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Korg Minilogue XD Test

Mit dem Minilogue XD präsentierte Korg während der letzten Winter-NAMM 2019 einen hybriden Poly-Synth, der das bewährte Konzept des Minilogue mit Features des Hybrid-Flaggschiffes Korg Prologuevereint. Der portable, preiswerte Korg Minilogue hat sich schnell zum Kassenschlager und viel genutzten Bühnenbegleiter entwickelt. Korg‘s Prologue hingegen begeistert zwar durch ein innovatives Hybrid-Konzept und seinen fantastischen Klang, ist aber entsprechend teurer und fordert einen größeren Stellplatz ein. Sehr begrüßenswert ist es, dass Korg den portablen Zeitgeist des Minilouge nun mit der Hybrid-Welt des Prologue kombiniert. Bleiben dadurch beim Minilogue XD keine Wünsche mehr offen? Wir haben den ‚Kleinen‘ für euch getestet.

Korg Minilogue XD Test
Korg Minilogue XD Test

Details

Erscheinungsbild

Rein äußerlich setzt sich der schwarze Minilogue XD nur farblich von seinem silbernen Geschwisterchen ab. Die kompakten 37 Slim-Tasten und das Aluminium-Gehäuse machen in Kombination mit der Echtholz-Rückwand einen soliden, wertigen Eindruck und stellen dabei federleichte 2,8 kg auf die Waage. Der Minilogue XD bleibt also trotz technischer Extensions ein transportabler, gut verarbeiteter (Tour)-Begleiter.

Fotostrecke: 4 Bilder Der Minilogue erscheint im modernen Design.

Aufbau und Bedienoberfläche

Auch das aufgeräumte Layout der Bedienoberfläche wirkt zunächst unverändert im Vergleich zum bisherigen Minilogue, erst auf den zweiten Blick werden einige Unterschiede deutlich. Das beginnt beispielsweise in der Oszillator-Sektion. Die zwei analogen Oszillatoren bieten jeweils modulierbare Puls/Triangle/Sägezahn-Wellenformen und lassen sich in Form von Sync und Ring-/Cross-Modulation gegeneinander ausspielen. Wo beim Minilogue ein einfacher Noise-Regler sitzt, hat sich beim XD die „Multi-Engine“ des Prolouge eingenistet. Hierbei handelt es sich um eine digitale Oszillator-Einheit, die nebst einem Noise-Generator auch VPM-basierte basierte FM-Sounds und Wavetable-Synthese in den Minilogue XD integriert.
Mithilfe der externen Software „SDK (Software Development Kit)“ lassen sich auch ganz eigene Wellenformen kreieren, wodurch man dem Synth mehr Individualität und Persönlichkeit einhauchen kann. Dazu später mehr. Im Mixer werden die drei Oszillatoren gelevelt und in das simple 2-pol-Filter mit dreistufiger Drive-Schaltung geschickt, das ebenfalls aus dem Prolouge übernommen wurde und leider die 4-pol-Option des Minilogue vermissen lässt. Eine Fusion erfordert nun einmal auch manchmal Kompromisse. Die 4-Stimmigkeit des XD lässt sich in den vier Voice-Modi Poly, Unisono und Arpeggiator organisieren, auch ein Portamento ist mit an Bord.

Fotostrecke: 3 Bilder Korg Minilogue XD von links …

Im Edit-Menü lassen sich globale Einstellungen treffen. Es kann aber auch etwa auf das Tuning zugegriffen werden, was beim XD ein besonderes Feature bietet: Jede Taste des Keyboards lässt sich quasi separat stimmen, was ungewöhnliche Skalen und beispielsweise Vierteltonschritte aus der arabischen Welt beim Spiel ermöglicht. Eine weitere Säule des Minilouge XD ist der polyphone 16 Step-Sequenzer, der durch Motion Sequencing unter anderem Filter-Bewegungen aufnehmen und sequenzieren kann. Dem Sequenzer wurde beim XD auch mehr Platz auf dem Bedienpanel gelassen, so dass durch Einzel-Buttons für alle Steps die Übersicht und Bearbeitung leichter fallen soll.
Zur Klangformung dient neben einer klassischen ADSR-Amp-Hüllkurve eine weitere Attack/Decay-Envelope, die wahlweise auf das Filter oder den Pitch von einem der Oszillatoren geroutet werden kann. Beim ursprünglichen Minilouge ist auch diese Hüllkurve vollwertig mit Attack/Decay/Sustain/Release bestückt, was wesentlich ausgefuchsteren Filter-Hüllkurven-Spaß ermöglicht. Man kann ja nicht alles haben. Leider ist wie schon beim Prolouge und Minilogue lediglich ein LFO verbaut worden, der aber erfreulicherweise auch zur Pulswellen-Modulation genutzt werden kann.
Das Analog-Delay des Minilogue ist der digitalen Effekt-Engine des Prologue gewichen. Durch diese erübrigen sich externe Effekt-Pedale, denn die diversen (Stereo)-Modulations-, Reverb- und Delay-Effekte lassen kaum Wünsche offen. Anstelle des Pitch-Bending-Hebels findet sich nun ein Joystick zur Live-Performance, der mich kurz an meinen alten Korg Delta aus den 1970er Jahren erinnert. Die Wellenform des aktuellen Sounds sowie die meisten Parameter-Einstellungen werden im kleinen, aber feinen OLED Display innerhalb der Effekt-Sektion visualisiert, damit man den Überblick auch nicht verliert. Für die Verewigung der gebastelten Sounds stehen insgesamt 500 Speicherplätze bereit, von denen 200 mit Werkspresets belegt sind.

