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Miktek MK300 Test

Das Miktek MK300 ist ein Studiomikrofon, welches einen wichtigen Markt bedient: Nach Interface, Monitoren und Kopfhörern und vielleicht einem Einspielkeyboard ist die typische Anschaffung im Homerecording-Studio ein erstes Mikrofon.

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Üblicherweise wird Gesang aufgenommen, aber auch für verschiedene Instrumente will man gewappnet sein – der Griff zu einem Kondensatormikrofon mit großer Membran ist da naheliegend, denn viele scheuen sich vor Kleinmembran-Kondensatormikros oder weniger detailreichen Tauchspulenmikros.
Um möglichst flexibel zu sein, wollen viele Käufer ein umschaltbares Mikrofon, das zwar durchaus einen eigenen Charakter mitbringt, jedoch klanglich nicht so sehr stempelt, dass man schon bei der Aufnahme soundmäßig in die falsche Richtung navigiert. Und ins Budget sollte es passen, denn viele Mikrofone werden heute an „Hobbyisten“ verkauft, die nicht mal eben für eine Metallröhre mit ein paar Bauteilen darin ein Monatsgehalt auf den Tisch legen können oder wollen. Genau ein solches Mikrofon scheint das Miktek MK300 zu sein.

Details

Kapselaufbau klassisch

Wie bei wahrscheinlich 90% aller modernen Großmembran-Kondensatormikrofone wandelt hinter dem Schutzgitter eine Nierenkapsel mit goldbedampfter und mittenkontaktierter Mylar-Membran von einem Zoll Durchmesser die Luftbewegung in Schwingung. Anders als viele Mikrofone dieser Preisklasse kann der Nutzer des Mitek MK300 auch auf das Signal eine hinteren Membran zurückgreifen, welches bei Bedarf mit dem Signal der vorderen Seite gleich- oder gegenphasig addiert werden kann und somit eine Kugel- oder Achtercharakteristik ergibt. Diese klassische Verschaltungsmöglichkeit erlaubt ein von den entsprechenden Piktogrammen umgebener Dreifachschalter auf der Vorderseite des Mikrofons unterhalb des Korbs. Auf der Rückseite des Mikteks sind zudem noch ein Hochpassfilter (mit 100 Hertz Grenzfrequenz) und eine Vordämpfung von 10 Dezibel schaltbar – womit das MK300 typische Eigenschaften eines Mikrofons zeigt, das nicht nur für Vocals genutzt wird.  

Fotostrecke: 4 Bilder Als nicht anders als “klassisch” lässt sich die Doppelmembrankapsel bezeichnen.

FET

Die Elektronik ist um einen Feldeffekttransistor („FET“) herum aufgebaut, einem Baustein, der einst als „bessere“ Alternative zur Röhre propagiert wurde und diese in Mikrofonen für eine lange Zeit beerbt hatte. Es besteht beispielsweise ein deutlicher klanglicher Unterschied zwischen Neumann U 47 (mit Röhre) und U 47 FET, der neben anderen nicht zuletzt auf diesen Umstand zurückzuführen ist. Ebenfalls klangbildend in einem Mikrofon ist der Ausgangsübertrager: auch hier war man einst froh, diesen Klangveränderer los zu sein, doch wird er heute wieder geschätzt. Miktek spendieren trotz des geringen Gesamtpreises des MK300 ihrem Mikrofon einen nach ihren Spezifikationen hergestellten derartigen Übertrager. Und auch sonst wird an wichtigen Komponenten nicht zu sehr gespart. So ist das Messingblechgehäuse recht robust, eine elastische Halterung gegen die Übertragung von Körperschall über das Stativ liegt dem 300 ebenfalls bei.  

Fotostrecke: 2 Bilder Ein Feldeffekttransistor bildet das Herzstück der Elektronik.

