Dem Ex-Oasis-Gitarristen sind die vielen politischen Botschaften auf dem Glastonbury-Festival ein Dorn im Auge. Vor allem die Art und Weise, wie über wichtige Themen gesprochen wird, findet Gallagher problematisch.
Das Glastonbury-Festival, damals unter dem Namen “Pilton Pop, Blues & Folk Festival” bekannt, wurde 1970 erstmals von Michael Eavis organisiert. Dabei war es mit etwa 1.500 Teilnehmern noch ein relativ kleine Veranstaltung. In den 80ern gewann das Festival an Relevanz und wurde dabei zu einem jährlichen Event. Es war auch der Beginn des politischen Engagements, bei dem Betreiber und Besucher offen die Antikriegs- und Anti-Atom-Bewegungen unterstützten. Dabei gab es eine Zusammenarbeit mit der CND (Campaign for Nuclear Disarmament).
Im Laufe der Jahre sind noch weitere Bündnisse zwischen dem Festival und NGOs entstanden. Zusammen mit Oxfam soll mehr Bewusstsein für globale Armut und soziale Ungerechtigkeit geschaffen werden. Dazu gab es bereits mehrere Initiativen mit Greenpeace, die auf dem Gelände auch einen eigenen Stand haben. Außerdem wurden Initiativen zum Feminismus, gegen Rechtsradikalismus und Black Lives Matter unterstützt. In diesem Jahr waren aktuelle Themen sichtbar: Ukraine- und Palästina-Flaggen, Anti-Kriegs-Appelle und eine Banksy-Installation zur Flüchtlingsbewegung.
Noel Gallagher gehen die politischen Botschaften zu weit
Das Glastonbury Festival ist dafür bekannt, linken Politikern eine Bühne zu bieten. So gab der damalige Labour-Chef Jeremy Corbyn 2017 auf der Pyramid Stage eine politische Rede. Die Positionen der Labour-Party, die vor allem im Bezug auf Arbeitnehmerrechte und dem Sozialsystem den sozialdemokratischen Parteien in Festlandeuropa ähneln, wurde von Gallagher früher offen unterstützt. Der Musiker sprach sich für Tony Blair und Barack Obama aus. Mit den Jahren ist er anscheinend konservativer und kritisiert mittlerweile öffentlich linke Positionen. Vor allem “woke”-Menschen bekommen ihre Fett ab.
Das alte Oasis-Mitglied äußerte sich in einem Podcast (gebührenpflichtig) zur letzten Ausgabe des Festivals mit kritischen Aussagen. “Es wird jetzt ein bisschen ‘woke’, dieser Ort, und ein bisschen wie eine Predigt und ein bisschen virtue-signalling (bedeutet: Zurschaustellung moralischer Werte). Ich mag das in der Musik nicht – kleine verdammte Idioten, die Fahnen schwenken und politische Statements abgeben und Bands, die auf die Bühne gehen und sagen: ‘Hey Leute, ist Krieg nicht schrecklich, ja? Lasst uns alle den Krieg ausbuhen. Scheiß auf die Tories, Mann’ und so weiter. Es ist wie, schaut – spielt eure verdammten Lieder und verzieht euch.”
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Mehr Spenden, weniger Reden
Danach appelliert er an die Künstler direkt zu Spenden, statt auf der Bühne politische Reden zu schwingen. “Spendet euer ganzes Geld für die Sache – das war’s, hört auf, darüber zu quasseln”, so Gallagher weiter. “Sagen wir mal, die Welt ist ein bisschen im Arsch. Was werden all die Kids auf einem Feld in Glastonbury dagegen tun? Jeder weiß, was in der verdammten Welt vor sich geht, du hast ein Telefon in deiner Tasche, das dir das sowieso sagt. Was ist der Sinn von virtue signalling?”
Die Kritik kommt dabei wohl vom Herzen, das Festival spielt bei Noel eine wichtige Rolle. Er war schon oft als Gast vor Ort und gab 2022 sein Debüt als Solokünstler mit der Band ‘High Flying Birds’. Im Podcast nannte er das Festival auch als “wahrscheinlich das Beste an Großbritannien, abgesehen von der Premier League”.
Banksy und das Schlauchboot
Politische Botschaften waren in diesem Jahr, vor allem in Hinblick auf die vielen globalen Brennpunkte, wieder zu Erwarten. Nicht ganz zu Erwarten war wohl die Aktion von dem weltberühmten Street-Artist Banksy. Dieser schleuste beim Konzert der Post-Punk-Band ‘Idles’ ein Schlauchboot ein. Während eines Songs war das Boot mit Menschen mit Rettungswesten am Crowdsurfen. Damit wollte er auf Flüchtlinge aufmerksam machen, die in kleinen Booten über den Ärmelkanal Richtung Großbritannien flüchten.
Innenminister James Cleverly bezeichnete die Aktion gegenüber Sky News als “zutiefst geschmacklos” und “völlig inakzeptabel”. Daraufhin antwortete der Künstler oder das Künstler-Kollektiv: “Der Innenminister nannte mein Glastonbury-Boot ‘abscheulich und inakzeptabel’, was ein wenig übertrieben schien. Das echte Boot, das ich finanziere, die MV Louise Michel, rettete in der Nacht zum Montag 17 unbegleitete Kinder aus dem zentralen Mittelmeer. Zur Strafe haben die italienischen Behörden das Boot in Gewahrsam genommen, was ich für abscheulich und inakzeptabel halte.”
Klaus sagt:
#1 - 09.07.2024 um 23:39 Uhr
Es ist immer einfach und wohlfeil, sich dem Zeitgeist anzubiedern und sich ohne viel Aufwand über die Masse zu erheben. Vielleicht könnte man auch mal den Dreckskontinent Afrika mit den ganzen Drecksländern thematisieren, wo scheinbar alle wegwollen… um die afrikanische Scheissmentalität zu verbreiten.