Fotostrecke: 3 Bilder Das OLED-Display visualisiert die Wellenform und informiert über Parameter-Werte.

Anschlüsse

Das Leben ist ein Geben und Nehmen – das zeigt sich bei der Fusion von Minilogue und Prologue auch auf der Anschluss-Rückseite. MIDI über MIDI In/Out oder USB sowie Anschlüsse für das mitgelieferte Netzteil und einen Kopfhörer bleiben wie gehabt an Ort und Stelle. Gleiches gilt für den Stereo Klinkenausgang und Sync In/Out zur Synchronisation beispielsweise mit Korg‘s Volca-Geräten. Dem Minilogue XD wurden ein Sustain Pedal-Input sowie 2 CV/Gate-Eingänge zum Austausch mit weiteren (Modular)-Geräten spendiert, dafür musste der Audio-In aus dem ursprünglichen Minilogue weichen. Ob Korg hier die richtigen Elemente reduziert, bzw. addiert hat, soll der Praxis-Test zeigen.

Fotostrecke: 4 Bilder Die neuen Anschlüsse für CV/Gate …
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Praxis

Inbetriebnahme

Das hat man selten: Aufgebaut, angeschaltet, erstbesten Sound angespielt – verliebt. Sofort war mir klar: Der Minilogue XD sieht nicht nur schick aus und lässt sich prima transportieren, er hat offensichtlich auch klanglich einiges zu bieten. 

Klang

Der solide Analog-Grundsound der Oszillatoren erinnert natürlich an den bewährten Minilogue-Bruder. Dem etwas mittigen, beißenden Klang des Filters mag es phasenweise an der Tiefe und Wärme des satten Prologue-Sounds fehlen – dafür kostet der Minilogue XD aber auch weniger als ein Viertel dessen, was für den Prologue aufgerufen wird.

Audio Samples
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Dry Oszillator Sägezahn Dry Oszillator Dreieck Dry Oszillator Puls

Mit dem Shape-Regler lässt sich nicht wie normalerweise nur die Pulswelle verformen, sondern auch Dreieck und Sägezahn. Das öffnet wieder diverse Türen in Sachen Klangfarben. Außerdem lassen sich via Pitch-Potis die beiden VCO‘s centweise und gefühlt stufenlos gegeneinander verstimmen, was dann angenehm reibende, schwebende Flächen erzeugt. Der Himmel öffnet sich, wenn man sich jetzt noch der internen Effekte bedient, die zwar im Vergleich zum Prologue in abgespeckter Menge, aber dennoch in Hülle und Fülle vorhanden sind.
Stereo-Chorus Effekte treffen auf endlose (Modulations)-Reverbs, und ich möchte meine Hände nicht mehr von den Tasten nehmen. Fast jeder Analog-Synth erwacht bei bestimmten Sounds erst mit externen Effekten zum Leben. Daher ist es wirklich sehr bequem, dass Korg, wie schon beim Prologue, die Effekte einfach direkt integriert hat. Das fühlt sich keineswegs simpel an, sondern eher, als würde man wirklich hochwertige Effekt-Pedale an einen Analog-Synth anschließen. Der größte Unterschied wäre hierbei wohl, dass externe Effekt-Pedale noch mehr Einstell-Möglichkeiten besitzen. Mit den zwei Reglern „Time“ und „Depth“ komme ich doch schnell an meine Grenzen und wünsche mir, die wohlklingenden Effekte noch detaillierter bearbeiten zu können.

