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Millenium Hammer Steel Snare Test

Hammerstahl des Jahrtausends, bei Zeus, das klingt gewaltig. Doch dass an dieser Trommel irgendetwas handgemacht ist, darf man gerne bezweifeln. Aber handgemacht, zählt das eigentlich noch? Seit Sabian mit seinen maschinengefertigten HHX-Becken den Mipa-Award für das innovativste Instrument der NAMM abgeräumt hat, dürfen Maschinen wirklich jede Handwerkskunst simulieren, sogar die der groben Hammermale. Aber eines muss man wirklich sagen, bei unserer Snare sieht es richtig menschengemacht aus. Wenn programmierte Grooves von einem PlugIn ihrer mathematischen Schärfe beraubt und etwas unsauber gesetzt werden, dann spricht man von einem „Humanizer“, der maschineller Unterkühlung die emotionale Tiefe von Handgemachtem einflößt. Aber das Humanizing selbst geht natürlich auch maschinell vonstatten, in etwa so wie das Hämmern der Hammer Steel Snare. Die Male sitzen ungenau, eine Maschine wurde also auf ein „menschengemachtes“ Klöppelmuster programmiert. Ob das reicht, dem Instrument die erwünschte musikalische Präzision zu verleihen?

Ein Vorteil liegt klar auf der Hand, die Trommel ist günstig. Sehr günstig. Es ist die günstigste Hammer Steel Snare auf dem Markt. Und für einen Ladenpreis von um die 80 Euro kann man zumindest erwarten, dass das Produkt gut aussieht. Damit ist der Test allerdings noch nicht zu Ende, denn immerhin sind Snares vor allem dazu da, gut zu klingen. Wer Beulen in sein Instrument schlägt, der ist entweder feinsinniger Hüter einer seltenen Handwerkskunst oder lediglich jemand, der damit anzeigen will, dass ihm der Klang komplett egal ist. Zu wem zählt sich Millenium?

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Details

Ja, das sieht schon chic aus, mit den Hammermalen – jedenfalls auf den ersten Blick. Der Kessel ist nicht nur hübsch rundum eingedellt, sondern auch gefalzt. Das sorgt optisch für eine aufgeräumte Oberfläche, die ansonsten wie eine Mondlandschaft aussähe. Ein Blick in den Kessel gibt Hinweise auf die Entstehung der „Hämmerung“: Abdrücke von Stanzringen sind ein Zeichen dafür, dass von der Außenseite ein Muster eingewalzt wurde, und nicht etwa eingehämmert. Dadurch ergeben sich für die Produktion der Trommel offensichtlich zwei kleine Nachteile: Zum einen hält der Badge-Aufkleber nicht richtig und zum anderen wackelt der Ring, der das Lüftungsloch umschließt.

Die Böckchen sitzen allesamt bombenfest, was vor allem daran liegt, dass flexible Plastikunterleger die unebene Auflagefläche ausgleichen. Wenn ein Trommelfell nicht beschriftet ist, sich also nirgends ein Hersteller-Emblem findet, dann ist es keine Markenware und unter Umständen auch kein gutes Produkt. In unserem Fall ist das Coating nur sehr dünn aufgetragen und pellt durch den Druck der Fellauflagekanten bereits teilweise ab, also nicht gerade ein Indiz für Premiumklasse. Auch der Snareteppich ist ein typischer Vertreter seiner Preisklasse, hat 20 Spiralen und kommt aus Taiwan.
Was diesen auf den Fellen hält, heißt Strainer und ist in diesem Fall ein überraschend funktionstüchtiges Exemplar und baugleich mit denen anderer Millenium-Snare-Serien. Die Abhebung besteht aus Gussstahl, während die Spannschraube und das Hebelende mit schwarzem Plastik verkleidet sind. Das Butt-End ist – wie bei den anderen Snares der Marke Millenium auch – zweckdienlich simpel konstruiert.

Was diesen auf den Fellen hält, heißt Strainer und ist in diesem Fall ein überraschend funktionstüchtiges Exemplar und baugleich mit denen anderer Millenium-Snare-Serien. Die Abhebung besteht aus Gussstahl, während die Spannschraube und das Hebelende mit schwarzem Plastik verkleidet sind. Das Butt-End ist – wie bei den anderen Snares der Marke Millenium auch – zweckdienlich simpel konstruiert.
Minimalismus ist allerdings dann als Vorteil auszulegen, wenn die wenigen Euro Budget für sinnvolle Dinge investiert werden, und das ist hier der Fall. So können sich beispielsweise die Rims durchaus sehen lassen, genau so wie der bereits erwähnte gute Strainer und die Kesselverarbeitung obendrein: Die Schweißnaht ist makellos gelegt und an der Kesselinnenseite gut sichtbar. Auf der Außenseite ist davon allerdings nichts zu sehen, dort wurde die Naht wegpoliert und offenbar erst anschließend die Struktur in das Metall gewalzt. Im Winkel von 45 Grad fällt die Kesselgratung nach innen spitz ab, was eine relativ geringe Fellauflagefläche zur Folge hat. 3745 Gramm wiegt das gute Stück und macht dabei doch einen schlanken Zahn.

