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Ibanez RGA32 Test

Seit den Achtzigern gilt Ibanez als einer der Big-Player im globalen Gitarrengeschäft. Und es waren nicht nur die großen Namen wie Steve Vai, Joe Satriani, Paul Gilbert und viele andere auf der Endorserliste, die mit ihren Signaturemodellen die Marke bekannt machten. Es waren vor allem günstige Instrumente, die aber qualitativ in einer Region angesiedelt waren, die sie nicht nur für Einsteiger interessant machte.

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Bis heute hat diese Tatsache Gültigkeit und so mancher professionelle Gitarrist greift gern auf die preiswerteren Modelle zurück, die als „Arbeitstiere“ on the road sehr gute Dienste leisten. Besonders erfolgreich sind dabei die „Superstrats“ aus der RG-Serie, die je nach Pickup-Bestückung und Tremolo für jeden Einsatzbereich ein geeignetes Instrument bietet. Vor mir liegt eine RGA32, die im folgenden bonedo-Test zeigen soll, ob auch sie in die Kategorie „für höhere Aufgaben geeignet“ gehört und in welche Schubladen sie sich einordnen lässt – wenn überhaupt.

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DETAILS

Korpus
Der Mahagonikorpus unseres Testmodells kommt im Oil-Finish, was der schönen Maserung absolut zugutekommt. Das Shaping könnte man als typischen Ibanez-Strat-Style bezeichnen, mit seinem weit ausgeschnittenem Cutaway und den spitz zulaufenden „Hörnern“. Der Korpus selbst hat eine Dicke von etwa 40 Millimetern und ist an der Oberfläche leicht gewölbt. Die Konturen passen sich sehr ergonomisch dem Körper an, die Gitarre lässt sich im Sitzen wie im Stehen sehr gut spielen. Den farblichen Gegenpol zum Holzlook bietet die dezent schwarz eingefärbte Hardware. Alle Metallteile, Brücke, Pickup-Rahmen, Stimm-Mechaniken, Potis, sogar die Gurtknöpfe und die Buchse sind in diesem Farbton lackiert, der von Ibanez als Cosmo Black bezeichnet wird.

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Die Gitarre kommt ohne Tremolo, stattdessen ist eine Gibraltar Standard-Bridge montiert, die sehr stabil am Korpus aufliegt und somit die Saitenschwingungen optimal übertragen sollte. Auch beim Palm-Mute bietet sie als Auflagefläche für die rechte Hand optimalen Spielkomfort und beim Aufziehen der Saiten lässt sie dem Gitarristen sogar die Wahl: Diese Brücke kennt gleich zwei Varianten der Saitenmontage, nämlich einmal die durch den Korpus und zum anderen die Befestigung direkt an der Bridge. So kann der Gitarrist selbst bestimmen, ob er mit den Saiten durch den Body mehr „Holz“ am Ton beteiligt und ihn durch mehr Korpusresonanzen fetter und sustainreicher macht, oder durch die Befestigung an der Brücke darauf verzichtet. Zwei aktive Humbucker sorgen für die elektrische Übertragung, die per Dreiwegschalter, einem Volume- und einem Tone-Regler in die gewünschte Form gebracht wird. Die Buchse befindet sich an der Zarge und das bei einer aktiven Gitarre obligatorische Batteriefach auf der Korpusrückseite.

Pickups
Die Tonabnehmer hören auf die Namen LZ3-N (Hals) und  LZ3-B (Steg). Bei ihnen handelt es sich, wie bereits erwähnt, um aktive Pickups, die mit zwei 1,5-V-Batterien betrieben werden und ordentlich Output mit satten Bässen und klaren Höhen anbieten. Die Abmessungen betragen 38 x 69 mm und zu ihrem Schutz tragen beide eine schwarze Kappe. Zur Regulierung der Ausgangslautstärke kann der Abstand der Tonabnehmer zu den Saiten auf beiden Seiten des Rahmens mit einer Kreuzschlitzschraube verstellt werden. Der Halstonabnehmer ist direkt am Halsende positioniert, während der Stegtonabnehmer 23 mm von der Brücke entfernt ist.

