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Ibanez AR325-DBS Test

Die Ibanez AR325-DBS im bonedo-Test – Die Ibanez Artist war in den Siebziger Jahren die fernöstliche Antwort auf die Gibson Les Paul und die Geburt einer Linie, die sich im Laufe der Jahrzehnte einen gewissen Kultstatus erwarb und auch heute noch vom japanischen Hersteller in verschiedenen Preisklassen angeboten wird. Unser Testinstrument ist mit zwei Humbuckern bestückt, besitzt einen Mahagonikorpus mit eingeleimtem Ahornhals und vergoldete Hardware, hat auch schaltungsmäßig einiges zu bieten und sieht nicht nur auf den ersten Blick auch noch recht edel aus. 

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Gut und gerne könnte man vermuten, dass diese Gitarre sich preislich wohl jenseits der Tausendermarke bewegt, aber weit gefehlt! Unsere Testkandidatin in Dark Brown Sunburst (DBS) wechselt für nur wenig mehr als vierhundert Euro den Besitzer. Dass ein solches Instrument zu einem so günstigen Kurs in Japan nicht mehr produziert werden kann und deshalb den Stempel Made in China trägt, kann kaum verwundern. Um so interessanter wird es sein, diesem Vertreter der altehrwürdigen Artist-Serie intensiv auf den Zahn zu fühlen.

Details

Korpus

Die Artist kommt im Double-Cutaway-Style mit Mahagonikorpus und einer aufgeleimten Bubingadecke. Das Finish ist in dunklem Braun (Dark Brown Sunburst) gehalten, ein cremefarbenes Binding mit zwei schwarzen Streifen schmückt den Korpusrand. Die Anordnung von Reglern und Schaltern kennt man von der Les Paul, ein Toggle-Switch und vier Regelmöglichkeiten sind an Bord, dazu kommen zwei Mini-Schalter. Die Regler sind mit schwarzen, geriffelten Gummierungen versehen und damit auch recht griffig. Bis auf die beiden Mini-Switches ist die komplette Hardware goldfarben, auch die Potiknöpfe sind  – außer der schwarzen Gummierung –  in Gold gehalten. Die Brücke nennt sich ART 1 Bridge, angelehnt an die Tune-O-Matic, sitzt an beiden Seiten auf und kann dort auch in der Höhe verstellt werden. Die Saiten werden an einem Quick Change Tailpiece  eingehängt, das mit einer großen Platte am Korpus befestigt ist – ein typisches Merkmal der Artist-Linie.   

Fotostrecke: 7 Bilder Das Layout der AR325 ist an die Les Paul angelehnt.

Pickups

Die AR325-DBS ist mit zwei identischen Super 58 Custom Humbucker Pickups ausgestattet. Diese kommen im cremefarbenen Rahmen und mit goldenen Kappen. Sie werden über einen Dreiwege Toggle-Switch angewählt (einzeln oder gemeinsam), zusätzlich verfügt jeder Tonabnehmer über einen der bereits erwähnten beiden Mini-Schalter, die eine sogenannte Tri-Mode-Schaltung bieten. Drei Möglichkeiten also, wobei sich die Angabe der Schalterpositionen auf die Sicht des Gitarristen bezieht, der die Gitarre umhängen hat.
1 – Beide Spulen parallel (Standard Humbucker) – Schalter nach unten
2 – Split-Mode, nur eine Spule – Schalter in der Mitte
3 – Beide Spulen seriell – Schalter nach oben
Darüber hinaus verfügt jeder Pickup über einen eigenen Volume- und Tone-Regler, was naturgemäß eine Menge an Kombinationen eröffnet, die ihr euch im Praxisteil anhören könnt.

Fotostrecke: 6 Bilder Die AR325 ist mit zwei identischen Super 58 Humbuckern ausgerüstet.

Hals

Beim Hals hat man auf die bewährte Kombination von Ahorn (3-teilig) und einem Palisander-Griffbrett gesetzt. Wie der Korpus ist auch er mit einem cremefarbenen Binding versehen, das für die 22 Medium-Bünde einen sauberen Abschluss bildet – Überstände gibt es keine. Punktmarkierungen an der Halskante erleichtern die Orientierung, auf dem Griffbrett sind zu diesem Zweck große Rechteck-Inlays eingearbeitet. Die Saiten laufen über einen Kunststoffsattel zu den beidseitig angeordneten Stimm-Mechaniken an der Kopfplatte. Die geschlossenen Tuner verrichten ihre Arbeit souverän und ohne tote Punkte. Neben dem Ibanez-Schriftzug am oberen Ende und dem darunterliegenden Ornament findet man hinter dem Sattle noch die Abdeckung für den Zugang zum Halsstellstab.  

