Lewitt LCT 040 Match Test

Zwei neue Kleinmembran-Kondensator-Mikrofone zur Aufnahme von Instrumenten hat die österreichische Firma Lewitt auf der Namm Show 2019 vorgestellt.

Lewitt_040_Match_TEst_2_test

Eines davon wird auch als Stereopärchen angeboten, welches auf den Namen Lewitt LCT 040 Match hört und uns zum Test zugeschickt wurde. Mit dem Tennis-Match hat das natürlich nichts zu tun, es bedeutet vielmehr, dass man bei Lewitt auch in der preislichen Einsteigerklasse den technischen Aufwand betreibt, möglichst identische Exemplare zu Stereosets zusammen zu stellen.
Die Idee hinter dem Matching ist, aus einem großen Pool frisch gefertigter Mikrofone jene Paare zusammen zu stellen, die in puncto technischer Paramter wie Output und Frequenzgang möglichst nahe beieinander liegen. Lewitt betont, dass diese Praxis eventuelle Phasenprobleme eliminiert und so für besser klingende Stereoaufnahmen sorgt. Wir haben uns die erstaunlich kleinen Mikrofone am Schlagzeug und der akustischen Gitarre angehört. 

Details

Sehr klein und sehr leicht

Wie auch die teureren und größeren Schwestermodelle vom Typ LCT 140 Air, kommen die 040 Match in einem kompakten Karton im schwarz-grünen Lewitt-Look. Der Unterschied ist, dass im Fall der Testexemplare zwei Mikros in der Verpackung Platz finden. Und vermutlich könnten es auch vier oder sechs sein, denn mit 8,5 Zentimetern Länge fallen die Teile wirklich außergewöhnlich kompakt aus. Knappe 45 Gramm wiegt eines. Zum Vergleich: Einer der beiden einfachen Kunststoff-Halteclips mit eingeschraubtem EU-Verkleinerungsgewinde wiegt ebenfalls fast 50 Gramm. Der Grund für diesen Hauch von Nichts liegt einerseits in der technischen Bauweise ohne Transformator, zweitens am Aluminiumgehäuse und ist drittens dem Umstand geschuldet, dass die LCT 040 Match keinerlei Zusatzausstattung besitzen. Auf Pads, Low Cuts oder gar Klangformung wie beim LCT 140 Air , muss der 040-User verzichten. 

Fotostrecke: 6 Bilder Kürzer geht es kaum: Die LCT 040 sind nur etwa 8,5 Zentimeter lang.

Die Nierenkapsel teilen sich unsere Testmodelle allerdings mit den teureren Geschwistern. Sie ist permament polarisiert, wir haben es also mit Elektret-Mikrofonen zu tun. 135 dB Grenzschalldruckpegel verdauen die kleinen Kerle, 18,8 mV/Pa Empfindlichkeit sind ebenfalls ein sehr guter Wert. Das auf der Lewitt Webseite bereitgestellte Frequenzdiagramm zeigt einen unterhalb von 200 Hertz langsam abfallenden Pegel, zwischen 200 und 4000 Hertz verläuft die Kurve relativ linear, um danach gleichmässig bis zu einem Peak bei 12500 Hertz anzusteigen. Zu erwarten ist also ein tendenziell schlanker, nach oben hin präsenter Klang. Besonders in anbetracht des versprochenen Matchings wären individuelle Diagramme für beide Mikros noch interessant gewesen. Neben den angesprochenen Haltern finde ich im Karton noch zwei Windschutze, eine Anleitung samt Garantiekarte sowie eine einfache, mittig unterteilte Kunststofftasche. Hören wir uns nun mal an, was die unscheinbaren Gesellen so können.

Das kleine Lewitt LCT 040 ist kaum zu erkennen.
Das kleine Lewitt LCT 040 ist kaum zu erkennen.

Praxis

Die Lewitt LCT 040 Match bieten lebendige Sounds mit guter Transientenwiedergabe

Im praktischen Einsatz stellt sich schnell heraus, dass die klanglichen Eigenschaften der Lewitts durchaus zu ihrem optischen Erscheinungsbild passen. Sie klingen nämlich kompakt, offen und liefern aufgrund ihrer Konstruktion einen sehr leichtfüßigen Klang. Im Vergleich mit meinen Oktava MK012 fällt sofort auf, dass sie in den unteren Mitten und Bässen wesentlich schlanker daher kommen. 