Hals
Der dreiteilige Ahornhals ist ein Wizard II Typ mit Palisandergriffbrett. Er ist mit vier Schrauben am Body befestigt, liegt perfekt in der Hand und lässt sich dank der großzügig bemessenen Cutaways auch in den oberen Lagen sehr gut spielen. Einen großen Anteil an der komfortablen Bespielbarkeit hat aber auch der Hals selbst, denn sein Umfang nimmt kaum zu. Seine ohnehin recht schlanke D-Form bei einer Breite von 43 Millimetern wird durch eine sehr flache Griffbrettwölbung noch betont, wobei die Stärke am ersten Bund 19 Millimeter und am zwölften gerade einmal 21 Millimeter beträgt. Das Griffbrett ist mit 24 Jumbobünden bestückt, die tadellos poliert sind und optimale Bespielbarkeit und Intonation bieten. Zur Orientierung dienen Perlmutt-Punkteinlagen auf dem Griffbrett und kleine schwarze Dots auf der Seitenleiste des Halses.

Fotostrecke: 3 Bilder Der Hals ist mit vier Schrauben fest mit dem Korpus verwurzelt

Die Saitenlage ist mit einem 010er Satz ab Werk tadellos eingestellt, es schnarrt nichts und die Saiten schweben in optimaler Entfernung über dem Griffbrett. Eine Voreinstellung, die in dieser Preiskategorie nicht alltäglich ist. Das gilt auch für den schwarzen Kunststoffsattel, der optimal gefeilt ist und nicht zulässt, dass Saiten nach dem Bending in den Sattelkerben hängen bleiben und sich verstimmen. Alle Saiten verlaufen geradlinig zu den Stimm-Mechaniken, die sich an einer Seite der leicht abgewinkelten Kopfplatte befinden. Die Mechaniken laufen leicht und ohne tote Punkte. Auf der schwarz lackierten Kopfplatte im typischen spitzen Ibanez Style finden wir neben den Mechaniken und dem Ibanez-Schriftzug die Kunststoffabdeckung für den Halsstellstab, die mit drei kleinen Schrauben befestigt ist.

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PRAXIS
Mit der Gitarre kommen neben dem obligatorischen Werkzeug – hier ein Inbusschlüssel für die Halsjustierung – auch ein Gigbag und ein Gurt. Wie bereits erwähnt macht das Instrument einen ausgezeichneten Eindruck, alles ist sehr sauber verarbeitet und die Voreinstellung von Hals und Saitenlage bedarf keinerlei Nachjustierung; der direkten Vereinigung mit einem Amp steht also nichts im Wege!

Wie immer werden wir uns langsam von den cleanen bis zu den verzerrten Sounds vorarbeiten. Beim Anschluss an den Fender Twin machen sich die aktiven Pickups sofort bemerkbar: fetter Output! Für einen wirklich cleanen Sound muss der Volumenregler am Amp weit zurückgenommen werden, denn die Gitarre hat um einiges mehr Power als beispielsweise eine Les Paul mit Standard-Humbucker. Auch die Bässe sind gewaltig, fast schon etwas zu wummerig. Auch hier muss ich meine gewohnte Verstärkereinstellung etwas verändern und den Bassreger weit zurücknehmen. Hier ist das Ergebnis mit dem Halspickup.

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Neck Clean

Auch der Stegpickup hat noch ordentlich Basspfund und logischerweise mehr Höhen. Er klingt aber im Cleanbereich nicht so aggressiv, wir bekommen sogar einen eher weichen Sound.

