Novation Circuit Mono Station Test

Die Novation Circuit Mono Station ist ein zweifach paraphoner Analogsynthesizer in einem kompakten Desktopgehäuse. Ihre Synth-Einheit stammt von der beliebten Novation Bass Station II ab, die hier von drei Step Sequencern nach Art der Circuit Groovebox aus gleichem Hause befeuert wird.

Die Novation Circuit Mono Station kombiniert Analogsound mit einem Pad Sequencer.
Die Novation Circuit Mono Station kombiniert Analogsound mit einem Pad Sequencer.


Fast scheint es, als wären es Novation leid, das der Circuit seit seinem Erscheinen mitunter als „Spaßbox“ missverstanden wird. Die Circuit Mono Station baut auf den gleichen Strategien auf, setzt aber auf die analoge Klangerzeugung der Bass Station II, die trotz ihres günstigen Preises auch in Profikreisen viele Anhänger hat. So wird das erfolgreiche Konzept weiter gedacht und um echten Analogsound erweitert, bleibt aber präzise umrissen und nachvollziehbar.

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Demovideo mit Novation Circuit Mono Station Presets für Techno und Ambient

Details

Der 24 x 25 x 4 cm kleine Desktopsynth erzeugt seinen Klang mit zwei getrennt ansteuerbaren, analogen Oszillatoren, die monophon oder zweifach paraphon gespielt werden können. Paraphon heißt hier, das jeder der beiden Oszillatoren von einem eigenen Sequencer gesteuert werden kann, wodurch kontrollierte duophone Klänge möglich sind. Beide Oszillatoren können aber auch einer gemeinsamen Sequenz folgen. Der dritte Sequenzer kümmert sich nur um Modulationen.
Der untere Teil des neuen Novation Desktop Synths ähnelt dem Novation Circuit fast aufs Haar, bzw. Pad: vier mal acht quadratische RGB-Pads, flankiert von acht runden und zehn schmalen, hintergrundbeleuchteten Funktionsbuttons. Das ist schon mal ein halbes Launchpad, das ja auch dem Circuit Pate stand. Diese Matrix dient zur Anwahl von Sessions, Patterns und Patches sowie zum Programmieren der Sequenzen und zur Anzeige von Parameterwerten. Je nach Modus wird das Grid in diverse Ansichten versetzt, die durch verschiedenfarbige Beleuchtung unterschieden werden: mal als Stepsequenzer, mal als Patternanwahl-Liste und mal als BPM-Anzeige.

Fotostrecke: 2 Bilder Die Circuit Mono Station ist ein gelungener Genremix aus der’ Circuit Groovebox und Bass Station II Synthesizer.

Darüber sind die Bedienelemente der Synthesizer-Einheit angeordnet. Beide Oszillatoren verfügen über die gleichen klassischen Schwingungsformen Sägezahn, Dreieck, Rechteck und Sample&Hold, wie sie auch in der Bass Station II werkeln, mit getrennt regelbaren Fußlagen und Tuningeinstellungen. Angefettet wird der Sound von einem Sub-Oszillator (der im Gegensatz zur Bass Station II nur eine Fußlage aufweist), einem Noise-Generator und einem Ringmodulator für die beiden Hauptoszillatoren. Der kann via Mixer auch ganz alleine erklingen und bringt dann die Differenz zwischen beiden Oszillatoren zu Gehör, was sehr cool klingt. Auch ein Audio-In steht als Soundquelle zur Verfügung. Das ebenfalls analoge Multimode-Filter bietet Tiefpass, Hochpass oder Bandpass mit einer Flankensteilheit von 12 oder 24 dB pro Oktave an. Ein Distortion-Effekt mit drei Intensitäten sorgt auf Wunsch für den richtigen Biss.

Mit verschiedenen Volumenabstufungen im Mixer allein sind schon sehr viele Soundvariationen möglich.
Mit verschiedenen Volumenabstufungen im Mixer allein sind schon sehr viele Soundvariationen möglich.

