Die Korg Collection 5 ist eine Plugin-Suite aus emulierten Klassikern. Sie enthält drei neue Software-Instrumente: den semimodularen Synthesizer ARP 2600, die Vox Super Continental Orgel und ein Vintage Electric Piano. Daneben gibt’s den microKorg, den Korg Prophecy, die Groove-Box Electribe-R und andere beliebte Instrumente aus der Korg History. Insgesamt treffen wir bei der Korg Collection 5 auf eine Sammlung aus 17 einzelnen Produkten.
In diesem Kurztest geben wir die wichtigsten Fakten und unsere Eindrücke dazu wieder. Die Korg Collection 5 kann man über den firmeneigenen Shop beziehen. Dort findet ihr auch eine Demo-Version von allen bisherigen sowie von allen neuen Produkten. Ihr könnt sie jeweils 20 Minuten lang testen. Vorab benötigt man allerdings die Software „Korg Software Pass“ in der aktuellen Version und ein KORG ID Benutzerkonto.
Die bisherigen Komponenten
Wer die Korg Collection 5 komplett kauft, erhält natürlich alle bisherigen Instrumente und außerdem drei neue Emulationen. Das macht insgesamt 14 Produkte in der Korg Collection 4. Über alle anderen 11 Emulationen der Korg Collection 3 informiert euch der Bonedo-Test mitsamt Audio-Demos. Hier nochmal ein Überblick aller bisherigen Bestandteile:
- Analog-Synthesizer: Korg MS-20, Polysix, Mono/Poly, ARP Odyssey, miniKorg 700S
- Workstation-Synthesizer: Korg M1, Triton, Triton Extreme
- Wave-Sequencing-Synthesizer: Korg Wavestation
- Synthesizer/Vocoder: microKorg
- Physical-Modling-Synthesizer: Korg Prophecy
- Groove-Box: Electribe R
- Effekt: Kaoss-Pad, Korg MDE-X
ARP 2600 – semimodularer Synthesizer aus den 70er Jahren
Nachdem Korg im Jahr 2020 den ikonischen Vintage-Synthesizer ARP 2600 als limitierte Sonderedition herausgebracht hat, möchte der japanische Hersteller nun möglichst viele Synthesizer-Fans und Producer mit einer Emulation für Windows und Mac OS erreichen.
Die wesentlichen Komponenten des analogen Klangerzeugers aus den frühen 70er Jahren hat Korg detailgetreu reproduziert. Mit der ursprünglichen semimodularen Struktur gibt sich das Unternehmen aber nicht zufrieden und erweitert das Software-Instrument kurzerhand um weitere Filtertypen, um einen zweiten Filterblock im Oberheim SEM-Style sowie um LFO und eine Hüllkurve. Die ultimativen Extras des polyfon spielbaren Korg Collection ARP 2600 sind aber eindeutig der Arpeggiator, der Sequenzer und die umfangreiche FX-Sektion mit 31 Effekten. Damit hat Korg den Synth quasi für aktuelle Musik neu erfunden.
Für dich ausgesucht
Im Browser des Korg Collection ARP 2600 sind klassische Patches und neue Kreationen auf mehrere Soundrubriken verteilt. Das einstige ARP 2600 Patch Book, kostenfrei als PDF auf der Korg Webseite verfügbar, gibt hundert konkrete Beispiele, wie man bestimmte Sounds auf dem Panel des Synthesizers mit Patchkabel erstellen kann. Wir haben vier der moderneren Patches einmal angespielt – das Plugin birgt klangliches Potenzial in sich.
Insgesamt gefällt uns diese neue praktische Version des ARP 2600 sehr gut. Korg ist mit dem Plugin allerdings nicht allein. Den ARP 2600 haben inzwischen auch andere Hersteller als Software rekonstruiert. In unserem Feature „Best of ARP 2600 VST“ erfahrt ihr, wie gut sich der Korg Collection ARP 2600 gegenüber der Konkurrenz behaupten kann.
Vox Super Continental – die Transistor-Orgel der 60er Jahre
Wir drehen das Rad der Zeit noch weiter zurück. In den 60er Jahren schossen Combo-Orgeln mit Transistortechnik wie Pilze aus dem Boden. Neben Farfisa, Crumar oder Yamaha spielte vor allen ein britischer Hersteller mit: Vox belieferte Keyboarder angesagter Beat-Gruppen mit der zweimanualigen Super Vox Continental. Ihr durchsetzungsfähiger Sound ist auf bekannten Songs wie „Light my Fire“ von den Doors oder „I’m A Believer“ von den Monkees verewigt.
Genau diese Retro-Combo-Orgel stellt Korg nun als Software vor. Das GUI präsentiert das Instrument schon einmal von der besten Seite. Wie beim ARP 2600 packt Korg neben Amps und Cabinets einige Effekte hinzu und sorgt dafür, dass viel Klangstaub der alten Orgel zur Software durchdringt.
