Ignite VST Heat Up 2 Test

ROMpler und Workstations gibt es zuhauf, doch die wenigsten legen den Fokus auf spezielle Musikrichtungen. Die Software-Schmiede Ignite VST dagegen hat sich voll und ganz auf Sounds für den Bereich Trap, Urban und Grime spezialisiert.

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Mit dem VST-Instrument „Heat Up 2“ richtet sich der Düsseldorfer Hersteller an Beatproducer, die sich für dieses Genre ein All-in-One-VST-Instrument wünschen, mit dem sich stiltypische Beats bauen lassen. Wir haben Heat Up 2 einem Praxis-Test unterzogen und die Beats aufgeheizt. Reicht ein Klangerzeuger aus, um amtliche Trap-Beats zu produzieren?

Details

Kompatibilität und Verfügbarkeit

Das Software-Instrument gibt es für macOS als AU- und VST-Instrument sowie für Windows im VST-Format (32- und 64-Bit). Damit ihr die Workstation vorab testen könnt, hat Ignite VST eine kostenlose Demo-Version bereitgestellt, die sich zwar nach 30 Minuten Nutzung stummschaltet, jedoch mit 118 Sounds einen guten Einblick in die Standard-Library verschafft. 

Bedienoberfläche und Konzept

Heat Up ist ein virtueller Klangerzeuger, der mit reichlich kategorisierten Sounds ausgestattet ist, um komplette Kompositionen zu erstellen. Bei der Klangerzeugung handelt es sich um Samples, die von stiltypischen Synthesizern und Drum Machines aufgezeichnet wurden. Die Sounds sind also bereits vorgefertigt, der Grundsound dementsprechend nicht änderbar. Das Software-Instrument richtet sich daher nicht an Klangtüftler, sondern an Beatproducer und Arrangeure, die ihre Ideen mit produktionsreifen Sounds sofort aufnehmen wollen, ohne sich mit dem Erstellen eigener Klänge zu beschäftigen. 
Die Standard-Library verfügt über insgesamt 580 Factory-Presets in 16 Gigabyte Content. Die ursprünglichen 32 GB WAV-Dateien wurden mit dem Update auf Version 2.5 mittels FLAC-Komprimierung auf die Hälfte reduziert. Sollten die mitgelieferten Sounds nicht ausreichen, kann Heat Up mit Expansion-Packs erweitert werden, die sich ebenfalls auf Trap, Urban und Grime fokussieren – Ignite VST bleibt dem Kernkonzept scheinbar treu.
Die Bedienoberfläche erinnert sehr an ReFX Nexus. In der Mitte des Klangerzeugers befindet sich ein großzügig angeordnetes Display, das Sound-Browser und weitere Unter-Menüs darstellt. Links davon befindet sich ein umschaltbarer LP- und HP-Filter inklusive ADSR-Hüllkurve. Rechts vom Display ermöglicht die Master-Sektion, ebenfalls mittels ADSR-Parameter und Panorama die Klänge in der Lautstärke an den Beat anzupassen. Um die Klänge zu veredeln, stehen auf der Bedienoberfläche Reverb, Delay sowie Flanger und Chorus bereit.

Browser

Um schnell den passenden Sound zu finden, verfügt die Heat Up über einen gewöhnlichen Kategorie-Browser. Die Presets sind in 17 Kategorien aufgeteilt. Zusätzliche Attribute, mit denen man die Soundsuche weiter eingrenzen könnte, oder gar eine Suchfunktion gibt es leider nicht. Immerhin: Beliebte Sounds lassen sich per rechtem Mausklick mit einem Stern markieren, um sie später im entsprechenden Favoriten-Menü schneller wiederzufinden.

Der Soundbrowser muss ohne Attribute auskommen.
Der Soundbrowser muss ohne Attribute auskommen.

Gate und Sequence

Wer statische gespielte Klänge lebendiger machen möchte, kann mittels „Sequence“ und „Gate“ Tonhöhen- bzw. Lautstärkenverläufe programmieren. Gated Pads sind damit ebenso mit wenigen Klicks erstellt wie Arpeggios. Letztere sind sogar mehrstimmig programmierbar. Die Steps können jeweils in Länge und Geschwindigkeit angepasst werden. Mittig unter dem Display sitzt ein  „Stereo-Shaker“-Parameter, der pro gespielter Note die Klänge zwischen linkem und rechtem Kanal wiedergibt. Wie weit sich der Sound von der Mitte wegbewegt, hängt davon ab, wie weit der Stereo Shaker aufgedreht wird. Klingt extrem simpel, kann beim Produzieren aber ein effektives Mittelchen sein, um Instrumente, die sich etwas in die Quere kommen, voneinander zu trennen, ohne viel Panorama- oder Frequenzbearbeitung schrauben zu müssen, top!

