Ludwig Drums war seinerzeit mit Endorsern wie Ringo Starr, Ian Paice, Mick Fleetwood und natürlich John Bonham nicht nur an der vordersten Front der Rock’n Roll Musikgeschichte vertreten, sie galten auch als eine der innovativsten Firmen, wenn es um die Rezeptur für neue Kesselmaterialien ging. Eine davon sind die Ludwig Stainless Steel Drumsets, die mit ihrem besonders durchsetzungsfähigen Klangcharakter vermarktet wurden.

- Der Innovationsdruck war in diese Ära besonders groß
- Das Video zum Stainless Steel Set:
- Konstruktion der Ludwig Stainless Steel Kessel
- Die Trommeln sehen massiv aus, sind aber erstaunlich handlich
- Sound und Besonderheiten der Ludwig Stainless Steel Drums
- Warum konnte sich die Serie nicht dauerhaft am Markt etablieren?
- Ludwig Stainless Steel: Gebrauchtpreise und gängige Kesselgrößen
Der Innovationsdruck war in diese Ära besonders groß
Schauen wir kurz zurück in die Geschichte: Mitte bis Ende der 1970er Jahre wurde der Druck durch japanische Hersteller auf den westlichen Musikinstrumentenmarkt immer größer. Die vormals wegen ihres günstigeren Preisschilds vor allem von Einsteigern gekauften Instrumente legten bezüglich der Verarbeitungsqualität so zu, dass sie auch in der Mittel- und Profiklasse zu gängigen Alternativen wurden. Ende der 1978er kam das Yamaha 9000 aus Taiwan, später das Yamaha Recording aus Japan auf den Markt, und auch Tama konnte mit seinem Superstar Set für einen echten Meilenstein sorgen.
Firmen wie Sonor in Deutschland und Ludwig USA versuchten, durch besonders hochwertige und zum Teil auch ausgefallene Instrumente weiterhin als Trendsetter wahrgenommen zu werden und Marktanteile zu behaupten. Viele von euch kennen sicherlich die durchsichtigen und farbigen Ludwig Vistalite Trommeln aus Plexiglas, die ebenfalls in den 70ern vorgestellt wurden und heute noch erhältlich sind. Eines der teuersten Sets, das aber nicht dauerhaft den Durchbruch schaffen sollte, waren die Stainless Steel Drums. Um die geht es heute.
Das Video zum Stainless Steel Set:
Konstruktion der Ludwig Stainless Steel Kessel
Auch wenn die französische Firma Asba Drums als Pionier in der Produktion von Drumsets aus Edelstahl nicht unerwähnt bleiben soll, sorgte das Ludwig Stainless Steel international für wesentlich mehr Furore. Unser heutiges Kit ist ein „4-pc Set“ mit einer 24“ x 14“ Bassdrum, 14“ x 10“ und 15“ x 12“ Toms und zwei Standtoms in 16“ x 16“ Toms 18“ x 16“. (In einem vorigen Video haben wir ein klassische Big-Beat-Konfiguration mit 22er Bassdrum gecheckt.)
Neben der spiegelnden Oberfläche sind die Kessel auch unter der Haube interessant. Die Zylinder sind oben und unten umgebördelt und an einer Naht verschweißt. Die Kessel unseres Sets im Video sind sehr gut verarbeitet, alle modernen Felle passen problemlos drauf, auch stimmt sich das Set sehr leicht. Wir konnten die genaue Wandstärke der Edelstahlkessel nicht bestimmen, allerdings scheinen die Bassdrum und das Standtom etwas mehr Materialstärke zu haben als die Racktoms. Wer hier genauere Angaben hat, kann es gern in den Kommentaren ergänzen.
Die Trommeln sehen massiv aus, sind aber erstaunlich handlich
Insgesamt ist das Kit erstaunlich handlich, also lange nicht so schwer wie beispielsweise ein Sonor Phonic, aber natürlich gewichtsintensiver als die Ludwig-Pendants aus Holz. Die Beschlagteile entsprechen dem Ludwig-Sortiment der damaligen Zeit.
Wie eingangs erwähnt, sollten die Stainless Steel Drums im Zeitalter immer lauter werdender Verstärkertürme für Durchsetzungskraft sorgen. Mit John Bonham hatte man sich den damals populärsten Rockdrummer als Markenbotschafter ins Boot geholt. Er spielte ein Stainless-Steel-Kit bei Led Zeppelin ab dem Jahr 1977, mit der für ihn typischen Konfiguration aus 26“ Bassdrum und 14“ bzw. 15“ Racktom sowie 16“ und 18“ Floortoms.
Sound und Besonderheiten der Ludwig Stainless Steel Drums
Zurück in die Neuzeit… Im Soundcheck mit Daniel Schwarz bestätigt sich: Die Stainless-Steel-Kessel sind laut und haben viel Projektion, trotzdem klingen sie rund und mit den passenden Fellen auch eher warm. Um das volle Soundpotential aus den Kesseln zu holen, sollte man allerdings schon etwas beherzter auf die Felle schlagen – oder anders ausgedrückt: Für Jazz und besonders sensible Stile sind diese Trommeln eher nicht die erste Wahl. Die Toms haben wir im neuen Video mit Evans UV2 Fellen bestückt, die wesentlich offener und weniger knochig als die seinerzeit schwer angesagten Remo-CS-Dot-Felle klingen. Vom Tuning geht es bei Daniel Schwarz eh immer recht hoch zu, zumindest was die Snare und die Toms betrifft; hier frönt er seinen Klangidolen Phil Collins und natürlich auch Herrn Bonham.
Warum konnte sich die Serie nicht dauerhaft am Markt etablieren?
Die hohen Verkaufspreise der Stainless Steel Drums sorgten für eine eher verhaltene Resonanz bei der Kundschaft. Letzten Endes waren auch die hohen Herstellungskosten dafür verantwortlich, dass Ludwig sich nach knapp fünf Jahren von dem Projekt verabschiedete. Es ist anzunehmen, dass zwischen 1976 und 1980 nicht besonders hohe Stückzahlen dieser Drums gebaut worden sind. Trotzdem fristeten sie bis vor ein paar Jahren eher ein Dasein als wenig gefragtes Nischenprodukt auf dem Gebrauchtmarkt – also weit entfernt vom kultigen Sammlerobjekt.
Die limitierte Neuauflage durch Ludwig und Ronn Dunnett, und Drummer bekannter Bands wie Dave Turncrantz (Russian Circles) oder Jon Theodore (Queens of the Stone Age), welche die Stainless-Steel-Vintage-Kits wieder vermehrt live spielen, sorgten für einen Aufmerksamkeitsschub und damit auch für ein Anziehen der Preise auf dem Gebrauchtmarkt.

Ludwig Stainless Steel: Gebrauchtpreise und gängige Kesselgrößen
Hier in Deutschland ist eine Big-Beat-Konfiguration mit 22er Bassdrum im guten Zustand zwischen 2.000 bis 3.000 Euro zu erstehen, manchmal auch günstiger. Wer ein Kit mit einer 24“ oder 26“ Bassdrum und einem 18“ Floortom möchte, wird hierzulande deutlich seltener fündig; auch sind solche Konfigurationen deutlich teurer. Hier geht es dann eher in die Richtung 3.000 bis 4.500 Euro.
Fazit: Die Ludwig Stainless Steel Drums sind eher nichts für Schnäppchenjäger – da gibt es auf dem Gebrauchtmarkt definitiv anderes. Nichtsdestotrotz tolle Rockdrums mit einem ganz eigenen Charakter und besonderer Optik.






















