5 / 5
Pro
  • massives Gehäuse
  • leistungsstarker Kopfhörerverstärker
  • transparenter Grundsound
  • sauber klingender Vorverstärker
Contra
  • kein Software-Mixer
  • nur +45 dB maximales Gain
  • nicht an Smartphone oder Tablet zu betreiben
Artikelbild
Rode AI-1 Test
Für 129,00€ bei
Rode_AI_1_Test_2 Bild
Features und Spezifikationen
  • USB-Audiointerface
  • USB-C-Anschlussbuchse, bus-powered
  • 1 In und 2 Out (24 Bit/96 kHz)
  • Mikrofonvorverstärker mit XLR-Eingang und +48V-Phantomspeisung
  • Hi-Z-Instrumenteneingang
  • Stereo-Line-Ausgänge mit symmetrischen 6,3mm-Klinkenbuchsen
  • Kopfhörerausgang mit 6,3mm-Klinkenbuchse
  • Class compliant: unterstützt Windows 7 oder höher, macOS 10.10 oder höherMaße: 12,4 x 3,8 x 10 cm (B x H x T, mit Knöpfen)
  • Gewicht: 560 g
  • Preis: € 114,– (Straßenpreis am 26.4.2018)
Hot or Not
?
Rode_AI_1_Test_3 Bild

Wie heiß findest Du dieses Produkt?

Kommentieren
Schreibe den ersten Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.
Bonedo YouTube
  • iZotope Ozone 12 Bass Control Demo (no talking)
  • LD Systems ICOA Pro Series - All you need to know!
  • Watch THIS if you use analog gear! Everything you need to know about the Freqport FreqInOut FO1