Audio Samples
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Bridge Clean

Wählt man die Mittelposition, also beide Tonabnehmer zusammen, perlt der Sound mehr, passt aber sehr stimmig und harmonisch zu den beiden Einzelvarianten. Die Gitarre besticht nicht durch eine große Klangvielfalt in den Pickup-Kombinationen, dafür klingt sie homogen und es gibt auch keine Pegelunterschiede zwischen den einzelnen Tonabnehmer-Einstellungen.

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Mid Clean

Durch ihren bassbetonten warmen Charakter ist die Gitarre natürlich auch für jazzige Sounds gut geeignet. Besonders beim Anschlag mit den Fingern ist keine große Anstrengung nötig, um einen starken, lauten und durchsetzungsfähigen Ton zu erzeugen. Sie lässt sich sehr entspannt spielen.

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Bossa

Jetzt soll eine Portion Dreck hinzugefügt werden und zu diesem Zweck wird die RGA an einen Marshall Plexi angeschlossen. Auch dieser Amp bekommt den hohen Output der Pickups zu spüren, findet es aber offensichtlich sehr angenehm und geht sehr schnell in die Zerrung. Die Gitarre liefert für den klassisch-britischen Ton etwas wenig Mitten und klingt im ersten Eingang recht flach, aber in der Kombination von Eingang eins und zwei kommt das Ganze dann in Fahrt. Der Stegpickup liefert einen satten Crunchsound.

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Plexi Crunch

Dreht man den Amp weiter auf, fängt der Spaß an: schönes Zerrprogramm für Powerchords und Riffs auf den tiefen Saiten. Classic-Rock lässt grüßen.

Audio Samples
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Plexi Rock
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Sehr positiv fällt auf, dass die Gitarre auch bei höherem Gain differenziert klingt. Besonders der Bassbereich, der beim Cleansound fast zu voluminös war, klingt bei verzerrten Einstellungen richtig amtlich – gut geeignet für Powerchords in den tieferen Lagen.

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Powerchords

Wo wir gerade dabei sind: Auch bei hoher Verzerrung am Amp, diesmal einem Hughes & Kettner Duotone mit voll aufgedrehtem Gainregler, sind die Akkorde noch klar und deutlich zu hören. Auch die einzelnen Anschläge beim E-Dur Akkord zum Schluss werden nicht im Sound erdrückt. Hier das Beispiel.

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Chords

Jetzt widmen wir uns der dynamischen Bandbreite beim Einsatz des Gitarren-Lautstärkereglers. Schafft er es, trotz hohem Output den Amp zu „entzerren“, wenn man ihn zurückdreht? Wir hören zuerst den Halspickup mit zurückgedrehtem Volume, dann voll aufgedreht, und schließlich den Stegpickup am Anschlag. Der Gainregler am Amp steht dabei auf 15 Uhr.

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Dyna Poti

Das klingt nicht schlecht. Viele Gitarren mit Aktiv-Pickups und einem ähnlich hohen Output sind kaum in der Lage, dem Amp bei dieser Einstellung quasi einen unverzerrten Ton zu entlocken. Nicht so bei unserer Kandidatin: In Verbindung mit dem Volume-Regler lässt sich mit der RGA eine beachtliche Bandbreite an Sounds erzeugen.

Eines aber schält sich schon jetzt heraus: Die Stärken dieses Instrumentes liegen in verzerrten Sounds, vor allem im HiGain-Bereich. Hier fliegt sie richtig los. Besonders die Ansprache bei Artificial Harmonics ist ausgezeichnet. Wenn man eine gute Portion Verzerrung eingestellt hat, dann kann man der Gitarre die höchsten Töne entlocken und das auch in den tiefen Lagen. Egal auf welcher Saite oder in welchem Bund man sich befindet, die Flageoletts sind sehr schnell da.

