Image-O-Mat: Wie du als Künstler dein Image findest

Man muss noch nicht einmal die größten Ambitionen haben, um sich mit dem Wort “Künstler-Image” konfrontiert zu sehen. Wer mit der eigenen Band live spielen möchte, braucht selbst ein klares Bild davon, was man gerne darstellen möchte, um auch an Auftritte zu kommen. Aber: Ist ein Künstler-Image etwas, das man sich auf dem Reißbrett ausdenkt? Wie finde ich heraus, was zu mir passt? Und wie sehr muss man sich verbiegen? Wie kann man diesen Prozess im Hinblick auf die Vermarktung ankurbeln, ohne dass es konstruiert oder gezwungen wirkt. Wir erklären euch, was es mit dem Image auf sich hat.

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Inhalte
  1. Was ist ein Künstler-Image?
  2. Warum brauche ich ein Image?
  3. Wie finde ich meinen USP?
  4. Finde deine Story
  5. Lügen, sich verbiegen, jemand anderes sein – muss das sein?
  6. Das Image – einmal geformt, für immer in Stein gemeißelt?

Was ist ein Künstler-Image?

Ja, es gibt die Künstler-Konzepte, die sich in Management-Büros ausgedacht werden. Denken wir zum Beispiel an die großen Girl- & Boybands der 90er, die reihenweise zusammengecastet wurden. Aber heutzutage ist das immer weniger der Fall und man spricht eher von einer Profilschärfung. Es geht also um die Frage, wie der Künstler, der schon aktiv Musik macht, ein klareres Profil bekommt, das ihn unverwechselbar macht? Dabei spricht man auch oft vom USP – dem Unique Selling Point (Alleinstellungsmerkmal).
Ein Image/USP kann sich in vielerlei Dingen äußern: Das mag eine unverwechselbare Stimme sein, die ein absolutes Markenzeichen ist, der Kleidungsstil, Sprachstil/Tonalität, die Bildsprache auf den Social-Media-Kanälen, die Kleidung, die Art und Weise live zu performen, eine wichtige Hintergrundstory, ein Signature-Sound, und vieles mehr. Aus dem Konglomerat dieser kleinen Teile formt sich ein Image und es ist wichtig, dass sich ein Künstler in seinem persönlichen Image stringent bewegt.

Warum brauche ich ein Image?

Nun könnten wir sagen: Ach, ein Image, das brauchen wir gar nicht. Ich mache einfach authentisch meine Musik, dann passt das schon. Aber in einer Welt, in der wir von Bands und Musik überschwemmt werden, ist es wichtig, in irgendeiner Weise aufzufallen und unverwechselbar zu sein. Besser noch: Jemand kann dich und deine Musik in ganz wenigen Stichworten sofort beschreiben und jeder hat ein klares Bild davon, was du machst. Wer so klar für etwas steht, kommt auch einfacher an Auftritte, bringt Leute dazu, sich für einen zu interessieren und grenzt sich von anderen ab.

Wie finde ich meinen USP?

Wie schon oben erwähnt, findet es in den seltensten Fällen statt, dass sich Musikerinnen und Musiker einfach zusammensetzen und ein Image ausdenken. Es ist ganz normal, dass sich bestimmte Vorlieben für alles Visuelle, die Stilrichtung und eben auch die Band-Persönlichkeiten über die Zeit entwickeln. Diesen Prozess kann man aber auch durch ein paar Techniken ankurbeln und oft hilft es schon, einfach bewusster mit seiner Künstler-Persönlichkeit umzugehen. Also beginne damit, ein Bewusstsein dafür zu entwickeln, was “passt” und was “nicht passt”.
Stell dir einmal folgende Fragen:

  • Passt deine Bildsprache, also die Informationen die deine Pressefotos geben (Umgebung, Requisiten, Outfits, Posen) zu einer Band deines Genres oder gibt es hier einen Bruch?
  • Wenn es einen Bruch gibt,
    – ist er spannend oder “unpassend”?
    – grenzt dich deine Ansprache an die Fans von anderen Bands ab?
    – sind deine Social-Media-Kanäle ein Friedhof liebloser Bilder, du möchtest aber einen stylishen Eindruck vermitteln?

Und so weiter. Bedenke: Ein Image zu kreieren beginnt oft schon damit, sich zu hinterfragen!
Wenn du bereits genau weißt, welches Image du transportieren möchtest ist die Lage einfacher. Nimm dir Social-Media-Kanäle, oder Pressetexte, die in deinem Sinne geführt werden, als Vorbild und Anfangsorientierung und suche dir einen Fotografen, dessen Art zu Fotografieren deinen Ideen entgegenkommt.

Finde deine Story

Wer als Band oder Künstler durchstarten möchte, braucht Glück, Schweiß, gute Songs, aber auch eine Geschichte. Man kann sich leicht den Kopf zerbrechen, um irgendwas “Krasses” zu erzählen, ganz oft liegen die Perlen aber direkt vor einem. Frage dich selbst die am häufigsten gestellte Interviewfrage: “Wie bist du zur Musik gekommen?”
Hast du spannende kulturelle Einflüsse? Bist du lange gereist? Was erzählst du in deinen Songs? Setz dich mit Freunden zusammen und brainstorme, was dich als Künstler ausmacht. Auch Dinge, auf die du selbst nicht kommst, können vielleicht das gewisse Etwas sein, das dich in der Wahrnehmung anderer (neben deiner Musik natürlich) interessant macht. Nicht umsonst hören wir zu Künstlern regelmäßig Anekdoten, die wenig mit ihrer Musik zu tun haben. Beispielsweise dass James Blunt Soldat war, Sia als Songwriterin für andere große Künstler vor ihrer eigenen Künstler-Karriere erfolgreich war, sich um das erste Album von Bon Iver der Mythos rankt, er hätte es für eine verflossene Liebe geschrieben, Tim Bendzko Theologie studiert hat und und und. Die Menschen wollen Geschichten und auch du hast sicher eine!