Mikrofondaten

Wird das Miktek MK300 mit den zum Betrieb notwendigen 48 Volt Phantom-Power aus dem Mikrofon-Vorverstärker versorgt, geht es mit einer beachtlichen Empfindlichkeit von 35,5 mV/Pa zu Werke, erreicht den maximalen Schalldruckpegel bei 127 dB(SPL) – mit ausgeschaltetem Pad. Im Nierenbetrieb rauscht das Mikrofon mit verhaltenen 13 dB(A), bei Kugelbetrieb ist es naturgemäß höher und erreicht dort 22 dB(A). Der grafische Standard-Frequenzgang ist bei nicht zu naher Besprechung, die dort für Überhöhungen sorgt, im Bassbereich recht linear, ab 2 kHz zeigen sich Unregelmäßigkeiten, die bei einem Großmembranmikrofon nur schwer vermeidbar und in gewissem Maße auch oft klanglich gewünscht sind. Präsenzanhebungen bei 3-5 kHz und gleichzeitige Verminderung der Schärfebereiche um die 7 kHz sind nicht unüblich und werden der Aufnahme von Stimmen zugute kommen, um die 10 kHz sorgt ein leichter Boost voraussichtlich dafür, dass das Mikrofon nicht zu dunkel empfunden wird. Unvermeidbar ist jedoch der klare Abfall zu 20 kHz hin – das MK300 ist schließlich ein Großmembranmikrofon klassischer Bauart. Die Kugel weist im Unterschied zu Niere und Acht einen stärkeren Boost zwischen 6 und 10 kHz auf, ist dafür aber zwischen 2 und 5 kHz deutlich verhaltener. Unterlagen zum Richtungsfrequenzgang liefert Miktek nicht mit.  

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Praxis

Herstellungsqualität wie bei den teureren Miktek-Verwandten

Es ist erstaunlich, aber das Miktek MK300 ist nicht von erkennbar schlechterer Herstellungsqualität als seine teils deutlich teureren Verwandten, die vom mechanischen Aufbau her so gut wie gleich sind. Für ein Mikro der Dreihundert-Euro-Klasse ist das wirklich gut! Die nicht streng zylindrische Form verringert die nicht seltenen Probleme durch Resonanzen, die Schalter laufen alle ordentlich, mit Blick auf das Preisschild fehlt hier also der Nährboden für Nörgeleien.  

Fotostrecke: 3 Bilder Miktek hat die typische Bauweise seiner Mikrofone auch beim MK300 verwendet.

„Billiger Sound?“ – Nein!

Das Attribut „preiswert“ hört man dem Audiosignal glücklicherweise nicht an. Wie von ordentlichen Studio-Kondensern gewohnt, erreicht ein vollständiges und qualitativ den Anforderungen an professionelle Aufnahmen entsprechendes Klangbild die DAW – auch wenn der Mikrofonvorverstärker nicht der allerbeste ist, also beispielsweise der eines einfachen Audio-Interfaces. Wie eingangs beschrieben, liefert das MK300 auch tatsächlich einen Sound mit eigener Note, jedoch ist diese nie aufdringlich. So färbt das Mikrofon so subtil, dass es nicht problematisch wäre, mehrere Signale des Mikrofons in einem Mix unterzubringen. Vielleicht wird es ja benutzt, um Mono-Overheads, den Gitarrenamp, die Main- und Background-Vocals sowie eine Ukulele und Kastagnetten aufzunehmen. Und klanglich variieren kann man mit den Polar-Patterns, denn besonders die Kugel, bei vielen preiswerteren umschaltbaren Mikros oft das „Problem Child“, klingt tatsächlich luftiger und frischer als die Acht und die Niere, die etwas unter dem doch sehr schwach ausgeprägten Air-Band leiden, und ist mir daher eine gesonderte Bemerkung unter den Pro-Punkten dieses Reviews wert.  

Audio Samples
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Miktek MK300, Niere, 10 cm Miktek MK300, Niere, 40 cm Miktek MK300, Niere, 70 cm Miktek MK300, Kugel, 40 cm Miktek MK300, Acht, 40 cm Miktek MK300, Niere, 10 cm, HPF Miktek MK300, Niere, 40 cm, HPF Miktek MK300, Niere, 40 cm, 45 Grad Mojave MA-201FET, 10 cm Mojave MA-201FET, 40 cm Audio-Technica AT5045, 10 cm Audio-Technica AT5045, 40 cm Audio-Technica AT5045, 70 cm

