Key Mixing und Tonart-Analyse – welche DJ-App hat die höchste Trefferquote? Seit der Einführung des sogenannten Master-Tempos (auch Key Correction oder Tonartkorrektur genannt) in DJ-Programmen (hier im Vergleich) und Hardware-Playern können Tonarten bei Tempoänderungen konstant gehalten oder gezielt modifiziert werden. DJ-Mixe lassen sich damit tonal stimmig gestalten und ihr Energie-Level kontrollieren (Harmonic Mixing). Um diese Funktion sinnvoll zu nutzen, muss die Tonart eines Songs bekannt sein.

Key Mixing in DJ-Programmen
Viele DJ- und Vorbereitungsprogramme analysieren daher neben dem Tempo auch die Tonart eines Musikstücks. Im Gegensatz zur Geschwindigkeit, deren Korrektheit sich sehr einfach anhand des erzeugten Beatgrids überprüfen lässt, ist das Ergebnis der ermittelten Tonart nicht immer einfach objektiv überprüfbar. Die Gründe hierfür sind unterschiedlich und liegen nicht selten darin begründet, dass Produzenten im Bereich elektronischer Musik musiktheoretische Konventionen ignorieren.
Dieser Artikel wurde ursprünglich im Jahr 2019 von mir erstellt, ich habe meine Tonartanalysen jetzt (Stand 11.2025) mit den aktualisieren Programmversionen erneut durchgeführt, so dass sich nicht nur die allgemeine Performance der Tools, sondern auch deren Entwicklung über die Jahre ablesen lässt.
Für diesen Artikel habe ich in meinem ersten Durchlauf 2019 die folgenden Programme ausgewählt:
- Virtual DJ 8
- Engine Prime
- Rekordbox
- Traktor Pro
- Serato DJ Pro
- Mixed In Key
- Djay Pro 2
- Cross DJ Pro
- Keyfinder
Diese Selektion umfasst somit sowohl reine Vorbereitungsprogramme und DJ-Programme als auch Spezialwerkzeuge zur Analyse von Songs. Der neueste Durchgang (Stand 11.2025), erfolgte mit den gleichen Produkten, aber natürlich mit den jeweils neuesten Versionen, mit Ausnahme von Cross DJ Pro, da sich hier nichts mehr getan hat.
120 Songs im Key Mixing Check
Um die Qualität der Tonartanalysen beurteilen zu können, habe ich circa 120 Songs aus meinem Fundus ausgewählt. Diese stammen aus Genres wie Techno, House, Trance, Drum’n’Bass, Ambient, Elektro, Hip-Hop, Disco, Pop, Reggae, Wave, Punk und Rock.
In der Liste der Titel befinden sich populäre Songs von AC/DC, Beastie Boys, Bob Marley und Daft Punk, aber auch Titel von Künstlern der Szene wie Massive Attack, Energy 52, Mark Knight und Calyx & Teebee. Natürlich lassen sich aus diesem Test keine einhundertprozentig wasserdichten Schlussfolgerungen ziehen, aber man gewinnt doch einen recht guten Eindruck davon, welches Programm im Vergleich zu einem anderen eher zuverlässig oder unzuverlässig arbeitet.
Die ermittelten Tonarten habe ich mit den Ergebnissen von Ibrahim Sha’ath verglichen. Er stellt eine Liste mit 1.000 analysierten Tracks im Internet zur Verfügung.
Key Mixing: Analyse anstoßen
Die Ermittlung der Tonarten erfolgt in einigen Programmen automatisch, in anderen muss diese Funktion hingegen explizit aktiviert werden. Zudem sind oft verschiedene Darstellungen wählbar.
Virtual DJ
In Virtual DJ können Ordner einer Festplatte oder Playlisten analysiert werden. Hierzu selektiert man den kompletten Inhalt einer Liste und führt einen Rechtsklick aus. In der Auswahl wählt man den Menüpunkt „Batch und BPM und Tags ermitteln“ aus. Im Einstellungsfenster im Bereich „Options“ lässt sich die gewünschte Darstellung „Musical/Harmonic“ auswählen.

Engine Prime
Mit Engine Prime können Songs vorbereitet werden, die mit Denon DJ Prime Hardware wie dem Prime 4+ oder SC6000 abgespielt werden sollen. Die Software analysiert die Songs inklusive der Tonart direkt, wenn diese per Drag & Drop der Sammlung hinzugefügt werden. In den Einstellungen der Software kann zwischen verschiedenen Tonart-Darstellungen (Sharps, Flats, Open Key und Camelot) gewählt werden.