Gute Übersicht dank Farbe

Die Circuit Mono Station bietet eine beeindruckende Vielfalt von Modulationsmöglichkeiten. Damit das Gedränge auf der Frontplatte nicht zu groß wird, hat Novation ein ausgeklügeltes Farbcode-System entwickelt. So gibt es wie bei der Bass Station II nur einen Satz Regler für beide Oszillatoren, aber trotzdem bleibt alles sehr übersichtlich. „Osc 1“ ist „”pretty in pink“” und in dieser Farbe leuchten dann auch die beiden Regler für Grob- und Feintuning, die LEDs zur Anzeige der Fußlage von 16’’ bis 2’’ und der Wellenformen, als da ganz klassisch wären: Sinus, Dreieck, Sägezahn und Rechteck. Wird „Osc 2“ angewählt, wechseln die entsprechenden Parameter zu einer giftgrünen Beleuchtung.
Bei den sechs Mixer-Potis setzt sich der Farbcode fort. Hier sind die volca-mäßigen Potiachsen farblich beleuchtet: pink für Osc 1, grün für Osc 2, orange für Suboszillator, Rauschgenerator, Audio in und den Ringmodulator. Je heller, desto lauter. Und leuchtet einer der Regler mal nicht, ist er einfach auf Null-Position. Das ist sehr praktisch beim Umschalten von Patches mit nicht übereinstimmenden Reglerpositionen und da kann man auch auf einer dunklen Bühne nicht viel falsch machen.
All diese Signale werden dann vom gleichen Klangbearbeitungsarsenal bearbeitet, als da wären: das erwähnte Filter, eine ADSR-Hüllkurveneinheit mit vier 3cm langen Fadern, ein synchronisierbarer LFO mit vier Wellenformen (Dreieck, Sägezahn, Rechteck und Sample & Hold) sowie eine Modulationsmatrix mit Quellen wie Hüllkurve, LFO, Sequenz und Velocity sowie folgenden Zielen: Tonhöhe, Pulsbreitenmodulation, Verstärker, Filter, Distortion und den rückwärtigen Aux CV-Ausgang. Ein Endlosregler besorgt die Intensität der Modulationen.

Fotostrecke: 2 Bilder Viele Regler haben Doppelfunktionen, sind aber durch den ausgeklügelten Farbcode immer gut zuzuordnen.

Zehn größere Potentiometer mit metallischer Oberfläche und griffigem Gummischaft laden zum Schrauben ein. Der Cutoff-Regler des Filters ist standesgemäß das größte Poti. Links daneben findet man den Resonanzregler und noch weiter links die Overdrive-Stufe des Filters, nicht zu verwechseln mit der zusätzlichen Distortion-Unit, die einen Regler und drei Intensitätsstufen anbietet. Außer dem Verzerrer gibt es keine anderen Effekte, da gibt sich die Circuit Mono Station puristisch.
Oben links gleich neben dem Volumen-Knopf wird das Tempo des internen Sequencers eingestellt. Wenn man daran dreht, verändert sich das RGB-Grid in der unteren Hälfte recht merkwürdig in zwei weiße und eine türkis-farbene Pad-Kolumne. Erst aus einiger Entfernung erkenne ich, dass die RGB-Pads die BPM-Zahl in überdimensionalen Ziffern darstellen. Coole Idee! Klar, die Circuit Mono Station hat ja kein Display und muss sich daher zur Darstellung relevanter Informationen etwas anders behelfen, und dafür haben die Novation-Ingenieure einige smarte Lösungen gefunden. Je nach dem Bedienmodus bietet die RGB-Matrix andere Ansichten an und man findet sich wirklich schnell zurecht. Der per SHIFT + Tempo stufenlos einstellbare Swing-Faktor wird ebenfalls numerisch dargestellt. Mit Swing Sync Control (SHIFT + Tap) lassen sich die Sync-Intervalle in acht Stufen verändern.

Fotostrecke: 2 Bilder Easy as 1-2-3: Mit der Gridmatrix werden die BPM in großformatigen Zahlen dargestellt.

