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Korg microKORG XL+ Test

Der Korg microKORG XL+ tritt in große Fußstapfen. Sein Urahn microKORG ist längst ein moderner Klassiker. Der Synthesizer ist seit 2002 auf dem Markt und wird immer noch gebaut und verkauft, was auf diesem schnelllebigen Markt eine Ewigkeit ist. Selbst der 2009 erschienene, viel leistungsfähigere Nachfolger microKORG XL konnte den Kultzwerg nicht vom Markt verdrängen.

Der Korg microKORG XL+ ist der neueste Spross der microKORG-Familie
Der microKORG XL+ ist fast identisch mit seinem Vorgänger


Die XL-Version bot gegenüber dem herkömmlichen microKORG die doppelte Stimmenzahl (acht statt vier), eine deutlich komplexere Klangerzeugung mit mehr Waveforms, mehr Effekten und mehr Modulationsmöglichkeiten sowie eine bessere Tastatur. Er war also wesentlich mehr als nur ein Update. Allerdings hatte er gegenüber seinem Vorgänger auch ein paar Nachteile. So ist er etwas schlapper verarbeitet und umständlicher zu programmieren. Auch die Programmanwahl war beim ursprünglichen microKORG besser gelöst. Das ist vielleicht ein Grund, warum er das erste Modell nicht komplett ablösen konnte.
Nun ist der microKORG XL+ erschienen. Er sieht auf den ersten Blick (abgesehen von der Farbe) genauso aus wie der „alte“ XL. Doch was hat sich verändert? Wurden die Nachteile ausgemerzt? Wir werden es gleich wissen.

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Details

Also, kommen wir gleich zur Sache: Es hat sich praktisch gar nichts verändert. Lediglich neun der 54 PWM-Wellenformen wurden ausgetauscht. Alles andere ist komplett mit dem Vorgängermodell identisch. An dieser Stelle möchte ich daher auf den bonedo microKORG XL Testbericht von Ruben Seevers verweisen, dem ich mich eigentlich nur anschließen kann.

Fotostrecke: 5 Bilder Äußerlich hat sich beim microKORG XL+ bis auf die Farbe nichts verändert

In unserem Test wollen wir uns in erster Linie mit den neuen Wellenformen beschäftigen. Hier mal die beiden Verzeichnisse im Vergleich (links der “alte” microKORG XL, rechts der XL+):

microKORGXLplus_waveforms

Neu dazugekommen sind demnach diese: SG Piano, Dyno EP, E Grand, CXOrgan1, CXOrgan2, M1Organ2, VoxOrgan2, TapeFlt und TapeStr.
Dafür sind folgende verschwunden: Apiano, VPM EP1, VPM EP2, Organ1, Organ2, Organ3, FulOrgan, Pipeorgan, Strings
Inwiefern das soundtechnisch unterm Strich ein Zugewinn ist, schauen wir mal im Praxisteil. Übrigens gibt es doch noch eine andere Neuerung: Der XL+ ist in verschiedenen Farben erhältlich, z.B. in rot.

Der microKORG XL+ ist auch in rot erhältlich
Der microKORG XL+ ist auch in rot erhältlich
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Praxis

Klavier
Die neue SG Piano Wave stammt aus dem Korg Stagepiano SG-Pro X. Es handelt sich hierbei um ein Multisample, wobei es sich so anhört, als ob nicht jede Taste einzeln gesampelt worden wäre, sondern sich immer mehrere Töne ein Sample teilen. Störende Soundsprünge gibt es aber dennoch nicht, wie diese Tonleiter zeigt.

Audio Samples
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SG Piano Multisample

Es gibt aber nicht mehrere Layer, die je nach Anschlagsstärke angesprochen werden, wie es bei Digitalpianos heutzutage üblich ist. Das heißt, der Klang ändert sich nur in der Lautstärke, nicht aber in der Brillanz. Beim microKORG XL+ Werks-Pianosound wurde deshalb das Filter benutzt, um etwas Klangdynamik zu erzeugen.

Audio Samples
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SG Piano Velocity

Der Klaviersound ist insgesamt nicht besonders toll und eignet sich sicher nicht für anspruchsvolle Klaviermusik (das geht mit acht Stimmen und ohne Sustain-Pedal aber sowieso nicht), funktioniert aber gut z.B. für Reggae, House, Rock etc. und könnte dem Live-Keyboarder eventuell den Pelz retten, wenn das Stagepiano mal auf der Bühne versagt.

Audio Samples
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microKORG XL+ Piano Klassik microKORG XL+ Piano Reggae

Der „alte“ microKORG XL hatte allerdings auch schon eine Klavierwellenform, die nicht unbedingt viel schlechter war und nun verschwunden ist. 