Fotostrecke: 2 Bilder Das Programmieren von Sequenced Sounds ist in Heat Up ebenso einfach …

Effekte

Auf der Bedienoberfläche sind Hall- und Delay-Parameter immer griffbereit. In einer entsprechenden Effekt-Sektion auf dem Display kommen weitere Effekte hinzu. Darunter Distortion, Phaser, Stereo Enhance sowie Lautstärken bearbeitende Modulations-Effekte à la Tremolo und Wobble. Zu guter Letzt lässt sich jedem Klang „Atmosphere“ hinzumischen. Neben Regen und Windgeräuschen können die Presets auch mit Tape- und Vinyl-Störgeräuschen angereichert werden. Das macht es leicht, den Beats ein wenig Retro-Touch zu verleihen.

Heat Up bietet eine solide Effektsektion.
Heat Up bietet eine solide Effektsektion.

Praxis

Eine Lizenz, drei Computer!

Nach dem Kauf der Lizenz stehen die Downloads im Ignite VST-Account bereit. Dabei kann eine Heat Up-Lizenz auf bis zu drei Rechnern installiert werden, die sich natürlich auch gleichzeitig nutzen lassen.

Skins

Zur Inspiration diente sicherlich ReFX Nexus, Heat Up sieht dem ROMpler nämlich zum Verwechseln ähnlich. Wer schon einmal mit Nexus gearbeitet hat, wird sich in Heat Up auf Anhieb zurechtfinden. Und genau wie das Vorbild lässt sich auch Ignite VSTs Klangerzeuger optisch mit 30 Skins verändern.

Fotostrecke: 3 Bilder 30 Skins bieten optisch viel Abwechslung bei der Arbeit mit Heat Up.

In den Settings ist Heat Up mit einem praktischen Dropdown-Menü ausgestattet, mit dem sich einige Parameter – jedoch nicht alle – dem Mod Wheel zuordnen lassen.

Praktisch: Mod Wheel Settings mit Dropdown-Menü
Praktisch: Mod Wheel Settings mit Dropdown-Menü

Klang

Wenn sich eine Library auf wenige Genres spezialisiert, ist man mit 580 Presets umfangreich ausgestattet. Die Presets sind durch die Bank weg einfach top und sofort einsatzbereit. Die Drum Kits sind in sich stimmig, was glücklicherweise auch für die Lautstärkeverhältnisse gilt! Diese lassen sich nämlich nicht verändern.
Unter all den Presets tummeln sich natürlich auch Stereotyp-Sounds, die man so oder so ähnlich schon einmal gehört hat. Damit meine ich typische 808- und 909-Drumkits, 808-Subbässe sowie stiltypische Brass- und Bellsounds und weiteres. Besonders bei Trap und Grime greifen viele Producer allerdings gerne auf solche Standardsounds zurück, von daher geht das absolut in Ordnung.
Um euch einen kleinen Einblick in die Library zu verschaffen, habe ich einen Beat mit Heat Up arrangiert. In den folgenden Klangbeispielen und dem fertigen Beat wurden ausschließlich die Sounds der Standard-Library verwendet.

Audio Samples
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01. Bells „Vantassy“ 02. Brass „Dragon Orchestra“ 03. Organ „Ham“ 04. Choirs „Illuminate“ 05. Drumkit 01 06. Song

Zum Standardrepertoire kommen viele Samples dazu, die frischen Wind in die Sache bringen und so ganz sicher nicht in anderen Libraries vertreten sind. Beispielsweise sind bei den Choir-Klängen auch Phrasen von orientalischen Solisten dabei. Auch die Expansion Packs haben es in sich und legen den Fokus noch genauer auf bestimmte Klänge. Die Expansion „808 Massacre“ konnte mich besonders überzeugen. Hier erhält man beispielsweise für 24 Dollar insgesamt 50 Subbässe der 808, die sich natürlich auch in unterschiedlichen Tonhöhen spielen lassen – die Presetnamen sprechen wohl für sich. Zu guter Letzt das Ganze noch mal im Mix.

