Novation Launchpad S Test

Fast vier Jahre ist es jetzt her, dass Novation mit dem Launchpad eine ebenso robuste wie elegante Lösung präsentierten, um Ableton Live und dort im Speziellen den Clip-View unter Kontrolle zu halten. Mit einem angehängten „S“ im Namen tritt nun die zweite Generation des Launchpads in die Fußstapfen seines beliebten Vorgängermodells und wir haben uns angeschaut und ausprobiert, was ihm an Neuerungen mit auf den Weg gegeben wurde.


Anders aber als noch vor vier Jahren, wo das Launchpad neben den APCs von Akai (die über eine ähnliche Trigger-Matrix verfügen) auf einen noch weitgehend überschaubaren Markt traf und sich entsprechend schnell verbreiten konnte, gibt es heute eine breite Palette von Tast-Kommandogebern, die sich allesamt bestens für das Auslösen von Samples/Clips in Ableton Live eignen. Das beginnt bei den unzähligen (und kostengünstigen) iPad-Lösungen (z.B. Liine LiveControl 2, touchAble oder auch TouchOSC) und geht weiter mit teureren Hardware-Lösungen, wie etwa dem Keith McMillen QuNeo, der Livid Base oder dem Electrix Tweaker sowie dem neuen Flaggschiff-Controller aus dem Hause Ableton selbst, getauft auf den Namen Push. Es ist also kein ganz einfaches Terrain, in dem die zweite Ausgabe des Launchpad S nun um die Gunst der Live-Anwender ringt. Höchste Zeit also, dem Plastikbrettchen mal auf den Zahn respektive die Tasten zu fühlen.

Details

Das Novation Launchpad S ist ein universeller, über den USB-Bus mit Strom versorgter, klassenkompatibler MIDI-Controller. „Universell“ ist in dem Zusammenhang wichtig, denn das Launchpad S empfiehlt sich nicht nur für den Betrieb mit Ableton Live, sondern darf auch zur Befehligung jeder anderen MIDI-Anwendung herangezogen werden. Hilfreich beim schnellen Adressieren des Controllers auf alternative Programme erweist sich hierbei Novations Automap-Software, die zwischenzeitlich bei Version 4.7 angelangt ist.
Zurück zum Launchpad S: Auf einer quadratischen Stellfläche von 24 x 24 cm und einer Höhe von 2 cm bietet es Platz für ein 64-Tasten-Raster, bestehend aus 8 x 8 rechteckigen, dreifarbig hintergrundbeleuchteten Pads. Im Norden wird diese Matrix von 8 runden, ebenfalls hintergrundbeleuchteten System-Tastern (nicht zuweisbar), im Westen von acht Funktions-Tasten (zuweisbar) flankiert. Mit nur 760 g Lebendgewicht fällt das Launchpad S ganz klar in die Kategorie der „Musikgeräte“, die sich unkompliziert im Messenger-Bag transportieren lassen.

Das neue Launchpad wirkt ein bisschen dezenter als sein Vorgänger.

Auspacken

Der handlichen Verpackung entnehme ich den Controller selbst, ein angewinkeltes USB-Kabel, ein Quickstart-Manual, eine Software-Lizenzkarte sowie einen Bogen Aufkleber mit Feldern für eigene Beschriftungen und Funktionen, die im optionalen Zusammenspiel mit FL Studio relevant sind. Die mitgelieferte Quickstart-Anleitung (leider nur auf Englisch) reicht für die Inbetriebnahme des Controllers mit Ableton Live aus. Für detailliertere Informationen muss sich der potenzielle Besitzer allerdings auf die Novation Homepage begeben, wo sich neben einem Reference-Guide, der wertvolle Tipps zur Programmierung gibt, auch eine Sammlung von Max-Patches einfindet. Wer allerdings der inkludierten Software habhaft werden möchte, kommt um die Registrierung seines Controllers nicht herum. Hat man sich durch die Anmeldeprozedur gehangelt, ist der Weg frei, sich Ableton Live in einer „Launchpad Edition“ herunterzuladen. Genau genommen handelt es sich hierbei mehr oder weniger um ein Live Lite 8 mit maximal 10 Audiospuren, 4 VST-Instrumenten und 2 Sends. Das dürfte für die allerersten Schritte beim Musikmachen durchaus ausreichen, zumal die so erstellten Projekte mit größeren Live-Versionen kompatibel sind. Ebenfalls im Bundle enthalten ist eine Vollversion von Novations Plug-in „Bass Station“. Lobenswert, denn den kleinen versatilen Synth kann man für irgendein Analog-Geblubber eigentlich überall gewinnbringend einsetzen. Die dritte Beigabe ist ein Samplepack (knapp 600 MB) aus der Loopmasters-Manufaktur, das sich recht stilecht zeitgenössischen Musik-Spielarten wie House, Hip-Hop und Dubstep widmet.