Die große Preset Library ist sehr vielseitig, teilweise kreativ und klanglich von erster Güte. Sie spannt den Bogen von drahtig und sägend bis aufwirbelnd und schmutzig. Hören könnt ihr das anhand der vier Phrasen, die wir mit der Korg Collection Vox Super Continental live eingespielt haben. Wer von einer Hammond genug hat, bekommt hier eine Alternative auf hohem Niveau, die auch aktuellere Popmusik bereichern kann.
EP-1 – Sieben Electric Pianos auf einen Streich
Beim dritten Plugin geht es um ein vielseitiges und dynamisch spielbares E-Piano. Das Korg Collection EP-1 reproduziert sieben klassische Electric-Piano-Typen (auf Tine- und Reed-Basis) der 70er und 80er Jahre. Korg nutzt hierfür eine Technologie aus den beiden Hardware-Workstation-Synthesizern Kronos und Nautilus. Diese Technologie nennt sich kurz MDS (Multi-Dimensional Synthesis) und ermöglicht das Spiel mit nuancierten, ausdrucksvollen E-Piano-Klängen. Mit drei Multi-Effekten (31 Typen) und einem Reverb, der auch die Shimmer-Variante anbietet, wird das Spektakel im wahrsten Sinne effektvoll. Wie bei der emulierten Vox Super Continental bekommt man detaillierten Zugriff auf die Klangerzeugung und Effeksektion. So verwirklichen anspruchsvolle Individualisten auch eigene Sounds.
Die Sounddesigner bei Korg haben ganze Arbeit geleistet. Mit solchen teilweise hochkarätigen Presets, die sich durch die Geschichte der E-Pianos schlängeln, gehört das Korg Collection EP-1 definitiv zu den guten, wenn nicht sogar besten Bibliotheken mit Vintage-E-Piano-Sounds. Es bleibt nicht nur bei den Standards, auch neue Interpretationen für elektronische Popmusik stehen beim EP-1 spielbereit. Unsere Audio-Demos zeigen vier Sounds in ebenso vielen Genres.
Der miniKorg – praktischer als das Original
Stellen wir nun die bekannten Höhepunkte der Korg Collection 4 vor: Der microKorg ist schon seit rund 20 Jahren ein Beststeller. Er verkörpert einen robusten Miniatur-Synth, der einen Vocoder, Arpeggiator und eine zweifache Effektsektion integriert. Mit seinem kraftvollen und gerade auch zeitlosen (Layer-)Sound behauptet er sich in Projektstudio wie auch bei der Live-Performance. Schon der allererste Bonedo-Test des vierstimmigen Allround-Synthesizers bringt seine Genialität auf den Punkt.
Umso schöner, dass Korg ihn nun als Software freigibt: Der virtuelle microKorg sieht mit seinen austauschbaren Skins auf dem Bildschirm einfach fantastisch aus. Er bringt auch gleich die Factory Sounds des microKorg S mit. Die Emulation hat mindestens drei klare Vorteile gegenüber der Hardware: bis zu 64 Stimmen (anstelle von nur vier Stimmen), eine bessere DAW-Integration samt Editor sowie der günstigere Preis.
Allerdings muss auch der Sound passen. Bei A/B-Vergleichen hört man schnell heraus, dass sich die Emulation und das Original klanglich sehr ähnlich sind. Die Software verhält sich nur minimal anders. So etwa fehlt das knackende Attack der Hüllkurven, was einige User aber eher begrüßen. Vier Hörbeispiele zeigen einige typische Sounds des microKorg, der freilich noch weit mehr kann.
Wer diesen tendenziell forschen Sound mag und einen klassischen Allrounder in seiner DAW aufnehmen möchte, sollte unbedingt die Demo-Version probieren. Selbst wer schon einen microKorg hat, bekommt mit dem Plugin einen tollen Partner, der beim Produzieren und auch Editieren von Sounds eine große Hilfe bietet.
Korg Electribe-R – virtuelle Groove-Box
Erstmals gibt es innerhalb der Korg Collection 4 eine Groovebox. Dabei zählt die Electribe-R im Original als Starter der erfolgreichen Electribe-Serie. Als „iElectribe“ konnte man das Konzept schon 2010 auf dem iPad kennenlernen. Die aktuelle Version für Mac/Windows ermöglicht beim Step-Sequencer noch mehr Beat- und Effekt-Kreationen.
Im Kern arbeiten jeweils vier Spuren an Drum- und Synth-Spuren mit variabler Schrittlänge und verschiedenen Taktarten. Klanglich lassen sich die einzelnen Sounds per „Motion Sequencing“ animieren. Die Emulation bietet noch mehr Parameter als das Original, die sich zwecks lebendiger Rhythmen modulieren lassen. Mehr als bei der Hardware gibt es auch bei der FX-Sektion. Die virtuelle Electribe-R bietet 15 verschiedene Effekt-Typen inklusive Kompressor.