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Praxis

Die Praxis beginne ich mit einem allgemeinen Statement: Die Trommel klingt okay. Wirklich erstaunlich. Erstaunlich ist das deshalb, weil der Kessel keinen einheitlichen Ton von sich gibt. Schlage ich also auf die gehämmerte Fläche zwischen zwei Böckchen, so schwingt der Kessel – teils dissonant und matt – in einem schwankenden Ton. Schlage ich jetzt wenige Zentimeter weiter auf den nächsten Böckchenzwischenraum, so erklingt ein anderer Ton, der entweder höher oder tiefer liegt als der vorherige. Das Gesamtergebnis ist zwar kein Klavier, bei dem man alle Tasten gleichzeitig anschlägt, aber ein gleichmäßiger Ton, mit dem man die Länge des Sustains oder eine Tonhöhe einstellen kann, ist nicht vorhanden. Die Soundfiles mit dem hohen Tuning repräsentieren eine Trommel, die zwar irgendwie klingt, das aber nur sehr kurz und dissonant. Warum das so ist? Ganz einfach, denn schlägt man eine Trommel an, überträgt sich normalerweise die Schwingung des Fells über die Fellauflagekante auf den Kessel, der dann seinerseits einen Ton, Bass, Mitten oder Höhen zum Klangbild hinzufügt. Bei der Millenium Hammer Steel passiert dieser Effekt kaum, sodass fast ausschließlich die Felle der Snare miteinander interagieren und sich nur ein paar schiefe Töne des Kessels dazugesellen. Um es noch deutlicher zu sagen: Der Kessel schwingt kaum mit, der Klang wird fast ausschließlich durch die Felle erzeugt. Das schränkt den Verwendungsbereich der Hammer Steel deutlich ein, denn übrig bleibt ein Klang, dem man gutgesinnt das Prädikat „Vintage“ aufdrücken kann, denn für einen matten Sound sind vor allem die ähnlich verarbeiteten Kessel des frühen vorigen Jahrhunderts bekannt. Allerdings ist die gehämmerte Millenium gleichzeitig etwas schwach auf der Brust, es fehlt ihr deutlich an Bauch, die Haut ist pockig und trotzdem schön, erfüllt aber darüber hinaus keinen Zweck. Soweit das gnadenlose Urteil aus der Trommelmedizin. Es gibt dennoch auf keinen Fall nur Schattenseiten zu bestaunen, denn wem der trockene Sound liegt, dem kann die Millenium Hammer Steel eventuell als Backup-Snare genügen. Das Instrument ist darüber hinaus voll funktionsfähig, besonders der Strainer ist griffig und lässt sich leicht verstellen. Gute Verarbeitung sorgt dafür, dass dieser vermutlich ein gutes Leben lang seinen Dienst tut.
Hört nun selbst, wie die Hammer Steel Snare klingt:

Audio Samples
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Diese Snare ist zwar billig, aber deshalb noch lange nicht günstig. Und die wenigen genannten positiven Merkmale können die massiven Mängel im Sound und in der Ausstattung nicht aufwiegen. Tipp: Es geht auch anders. Wer auf der Suche nach preisgünstigen Snares ist, der sollte sich im Sortiment von Millenium umschauen, denn dort sind wesentlich leistungsfähigere Snares zu erstehen, und das zum selben Preis.

Unser Fazit:
3 / 5
Pro
  • niedriger Preis
  • trockener Sound
  • guter Strainer
Contra
  • Schlechter Kesselsound
  • Schlechter Teppich, schlechte Felle
  • Kleine Produktionsmängel
Artikelbild
Millenium Hammer Steel Snare Test
Für 125,00€ bei
Facts
  • Material: Stahl
  • Felle: No Name
  • Maße: 14“ x 6,5“
  • Gewicht: 3,75 kg
  • Farbe: Metall-glänzend
  • Gratung: 45 Grad
  • Snarebed: nein
  • Lugs: 8
  • Strainer: Single
  • Böckchen: durchgehend
  • Rims: 1,6 mm Triple Flange
  • Preis: 119,- Euro (UVP)
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Millenium_Hammer_Steel Bild

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