Audio Samples
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Mod Reverb Pad Reverb Filter Pad

Aktiviert man eines der vielen oszillationsfähigen Delay-Modelle, lassen sich auch warme Lead-Sounds angenehm flimmernd ins Ambient-Orbit schicken. Über den Joystick kann man das Ganze noch intuitiv mit Pitch-Bending und Vibrato verfeinern und abschließend mit ein wenig Portamento servieren. Dank der Drive-Schaltung und Cross-Modulation liefert der kleine Wunderknabe aber auch trockene, aggressive Leads mit reichlich Schaum vor dem Mund.

Audio Samples
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Delay Lead 1 Delay Lead 2 Joystick Lead Soft Dry Lead Drive Mod

Selbst im Bass-Bereich lässt sich der Minilogue XD nicht lumpen. Tiefgehende, angezerrte Synth-Bässe treffen auf ein Filter, welches dank freudiger Selbst-Oszillation auch fantastisch für Sub-Bässe geeignet ist.

Audio Samples
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Synth Bass 1 Synth Bass 2 Filter Sub Bass

Dank der schnellen Hüllkurven lassen sich auch grundlegende Drum-Sounds durchaus hören.

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Drum Beat

Multi-Engine

Das macht alles schon mal richtig Spaß, und wird dann noch mit einer Prise Prologue getoppt: Die digitale Multi-Engine aus dem Korg-Flaggschiff beliefert den Minilogue XD nämlich nicht nur mit verschiedenen Noise-Sounds, sondern beherbergt auch VPM-basierte FM-Klänge, die noch einmal eine ganz neue Sound-Welt aufmachen. Besonders im Arpeggiator-Modus haben es mir die Glocken-Tupfer angetan. Aber in der Multi-Engine hausen unter anderem auch verschwurbelte, dissonante Lead-Sounds, die sich vor allem in Kombination mit den VCO‘s bewähren.

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Multi Engine Arpeggio Multi Engine/VCO Dist Lead

Neue User-Oszillatoren durch Sound Development Kit ‚SDK‘

Neben diesen Sounds bietet die Multi-Engine wie schon beim Prologue die Einbindung eigens kreierter User-Oszillatoren, die mittels der externen SDK-Software erstellt werden und sich dann mit Korg‘s „Sound Librarian“-Software auf den Synth übertragen lassen. Das Sound Development Kit (kurz: SDK) ist mit seiner Open Source-Struktur recht komplex angelegt und eher etwas für Programmierer. Diese haben sich aber glücklicherweise hingesetzt und gebastelt, weswegen sich mittlerweile diverse Custom-Oszillatoren im Internet tummeln, die sich in den verschiedensten Klangwelten bewegen. Beispielsweise hat der Hersteller Mutable Instruments mit „Plaits“ ein ganzes Eurorack-Oszillator-Modul für den Minilouge XD und Prologue nachempfunden
Aber auch viele andere Anbieter sind fleißig am Programmieren und kreieren spezielle, einzigartige Sounds. Das gilt beispielsweise auch für den 2006 gegründeten Softwarehersteller Sinevibes, der sich insbesondere auf die Entwicklung und Herstellung innovativer Musiksoftware spezialisiert hat. Das Unternehmen ist bestrebt, High-End-DSP-Technologien zu entwickeln, die einzigartige neue Sounds erzeugen und dabei intuitiv und benutzerfreundlich sind. Darüber hinaus steckt Sinevibes hinter Software-Entwicklungen für renommierte Hersteller wie Spectrasonics, Novation, Roland … und eben auch Korg, worüber man sich wohl nicht nur beim Prologue und Minilogue XD freuen kann.

Die Sinevibes Webseite mit den verwendeten Oszillatoren-Modellen. (Screenshot: Michael Geisel)
Die Sinevibes Webseite mit den verwendeten Oszillatoren-Modellen. (Screenshot: Michael Geisel)

Die mir bereit gestellten Softwareprodukte ‚Bent‘ und ‚Turbo von Sinevibes erweitern die Möglichkeiten des Minilogue XD auf eine sehr kreative Weise und lassen nur erahnen, wie viele neue, einzigartige Klangfacetten durch die Multi-Engine in den Minilogue XD integriert werden können. ‚Bent‘ mutet mit seinen sanften Pad-Sounds fast wie eine String- Machine à la Korg Delta an, während ‚Turbo‘ mit seinen glockenhaften, tupferartigen Klängen an FM-Klänge erinnert und Sequenzern jeglicher Art eine große Freude bereitet. Beide Produkte sind abermals eine frische Ergänzung zum analogen Grundsound des Minilogue XD und machen Lust auf noch mehr solcher User-Oszillatoren. Da dürfte man keine Angst haben: Insgesamt stehen im Minilogue XD 16 Slots für derartige Produkte bereit.