Audio Samples
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07. Choirs „Rita Diff“ 08. Choirs „Smurda“ 09. Hit „Getting Ready“ 10. Expansion: 808 Massacre „100 Rackz“ 11. Expansion: 808 Massacre „Bugatti“ 12. Expansion: 808 Massacre „Dark Knight 2“ 13. Mix

Heat Up hat es nicht so mit Multifunktionalität

Wirklich schade ist, dass Heat Up nur einen Stereo-Ausgang bietet, jedoch keine Multi-Outputs. Dadurch können die Klänge leider nicht an verschiedene Ausgänge geleitet werden, wie man es von vielen aktuellen Sampler-Instrumenten gewohnt ist. Bei einem Drumkit ist es somit nicht möglich, die Drumsounds eines Kits an entsprechende Kanäle der DAW zu routen – das ist wirklich unpraktisch, wenn man die Drums später im DAW-Mixer abmischen möchte. So ist man beim Mixdown gezwungen, jeden Drumsound auf eine separate Spur inklusive eigener Heat Up-Instanz zu legen. Und das wiederum stört bei der Drum-Programmierung.
Ebenso ist Heat Up nicht multitimbral, wodurch eine Heat Up-Instanz nicht gleichzeitig mehrere Presets ausgeben kann. Demnach ist der Klangerzeuger nicht als Workstation anzusehen. Auf Nachfrage bei Ignite VST erfahre ich, dass es nicht auszuschließen sei, dass diese beiden Funktionen mit einem Update nachgereicht werden. Das alles schreit nach einem Update! (Stand: Version 2.6)

Fazit

Heat Up 2 ist ein Klangerzeuger, der alles an Bord hat, um komplette Beats in den Genres Trap, Grime und Urban zu produzieren. Die mitgelieferte Library ist für eine genrespezifische sehr umfangreich und bietet neben altbekannten Sounds à la 808 und Co. auch Klänge, die ihren ganz eigenen Charakter mitbringen und allesamt eine hervorragende Klangqualität an den Tag legen. Bedienoberfläche und Konzept wurden unübersehbar von einem bekannten ROMpler übernommen, wodurch Heat Up 2 ein übersichtliches Interface bietet und ein vertrautes Arbeiten ermöglicht.
Leider besitzt Heat Up in Version 2.6 noch immer keinen Multi-Output und kann auch nicht multitimbral gespielt werden, eine Workstation ist er somit leider nicht. Zudem fehlen im Sound-Browser weitere Attribute, welche die Soundsuche erheblich beschleunigen würden. Wegen der hervorragenden Presets und der Spezialität, sich auf wenige Musikstile zu fokussieren, hat sich Heat Up dennoch 4 Bonedo-Sterne verdient. Trap-, Grime- und Urban-Producer, die Sounds zum Sofort-Loslegen suchen, erhalten mit Heat Up einen ROMpler, der mit 149 US-Dollar sein Geld absolut wert ist!

Pro
  • umfangreiche Library mit stiltypischen Sounds
  • hervorragende Klangqualität
  • produktionsreife Presets
  • vertrautes Bedienkonzept
  • erweiterbar durch Expansions
  • änderbares Design
Contra
  • kein Multi-Output-Support
  • nicht multitimbral
  • Browser ohne Suchfunktion
  • feste EQ-Charakteristiken
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Features
  • Trap-, Grime- und Urban-ROMpler
  • 500 Factory-Instrumente
  • 580 Presets
  • 16 GB Library
  • 64- und 32-Bit VST
  • 64-Bit AU
  • Effektsektion mit Overdrive, Distortion, Wobble, Stereo Enhancer, 3-Band-EQ, Tremolo, Ring Modulation, Auto-Panner, Compressor, Reverb, Delay, Chorus/Flanger und Phaser
  • polyphon, monophon, mit Porta und Glide spielbar
  • 3 Computer pro erworbener Lizenz
  • 29 Skins
  • Systemvoraussetzungen: Windows ab Vista, macOS ab 10.6, VST (32- und 64-Bit DAW), 64-Bit AU, 16 Gigabyte freier Festplattenspeicher für die mitgelieferte Library
Preis
  • 149,- US-Dollar
Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • umfangreiche Library mit stiltypischen Sounds
  • hervorragende Klangqualität
  • produktionsreife Presets
  • vertrautes Bedienkonzept
  • erweiterbar durch Expansions
  • änderbares Design
Contra
  • kein Multi-Output-Support
  • nicht multitimbral
  • Browser ohne Suchfunktion
  • feste EQ-Charakteristiken
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