Tendenziell leicht behäbig

Ein Kehrseite hat die Medaille gewiss auch: Niere und Acht besonders, aber das Mikrofon allgemein ist für mein Empfinden ein klein wenig zu belegt, die Höhen dürften gerne ein wenig lebendiger sein. Im Vergleich mit dem technisch nicht sehr weit entfernten (aber deutlich teureren und nicht umschaltbaren) Mojave MA-201FET fällt auf, dass das Miktek doch recht weich und rund ist, oder, um es etwas kritischer auszudrücken: behäbiger. Das hat weniger mit dem reinen Frequenzgang zu tun als mit der Mikrodynamik, denn das MK300 reagiert nicht so agil auf Transienten, was man vor allem bei S- und T-Konsonanten feststellen kann. Es gibt zwar einen angenehm vollen Körper und eine Dichte im Sound, die durchaus ihren Reiz hat, doch für viele Instrumente und Stimmen, die nicht per se durchsetzungsfähig genug sind, wird man dort vielleicht ein wenig vermissen und hätte gerne mehr Spielraum, wenn man komprimieren will und stärker formend mit dem EQ eingreift. Wirklich schmälern kann das meinen positiven Eindruck von diesem Kondensermikro nicht, denn feinste Detailzeichnung und beste Dynamik wären angesichts des Preises doch etwas viel verlangt. Als Gegenbeispiel soll das Audio-Technica 5045 dienen – eine neutrale, transformatorlose Großmembran-Niere mit allerbesten Eigenschaften, die allerdings mehr als 1500 Euro kostet.  

Nahbesprechungseffekt gut steuerbar

Positiv ist einzustufen, dass das Miktek seine Eigenschaften auch bei verschiedenen Pegeln konstant hält und einen gut steuerbaren, nicht zu starken Nahbesprechungseffekt an den Tag legt. Eine gute Position für Sänger ist jedoch im Bereich von 30 bis 60 Zentimetern vor dem Mikrofon, um einen ausreichend offenen Klangcharakter zu erzielen. Bei geringeren Abständen würde ich bei fast allen Signalen den Einsatz des Filters anraten. Nett ist auch, dass ein großer Bereich vor dem Mikrofon ohne starke Klangfärbungen nutzbar ist. Hat man viele Reflexionen oder Bleeding umgebender Instrumente, die mit mehr als 45 Grad Winkel zur Hauptachse eintreffen, sollte man aber kontrollieren, ob man mit den Färbungen leben kann – aber das ist kein spezifisches MK300-Problem, sondern betrifft eine Vielzahl an Großmembranern.

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Fazit

Miktek hat mit dem MK300 ein Mikrofon auf den Markt gebracht, welches sich durch zahlreiche Features gut positioniert. Es ist umschaltbar, hat Pad und Filter, ist ordentlich gebaut und technisch vollkommen in Ordnung – und frisst keine riesigen Löcher ins Budget. Klanglich ist es ein wenig auf der gemütlichen Seite unterwegs und dürfte ein bisschen detaillierter und höhenreicher zeichnen, doch das ist in diesem Preissegment nicht so einfach realisierbar. Wer einen gutmütigen Allrounder sucht, ist mit dem MK300 in jedem Fall gut beraten.  

Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • sehr gutes Preis-Leistungsverhältnis
  • gute Allrounderqualitäten
  • schöner Klangcharakter der Kugel
Contra
  • etwas schwaches Top-End, etwas belegt
Artikelbild
Miktek MK300 Test
Für 199,00€ bei
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FEATURES UND SPEZIFIKATIONEN
  • Membrangröße: groß (1“), mittenkontaktiert
  • Empfängerprinzip: Doppelmembran-Druckgradientenempfänger
  • Richtcharakteristiken: Kugel, Niere, Acht
  • Wandlerprinzip: Kondensator
  • Betriebsspannung: 48V Phantomspeisung
  • Frequenzgang: 20 Hz – 20 kHz
  • Übertragungsfaktor: 35,5 mV/Pa
  • THD+N: 13 dB(A-bewertet) bei Nierencharakteristik
  • maximaler Schalldruckpegel: 127 dB (1% THD+N)
  • Pad: 10 dB
  • Hochpassfilter: 100 Hz
  • Besonderheit: FET, Custom-Übertrager
  • Lieferumfang: Spinne, Kunstledertasche
  • Preis: € 355,– (UVP)
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