Lost in Modulation

Der Farbcode setzt sich bei der Modulationsmatrix fort, die trotz nur eines Endlosreglers und sieben Schaltern eine hohe Komplexität aufweist. Tonhöhe, Pulsbreitenmodulation, Verstärker, Filter, Verzerrer und der Aux CV Out können von Hüllkurve, LFO, Mod-Sequencer und Anschlagdynamik als Modulationsquellen stufenlos geregelt werden, und zwar für Oszillator 1 und 2 jeweils separat. Da ist richtig viel Modulation möglich und auch nötig, denn über den Weg der Modulationsmatrix wird kompensiert, dass Bedienelemente wie LFO-Regler und ADSR-Hüllkurvenreglersatz nur einfach vorhanden sind. Dank der Modulationsmatrix stehen diese aber als in der Intensität regelbare Quelle für alle genannten Modulationsziele zur Verfügung.
Die Novation-Produktexperten vergleichen die Möglichkeiten bei Präsentationen mit einem Modularsystem. Der Unterschied ist natürlich, dass man da einfach schnell wieder die Strippen herausziehen kann, wenn man sich mal komplett verheddert hat. Bei der Circuit Mono Station muss man alles wieder fein säuberlich zurückdrehen, oder den „Total Recall“ machen und wieder den letzten gespeicherten Zustand der „Session“ oder des „Patches“ aufrufen.

Über die Modulationsmatrix werden auch die Hüllkurven zu ihren jeweiligen Zielen geschickt.
Über die Modulationsmatrix werden auch die Hüllkurven zu ihren jeweiligen Zielen geschickt.

Apropos Modularsystem: Auch mit dem kann die Circuit Mono Station über die CV/Gate-Ausgänge anbandeln. Ausgegeben werden– die Noten des Sequenzers ebenso wie die Fußlage und der Pitch des Oszillators mit 1V/Octave. Wird der Pitch von Oszillator 1 verstellt, wird auch der angeschlossene CV/Gate-Synth detuned. Cool. Zusätzlich kann über den Aux CV-Ausgang auch eine Modulationsmatrixquelle und via Clock Out ein Triggerimpuls an die angeschlossenen Geräte gesendet werden. Im Settings-Menü Clock kann man Rates von 1 bis– 24 ppqn anwählen. Meine Roland SH-101 verstand sich jedenfalls in Sachen Pitch wie Clock gleich in der Grundeinstellung auf Anhieb prima mit der Circuit Mono Station.
Allein der ausgefuchste Sequenzer macht richtig Spaß. Es ist schon fast schade, dass sich der Modulation-Sequenzer-Track nicht als zusätzlicher Step-Sequenzer für externe Synths nutzen lässt. „Nur“ als Sequenzer für Modulationen finde ich ihn fast verschenkt, zumal sich auch sämtliche Reglerveränderungen in den beiden Oszillatorensequenzern aufzeichnen lassen.
Sämtliche Sequenzen, Modulationen und Sound-„Patches“ der Circuit Mono Station werden in 32 „Sessions“ gespeichert. Die Klangpalette ist bereits mit 64 Patches gefüllt. Diese lassen sich bearbeiten, löschen und überschreiben, Sessions wie Patches können in der kostenlosen Software „Components“ bequem gespeichert und verwaltet werden.

Fotostrecke: 2 Bilder Mit der kostenlosen Verwaltungssoftware Components lassen sich Sessions und Patches der Circuit Mono Station auf dem Computer verwalten.