Fotostrecke: 4 Bilder Das Lewitt-040-Pärchen an der Akustikgitarre

An der akustischen Gitarre, einer Baton Rouge Dreadnought, wirken sie damit straffer und moderner, wobei die Abbildung der Details nicht unbedingt Mikros der 100-Euro-Klasse vermuten lässt. Speziell beim Picking wird deutlich, dass die Lewitts mit den Feinheiten im oberen Register präziser umgehen als die Oktavas. Beim Strumming gefällt mir der untenrum voluminösere Sound der Oktavas besser, die Lewitts wirken hier, als wäre ein Low Cut am Werk. Das kann in vielen Situationen vorteilhaft sein. Nicht Vorhandenes hinzu addieren ist jedoch immer schwieriger als Überflüssiges zu entfernen. 

Audio Samples
0:00
Lewitt 040 Match, Picking Oktava MK 012, Picking Lewitt 040 Match, Strumming Oktava MK 012, Strumming

Becken und Hi-Hats klingen detailliert, aber nicht zu scharf

Dass die Lewitts über dem Drumset ebenfalls weniger „Bass-Wumms“ haben würden als die Oktavas, war nach den Erfahrungen an der akustischen Gitarre abzusehen, trotzdem gefallen sie mir hier wirklich sehr gut. Um genau zu sein, bin ich erstaunt, wie präzise und druckvoll sie das gesamte Kit übertragen, ohne scharf oder verschmiert zu klingen. Ihre Fähigkeit, den Transienten zügig zu folgen, sorgt für eine schöne Präsenz bei den Tom-Anschlägen, Snares und Hi-Hats, den tonalen Bauch der Trommeln vermisst man spätestens im Gesamtmix mit den anderen Mikrofonen nicht mehr. Dort klingen die Lewitts nämlich insgesamt straffer als die Oktavas, welche – sofort man auf einen Low Cut im Mix verzichtet – einen wesentlich wolkigeren und gemütlicheren Sound darstellen. Dasselbe gilt für die Hi-Hats. Der „eingebaute“ Low Cut der Lewitts sorgt für eine sehr einfache Einbindung der Becken in den Gesamtklang, während die Becken selbst realistisch und lebendig rüber kommen. In welcher Form das Matching die durchweg guten Ergebnisse begünstigt, vermag ich nicht abschließend zu beurteilen. Fakt ist jedoch, dass sie an meinen RME UFX Preamps identisch hohe Outputs produzieren und auch im akustischen Vergleich praktisch nicht auseinander zu halten sind.

Audio Samples
0:00
Lewitt 040 Match, Overheads, solo Lewitt 040 Match, Overheads, Kit Oktava MK 012, Overheads, solo Oktava MK 012, Overheads, Kit Lewitt 040 Match, Hi-Hat, solo Lewitt 040 Match, Hi-Hat, Kit Oktava MK 012, Hi-Hat, solo Oktava MK 012, Hi-Hat, Kit

Der Vergleich mit den größeren LCT 140 Air

Obwohl es sich beim Lewitt LCT 140 Air um wesentlich umfangreicher ausgestattete und daher teurere Mikrofone handelt, gibt es bestimmt einige unter euch, die sich fragen, ob die Mehrausgabe nicht vielleicht lohnt. Die Antwort ist relativ klar, denn die 140er sind dank ihres Low Cuts, des Pads und der Air-Schaltung definitiv vielseitiger als unsere kleinen Testkandidaten. Auch klanglich ist der Unterschied offensichtlich, denn die größeren Brüder bieten ein breiteres Fundament in den unteren Mitten und Bässen. Überall dort, wo die Mikrofone alleine zum Einsatz kommen, dürfte der Griff zu den teureren Modellen sinnvoll sein. Sollte das Drumset also ohne Tom-Mikrofone auskommen müssen oder die akustische Gitarre im Rahmen einer Solo-Performance übertragen werden, sind die 040 unterlegen. Das bedeutet jedoch nicht, dass es sich bei ihnen um schlechtere Mikros handelt, sie bieten eben nur ein deutlich schlankeres Klangbild mit dem Fokus auf Mitten und Höhen. Hier kommen noch ein paar Vergleichs-Soundfiles, welche ich mit den LCT 104 Air im neutralen Modus aufgenommen habe. 

Audio Samples
0:00
Lewitt 140 Air, Picking Lewitt 140 Air, Strumming Lewitt 140 Air, Overheads, solo

Fazit

Wer geglaubt hat, dass Kleinmembran-Kondensatormikrofone zum Paarpreis von unter 200 Euro nicht gut klingen können, dürfte mit den Lewitt LCT 040 Match eines Besseren belehrt werden. Sowohl an der Akustischen als auch am Drumset liefern die extrem leichten und kompakten Schallwandler eine sehr überzeugende, professionelle Vorstellung. Besonders hervorzuheben ist die schnelle Transienten-Wiedergabe und der insgesamt straffe Grundklang. Übermässige Schärfe gibt es hier ebenso wenig wie den brüchigen Klang mancher Konkurrenten im unteren Preissegment. Auch die Abstimmung ist gelungen, sowohl der Output als auch die klanglichen Eigenschaften beider Exemplare sind nahezu identisch. Wer auf warme, untenrum „angedickte“ Mikrofone steht, wird hier jedoch ebenso wenig fündig wie Fans üppiger Austattungen. Beides ist nicht das Metier der LCT 040, stattdessen gibt es hier wirklich sehr gute Arbeitsgeräte mit außergewöhnlich gutem Preis-Leistungsverhältnis. 

