Anzeige

Millenium B20 Becken Test

Millenium B20 heißt die preisgünstige Beckenserie, die es auch Schlagzeuganfängern ermöglichen soll, die klanglichen Vorzüge der klassischen B20-Beckenlegierung zu genießen. Die bereits vor Jahrhunderten entdeckte Kupfer-Zinn-Mischung im Verhältnis 80:20 prägt die Musik ganzer Epochen quer durch so unterschiedliche Genres wie Orchestermusik, Swing, Rock’n’Roll und viele mehr und ist auch aus der modernen Beckenproduktion nicht wegzudenken. Da der Herstellungsprozess im Allgemeinen recht aufwendig ist, waren bislang auch die Preise entsprechend hoch. Das soll sich nun ändern. Anmerkung der Redaktion: Wir haben den Test von 2014 mit weiteren Modellen und um ein Video der kompletten B20-Palette ergänzt. 

Millenium_B20_Becken
Millenium_B20_Becken


Ein Beckenset aus B20-Bronze, bestehend aus einer 14“ Hi-Hat, einem 16“ Crash, einem 20“ Ride-Becken und einer Transporttasche für insgesamt 185 Euro, das ist, als würde man einen Goldring im Kaugummiautomaten verkaufen – also eigentlich ein Aprilscherz. Aber bei einem Hersteller, der komplette Drumsets, die nicht nach Spielzeug aussehen und sogar passabel klingen, für unter 300 Euro anbietet, überrascht diese radikale Preisgestaltung nicht. Das Musikhaus Thomann hat Millenium über viele Jahre hinweg als Hausmarke im Bereich Drums etabliert und richtet sich dabei in erster Linie an Schlagzeuganfänger, die ein „richtiges“ Instrument spielen möchten, aber trotzdem zunächst große Investitionen vermeiden wollen. Schließlich kann es gerade bei den Kids ja passieren, dass die Drumsticks nach ein paar Monaten in der Ecke liegen und das gute Drumset mit den teuren Becken, für die Papi einen halben Monatslohn hingeblättert hat, im Keller verstaubt. Ob sich über die Millenium B20 Becken nicht nur Papis Portemonnaie, sondern auch der trommelnde Sprössling und die kritischen Ohren des Testers freuen und wie sich die sonstigen Modelle aus dem Millenium B20 Portfolio anhören, erfahrt Ihr in diesem Bericht. 

Details

B20 – eine Zauberformel mit langer Tradition

Obwohl es mittlerweile etwa zehn verschiedene Rezepturen gibt, aus denen Becken hergestellt werden, bildet die magische B20-Legierung eine Konstante, die noch heute relevant ist, wenn es um Beckenproduktion auf höchstem Niveau geht. Der Aufwand, aus 80 Prozent Kupfer und 20 Prozent Zinn ein wohlklingendes Becken herzustellen, ist vergleichsweise hoch. Während es beispielsweise möglich ist, B8-Becken, die lediglich über acht Prozent Zinnanteil verfügen, aus industriell gefertigten Blechen herauszustanzen, muss das B20-Rohmaterial zunächst im Ofen erhitzt werden, um daraus schließlich die Rohlinge zu formen. Diese werden dann plattgewalzt und weiterbearbeitet. Besonders hochwertige Becken erfahren natürlich eine etwas intensivere Behandlung als Einsteigerinstrumente. Zur Herkunft der Becken lässt sich sagen, dass sie in China und nicht in der Türkei hergestellt werden. In Bezug auf den Herstellungsprozess ließ sich in Erfahrung bringen, dass die Herstellung zum großen Teil maschinell erfolgt, der endgültige Feinschliff aber per Hand vorgenommen wird. 

Millenium_B20_Becken
Millenium_B20_Becken

Alle zum Test vorliegenden Becken tragen auf den Oberseiten das bekannte schwarze Millenium-Logo sowie die Größen- und Typenbezeichnung und zeigen ein natürliches Finish mit markantem Abdrehmuster, während die sehr fein abgedrehten Kuppen und Unterseiten hochglänzend poliert sind. Deutlich erkennbar sind die kreisförmig auf den Spielflächen angeordneten Hammereinschläge, deren Abstände sich zur Mitte hin verdichten. Die Kuppen und die äußeren Ränder blieben vom Hammer verschont. Positiv zu vermerken ist die gleichmäßige Gewichtsverteilung der Becken. Auf dem Finger balanciert, liegen sie exakt waagerecht und neigen sich nicht zu einer bestimmten Seite, wie es selbst bei teureren Becken oft vorkommt.

Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von YouTube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.

Mehr Informationen

Die Modelle im Einzelnen

Bis auf die 14“ Hi-Hat, die es aktuell nur im Dreier-Set zu kaufen gibt, könnt ihr euch alle folgenden Modelle auch einzeln zulegen.

Die 14“ Hi-Hats

Mit 1050 Gramm für das Top- und 1170 Gramm für das Bottom-Becken könnte man die Hi-Hats als leicht übergewichtige Medium-Cymbals bezeichnen. Die Rillen, die der Abdrehmeißel auf den Oberseiten hinterlassen hat, sind in gleichmäßigen, relativ großen Abständen angeordnet und fallen nicht allzu tief aus. Auffällig sind die Bearbeitungsspuren um die Mittellöcher herum, die aber nur von unten zu sehen sind. An den Rändern der Becken lassen sich keinerlei Unebenheiten entdecken. 

Fotostrecke: 3 Bilder Die 14“ Hi-Hats, …

Das 20“ Ride

Das 20“ Ride präsentiert sich in einem etwas anderen Erscheinungsbild als die Hi-Hats und das Crash. Hier wurde die Oberseite intensiver bearbeitet, was sich am dichteren Abdrehmuster erkennen lässt. In Bezug auf die Hämmerung sind keine Unterschiede zu den anderen Becken auszumachen. Wie beim Crash ist auch hier das Gewicht mit 2280 Gramm ‚Medium-Standard’, allerdings fällt die Kuppe des Rides mit überdurchschnittlichen 15 Zentimetern Durchmesser aus dem Rahmen. 

Fotostrecke: 2 Bilder Prominente Glocke und mittlere Gewichtsklasse: …

Die drei Crashbecken und das Splash

Die drei Crashes in den Größen 14“, 16“ und 18“ zeigen exakt dieselbe Optik wie die Hi-Hats. Alle Becken sind im Medium / Medium-Thin-Bereich angesiedelt, der dünne Rand spricht für ein zügiges Ansprechverhalten. Als kleinen Bruder zum 14“ Crash gibt es außerdem noch ein leicht ausfallendes Splash in 12“ – neben den beiden Chinas das dritte Effektbecken im Bunde. 

Fotostrecke: 5 Bilder 16 Zoll ist das bekannte Standardmaß für Crashbecken.

Das 16“ und 18“ China 

Für den Alarm-Faktor sind zwei Chinas in den universellen Größen 16“ und 18“ zuständig. Mit ihren matt schimmernden Oberflächen unterscheiden sie sich vom Rest der hochglanzpolierten B20-Becken. Beide Chinas haben sehr dünne Ränder, eine breite umgebogene Krempe und die zylindrische Glockenform, welche typisch ist für Chinas, die aus dem Mutterland dieser Spezies stammen.

Fotostrecke: 2 Bilder Klassische Machart und Optik: die beiden B20-Chinas in den Größen 16“ und 18“.

Die Tasche

Natürlich soll auch die Transporttasche nicht unerwähnt bleiben, die es als eine Art „Gratisbeigabe“ zum Dreierset dazu gibt. Sie ist simpel gestaltet und muss ohne Polsterung auskommen, dafür bietet sie eine herausnehmbare, doppelte Trenneinlage, durch welche die Becken vor gegenseitigem Zerkratzen geschützt sind.

Millenium_B20_Becken
Millenium_B20_Becken
Anzeige

Praxis

Gutes Material = guter Sound?

Hören wir uns zunächst die 14“ Hi-Hat des B20-Beckensatzes an. Der Chicksound ist, wie der Gesamtcharakter der Hi-Hats, eher hell und etwas metallisch, dabei schließen die Becken im geschlossenen Zustand sehr gut aufeinander ab. Sowohl in geschlossener, als auch in halb geöffneter Spielweise lassen sich alle Bewegungen nahtlos und ohne Mühe umsetzen. Leicht geöffnet geht es dann aber schnell zur Sache, die Becken sind also nichts für Leisetreter! Allerdings sind sie für mein Empfinden nicht lauter als beispielsweise Zultans 14“ Rockbeat-Variante. Wer etwas mehr Wert auf Durchsetzungsvermögen als auf Wärme legt, könnte mit diesen Hi-Hats aber durchaus glücklich werden.