Anschlüsse

Die Rückseite ist gut bestückt. Über zwei große Monoklinkenstecker geht Audio raus und rein. Der USB-Anschluss dient zur Kommunikation mit der Components-Software und als USB-MIDI. Dazu gibt es acht Miniklinkenanschlüsse: drei für MIDI In, Out und Thru, zwei für Clock In und Out und drei für CV, Gate und einen weiteren Aux CV-Ausgang, um z.B. Modulationen an ein Modularsystem weiterzureichen.
Der allgemeine Trend zur Miniaturisierung befördert das allmähliche Aussterben des guten alten MIDI-Kabels zugunsten kleiner Stereo-Miniklinkenbuchsen, deren Signale dann per Adapter wieder in die MIDI-5-Pol-DIN-Welt gewandelt werden müssen. Drei quietschgelbe Adapter sind im Lieferumfang der Circuit Mono Station, aber man sollte sie auch dabei haben, wenn man mit solch einem Gerät auf Tour geht. Glücklicherweise verstehen sich Miniklinken-MIDI-Geräte verschiedener Hersteller mittlerweile auch untereinander. So konnte ich den britischen Novation-Desktop-Synth und die französischen Arturia-Geräte Beatstep Pro und Audiofuse jeweils ohne jegliche Adapter und nur mit einem beidseitigen Stereo-Miniklinkenkabel verbinden und per MIDI synchronisieren. Die Circuit Mono Station braucht dazu nicht in einen MIDI-Slave-Mode versetzt werden. Empfängt sie MIDI-Clock, dann startet sie automatisch und kann auch stets gestoppt und wieder auf die laufende MIDI-Master-Clock eingestartet werden, dann natürlich bitte mit Taktgefühl.

Fotostrecke: 2 Bilder Die gut bestückte Rückseite der Circuit Mono Station

Unter der Circuit Mono Station klebt eine dicke, gelbe Gummisohle, die dem Gerät einen unglaublich festen Halt verleiht. Auf meiner Tischplatte steht das Teil quasi rutschfest. Und anders als bei Geräten mit vier aufgeklebten Gummifüßchen, wo irgendeins immer irgendwann abfällt und das Gerät daraufhin wackelt, wird dies bei der Circuit Mono Station niemals vorkommen. Ein wenig Skepsis mischt sich in meine Begeisterung über den Gummisockel dann aber doch: Wie wird das Gerät in einigen Jahren von unten aussehen, wenn sich Staub und Dreck in das Gummi gefressen haben? Time will tell!

Praxis

Was heißt denn nun „paraphon“? Den Begriff hört man in letzter Zeit ja öfters, z.B. im Zusammenhang mit dem Dreadbox Nyx, dem MFB Dominion 1, dem Moog Sub 37 oder auch dem von Erica Synths modular wiederbelebten sowjetischen Formanta Polivoks Synthesizer. Ist das ein neuer Trend?
Eigentlich gibt es paraphone Synthesier schon ziemlich lange. Es sind monophone Synths mit mehreren Oszillatoren, deren Parameter individuell ansteuerbar sind. Im Falle der Circuit Mono Station kann man entweder beide Oszillatoren über einen Sequenzer spielen oder aber beide individuell. Dennoch haben wir hier keine zwei unabhängigen monophonen Stimmen, weil sich beide Oszillatoren durch die gleichen Filter und Hüllkurven quetschen müssen – anders als bei einem polyphonen Synth, wo diese Bausteine für alle Stimmen separat vorhanden sind.
Also rein in die Session und die erste Sequenz programmiert. Der „Sessions-Modus“ dürfte manchem schon vom Novation Circuit bekannt sein. Wie beim Circuit kann man auch bei der Circuit Mono Station die 16 Farben der jeweiligen „Session“ frei wählen, um z.B. zusammengehörige Patterns farblich zu markieren. Oder man denkt sich seinen eigenen Farbcode aus wie „Rot = warme Deep House Bassline „ oder „Blau = kalte Technosequenz“. Vorsicht! Vor dem Umschalten auf die nächste Session das Speichern nicht vergessen, sonst ist die vielleicht geniale Bassline unwiderruflich im digitalen Nirvana verschwunden.