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Artificial

Wer dieses Instrument spielt, muss sich um die Durchsetzungsfähigkeit in der Band oder auch bei Aufnahmen keine Gedanken machen. Wir hören zum Schluss ein Beispiel mit Drums und Bass in Drop D-Tuning. Trotz fettem Bassbereich fängt die Gitarre nicht an zu dröhnen, alles klingt klar, differenziert und lässt ausreichen Platz für den Bass. Wenn man mit zwei Gitarren in der Band spielt, könnte es zwar bei noch tieferen Tunings Frequenzgerangel geben, aber dafür gibt es ja kleine Helferlein, mit denen man die Bässe etwas zurücknehmen kann. Bei Downtunings hat die RGA ebenfalls eine erstklassige Figur gemacht. Übrigens habe ich sämtliche Tracks für den bonedo Sound-Alike Workshop „Slipknot“ mit diesem Instrument aufgenommen. Dafür wurde die Gitarre drei Halbtöne tiefer gestimmt, die tiefe E-Saite sogar um fünf hinab auf B. Tracking und Stimmstabilität auf den tiefen Saiten war dabei ebenfalls einwandfrei.

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Metal
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Die Ibanez RGA32 überzeugt zuerst einmal durch ihre sehr gute Verarbeitung und die optimale Einstellung des Halses und der Saitenlage ab Werk. Durch den flachen und im Vergleich zu einer normalen Strat etwas breiteren Hals lässt sie sich sehr gut spielen und ist vor allem für Anfänger bestens geeignet. Die Pickups bieten eine hohe Ausgangsleistung und lassen den Verstärker sehr früh zerren, was die Gitarre auch für genau diesen Bereich prädestiniert: Gerade für Metal-Riffs bietet das Instrument optimalen Spielkomfort durch hohe Stimmstabilität bei tiefer gestimmten Saiten und extrem guter Ansprache für Artificial Harmonics. Auf der anderen Seite fehlt der Gitarre etwas die Vielseitigkeit – ein Bluesgitarrist wird nicht unbedingt glücklich mit ihr werden. Aber das ist keinesfalls negativ zu bewerten, denn in dem Genre, in dem sie zuhause ist, schlägt sie sich blendend. Wer eine preiswerte Gitarre für die härtere Gangart sucht, der sollte die RGA32 auf jeden Fall antesten. Das Preis-Leistungs-Verhältnis ist hervorragend.

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • Verarbeitung
  • Hohe Ausgangsleistung der Tonabnehmer
  • Stimmstabilität
  • Einstellung von Hals und Saitenlage ab Werk
Contra
Artikelbild
Ibanez RGA32 Test
Für 349,00€ bei
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Specs
  • Hersteller: Ibanez
  • Model: RGA32
  • Finish: Natur
  • Korpus: Mahagoni
  • Hals: Ahorn
  • Profil: D-Profil
  • Griffbrett: Palisander
  • Halsbr.Sattel: 43 mm
  • Halsbr. 12.Bd.: 52 mm
  • Halsdicke 1. Bund: 19 mm
  • Mensur: 648 mm
  • Bünde: Jumbo Frets
  • Mechaniken: Ibanez
  • Pickups: LZ3-N (Hals), LZ3-B (Steg)
  • Regler: Volume, Tone
  • Brücke: Gibraltar Standard
  • Preis: 389 EUR (UVP)
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Profilbild von Ramis

Ramis sagt:

#1 - 23.03.2017 um 20:53 Uhr

0

Gute Review!
Ich suche nun nach einer RGA 32.
Wüsste Jemand vielleicht einen Händler der diese Model vertreibt?

Profilbild von Thomas Dill - bonedo

Thomas Dill - bonedo sagt:

#2 - 24.03.2017 um 10:12 Uhr

0

Hallo Ramis,
Vielen Dank! Der Test ist schon etwas älter und die Gitarre scheint nicht mehr im Programm zu sein, schade eigentlich... Da musst Du wohl auf dem Gebrauchtmarkt nachsehen.

Profilbild von Georg Straten

Georg Straten sagt:

#3 - 19.02.2018 um 02:30 Uhr

0

habe mir diese gitarre mit dem vox vt20 für 300euro gekauft,ein hammerdeal,bin mehr als begeistert

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