Fotostrecke: 5 Bilder Auch die Kopfplatte ist ein klassisches Artist-Design.
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Praxis

Die Gitarre ist recht leicht, gerade einmal 3,2 kg bringt das gute Stück auf die Waage. Ich gehe davon aus, dass der Mahagoni-Korpus wohl schon ein paar Federn hat lassen müssen. Auf jeden Fall ist das eine gute Ausgangsbasis, wenn man längere Zeit im Stehen auf der Bühne verbringt. Die Gitarre kommt übrigens nackt, ohne Koffer oder Tasche, was man bei der Finanzierung des Instrumentes mit einplanen sollte. Von der Verarbeitung her gibt es prinzipiell nichts zu bemängeln, allerdings sollte die werkseitige Einstellung besser sein, die Bünde sind sehr rau und es kratzt deutlich bei Bendings und Vibratos. Offensichtlich ist das dem Preis geschuldet und ein wenig Eigenleistung ist angesagt. Der Hals liegt gut in der Hand und durch die Cutaways an beiden Seiten sind auch die ganz hohen Lagen optimal erreichbar. Für einen groben Überblick über die unterschiedlichen Pickup-Konfigurationen, die mit der Tri-Mode-Schaltung machbar sind, werfe ich meine übliche Herangehensweise über den Haufen und beginne nicht mit den unverzerrten Sounds, sondern feuere gleich den Marshall Plexi an, denn hier hört man gewisse Feinheiten noch besser. Los gehts – zuerst der Steg-Pickup mit allen drei Kombinationen des Tri-Mode-Schalters. Zuerst parallel, dann Singlecoil und zuletzt die serielle Verschaltung des Tonabnehmers.

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Bridge Tri-Mode

Nun das gleiche Spiel mit dem Hals-Pickup:

Audio Samples
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Neck Tri-Mode

Jetzt beide Pickups kombiniert, ebenfalls mit den drei Modes wie bei den vorhergehenden Beispielen. Ich habe bei beiden Pickups immer die identischen Positionen der Tri-Mode Schalter angewählt. 

Audio Samples
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Bridge/Neck Tri-Mode

Wow, das ist schon eine Menge an Möglichkeiten, und alle klingen absolut brauchbar. Klar, am fettesten präsentiert sich der parallel geschaltete Humbucker, der Steg-Pickup schön bissig, während der Hals-Tonabnehmer etwas hölzerner daherkommt. Aber insgesamt zeigt sich ein sehr homogenes Klangbild, das die AR325 da abliefert. Die Ausgangsleistung bewegt sich im Normalbereich für Humbucker-Pickups, die parallelen Kombinationen sorgen für ausreichend Verzerrung, während man einen angezerrten Amp mit den Split-Kombinationen schon fast zu Cleansounds überreden kann. Diese Bandbreite auf Knopfdruck zur Verfügung zu haben, gefällt mir ausgesprochen gut. Will man einen Vergleich ziehen, würde ich die AR325 etwa in der Mitte zwischen Les Paul und SG einordnen. Sie tönt etwas fetter als die SG, aber in den Tiefen dann doch nicht so gewaltig wie eine Les Paul. Außerdem hat sie einen etwas schnelleren Antritt. 

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Mit der Mix-Kombination beider Pickups in Verbindung mit der schnellen Ansprache tropfen knackige Funk-Grooves recht gut aus dem Speaker. Ich habe beim nächsten Beispiel den Hals-Pickup im seriellen Mode und den Steg-Tonabnehmer im Split-Modus angewählt. 

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Funk

Nun nochmal ein kleines Beispiel zur Anschlagsdynamik und der Übertragung der Pickups. Das kann sich auf jeden Fall hören lassen, die Verzerrung ist (mit dem entsprechenden Amp) relativ feinfühlig mit den Fingern zu steuern. Die Tonabnehmer komprimieren nicht hart, sondern lassen dynamische Spielereien zu. Außerdem gibt es einen schönen Höhenboost bei härterem Anschlag, der Ton wird aggressiver, genau, wie es sein soll. Hier ist übrigens der Steg-Pickup im parallelen Modus im Einsatz. 

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Bridge Dyna Pick

Bisher habt ihr alle Beispiele über dieselbe Ampeinstellung gehört, jetzt wird es Zeit, einen Gang zurückzuschalten und das gute Stück unverzerrt zu prüfen. Mit dem Hals-Pickup und etwas zurückgenommenem Tone-Regler sind auch sehr warme Jazz-Sounds möglich, es muss nicht immer nur rocken. 