Fotostrecke: 3 Bilder Das Launchpad S samt Packungsinhalt.
Audio Samples
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BLU MAR TEN Full Beat FREEMASONS 100 REMIX TOOLS DrmLoop_43 FREEMASONS 100 REMIX TOOLS Organ FRENCH ELECTRO 2 Newgates HIPHOP INSTRUMENTALS Drum Lp I CALL IT HOUSE Drumloop015

Äußerlichkeiten

Das vormals schwarze Gehäuse des Launchpads hat in Version S nun eine dezente graue Lackierung verpasst bekommen und das bisherige Grün der Beschriftung ist einem unaufdringlichen Orange gewichen. 

Fotostrecke: 2 Bilder Die neue, dezente Farbgebung kann durchaus gefallen.

Installation

Dank Plug-and-Play-Unterstützung (PC/MAC) meldet sich der Controller beim gastgebenden Rechner direkt nach dem Einstöpseln und ohne die Notwendigkeit Treiber zu installieren zum Dienst – sehr schön. Dennoch habe ich es für den Test vorgezogen, die aktuellen USB-Treiber in der Version 2.5 herunterzuladen. Halte ich während des Einstöpselns die vier oberen Systemtaster auf der rechten Seite gedrückt, gelange ich in den Bootloader-Modus, wo ich bei Bedarf die Hardware ID (1-16) ändere, eine neue Firmware aufspiele oder die Helligkeit der Taster festlege.

Fotostrecke: 5 Bilder Installation der USB-Treiber #1.

Praxis

Dank der nativen Unterstützung durch Ableton Live ist die Inbetriebnahme hier mit acht Mausklicks abgeschlossen. In den Voreinstellungen unter den Bedienoberflächen den Eintrag „Launchpad“ auswählen, selbiges für den Ein- und Ausgang erledigen, dann noch „Track“ und „Fernsteuerung“ in den MIDI-Ports auf „an“ stellen und fertig ist der Controller-Verbund – visuell untermauert durch den typischen roten Auswahlrahmen rund um die aktuell „abgedeckten“ Clips.
Der wohl am meisten benutzte Betriebszustand ist sicherlich der Session-Modus (Standard). Hier dienen die oberen linken vier Taster zur Navigation innerhalb des Clip-Grid, die runden Taster rechts zur Anwahl von Szenen und die Pad-Matrix zum Abfeuern und Anzeigen von geladenen Clips. Da sich im Hinblick auf die grundlegenden Bedienvorgänge keine Änderungen zum Vorgänger ergeben haben (wie man auch daran erkennen kann, dass die „alte“ Launchpad Bedienoberfläche hier problemlos funktioniert), verweise ich an dieser Stelle auf den Testbericht meines geschätzten Kollegen Klostermann, der diese (besonders die verschiedenen Parameter-Modi) bereits im Detail erklärt hat. 

Fotostrecke: 3 Bilder Da das Launchpad von Ableton ab Werk unterstu00fctzt wird, genu00fcgen eine Handvoll Mausklicks zur Einrichtung.

Wie schon sein Vorgänger muss leider auch das Launchpad S mit lediglich fünf unterschiedlichen Taster-Beleuchtungsfarben (Grün, Gelb, Rot, Orange und „Bernstein“) auskommen. Der Grund ist klar: Lediglich zwei LEDs (Grün, Rot und entsprechende Mischfarben) sind hier mit der Tastaturbeleuchtung betraut. Von mir aus hätte das Launchpad S gerne ein paar Euro teurer, dafür aber mit einer blauen LED ausgestattet sein dürfen, um eine echte RGB-Farbmischung zu realisieren. Denn der Zugewinn an Orientierungssicherheit, wenn die Clip-Farbe am Gerät „weitgehend exakt“ mit der am Monitor korrespondiert, ist in der Praxis beträchtlich. Schade und ein halber Punkt Abzug dafür. Keinen Punktabzug rechtfertigt hingegen das Fehlen der Anschlagdynamik, dennoch wäre es ein zeitgemäßes „nice to have“ gewesen. Moment mal. Höre ich da den aufmerksamen Leser zwischenrufen, beim Abfeuern von Clips bräuchte ich doch keine Anschlagdynamik? Richtig, dafür nicht. Aber spätestens beim Aufrufen des Drum-Modus (User 1) wünscht man sich stellenweise doch, dass die kleinen Taster auch den Druck, mit denen man sie beklopft, registrieren würden.

Leider arbeitet die Taster-Beleuchtung des Launchpad S nur mit zwei LEDs.

Image Line FL Studio

Nächster Test-Stopp: Image Line FL Studio. Auch die verspielte, aber nicht minder machtvolle DAW kann vom Launchpad S aus haptisch dirigiert werden. Das macht insbesondere in der neuen Version 11 Sinn, deren Clip-Abspielmodus noch einmal mächtig aufgebohrt wurde und nun nahezu auf Augenhöhe mit Ableton Live rangiert. Im Zusammenspiel mit dem Launchpad S kommt hier der Grid-Matrix (wie nicht anders zu erwarten) die Aufgabe zu, Clips einzustarten und zu stoppen. Falls die Anzahl der Clips die 64-Taster-Matrix übersteigt, kann ich mit einer der Funktionstasten zwischen den verschiedenen Blöcken navigieren. Das ist zwar nicht ganz so komfortabel wie das Scrolling in Ableton Live – aber immer noch besser als gar nichts.