Die Electribe-R kommt mit einer umfangreichen Groove-Library aus 352 Patterns. Sie versorgt den User schon einmal gut und dies quer durch zahlreiche Sparten der elektronischen Musik (Techno, House, IDM). Aktuelle Trends wie LoFi sind aber eher unterbelichtet. Vier Audio-Demos geben einen konkreten Eindruck von den Beats der Electribe-R
Insgesamt ist die Emulation der Electribe-R sehr dicht am Original und punktet vor allem mit der besseren DAW-Integration. So etwa lassen sich die Beats als MIDI-Noten einfach ins Arrangierfenster ziehen und herkömmlichen Editor bearbeiten. Ob man allerdings dieses Plugin benötigt? Jain, alte Electribe-Fans finden es sicherlich klasse, für andere Producer gibt es in Sachen „Drum Machine VST“ mittlerweile einige starke Alternativen.
Kaoss-Pad – die effektvolle Trickkiste
Ein dritter “alter Neuling” aus Version 4 ist eine Software-Variante des erstmals 1999 erschienen Kaoss-Pad. Wie der Produktname schon andeutet, geht es um ein haptisch intuitives Steuern von Multi-Effekten per Touch Pad. Es ist also ein Live-Tool. Eine Spontanität bleibt auf dem Bildschirm zunächst aus. Man muss die DAW-Automation oder MIDI-Controller für die gewünschte Effekt-Animation bemühen.
Eine Stärke des virtuellen Kaoss-Pad sehen wir unter der Haube. Für ausführliche Edit-Sessions ist das Plugin sehr offen. Man hat einen sehr guten Zugriff auf die 25 Effekt-Algorithmen, was bei der originalen Hardware-Version leider anders ist. Das Kaoss-Pad kann überraschend viel. Neben Filter, Delay, Reverb bietet es auch Effekte für tonale Effekte per Oszillator (Analog/Sample), Looping oder Grain Shifting.
Am Beispiel eines Grooves von Korg Electribe-R zeigen vier Audio-Demos, wie sich der Beat effektvoll modulieren lässt. In der Factory Library finden sich noch viel weitere Vorlagen fürs kreative Effekt-Design.
Wie schon bei der Electribe-R stellt sich auch beim Kaoss-Pad die Frage, wer diese – an sich hochwertige Software – tatsächlich dringend benötigt. Es dürften vor allem bisherige User der originalen Hardware sein, die das Tool beim Produzieren im Studio gern öfter einbeziehen möchten. Ansonsten finden sich heute so einige tolle Effekt-Plugins mit dem Groove-Faktor.
Fazit
Korg hat quasi alles richtig gemacht und bei der Auswahl der emulierten Produkte für KC 5 ein gutes Händchen gehabt. Für Besitzer der bisherigen Kollektion ist ein Upgrade sehr attraktiv. Ansonsten kann und sollte man einzelne Plugins seiner Wahl kaufen. Bei dieser Qualität sind es natürlich keine Schnäppchen, verglichen aber mit der Hardware lässt sich Geld sparen und zudem die Vorteile der DAW-Integration genießen. Der microKorg oder der ARP 2600 sind als neue Hardware beispielsweise doppelt so teuer und könnten zumindest in Projektstudios bald verstauben. Korg hat sich längst im Software-Bereich etabliert. Hoffentlich nehmen sich die Entwickler jetzt noch den MS2000 oder den DW-8000 für Version 6 vor, ich würde mich freuen!
- Klassiker microKorg mit mehr Stimmen
- Groovebox Electribe-R direkt in der DAW
- Kaoss-Pad als kreatives Effekt-Plugin
- Authentische Sounds
- Sehr praktisches GUI
- kein Contra
Korg Collection 5 Features:
- Hochwertige Emulationen von Synthesizer, Groovebox und Effekten
- Neuzugänge: microKorg, Electribe-R, Kaoss Pad
- Bisherige Produkte: miniKorg 700S, Prophecy, Triton Extreme (Collection 3) sowie weitere Synthesizer wie M1, Wavestation, Polysix, Mono/Poly, MS-20, ARP Odyssey
- Plugin oder als Standalone-Version
- PREISE:
- regulär 399 USD (komplette Version)
- regulär 149 USD (für microKorg, Electribe-R, Kaoss Pad als einzelne Software)
- 99 USD (Upgrade von Korg Collection 3
Preise:
- regulär 399 USD (komplette Version)
- regulär 149 USD (für microKorg, Electribe-R, Kaoss Pad als einzelne Software)
- 99 USD (Upgrade von Korg Collection 3