Audio Samples
0:00
14″ Hi-Hat, solo und im Set

Die drei Crashes und das Splash 

Die beiden Crashes in 16 und 18 Zoll sind auf jeden Fall universeller einsetzbar, was unter anderem am sehr gut gewählten Gewicht liegt. Besonders das 16“ spricht explosiv an und entfaltet gleichzeitig einen für seine Größe sehr vollen und breiten Sound, auch hier überwiegen die hellen Anteile im Gesamtklang. Das 18“ Modell ist etwas tiefer angesiedelt und bildet tonal einen stimmigen Kontrast. Es spricht ebenfalls sehr leicht an, geht aber beim vollen Crashsignal nicht ganz so stark auf.
Das 14“ Crash wirkt tonal eher wie ein größer dimensioniertes Splashbecken, es klingt sehr hell mit ganz leicht trashigen Frequenzen, durch seine schnelle und volle Klangentfaltung eignet es sich optimal für kurze und prägnante Akzente. Das 12“ Splash spricht ebenfalls blitzschnell an. Auch hier muss ich mir beim Betrachten des Preisschildes wieder die Augen bzw. Ohren reiben, denn es klingt wesentlich „teurer“ und facettenreicher als erwartet. Im Gegensatz zu den drei Crashbecken ist es allerdings von der Gesamtentfaltung hörbar leiser, so wäre es zum Beispiel auch für den Einsatz in akustisch delikaten Situationen oder als Ergänzung zu einem Cajon-Setup prädestiniert. 
Meines Erachtens können sich alle Becken mit Exemplaren messen lassen, die preislich zwei bis drei Klassen höher angesiedelt sind, zudem sind sie – abgesehen von sehr lautem Rock, Metal oder Punk – sehr vielseitig und stilübergreifend einsetzbar. 

Audio Samples
0:00
16″ Crash, solo und im Set 18″ Crash, solo und im Set 14″ Crash, solo und im Set 12″ Splash, solo und im Set Alle drei Crashes und Splash im Set

Das 20“ Ride

Gute Allroundtauglichkeit zeichnet das 20“ Ride aus, das nebenbei auch akzeptable Crash-Eigenschaften bietet. Der Stockaufschlag klingt silbrig-hell und wird unterfüttert von einem dunklen Soundspektrum. Geht es etwas stärker zur Sache, wird der Flächenklang allerdings recht schnell etwas unpräzise. Für Freunde von streng getrennten, eher pingigen Flächensounds wäre dieses Becken daher nicht die erste Wahl. Streut man während eines Ridepatterns vereinzelte Crashakzente ein, so rauschen diese kurz auf, verklingen aber schnell wieder. Eine sehr gute Figur macht das Becken, wenn man es in Viertelnoten durchgehend crasht. Damit ist es in lauteren Musikrichtungen wie Grunge hervorragend einsetzbar. Leider bleibt der Kuppensound etwas hinter den Erwartungen zurück, denn er klingt nicht so kräftig, wie es die Größe der Kuppe vermuten ließe.

Audio Samples
0:00
20″ Ride, solo und im Set 20″ Ride, 16″ Crash und 14″ Hi-Hat im Set

Die beiden Chinas in 16“ und 18“

Die beiden Chinas erklingen mit mehr „Käsch“ als „Käng“, sie gehen bei Schlägen auf den Rand sehr schnell auf, trotzdem sind sie in der Lage, einen nachhaltigen Eindruck im Gehörgang zu hinterlassen. Für schnelle und kurze Akzente in etwas lauteren Umgebungen sind sie also ideal. Umgedreht lassen sich auch etwas sanftere, exotische anmutende Ride- und Crashklänge hervorlocken. Beide Becken sind aber weder das typisch brachiale Heavy-Metal-China, noch das ultraweich klingende Jazzmodell. 