Rekordbox
Mit der Software Rekordbox können Songs zur Wiedergabe mit AlphaTheta und Pioneer DJ-Playern vorbereitet werden. Die Tonarten werden ermittelt, wenn diese Funktion in den Programm-Voreinstellungen unter „Analyse“ explizit aktiviert wird. Eine Umstellung der Anzeige gibt es nicht, die Darstellung erfolgt ausschließlich als musikalische Notation.

Traktor Pro
Die DJ-Software Traktor bietet verschiedene Analyseoptionen, die sich nach der Markierung der gewünschten Songs und einem Rechtsklick mit der Auswahl „Analyze (Async)“ aktivieren lassen. Im Preferences-Fenster findet man unter Analyze Options verschiedene Darstellungsmöglichkeiten (Musical, Musical (all sharps) und Open Key).

Serato DJ Pro
Das weit verbreitete neuseeländische DJ-Programm Serato DJ Pro analysiert die Tonart von Songs, wenn in den Analyze-Einstellungen die Option „Tonart bestimmen“ ausgewählt ist. Um die Songs einer Playlist zu analysieren, müssen diese markiert und mit der Maus in das Feld „Dateien analysieren“ gezogen werden. Im Setup-Fenster der Software stehen im Reiter „Library + Anzeige“ die Anzeigeformate Camelot, Tonart klassisch, Open-Key und Original-Tag zur Auswahl.

Mixed In Key
Mixed In Key gilt seit Langem als Referenz im Bereich der Tonartermittlung und ist auf diesen Vorgang spezialisiert. Die Ergebnisse dieser Analyse können direkt in die MP3-Tags der Songs geschrieben werden und sind dann in Programmen wie Traktor Pro oder Serato DJ Pro nutzbar. Das Programm analysiert die Tonarten, nachdem die Songs per Drag & Drop hinzugefügt wurden. Eine manuelle Ergebnisüberprüfung kann über das integrierte Piano erfolgen. Die Tonarten lassen sich als Camelot, Flats oder Sharps darstellen.

Djay Pro
Die Songanalyse in Djay Pro wird gestartet, indem die gewünschten Songs markiert und in der Kopfzeile der Menüpunkt „Bibliothek“ ausgewählt wird, gefolgt von der Option „Analysieren“. Im Einstellungsfenster lässt sich für die Mediathek zudem die Option „Moll/Dur unterscheiden“ selektieren.

Cross DJ Pro
In der Mixsoftware Cross DJ Pro wird eine Analyse der Songs durchgeführt, indem diese ausgewählt und mit der rechten Maustaste angeklickt werden. Hierbei sind verschiedene Analyseoptionen auswählbar. Die Tonart-Darstellung lässt sich in den Programmeinstellungen unter „Anzeige“ anpassen. Es kann zwischen den Optionen „Classic“ und „Harmonic“ gewählt werden.

Keyfinder
Keyfinder ist eine kostenlose Analysesoftware für Mac und Windows. Das Programm analysiert die Tonart und kann darüber hinaus benutzerdefinierte Tonart-Codes vergeben. Eine Song-Auswahl lässt sich per Batch-Prozess ohne weiteres Zutun durchleuchten.