Fotostrecke: 2 Bilder Auch die Einrichtung innerhalb von FL Studio ist mit wenigen Mausklicks erledigt.

Plattformwechsel

Als nächstes steht ein Plattformwechsel auf dem Testplan und das Launchpad S wandert vom Windows PC zum Apfel Flachbrett. Hier ist – je nach Verkabelung – allerdings noch ein Abstecher in den Bootloader-Modus erforderlich. Abhängig davon, ob ich nun das Launchpad direkt mit dem iPad verbinden möchte oder über einen Hub, gilt es noch zwischen Low- und Full-Power-Mode der Tasterbeleuchtung umzuschalten. Im Full-Power-Modus zeigt sich das Apple Frühstücksbrettchen mit der Strombelieferung nämlich überfordert und braucht einen zwischengeschalteten, aktiv mit Strom versorgten Hub. Wechsele ich in den Low-Power-Mode, dann wird die Tasterbeleuchtung ein wenig dunkler, dafür reicht dann allerdings auch die vom iPad gelieferte Menge Strom aus, um das Launchpad zu betreiben. Von meinen Apps mochte, mal abgesehen von Novation Eigenkreation „Launchpad“, keine auf Anhieb wirklich sinnvoll mit dem Launchpad kooperieren. Klar empfangen Synthesizer wie Thor oder iMini die MIDI-Noten, welche das Trigger-Board sendet, ein Ersatz für das Spielen auf dem Keyboard ist das aber nicht. Blendend dagegen verläuft die Zusammenarbeit mit Novations iPad-Launchpad-App. Das Mapping bildet fast sämtliche Funktionen der Loop-Abfeuer-Software ab und auch die visuelle Darstellung wird „eins zu eins“ zwischen Soft- und Hardware gespiegelt. Da aber die Launchpad-App derzeit noch ein reiner „Rompler“ ist und es demnach nicht möglich ist, eigene Samples auf die Pads zu adressieren, geht der Gebrauchswert nicht über den einer unterhaltsamen Spielerei und Jam-Hilfe hinaus.

Fotostrecke: 2 Bilder Die MIDI-Noten, mit denen das Launchpad S kommuniziert im Detail.
Audio Samples
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launchpad app dubstep launchpad app hiphop launchpad app techhouse

Fazit

Wer mit dem Launchpad bereits bestens vertraut ist, unzählige Live-Auftritte damit bestritten hat und vielleicht gerade jetzt einen Ersatz braucht, weil sein altes, treues Trigger-Board den Dienst verweigert und in Rente will, der findet mit dem Launchpad S einen hervorragenden Ersatz zu einem angemessenen Preis. Ableton Anwender, die gerade mit einem Neukauf liebäugeln, dürfte die Kaufentscheidung hingegen heute schwerer fallen als noch vor vier Jahren, wo das Launchpad geradezu einen Solitärstatus hatte. Denn derzeit buhlen einige überaus interessante Geräte, durchaus auch eine Preisetage höher angesiedelt und mit einem überproportionalen Mehrwert ausgestattet, um die Gunst des Käufers. Allen voran natürlich „Push“, der mit simplem Clip-Triggering schon fast unterfordert ist und sich vielmehr als komplette „Produktionszentrale“ empfiehlt. Und selbst der preisgünstigere Behringer LC-1 kann, auch wenn er mit einer wesentlich kleineren Tastenmatrix an den Start geht, zwei Sachen, die dem Launchpad S fehlen. Nämlich die vollständige RGB-Farbkodierung der Hintergrundbeleuchtung und das Stummschalten ganzer Spalten, ohne die Ansicht wechseln zu müssen. Auf der Habenseite des Launchpad S steht allerdings nach wie vor seine elegante, haptisch zugängliche Bauform, die bewährte Integration in Live, die gute Dokumentation und die umfassende Versorgung mit Max Patches. Nicht zuletzt punktet auch das ordentliche Softwarepacket aus Ableton Live Lite, dem Plug-in Novation Bass Station und der Loopmasters-Library, das dem Controller mit auf den Weg gegeben wurde. Trotz der gewachsenen Konkurrenzsituation ist das Launchpad nach wie vor und in der Version S mehr denn je ein sehr guter, haptisch ansprechender Controller zu einem angemessenen Preis. Die volle Punktzahl bleibt ihm nur aufgrund der fehlenden RGB-Beleuchtung und Anschlagdynamik verwehrt.

PRO

  • Einfache Einrichtung (Live, FL Studio)
  • Plug-and-Play
  • Extrem rutschsicher
  • Bewährtes Konzept
  • Stromspar-Modus zum Betrieb am iPad
  • Ordentliches Softwarepaket

CONTRA

  • Keine Anschlagdynamik
  • Keine RGB-Beleuchtung
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