Note

Dank der RGB-Pads braucht es wirklich kein Display, denn durch die Farbkodierung weiß man eigentlich immer, in welchem der unterschiedlichen Modi der Novation Circuit Mono Station man sich gerade befindet. Der Note-Modus ist das „Keyboard“ der Circuit Mono Station. Beide Oszillatoren haben ihren eigenen Sequenzer, beim ersten Oszillator ist das Keyboard so wie der Osc 1-Schalter „pink“, bei Osc 2 giftgrün. Die Oktaven werden mit den darüberliegenden Oct Down und Oct Up Buttons umgeschaltet.
Die Noten werden entweder in Echtzeit gespielt oder als Steps programmiert. Beides geht gleichzeitig, ohne lästiges Umschalten zwischen Realtime Record oder Step Record, wie bei manch anderem Sequenzer. Sobald der Record-Button gedrückt ist, wird alles aufgenommen, was auf dem „Pad-Keyboard“ gespielt wird und auf Sechzehntel quantisiert. Maschinenmusiker werden das begrüßen. Was fehlt, ist ein Metronom. Gerade beim Live-Einspielen macht es daher Sinn, eine Drum Machine im Sync mitzuführen.

Fotostrecke: 2 Bilder Pretty in Pink: die Note View des Oszillators 1 im Sequenzer der Circuit Mono Station

Velocity

Leider sind die Pads nicht so anschlagdynamisch, wie man sich das wünschen würde. Gut, dass einzelne Steps der Sequenz in 16er-Schritten per Velocity-Funktion nachbearbeitet werden können. Wird ein Step der unteren 16 hellblauen Pads gedrückt, wird auf der oberen Hälfte bernsteinfarben die Anschlagdynamik in 16 Schritten angezeigt. Das ist sehr intuitiv und für Maschinenmusik reicht das völlig aus.
Die Circuit Mono Station kann natürlich auch per externem Keyboard gespielt werden, reagiert allerdings nicht auf Pitchbend- oder Modulationsrad-Bewegungen. Das Gerät hat allerdings eine recht umfassende MIDI-Implementierung und die meisten Funktionen und Parameter senden MIDI-Daten, die in einer DAW aufgezeichnet werden können. Auch als MIDI-Keyboard kann die RGB-Tastatur verwendet werden.

Velocity für Maschinenmusik: Jede programmierte Note kann in 16 Schritten „anschlagdynamisch“ programmiert werden.
Velocity für Maschinenmusik: Jede programmierte Note kann in 16 Schritten „anschlagdynamisch“ programmiert werden.

Gate

Gleiches gilt für die Notenlängen. Hier zeigt die obere Hälfte wieder bernsteinfarben Notenwerte von einem Sechzehntel bis zu einem Takt an. Bei live eingespielten Noten dimmt dann gerne noch mal das nächste Pad und zeigt den Überhang der Note an. Das lässt sch mit einem schnellen Druck auf das Pad verkürzen oder verlängern, denn da die Circuit Mono Station ein monophoner Synth ist, werden evtl. auf dem überlagerten Step programmierte Noten nicht abgespielt. Die „Note Priority“ liegt auf der zuletzt gespielten Note, nicht auf der folgenden. Das kann man sich aber auch in einer Jam-Session zunutze machen, indem zum Beispiel die erste Note etwas verlängert wird, um sie länger klingen zu lassen. Die von dieser Note überdeckten Steps werden nicht gelöscht und wenn die erste Note wieder auf ein Sechzehntel gekürzt wird, knattern die eben noch verdeckten Steps wieder munter weiter. Über SHIFT + Gate lassen sich auch super-einfach ziemlich einzigartige Glides programmieren, die über bis zu 16 Steps laufen, was ziemlich cool klingt.

Das Gate geht von eins bis sechszehn. Auch hier gilt: Note wählen, Gate-Länge wählen, fertig.
Das Gate geht von eins bis sechszehn. Auch hier gilt: Note wählen, Gate-Länge wählen, fertig.

