Ibanez 2609B Black Eagle Bass Test

Anlässlich des 40jährigen Jubiläums des 2609B-Basses (besser bekannt unter dem Namen “Black Eagle Bass”) bringt Ibanez dieses klassische Modell nach schier endlosen Jahren der Abstinenz endlich wieder auf den Markt. Ursprünglich wurde der Bass in der sogenannten “post lawsuit era” von 1975 bis 1979 in Japan hergestellt; mit einem Peak im Jahr 1977. In dieser Zeit wandten sich die Japaner verstärkt eigenen Modellkreationen zu, um gerichtliche Copyright-Auseinandersetzungen mit den Firmen Gibson und Fender zu umgehen. Ein Ergebnis dieser Bestrebung war der Black Eagle Bass, der mit seiner extravaganten, auffälligen Optik kontrastreiche Impulse setzte, als er in der zweiten Hälfte der 1970er-Jahre als Limited Edition herausgebracht wurde.

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Bekannte Black Eagle-Spieler waren z.B. Ronald LaPread von den Commodores oder – viel später – Krist Novoselic von Nirvana. Für ein Original aus den 70er-Jahren muss man heutzutage bei Ebay & Co. durchaus horrende Summen hinblättern – schauen wir doch mal, ob die Neuauflage aus Indonesien eine ernstzunehmende Alternative darstellt!

Details

Eine wichtige Neuerung wurde gerade schon genannt: der 70er-Klon stammt nicht aus einem japanischen, sondern aus einem indonesischen Werk. Dass das beileibe keinen Nachteil mehr darstellt, habe ich während der letzten Jahre zigfach feststellen dürfen: die Fertigungsqualität der indonesischen Instrumentenhersteller ist heutzutage längst über jeden Zweifel erhaben! Und so verwundert es denn auch nicht weiter, dass der neue 2609B seinem Urahnen aus den Seventies äußerlich wie ein Ei dem anderen gleicht. Auch er besitzt eine Basis, der eindeutig ein Jazz Bass zugrunde liegt. Dennoch wurden einige leichte Modifikationen im Vergleich zum Fender-Original vorgenommen, um dem Instrument ein eigenes Antlitz zu verleihen. So wurden die beiden Korpushörner des schwarz lackierten Bodies deutlich länger, dafür jedoch leicht verschnörkelt und in Richtung Hals spitzer zulaufend gestaltet. Eine weitere Besonderheit findet sich unter dem deckenden Schwarz: als Korpusmaterial kamen und kommen nämlich damals wie heute nicht etwa Esche oder Erle zum Einsatz, sondern Mahagoni. Nun könnte ich natürlich sofort die Standardfloskeln vom besonders warm und mittenstark klingenden Mahagoni anbringen, aber da das Mahagoni unseres Ibanez-Basses nicht näher bezeichnet wird und längst nicht alle Mahagoni-Arten gleich klingen, bin ich hiermit naturgemäß etwas vorsichtig.

Fotostrecke: 5 Bilder Hübsch, oder? Der “neue alte” Ibanez Black Eagle Bass bietet richtig was fürs Auge.

Auffälligstes Merkmal auf dem Body ist der aufwändig gestaltete Perlmutt-Adler, auf dem ein durchsichtiges Plexiglas-Schlagbrett sitzt, welches über allerlei dünne, verschnörkelte Linien-Fräsungen verfügt. Die Linien wurden weiß verfüllt, sodass sie den Adler zur Hälfte deutlich sichtbar umrahmen. Das ist wirklich ein schickes Feature – ein echter Eyecatcher auf der Bühne!
Ganz traditionell verfügt der 2609B über eine verchromte L-Winkel-Brücke und zwei passive Alnico-Tonabnehmer aus eigenem Hause, die auf die Bezeichnungen “Super J Neck” und “Super J Bridge” hören. Sie sitzen bis auf wenige Millimeter in der klassischen 60er-Position. Die Sounds der Pickups können mithilfe einer passiven Elektronik verwaltet werden, bei der man Zugriff auf zwei Volumenregler und eine Höhenblende hat. Ihr seht schon: Alles so, wie man es vom Vorbild gewöhnt ist!

Fotostrecke: 5 Bilder Der schwarze Adler verfügt über viele Features, die ihn eindeutig…

Der mit vier Schrauben am Body befestigte Hals ist einteilig und weist liegende Jahresringe auf. Auf dem mit 20 Medium-Bünden ausgestatteten Ahorngriffbrett fällt der Blick schnell auf die feinen Intarsien, die so gar nicht zu der Block- oder Dot-Inlay-Optik passen wollen, die man gemeinhin mit Bässen dieser Gattung assoziiert. Bei meinen Recherchen fand ich heraus, dass die Ibanez-Instrumentenbauer der 70er-Jahre diese Intarsien tatsächlich von Banjos entliehen haben, welche Ibanez zur damaligen Zeit bereits herstellte.

Fotostrecke: 6 Bilder Nicht gerade alltäglich: die Intarsien auf dem Ahorngriffbrett.