Audio Samples
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Sinevibes Bent Sinevibes Turbo

Die schier endlosen Soundquellen und Möglichkeiten zur Klangformung halten mich dermaßen bei Laune – da vergesse ich schnell, dass mir zur wirklichen Modulation eigentlich nur ein LFO mit begrenzten Routings zur Verfügung steht. Wer hat eigentlich jemals behauptet, dass nur mittels LFO‘s die Modulations-Herrschaft über die Synthesizer-Welt zu erreichen ist? Der Minilogue XD zeigt mir, dass es auch anders geht.

Sequenzer

Die neue Button-Leiste erleichtert den Workflow des polyphonen Sequenzers erheblich. Man behält stets den Überblick über alle 16 Steps und kann intuitiv addieren, editieren und löschen. Sehr schnell sind hier lebendige Sequenzen gebaut, denen im „Motion Mode“ noch einiges an Bewegung beigefügt werden kann. Insgesamt vier Spuren beherbergt dieser Modus, der jegliche Poti-Bewegungen am Minilouge XD aufzeichnet und sequenziert. Hier entstehen in Windeseile komplexe Automationen und Sound-Texturen, für deren Entstehung ich beispielsweise in einer DAW wesentlich länger gebraucht hätte. Um zu demonstrieren, wie schnell man hier vorankommt, habe ich ein kleines Video aufgenommen.

Die Button-Leiste dient neben dem Sequenzer auch noch der Menü-Navigation. Die vielen Buttons bieten im Edit-Mode direkten Zugriff auf globale und programmspezifische Einstellungen wie etwa MIDI-Settings oder auch das Microtuning. Letztere Funktion kenne ich noch aus dem Korg Monologue, der monophonen Version des Minilouge. Schnell landet man hierbei ausgehend von der klassischen, „wohltemperierten“ Klavier-Stimmung in verschiedensten Settings, bei denen die wohltemperierte Halbtonstruktur, wie wir sie kennen, zugunsten antiker, orientalischer und skalenbasierter Stimmungen ausgetauscht wird. Wie beispielsweise in „Major Pentatonic“, wo anstelle eines Halbtonschritt auf der Tastatur ein Sprung auf den nächsten Ton der pentatonischen Skala vollzogen wird. Es lassen sich auch eigene User-Skalen erstellen. Spielt man in solch einem Kontext dann einen herkömmlichen Akkord oder Melodieverlauf, entstehen völlig neue tonale Strukturen, die eine große Inspirationsquelle darstellen.

Audio Samples
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Microtuning 1 Microtuning 2

Selbst in der Kommunikation mit anderen Geräten wie etwa Drum-Machines schlägt sich der Minilogue XD erstaunlich wacker, sowohl als Master, als auch im Slave-Modus.

Korg Minilogue XD Sound Demo (no talking)

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Fazit

Dank der smart umgesetzten Vereinigung von Prologue und Minilogue ist der Minilogue XD ein preiswertes, portables Hybrid-Monster, dem Live-Keyboarder und Studio-Bastler wohl kaum widerstehen werden können. Durch die hybride Struktur treffen unkonventionelle Modulationsmöglichkeiten auf einen soliden, analogen Grundsound. So ist der Minilogue XD immer wieder für eine Überraschung gut und durch seine internen Effekte auch extrem eigenständig. Durch eine Art Fusion zweier Synthesizer mussten zwar einzelne, beliebte Elemente aus den jeweiligen Elternteilen weichen, wie etwa eine ausgewachsene Filter-Hüllkurve oder ein Audio-Eingang. Vergisst man jedoch die Vorfahren des kleinen, wertigen Leichtgewichts, erhält man mit dem Minilogue XD einen fabelhaft klingenden, innovativen und inspirierenden Weggefährten.

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • Solider Grundsound
  • Inspirierendes, innovatives Hybrid-Konzept
  • Gute Verarbeitung und geringes Gewichtes
  • Hochwertige, praktische On-Board-Effekte
  • Intuitive Bedienung und Workflow
  • Große Ideen-Quelle durch intuitiven Sequenzer
Contra
  • Nur ein LFO
  • Keine ADSR-Filterhüllkurve (nur AD)
Artikelbild
Korg Minilogue XD Test
Für 569,00€ bei
Korg‘s Minilogue XD ist eine fantastisch klingende, praxisfreudige Hybrid-Waffe.
Korg‘s Minilogue XD ist eine fantastisch klingende, praxisfreudige Hybrid-Waffe.

Weitere Informationen zu diesem Produkt gibt es auf der Webseite des Herstellers.

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