Pattern Settings

Das ist einer meiner Lieblingsmodi. Er eignet sich sehr gut zur Live-Manipulation der Sequenzen. Die beiden untersten hellblauen Reihen stellen die 16 Steps des Patterns dar, das orange-farbige Pad ist dabei der letzte Step. Während die Sequenz läuft, kann man jetzt einfach und intuitiv ein anderes Pad als „Last Step“ anwählen und somit den Patternloop z.B. graduell auf acht und vier und zwei und einen Step reduzieren, um Intensität in einem Break aufzubauen oder aber ungerade Loops zu kreiieren, die hypnotisch über den geradlinigen Beat einer gesyncten Drum Machine kreisen. Dabei fungiert ein weißes durchlaufendes Licht als Kontrolle, welcher Step der Sequenz gerade abgespielt wird. Die zweitoberste Reihe mit vier orange-farbigen Pads dient dem spontanen Richtungwechsel. Vier Abspielmodi stehen zur Verfügung: geradeaus, rückwärts, hin-und-zurück oder zufällig.
Aber es kommt noch besser: Die oberste rote Reihe repräsentiert die Zählzeit. Leuchtet das Pad 5 rot (das fünfte Pad in der obersten Reihe), zeigt das „Normalgeschwindigkeit“ an. Wird Pad 3 gedrückt, läuft das Pattern in Halftime. Pad 1 schließlich spielt das Pattern aufreizend langsam in Viertelgeschwindigkeit. Die Pads 2 und 4 repräsentieren jeweils die triolischen Werte. Nach rechts wird’s dann hektisch: Beschleunigungen auf Zweiundreißigstel (Pad 7) und die triolischen Werte 1/16 T (Pad 6) und 1/32 T (Pad 8) durchbrechen eindeutig die Schallgrenze des Tanzbaren, können aber in Breaks Wunder wirken. Das macht am meisten Spaß mit knatternden Sechzehntelsequenzen, die mit einem Knopfdruck entweder aufreizend langsam oder ekstatisch schnell abgespielt werden können.
Ich finde diese Art von intuitivem Echtzeitzugriff in die Patternstruktur schlicht sensationell. So etwas hätte ich gern für Audioloops. Schade nur, dass das Pattern erst auf die neue Zählzeit umschaltet, wenn es komplett durchlaufen wurde. Da muss man bei der langsamsten Zählzeit schon mal etwas warten. Schöner wäre hier eine smarte Variante, die stets zum nächsten Takt der Originalzählzeit umschaltet.
Eine weitere inspirierende Pattern-Settings-Spezialität lässt sich per SHIFT erreichen: Mit„ Mutate“ werden die Noten eines Patterns nach dem Zufallsprinzip neu geordnet, eine Art „MIDI-Shuffle“. Der Pattern Settings Mode ist definitiv ein Highlight der Circuit Mono Station.

Der Pattern Settings Mode ist ein Highlight der CMS. Hier können die Sequenzen sehr intuitiv und live verändert werden.
Der Pattern Settings Mode ist ein Highlight der CMS. Hier können die Sequenzen sehr intuitiv und live verändert werden.

Sessions und Patterns „

Normale“ Patterns sind übrigens immer maximal 16 Steps lang. Sollen es bis zu 256 Steps sein, kommen die „Sessions“ ins Spiel. Hier lassen sich bis zu 16 Patterns des Osc 1-Sequencers sehr intelligent miteinander verknüpfen. Anders als klassische „Pattern Chains“ bilden Patterns in Sessions ein einziges großes Pattern, in das auch in realtime über 16 Takte aufgenommen werden kann. Wird dann nur ein Pattern angewählt, loopt es durch. Die Länge einer Patternkette wird mit gleichzeitigem Druck auf das erste und das letzte Pattern der Kette definiert.
Der grüne Osc 2-Sequenzer verfügt nur über maximal acht Patterns, genauso wie der orange-farbene Modulationssequenzer. Soll heißen: Jeder der drei Sequenzer kann mit unterschiedlicher Patternzahl eigenständig seine Runden drehen, wobei sich dann oft schon zwangsläufig polyrhythmische Verschiebungen ergeben. Prinzipiell kann man sich eine Session aber auch als 16 eintaktige Sequenzen für Oszillator 1 und acht Sequenzen für Oszillator 2 vorstellen.
Einziges eventuelles Manko: Das ist alles optimiert auf starres Sechzehntel-Sequencing. Wer filigranere Auflösungen sucht, dürfte sich hier zurechtgerückt fühlen. Aber Maschinenmusiker werden es lieben.

