Retronyms Wej iOS Music Hub Test

Viele tolle Apps für Musiker gibt es auf dem iPad und iPhone, doch die unzureichende Verbindung zur Außenwelt kann einem manchmal den Spaß verderben. Der gängigste Weg, um einen MIDI-Controller anzuschließen, führt meistens über das Camera Connection Kit und der ist eher dürftig. Außerdem ist ein Tablet mit diesem Adapter immer etwas schwierig aufzustellen. Besonders wenn man während der Performance ständig mit den Fingern dran herumfummelt, bekommt man das zu spüren. Das Pad rutscht gerne mal weg oder kippt einfach um. Die Firma Retronyms, als Hersteller einiger iOS-Apps schon bekannt, hat sich mit dieser Problematik beschäftigt und präsentiert mit dem Wej iOS Music Hub ihre Vorstellung einer Lösung.

Details

In einem kleinen Karton wird der Wej geliefert. Der Inhalt beschränkt sich auf das Wesentliche, mehr als der Testkandidat, ein passendes Netzteil und eine kleine gedruckte englische Anleitung in Form eines Flyers ist nicht drin. Wej ist aus einem dunkelgrauen Silikonmaterial gefertigt und fühlt sich weich und flexibel an, wie Gummi könnte man sagen. In der Hand wirkt das Gerät mit ca. 450 Gramm schwerer, als der Anschein erweckt. Die Oberseite ist leicht angeschrägt, was für die Auflage eines Tablets durchaus sinnvoll ist.
Auf der linken Seite befinden sich zwei USB-Anschlüsse, wovon einer speziell für das Aufladen eines verbundenen iPads oder iPhones ausgelegt ist. Rechts ist ein weiterer USB-Port untergebracht und der Anschluss für das Netzteil. Unterm Strich haben wir also links und rechts jeweils eine USB-Verbindung für eingehende MIDI-Controller. Die Ablagefläche ist mit knapp 20 Zentimetern Breite und 13 Zentimetern Tiefe kleiner als ein iPad Air mit seinen circa 23,5 x 17 Zentimetern. Dieses steht also an den Seiten ein wenig über, wenn es auf der kleinen grauen Unterlage liegt.

Fotostrecke: 3 Bilder Übersichtlicher Lieferumfang: Hub, Stromanschluss und Anleitung

Lightshow

Bis jetzt haben wir es also mit einem eher nüchternen, rein auf Funktionalität gerichteten Design zu tun. Damit auch ein gewisser Show- und Spaßfaktor vorhanden ist, haben die Entwickler mit 48 kleinen RGB-LEDs eine kleine „Lichtanlage“ auf die Rückseite des Wej gebaut. Gesteuert wird diese über die zugehörige App, welche zum kostenlosen Download im App Store bereitsteht. Wie das genau funktioniert und aussieht, verraten wir im Praxisteil.

48 RGB-LEDs sorgen für bunte Lichteffekte

Praxis

Standfest

Retronyms Wej steht sehr rutschfest auf Materialien jeglicher Art. Das gilt ebenso für ein Pad oder Smartphone, welches auf der Oberfläche platziert wird. Das Versprechen, eine vernünftige Unterlage anzubieten, ist folglich erfüllt. Daran ändert sich auch nichts, wenn man bei einer Performance wild mit den Fingern auf dem Touchscreen herumwirbelt. Wenn man an die überstehenden Ränder des Pads kommt, kann man im Eifer des Gefechts durchaus mal das Gerät auf der Unterlage verschieben, durch die Gummierung passiert das aber so träge, dass es sich eher minimal verschiebt als herunterzufallen. Durch die angeschrägte Auflagefläche ergibt sich für den Nutzer ein angenehmer Winkel zum Arbeiten.

Controller und MIDI

Das iPad (oder iPhone) stellt die Verbindung mit dem Wej ausschließlich über Bluetooth her, auch wenn es einen dedizierten USB-Port für das iPad gibt, dient dieser nur der Stromzufuhr. Angeschlossene Controller (in diesem Test jeweils das LPD8 und die Synth Station 25 von Akai) werden von den getesteten Apps anstandslos erkannt, insofern diese MIDI über Bluetooth anbieten. Der erste Versuch wird mit GarageBand unternommen, vorher muss der Silikon-Hub lediglich in den Einstellungen als MIDI-Gerät aktiviert werden. Viele von mir getestete Apps lassen sich so problemlos ansteuern. Bei einigen Programmen, wie zum Beispiel Elastic Drums, muss vorher die Wej-App gestartet werden, die dann für die MIDI-Kommunikation sorgt. Latenzen sind auf beiden Wegen nicht im störenden Maße zu spüren.
Es gab aber auch ein Problem. Aus irgendeinem mir unverständlichen Grund brach bei einem Testdurchgang plötzlich die Bluetooth-Verbindung zwischen iPad und Wej ab und ließ sich so ohne Weiteres nicht wieder herstellen. Diverse Neustarts der Wej-App führten zu keinem Ergebnis. Egal wie oft ich den Versuch unternommen habe, die beiden Geräte wollten sich partout nicht mehr miteinander verbinden. Nach mehrmaligen Ausschalten der Wej (durch Abziehen des Netzteils, einen Ein/Aus-Schalter hat das Ding ja nicht) und einem Neustart des iPads funktionierte das Ganze irgendwann wieder, als sei nichts gewesen. Stellt euch mal vor, das passiert fünf Minuten vor eurem Live-Gig. Suboptimal. Fairerweise muss ich anfügen, dass ich diese „Komplikation“ lediglich einmal erlebt habe und seitdem alles ohne Schwierigkeiten funktioniert. Ich habe allerdings auch gelesen, dass andere User ebenfalls ähnliche Schwierigkeiten erlebt haben.