Unser Fazit:
5 / 5
Pro
  • straffer Klang mit schneller Transientenabbildung
  • gute Verarbeitung
  • sehr leicht und damit Handling-freundlich
  • sehr günstiger Preis
Contra
  • keins
Artikelbild
Lewitt LCT 040 Match Test
Für 189,00€ bei
Lewitt_040_Match_TEst_7_test
Features und Spezifikationen
  • Hersteller: Lewitt
  • Bezeichnung: LCT 040 Match
  • Wandlerprinzip: Kondensator, permanent polarisiert
  • Richtcharakteristik: Niere
  • Impedanz: 203 Ohm
  • Frequenzgang: keine Angabe
  • Finish: schwarz lackiert
  • Ausgang: XLR
  • Abmessungen : 8,3 x 2,4 Zentimeter
  • Zubehör: Halterung, EU-Verkleinerungsgewinde, Kunstledertasche, Windschutz, Anleitung
  • Herkunftsland: China
  • Preis (Stereoset): € 189,– (Strassenpreis am 10.7.2019)
  • Preis (Einzelmikrofon): € 99,– (Strassenpreis am 10.7.2019)
Hot or Not
?
Lewitt_040_Match_TEst_2_test Bild

Wie heiß findest Du dieses Produkt?

Kommentieren
Profilbild von Chris

Chris sagt:

#1 - 10.07.2019 um 14:32 Uhr

0
Profilbild von Andreas

Andreas sagt:

#2 - 06.05.2020 um 21:43 Uhr

0

Aufgrund dieses Berichtes, aber auch aufgrund der recht gut klingenden Soundfiles auf YT, habe ich mir das LCT 040 zum Test bestellt. Es klingt wie ein billiges CHINA Mikrofon. Daran ändert auch gesundbeten nichts. Nach der Nutzung werden die Ohren sofort mittels KM184 gereinigt. Das LCT40 bekommt Thomann sofort wieder zurück. Im Gegenteil, ich werde mir gleich noch ein weiteres KM184 bestellen... Das war der letzte Testbericht, den ich mir in meinem Leben durchgelesen habe.

    Profilbild von Nick (Redaktion Recording)

    Nick (Redaktion Recording) sagt:

    #2.1 - 07.05.2020 um 07:18 Uhr

    0

    Hallo Andreas,danke, dass Du das mitteilst. Kannst Du genauer spezifizieren, was Dich klanglich an dem von Dir ausprobierten Mikrofon gestört hat? Du schreibst ja, dass Du auch woanders Soundfiles gehört hast, die für Dich gut klangen.Ich habe hier die Audios unseres Autoren im Testbericht auch noch einmal abgehört und kann alle genannten Eigenschaften gut nachvollziehen, wie schon beim Redigieren des Artikels. Die Neumann- und Oktava-Kleinmembraner kenne ich beide sehr gut, in Anbetracht des Preises konnte das Lewitt nicht nur überzeugen, sondern den Autoren tatsächlich begeistern.Hattest Du ein einzelnes Lewitt? Immerhin kann es sein, dass Du ein defektes Mikrofon bekommen hast oder eines, bei dem man eher in der Thematik Qualitätskontrolle oder Serienstreuung suchen müsste. Weil auch Dir ja sowohl die FIles im Testbericht als auch bei Youtube gefallen haben, klingt das ja durchaus nach einer möglichen Ursache, ich würde da nicht direkt einen Testbericht und andere Youtube-Videos zu einem Produkt oder gar Testberichte ganz im Allgemeinen in Frage stellen. Prinzipiell ist es aber natürlich richtig, sich nach dem Informieren durch Testberichte, Videos, Forenbeiträge oder Kommentare ein eigenes Bild zu machen. Und: Mit dem KM184 hast Du in jedem Fall eine gute Wahl getroffen. Das ist ein sehr empfehlenswerter, professioneller Standard, kostet aber natürlich auch das Siebenfache eines 040.Beste Grüße
    Nick Mavridis (Redaktion Recording)

    +1
Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.
Bonedo YouTube
  • iZotope Ozone 12 Bass Control Demo (no talking)
  • LD Systems ICOA Pro Series - All you need to know!
  • Watch THIS if you use analog gear! Everything you need to know about the Freqport FreqInOut FO1