In einer „Session“ lassen sich nicht nur bis zu 16-taktige Sequenzen erstellen, man hat auf Wunsch auch Zugriff auf bis zu 16 eintaktige Loops.
In einer „Session“ lassen sich nicht nur bis zu 16-taktige Sequenzen erstellen, man hat auf Wunsch auch Zugriff auf bis zu 16 eintaktige Loops.

Scales

Im „Scales“-Modus wählt man in den unteren beiden Grid-Reihen zwischen 16 verschiedenen Skalen, in denen man die Sequenzen mit den blauen Tasten in den oberen beiden Grid-Reihen in Echtzeit transponieren kann. Es werden immer die Transpose-Werte hell beleuchtet hervorgehoben, die in der angewählten Skala harmonisch Sinn machen. Andere Transpose-Werte sind nur gedimmt beleuchtet. Völlig unbeleuchtete Pads können als Transpose-Wert gar nicht erst angewählt werden. Ob das nun harmonische Bevormundung ist oder einfach nur praktisch, es ist auf jeden Fall super zum live Jammen. Leider lassen sich die live transponierten harmonischen Verläufe nicht in einem „Song“ aufnehmen. Da ist also immer Live-Editing gefragt. Auch habe ich bisweilen kurze Soundaussetzer beim „Live-Scalen“ bemerkt, wie bei den letzten beiden Soundbeispielen zu hören ist.

Nicht gerade die Mailänder Scala: In 16 Skalen darf wild hin- und hertransponiert werden.
Nicht gerade die Mailänder Scala: In 16 Skalen darf wild hin- und hertransponiert werden.

Sound

Ja, aber wie klingt’s denn nun? Novation’s BassStations haben schon seit jeher eine sehr eigenständige Soundästhetik repräsentiert und die Circuit Mono Station macht da keine Ausnahme. Sie klingt sehr energisch und geradeaus und wenn man will auch richtig ravig. Die CMS liefert einen modernen Klang, der sich gut für schräge Leadsounds und charakteristische Bässe eignet.
Wie die Audiobeispiele zeigen, birgt bereits eine einzige Sequenz unterschiedlichste Manipulationsmöglichkeiten. Ein zarter, unschuldiger Sound kann extrem dissonant moduliert werden. Und auch mit dem Mixer allein sind bereits viele Soundvariationen möglich. Selbst mit heruntergedrehten Oszillatoren ist per Ringmodulation die Differenz der beiden hörbar.
Grundsätzlich wird Oszillator 2 bei Sequenzen von Oszillator 1 immer mitgespielt. Um den zweiten Oszillator auch unabhängig vom Hauptoszillator zu hören, muss die Circuit Mono Station in den Paraphonic Mode 2 geschaltet werden (SHIFT + Scales). Dann sind auch zweistimmige Sequenzen möglich, die sich aber immer noch gegenseitig beeinflussen. Hier ist Herumprobieren gefragt. Wie charakteristisch Oszillator 2 im Vergleich zu Oszillator 1 klingen kann, könnt ihr in den letzten beiden Soundbeispielen hören: Bis auf die Bassdrum und die HiHat stammen alle übrigen Sounds zeitgleich aus nur einer Circuit Mono Station.

Audio Samples
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Verschiedene Stepsequenzlängen Verschiedene Stepsequenzrichtungen Verschiedene Stepsequenzgeschwindigkeiten Verschiedene Notenlängen Skalentransponierungen Dissonante Sounds Soundvariationen durch den Mixer und den LFO Bassline-Programmierung from Scratch Jamsession mit der Bass-Sequenz, Oszillator 1 und 2 im Wechsel Jamsession mit eigenständiger hoher Sequenz bei Osczillator 2

Ich hatte im Laufe des Tests auch mal meinen Roland SH-101 per CV/Gate an die Circuit Mono Station angeschlossen. Da fiel recht schnell und gnadenlos auf, dass so ein alter One-Oh-One einfach viel direkter losballert als die CMS: schnellere Attack, härterer Punch, mehr Knarz. Die CMS klingt nicht ganz so knackig, hat dafür aber ihre Stärken in vielschichtigen Zweiklängen, die mal schön und mal schräg klingen und ergänzt sich daher wunderbar mit einem eher rohen Monosynth wie dem 101.
Der integrierte Stepsequenzer der Circuit Mono Station ist allerdings das eigentliche Highlight. Sehr intuitiv, sehr übersichtlich und mit hohem Spaßfaktor. Ich würde mich sehr freuen, wenn ein findiger Max 4 Live-Programmierer einen Sequenzer für das Novation Launchpad erstellen könnte, der die Funktionalität des Circuit Mono Station Sequenzers imitieren würde. Oder wenn Novation einen größeren Circuit Stand-Alone-Sequenzer ohne Klangerzeugung vorstellen würde.