Audio Samples
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Neck Jazz

Wir wenden uns nun der dunkleren Seite zu, denn auch hier kann unsere China-Artist ein Wörtchen mitreden. High Gain Zerre mit Mid Scoop-Sound ist angesagt, und den legt das so artig aussehende Instrument ebenfalls recht gut aufs Parkett. Auch bei Downtunings gibt es keine Schwierigkeiten, lediglich die schwingenden Saiten hinter dem Steg störend in den Spielpausen etwas. Aber das ist ein Problem, das auch wesentlich höherpreisige Gitarren haben. 

Audio Samples
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Bridge Metal
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Fazit

Die Ibanez AR325 aus der Artist-Reihe punktet mit einem sehr vielfältigem Klangangebot. Hier können nämlich über die beiden Tri-Mode-Schalter die einzelnen Super ´58 Humbucker in drei unterschiedlichen Schaltungen (parallel, seriell, einspulig) angewählt werden. Das bringt eine Menge Grundsounds, die aber allesamt sehr homogen klingen. Dadurch ist das Instrument sehr variabel in vielen musikalischen Bereichen einsetzbar. An den Bauteilen und der Verarbeitung gibt es nichts zu meckern, die Gitarre sieht hochwertiger aus, als ihr Verkaufspreis es vermuten lässt. Bei der Feinjustierung bleibt noch etwas Heimarbeit für den frischen Besitzer, die Bünde sind nicht gut poliert und die Saitenlage kann ebenfalls noch etwas optimiert werden. Aber dann hat man für einen recht schmalen Preis ein gutes Instrument in der Hand.

Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • Tri-Mode Schaltung
  • flexible Grundsounds
  • Tonabnehmer (Übertragung, Dynamik)
  • Optik, Verarbeitung
Contra
  • werkseitige Voreinstellung (Bünde rau)
Artikelbild
Ibanez AR325-DBS Test
Für 549,00€ bei
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Spezifikationen
  • Hersteller: Ibanez
  • Herstellungsland: China
  • Model: AR325
  • Finish: Dark Brown Sunburst
  • Korpus: Mahagoni mit Bubingadecke
  • Hals: Ahorn
  • Profil: Medium C
  • Griffbrett: Palisander
  • Halsbr.Sattel: 43 mm
  • Halsbr. 12.Bd.: 52 mm
  • Mensur: 628 mm
  • Bünde: 22 Medium Frets
  • Mechaniken: Ibanez (goldfarben)
  • Pickups: 2x Super ´58 Custom Humbucker
  • Regler: 2x Volume, 2x Tone
  • Schalter: 2x Tri-Mode-Schalter
  • Brücke: ART 1 Bridge mit Quick Change Tailpiece
  • Gewicht: 3,2 kg
  • Preis: € 515,– (UVP)
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Profilbild von Circus-Artist 🤔

Circus-Artist 🤔 sagt:

#1 - 23.09.2022 um 07:44 Uhr

0

Diese Ibanez Artist aus China sieht sehr edel aus.Die Verarbeitung,ist,bis auf die völlig berechtigte Beanstandung der sehr rauen Bünde sehr sauber gefertigt. Die besagte Artist ist jedoch absolut kein Leichtgewicht,klingt aber dafür in allen Stellungen ausgewogen und satt.Dies liegt wohl hauptsächlich an den zwei Humbucker-Tonabnehmern.Der hochglänzende Polyurethan-Lackauftrag ist gut,das Spielgefühl auch.Die hauchdünne vergoldete Hardware bleibt eine rein subjektive Geschmackssache.Gesamturteil: gut.Mittlerweile hat Ibanez die bekannte Artist-Serie stark ausgedünnt,es existieren im neuesten Ibanez Katalog 2022 lediglich noch drei unterschiedliche Artist-Versionen aus China.Das einstige (sehr hochpreisige!) Prestige Artist Modell aus japanischer Fertigung wurde kurzerhand ersatzlos aus der Palette der optionalen Artist Modellvarianten gestrichen.Diese Art ist bei Ibanez leider bereits hinlänglich bekannt.So geschah dies auch bei der edlen Ibanez Prestige Talman E.-Gitarre (Made in Japan) und etlichen weiteren Modelltypen,wie die Xyphos (in optischer Chamäleon-Wechsellackierung) u.v.m.Der Gesamteindruck dieser besagten Artist ist gut.Ein stabiler Original Koffer kann als Option extra geordert werden.Dies ist bei fast allen Ibanez Gitarren derzeit optional möglich,außer bei der bereits längst vergriffenen und auf wenige Exemplare limitierten Ibanez IC-520 Iceman (Made in China), diese kam damals werkseitig in einem hauchdünnen Gigbag in den Verkauf.Keine Ahnung,weshalb es bis heute nicht für jedes Ibanez Gitarrenmodell ein stabiles Hardcase optional zu kaufen gibt?!? Für die besagte Iceman wäre dies wirklich sehr zu begrüßen!

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