Garageband verbunden mit einer LPD8 von Akai

Lightjockey

Kommen wir nun zu den RGB-LEDs. Bei Stromzufuhr leuchten diese einmal kurz auf, um den Betrieb zu signalisieren. Wird die zugehörige App gestartet, verwandelt sich die Leiste in eine funkelnde Lichtanlage. Wenn wir zu Hause auf dem Pad jammen, bekommen wir das Meiste davon allerdings nicht mit, weil die ganze Show ja auf der Rückseite stattfindet. Ein paar Reflektionen auf der Unterlage sehen wir natürlich, richtig flashy wird es aber erst für Zuschauer, denen wir mit unserem iPad gegenüberstehen. Wer also alleine spielt und das Geflimmer der LEDs genießen möchte, sollte sich einen Spiegel ins Studio stellen.
Grundsätzlich wird das Licht mit Hilfe der passenden App von Retronyms gesteuert. Neben dem Routen von MIDI-Daten ist das quasi ihre Hauptaufgabe. Hier werden die verschiedenen Patterns für das Licht ausgewählt und Werte für Helligkeit, Farbeinstellungen oder auch das Tempo in BPM eingestellt. Ebenso lässt sich das von Ableton entwickelte „Link“ verwenden, was einwandfrei funktioniert, dafür ist aber immer WLAN erforderlich. Über den MIDI-Button wird in den Learn-Modus umgeschaltet, um die einzelnen Licht-Parameter auf angeschlossene Controller zu mappen.

Fotostrecke: 4 Bilder 48 RG LEDs sorgen für kräftig leuchtende Farben

Wer noch mehr rausholen will, kann sogar das auf Arduino basierende Board des Wej hacken und dann zum Beispiel eigene Licht-Patterns programmieren. Das Licht der LEDs ist sehr hell und die Farben sind schön kräftig. Sicherlich macht es eine gewisse Freude, damit rumzuspielen, trotzdem wirken sie mehr wie ein Gimmick. 

Fazit

Grundsätzlich ist die Idee hinter diesem Produkt zu begrüßen. Ein USB-Hub fürs iPad ist ja erstmal eine sehr praktische Angelegenheit. Dass dieser dann in eine gummierte Silikonunterlage gebaut wird, die sowohl fest auf jeglicher Unterlage steht, als auch dem iOS-Gerät einen vernünftigen Halt gibt, ist ebenso nicht verkehrt. Jeweils einen USB-Anschluss auf der linken und auf der rechten Seite anzubieten ist sinnvoll, besonders für den performenden Produzenten. Dass man über einen weiteren USB-Stecker das Pad aufladen kann, ist schön, leider lässt sich dieser nicht für einen stabilen MIDI-Verbund über Kabel nutzen. Mitten im Test brach dann auch noch die Bluetooth-Verbindung zum iPad ab und ließ sich nur nach verzweifelten Neustarts wieder herstellen. Dies hinterlässt einen etwas faden Beigeschmack – insbesondere, wenn auch andere Tester davon berichten können. Die eingebaute „LED-Lichtorgel“ ist witzig, ich persönlich könnte darauf aber verzichten, wenn der Wej dafür etwas günstiger wäre. Knapp 200 Euro auf den Tisch zu legen, ist dann doch recht viel. Ich würde hier gerne mehr Punkte vergeben, kann aber den Hub von Retronyms nur eingeschränkt empfehlen, deshalb gibt es auch nur drei Sterne.

Unser Fazit:
3 / 5
Pro
  • zwei USB-Anschlüsse für externe MIDI-Controller
  • zusätzlicher USB-Anschluss zum Aufladen des iPads
  • bunte LED-Lichteffekte auf der Rückseite
  • rutschfeste Unterlage für iOS-Geräte
Contra
  • Preis
  • Verbindung zum iPad leider nur über Bluetooth möglich
  • vereinzelt Verbindungsprobleme über Bluetooth
  • kein Einschaltknopf
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Retronyms Wej iOS Music Hub Test
Wej iOS Music Hub
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