Beide analog und doch so anders: CMS und Roland SH-101 ergänzen sich gut.
Beide analog und doch so anders: CMS und Roland SH-101 ergänzen sich gut.

Fazit

Novation haben für die Circuit Mono Station zwei ihrer besten Konzepte kombiniert, nämlich den eher nerdigen Circuit und die seriöse Bass Station II, und einen schönen, bunten Pad-Analogsynthesizer erschaffen, der hervorragend in den Zeitgeist passt: #standalone, #analog, #desktop und #RGBpads sind die Hash-Tags. Gäbe es nur die obere Hälfte der Novation Circuit Mono Station zu beurteilen, ich wäre nicht sonderlich begeistert: eine analoge Bass Station II in neuer Verpackung, aber mit weniger Regelmöglichkeiten als das Original. Pfiffig wird es „unter der Gürtellinie“: Der Sequenzer des neuen Novation Desktop Synths kommt mit vielen tollen Ideen daher und hat man den RGB-Farbcode erst mal geknackt, findet man sich schnell und sicher darauf zurecht. Trotz der Bonbon-Farben macht die Circuit Mono Station einen hochwertigen Eindruck, wenn man sie erst mal in den Händen hält. Das pfiffige Sequenzer-Konzept entlockt der Circuit Mono Station Klänge und Sequenzen, auf die man mit Keyboard und Computer so nicht kommen würde und bietet sich als schlagkräftige, eigenständige Ergänzung für bestehende Setups an, in denen noch eine trickreiche Musikmaschine für besondere Klänge fehlt.

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • Analogsound in Bass Station II-Qualität
  • ausgefuchster integrierter Step Sequenzer
  • zweistimmige Klänge und Sequenzen
  • kompaktes Desktopgehäuse
  • gut in Computer- und Modular-Setups integrierbar
  • ergiebiger Pattern Settings Mode
  • sämtliche Parameter automatisierbar
Contra
  • kein Metronom
  • Modulationsstatus mitunter unübersichtlich
Artikelbild
Novation Circuit Mono Station Test
Für 269,00€ bei

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Novation Circuit Mono Station Presets für Ambient und Techno
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Profilbild von Wahnfried soporatus

Wahnfried soporatus sagt:

#1 - 11.02.2019 um 16:22 Uhr

0

Ich will eigentlich keine Diskussion starten, komme aber nicht umhin, diese einfach hervorragend geschriebene Beschreibung zu loben Als Besitzer einer solchen Maschine habe ich gerade einen Input reingefetzt bekommen, der mich das Gerät sofort holen liess um fast parallel zum Lesen drauf rumzudrehen/drücken. Ich machte glaub schon mal Bemerkungen über seinen coolen Schreibstil, und nun geb ich gleich noch eins drauf. Da schreibt einer der schwer ne Ahnung hat von dem, was er beschreibt. Auch fachmännisch ist er echt profimässig durch, so, dass sich so mancher Deutsche Kritiker oder YouTube - Vorsteller eine superfette Scheibe absäbeln könnte.
Das wär's schon. Bleibt mir nur noch, mich dafür bestens zu bedanken. Allerbestens.
Wahnfried

    Profilbild von Redaktion Bonedo

    Redaktion Bonedo sagt:

    #1.1 - 21.02.2019 um 09:56 Uhr

    0

    Hallo Wahnfried, vielen Dank für die lobenden Worte!! Schöne Grüße von der Bonedo-Redaktion

    Antwort auf #1 von Wahnfried soporatus

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