Lügen, sich verbiegen, jemand anderes sein – muss das sein?

Kennt ihr die Band Milli Vanilli? Die Band war in den 90ern sehr erfolgreich, heimste viele Preise ein und war ein absoluter Chartstürmer. Erst durch einen Sprung im Playback kam heraus, dass die Sänger niemals echt gesungen haben, sogar die Songs im Studio nie einsangen und über lange Zeit vorgaben, eine Band zu sein, obwohl sie “nur” professionelle Tänzer waren. Ein perfekter Skandal.

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Dieses drastische Beispiel führe ich an, um euch zu sagen: Natürlich sollt ihr euch für ein Image nicht alles zurechtbauen und lügen.
Auch in diesem Punkt gibt es unterschiedliche Auffassungen. Ob sich jemand ein paar Jahre jünger schummelt oder ein paar Punkte in der Vita stärker herausstellt, weil sie viel hermachen, ist natürlich eine Sache. Am Ende geht es – meiner Meinung nach – aber nicht darum, dass ihr euch etwas ausdenkt und komplett verbiegt, sondern all das, was künstlerisch und öffentlichkeitswirksam spannend ist, stärker in den Vordergrund rückt, euch quasi von der Schokoladenseite präsentiert.
Natürlich steht aber die Frage im Raum, wie anpassbar man sein will – gerade, wenn irgendwann Labels und Businesspartner ins Spiel kommen, diskutiert man öfter über image-relevante Dinge als man beim Aufnehmen der Platte sicher gedacht hat. Das betrifft viele verschiedene Themen: Äußert man sich als Künstler*in via Social Media zu politischen Themen? Wenn die Promo-Agentur dies ermöglichen würde, würde man der Bild-Zeitung ein Interview geben? Wie geht man damit um, wenn die Plattenfirma einige Vorschläge zum Kleidungsstil macht oder den Sound etwas moderner haben möchte, weil “das gerade angesagt” ist?

Spätestens hier solltest du eine klare Haltung haben, wie du mit diesen Fragen umgehen willst. Natürlich kann eine gewisse Anpassbarkeit an den Markt erfolgsversprechender sein (ich werde beispielsweise öfter im Jahr drauf angesprochen, doch bitte endlich Deutsch zu singen). Schwierig wird es, wenn du irgendwann Dinge tust, von denen du persönlich nicht mehr überzeugt bist und auch langfristig unglücklich wirst und sich Dinge quasi falsch anfühlen.

Das Image – einmal geformt, für immer in Stein gemeißelt?

Viele Bands und Solo-Künstler haben Sorge, dass sie sich mit einem Image quasi für ihre gesamte Künstlerkarriere festlegen müssen – schließlich bringt eine Positionierung auch gewisse Einschränkungen in Bildsprache, Kleidung etc. mit sich. Und klar ist auch, dass man sich daran halten sollte, um das Bild von sich als Künstler in den Köpfen des Publikums, der Medien und der Musikkolleginnen und -kollegen zu festigen. Es ist allerdings ein Irrtum, dass man diese Image-Entscheidung wie eine Heirat zu verstehen hat, à la “bis dass der Tod euch scheidet”.
Dass sich Künstler im Laufe ihrer Karriere nicht nur musikalisch, sondern auch in Erscheinungsbild und Persönlichkeit weiterentwickeln, ist ein natürlicher Prozess. Bei vielen Bands fällt dieser Prozess nicht besonders auf und geschieht im Flow, dass Schriftarten oder der Style der Pressefotos mit der Zeit gehen. Die Anpassung des Images vollzieht sich ganz natürlich und fließend.
Anders wiederum kann ein harter Image-Wechsel auch eine gezielte Strategie sein: Denken wir an Madonna, Lady Gaga oder Christina Aguilera, die quasi mit jeder neuen Platte eine völlig andere Künstlerin präsentiert haben. Doch Vorsicht: Derartige krasse Änderungen funktionieren in aller Regel nur bei der sehr bekannten Acts und müssen sauber durch alle Disziplinen (Musik, Style, Grafik, gute Social Media Planung) dekliniert werden. Warum? Salopp gesagt fällt ein Imagewechsel bei einem eher unbekannten Act nur wenigen Leuten auf. Und ein Image-Wechsel, der kleckerweise daherkommt, weil man es nicht schafft, dieselben Fotos auf Instagram und Facebook zu posten, wirkt zugegebenermaßen dilettantisch.
 Daher wäre meine Empfehlung an euch: Macht euch vorher ausführlich Gedanken über eine Grundrichtung, mit der ihr lange zufrieden sein könnt und bringt nur phasenweise und klein portioniert neue Elemente in euer Künstler*innen-Dasein.
Ganz am Ende sei gesagt: Macht euch nicht verrückt! Wie ich in einem anderen Abschnitt erwähnte, kommen viele Dinge mit der Zeit und ganz natürlich, aber je klarer euch diese Tatsache bewusst ist, desto besser könnt ihr euch entsprechend eures Images zeigen.
Eure Nina

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(Bild: © Shutterstock, Foto von Galiks)

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