Ergebnisse der Key Mixing Analysen
Um die Analyseergebnisse bewerten zu können, habe ich alle ermittelten Tonarten der Probanden in einer Tabelle erfasst und mit den Ergebnissen von Ibrahim Sha’ath verglichen. Dabei gab es die eine oder andere Überraschung, denn ich hatte erwartet, dass sich die Analysefunktionen im Laufe der Jahre verbessert haben.
Zwar stimmt das in den meisten Fällen, es gab aber auch Programme, bei denen sich nichts getan hat, und sogar Ausnahmen, bei denen zuvor richtig erkannte Tonarten jetzt falsch waren. Während der Reggae-Klassiker „Get Up, Stand Up” und die Stadionhymne „Seven Nation Army” immer noch von allen Probanden richtig erkannt wurden, gab es bei dem Club-Brett „Colombian Soul” nun einen Kandidaten, der mit seiner Analyse danebenlag.
Bei den problematischen Songs gab es allerdings keine Änderungen: Nach wie vor lagen alle Programme bei „Professional Distortion“ von Miss Kittin, dem Trance-Hit „Café del Mar“ und „One More Time“ der französischen House-Helden Daft Punk daneben.
Bei der Auswertung meiner ersten Analyse im Jahr 2019 hatte sich Mixed In Key als eindeutiger Sieger herausgestellt. Damals erreichte das Spezialwerkzeug eine Trefferquote von 71 % und damit einen sehr guten Wert.
Mixed In Key konnte bei dem jetzt erfolgten, zweiten Test seinen Spitzenplatz verteidigen und seine Führung sogar noch einmal deutlich ausbauen. Mit einer Trefferquote von 80 Prozent liegt die Software deutlich vor Rekordbox, die ebenfalls besser performte als vor knapp sechs Jahren.
Am deutlichsten konnte allerdings Engine Prime zulegen: Hier waren immerhin 58 % der ermittelten Tonarten korrekt. Beim ersten Check hatte die Software aber auch fast am schlechtesten abgeschnitten. Keine Veränderung gibt es hingegen am Ende: Virtual DJ war und ist das Schlusslicht.
Hier meine Ergebnis komplett als Übersicht:
Key Mixing Analyse 2019
- Mixed In Key 71 %
- Traktor Pro 61 %
- Keyfinder 61 %
- Rekordbox 55 %
- Cross DJ Pro 53 %
- Serato DJ Pro 50 %
- djay Pro 50 %
- Engine Prime 45 %
- Virtual DJ 8 33 %
Key Mixing Analyse 2025
- Mixed in Key 80 %
- Rekordbox 63 %
- Traktor Pro 61 %
- Keyfinder 60 %
- Engine Prime 58 %
- Cross DJ 53 %
- djay Pro 51 %
- Serato DJ Pro 50 %
- Virtual DJ 33%
An dieser Stelle möchte ich noch einmal darauf hinweisen, dass das Ergebnis natürlich insbesondere auf die Auswahl meiner Titel zurückzuführen ist und sich die Prozentzahlen bei anderen Testsongs sicherlich etwas anders darstellen würden. Ich denke aber, dass sich das Ranking nur in den seltensten Fällen ändern wird, nämlich dort, wo es gleiche oder nahezu gleiche Trefferquoten gab.

Verwendung
Die identifizierten Tonarten lassen sich für das Harmonic Mixing nutzen, eine spezielle Mixart, bei der die Songauswahl an einem Quintenzirkel ausgerichtet wird. Damit dies praxisgerecht erfolgt und auch für Nichtmusiker nutzbar ist, wird anstelle des Quintenzirkels und der klassischen Tonarten-Notation ein sogenanntes Camelot Wheel sowie eine Zahlen-/Buchstabenkombination verwendet, die sehr leicht erlernbar ist.
Wie weiter oben erwähnt, bieten die meisten DJ-Programme hierzu eine alternative Darstellungsmöglichkeit oder eine farbliche Codierung der Tonarten, damit eine passende Auswahl leichter gelingt. Weitere Informationen dazu, was es mit dem Harmonic Mixing auf sich hat und wie es genau funktioniert, findet ihr in diesem Workshop.
Resümee zum Key Mixing Shootout
Mithilfe der Tonartenanalyse lassen sich DJ-Mixe musikalisch besser aufeinander abstimmen und die Energie auf der Tanzfläche gezielt steuern (Harmonic Mixing). Voraussetzung ist, dass die Tonarten der Songs im eigenen Songbestand bekannt sind und sich zuverlässig ermitteln lassen.
In diesem Feature habe ich die Qualität dieser Analysefunktion untersucht und dabei festgestellt, dass es große Unterschiede zwischen den einzelnen Programmen gibt.
Den Sieger meiner Untersuchungen aus den Jahren 2019 und 2025, das Spezialwerkzeug Mixed In Key, kann ich jedem empfehlen, der sich seriös dem Thema Harmonic Mixing widmen möchte. Es arbeitet zuverlässig, bietet eine integrierte Überprüfungsfunktion und die Tonarten lassen sich recht einfach in eine DJ-Software übertragen.























Peter sagt:
#1 - 22.09.2025 um 09:05 Uhr
Hä? - Mixed in Key ist aktuell bei Version 11 - Wo sind die Ergebnisse von djay?