Audio Samples
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microKORG XL Piano Klassik microKORG XL Piano Reggae

Der Zugewinn ist in Sachen Klavier also insgesamt eher marginal. Ganz nett ist noch das neue Yamaha CP70 Sample namens „E Grand“.

Audio Samples
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E Grand

Dafür fehlt nun das FM E-Piano. Wiederum auch schade.

Trotz Tasten in Pianooptik nur bedingt zum Klavierspielen zu gebrauchen: Der microKORG XL+
Trotz Tasten in Pianooptik nur bedingt zum Klavierspielen zu gebrauchen: Der microKORG XL+

Orgeln 
Auch bei den Orgeln wurden ein paar Waves ersetzt. Der „alte“ XL hat sieben Orgeln, der neue nur noch sechs, die sich so anhören:

Audio Samples
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Orgeln

Die neue Vox-Orgel und die neue M1-Orgel sind ganz cool, aber die Kirchenorgel, die nun nicht mehr vorhanden ist, war auch nicht so verkehrt. Unterm Strich also auch hier zwar Neuheiten, aber nicht unbedingt ein Zugewinn.
Mellotron
Neu dazugekommen sind zwei Samples des legendären Mellotrons, nämlich Flöten und Streicher. Leider nicht der Mellotron-Chor, den ich live sehr oft und gerne einsetze. Und den Tape Strings mussten den ursprünglich an dieser Stelle sitzenden Sample Strings weichen.

Audio Samples
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Tape Strings Tape Flute

Werkssounds
Ich möchte noch auf einen Aspekt hinweisen, der im bonedo Test des XL von 2009 nicht erwähnt wurde, mir aber wichtig ist: Die Werkssounds des XL und des XL+ sind sehr brauchbar und praxisnah. Während bei den meisten anderen VA-Synths Effekthascherei und Arpeggiator-Gezimpel vorherrschen und man als Keyboarder in einer Band von all dem praktisch nichts nutzen kann, ist der XL+ hier vorbildlich aufgestellt. Hören wir deshalb zum Abschluss noch ein paar bandtaugliche Presets.

Audio Samples
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8ve Saw Jamibass OBJumpr OddsyBass FusionLead Brassens Phunkylead PhaseEP M1 Organ
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Fazit

Der microKORG XL ist ein toller kleiner Synth, den ich in meinem persönlichen Live-Setup mittlerweile nicht mehr missen möchte, aber das „Plus“ ist nicht wirklich der Rede wert. Der Umstieg vom XL auf den XL+ lohnt sich eigentlich nicht, auch weil Korg das Update leider nicht genutzt hat, um ein paar entscheidende Nachteile der XL-Version auszumerzen, die schon im bonedo Test von 2009 erwähnt wurden, beispielsweise das fehlende Sustain-Pedal, den fehlenden Tap-Tempo-Button oder die Qualität der Potis. Wer noch keinen microKORG besitzt, der sollte sich diesen kleinen Synth aber auf jeden Fall mal näher ansehen.

Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • hervorragender Sound
  • kompakt und leicht
  • gute Werksprogramme
  • integrierter Vocoder
Contra
  • praktisch keine Verbesserung gegenüber dem Vorgängermodell
  • nach wie vor kein Sustainpedalanschluss
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Korg microKORG XL+ Test
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Der microKORG XL+ ist fast identisch mit seinem Vorgänger
Der microKORG XL+ ist fast identisch mit seinem Vorgänger
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Profilbild von e_Bert

e_Bert sagt:

#1 - 28.08.2023 um 01:02 Uhr

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Das ist wieder einmal eine typische Korg-Gurke! Vom grundsätzlichen Designfehler der ganzen Reihe (die Editregler auf der falschen Seite, der typische "Einarmige Bandit" spielt meist mit rechts und will mit der Linken die Sounds verbiegen) über die sinnlose Kategorienauswahl hin zu den langweiligen und eindimensionalen immer gleichen Sounds aus der seeligen M1 enttäuschen mich die Geräte von Korg immer wieder, egal was ich ausprobiert habe! Lediglich die kleinen Nanocontroller bis hin zur Nanocontrol Keys machen Spaß! Sowie Sounds dazu kommen ist der leider verflogen! Hätte erst vor kurzem nochmal eine Triton Taktile hier, aber die Sounds waren derart eindimensional das ich sie schnell wieder abgegeben habe! Und auch hier ( im im übrigen sehr gut geschriebenen Review) öden mich die Werksounds komplett an! Alles schon tausendmal besser gehört! Oder um es mit Monthy Phyton zu sagen:" Ungeheuer mopsig und öde und fade, langweilig, öde und mopsig und ungeheuer öde!" 😜 Ich Frage mich wirklich immer mehr woher Korg diese gute Reputation her hat? An den Sounds kann es nicht liegen...

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