Audio Samples
0:00
16″ China, solo und im Set 18″ China, solo und im Set 16″ China, upside down im Set 18″ China, upside down im Set China Groove mit beiden Modellen
Anzeige

Fazit

Während man preisgünstige Drumsets durch bessere Felle oder Halterungen „pimpen“ kann, gibt es bei Becken der unteren Preiskategorie nur zwei Möglichkeiten: Sie gefallen oder sie gefallen nicht. Für die Millenium B20 Becken lautet mein Urteil ganz klar: Sie gefallen … sehr sogar, und das nicht nur vor dem Hintergrund, dass sie spottbillig sind. Das 16“ Crash beispielsweise klingt genau so, wie ein gutes 16er Crash eben klingen sollte: perfekt abgestimmtes Gewicht, schnelle Ansprache, ideales Sustain und ein Sound, der meilenweit entfernt ist von billigen Messing- oder B8-Becken anderer Hersteller. Nach oben und unten hin wird die Crashpalette mit einem klanglich passenden 18“ Crash und einem kleinen 14“ Crash abgerundet. Auch das 20“ Ridebecken lässt sich vielseitig einsetzen, unter anderem auch als voluminöses Crash. Lediglich die Bell könnte etwas präsenter sein, während der Flächenklang bei stärkerer Bearbeitung an Definition einbüßt.
Die Effektsektion wird mit dem 12“ Splash, das ebenfalls blitzschnell aufgeht, aber insgesamt etwas leiser klingt, und den beiden Chinas in 16“ und 18“ abgedeckt. Letztere fauchen exotisch, setzen sich auch in lauten Umgebungen durch und sprechen ebenfalls sehr zügig an. Die 14“ Hi-Hats, die als einzige nur im Beckenset erhältlich sind, sind vor allem für Schlagzeuger interessant, die eher helle und (etwas) lautere Hi-Hats bevorzugen. 
Alle Testbecken sind gut verarbeitet und gewichtet, nur bei der Rundheit der Mittellöcher gab es einige Ausfälle zu vermeiden, angesichts der Preisklasse ist dieses aber zu verschmerzen. Somit bekommen die Millenium B20 Becken eine klare Antestempfehlung.

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • sehr gute Klangqualität bei Crash und Ride
  • hervorragendes Preis-Leistungs-Verhältnis
  • gelungene Abstimmung der Crashbecken
  • breit aufgestellte Modellpalette
  • insgesamt gute Verarbeitung (siehe Contra)
  • ideal für Einsteiger oder als Proberaumbecken
Contra
  • Hi-Hats nicht geeignet für leise Musik
Artikelbild
Millenium B20 Becken Test
Für 259,00€ bei
Ansprechende Sounds zu einem äußerst schmalen Taler - die Millenium B20 Becken.
Ansprechende Sounds zu einem äußerst schmalen Taler – die Millenium B20 Becken.

Technische Spezifikationen

  • Hersteller: Millenium
  • Serie: B20
  • Material: B20-Bronze, maschinell / handgearbeitet
  • Herkunftsland: China
  • Preise: (Verkaufspreise Juli 2020)
  • Beckenset:
  • 14“ HiHat, 16“ Crash, 20“ Ride + Tasche: EUR 185,-
  • Einzelmodelle:
  • 12“ Splash: EUR 19,40
  • 14“ Crash: EUR 28,-
  • 16“ Crash: EUR 44,-
  • 18“ Crash: EUR 67,-
  • 20“ Ride: EUR 87,-
  • 16“ China: EUR 44,-
  • 18“ China: EUR 67,-

Seite des Herstellers: https://milleniumdrums.com

Hot or Not
?
Ansprechende Sounds zu einem äußerst schmalen Taler - die Millenium B20 Becken.

Wie heiß findest Du dieses Produkt?

Kommentieren
Profilbild von Knecht ruprecht

Knecht ruprecht sagt:

#1 - 18.03.2023 um 21:44 Uhr

0

gute billigbecken!Wahrscheinlich die besten unter vielen.hh und China fallen klanglich aber ab.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.
Bonedo YouTube
  • Zultan Alaris Cymbal Set - First Impression #zultancymbals #cymbals
  • Zultan Alaris with Mallets! #mallets #zultancymbals #cymbals
  • Meinl Polyphonic Brilliant 15" Hi-Hat #meinlcymbals