Traditioneller ist da schon das schwarze Binding, welches das Griffbrett umschließt. Schwarz ist auch die Farbe des Headstocks, welcher wieder zwei Design-Besonderheiten aufweist: zum einen wurden zwei der drei Kopfplatten-Kanten abermals leicht verlängert und schnörkelig abgerundet. Zum anderen verfügt die Kopfplatte neben den vier verchromten Mechaniken und dem obligatorischen String Tree für die D- und G-Saite über ein F-Loch. Ein F-Loch??? Ja, zugegeben: ein Headstock ist schon ein etwas ungewöhnlicher Ort für ein solches Design-Merkmal, aber ein netter Blickfang ist auch dieses Feature allemal! Direkt darüber befindet sich der Vintage-Ibanez-Schriftzug in netter Perlmutt-Optik.

Fotostrecke: 2 Bilder Ein weiterer designmäßiger Clou sind der Vintage-Schriftzug der Firma…

Kein Blickfang, sondern garantiert einer gesunden Konstruktion zuträglich, ist der leichte Bürzel im Übergang zwischen Kopfplatte und Hals, der definitiv nicht der Fender-Vorlage entliehen wurde, sondern ebenfalls eine Idee aus eigenem Hause darstellt.
Sämtliche Fräs- und Lackarbeiten auf dem wiedergeborenen Eagle Bass wurden absolut vorbildlich ausgeführt. Die Bundstäbchen sitzen super sauber und sehr gut abgerichtet in dem schlanken Hals. Ganz offensichtlich wollte man hier nichts dem Zufall überlassen und die eigene Firmen-Historie angemessen zelebrieren!

Praxis

Allen designmäßigen Eigenheiten zum Trotz scheint die Blaupause des Eagle-Basses – der Fender Jazz Bass – natürlich noch sehr lupenrein durch dieses Modell hindurch. Entsprechend unverkrampft und intuitiv ist denn auch der spontane Umgang mit dem 2609B. Dieser Bass fühlt sich einfach sofort an wie ein alter Bekannter! Die Shapings, die Balance, der schlanke Hals, die Art, wie man den Daumen der Schlaghand auf den Pickups auflegt – alles wirkt bekannt und tausendfach bewährt. Natürlich vorausgesetzt, man verfügt über Erfahrungen im Umgang mit einem Jazz Bass, was aber bei einem Großteil aller Bassisten der Fall sein dürfte!
Mir persönlich war die Werkseinstellung der Saitenlage des 2609B noch etwas zu hoch, daher habe ich zunächst die Halskrümmung leicht nach vorn korrigiert. Der Zugang zum Halsstab befindet sich 60’s-mäßig an der Korpusseite des Halses. Der Inbusschlüssel findet hier leicht seinen Weg, und der Hals lässt sich im Handumdrehen kerzengerade einstellen. Als nächstes habe ich noch die Reiterchen der L-Winkel-Brücke etwas heruntergeschraubt, was auch im Nu zu erledigen ist. Und siehe da: die Bespielbarkeit profitiert augenblicklich spürbar von den kleinen Maßnahmen, und nun kann ich mich auf dem Hals des Black Eagle ganz wunderbar austoben. Erstaunlicherweise kann ich auf dem 2609B wirklich keinerlei nennenswerte Deadspots ausmachen, was selbst bei sehr hochwertigen Instrumenten leider keine Selbstverständlichkeit ist. Gemeinhin wird ja gemunkelt, die Anfälligkeit der Jazz-Bässe sei ihrer Konstruktion geschuldet: ein langer, schlanker Hals trifft auf eine stattliche Kopfplatte mit ebenfalls großen Mechaniken. Schon denkbar, dass hier nicht immer alle Schwingungen optimal durch das Instrument geleitet werden, sondern sich Auslöschungen einstellen können. Bei “meinem” Ibanez Black Eagle jedoch fehlt von dieser Problematik jede Spur!
Wie von einem Jazz Bass gewohnt, stehen einem vor allem drei klassische Sounds zur Verfügung, die sich durch die groben Mischverhältnisse der beiden Pickups ergeben. Mit ihnen können im Grunde bereits alle erdenklichen Stilistiken bedient werden – nicht umsonst ist der Jazz Bass neben dem Precision und dem Music Man Stingray der am meisten aufgenommene E-Bass des Planeten.

Extrem hoher Wiedererkennungswert und Kultfaktor: der Ibanez Black Eagle Bass.
Extrem hoher Wiedererkennungswert und Kultfaktor: der Ibanez Black Eagle Bass.

Ich beginne mal beim Hals-PU mit voll aufgedrehtem Tonpoti. In dieser Einstellung, bei der ich dem Bass mit dem Plektrum die Sporen gebe, röhrt der Eagle augenblicklich derart wuchtig, erhaben und fast Preci-mäßig los, dass es eine helle Freude ist:

Audio Samples
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Hals-Pickup

Bringt man den Steg-PU mit ins Klanggeschehen, stellt sich der klassische “Scoop”-Sound ein: gezügelte Mitten stehen hier einträchtig neben kräftigen Bässen und sauberen Höhen. Auch diesen klassischen Sound liefert der Eagle mit Leichtigkeit; achtet mal auf die schöne glockige Luftigkeit des Sounds, die man vor allem am Ende des Soundfiles gut hören kann:

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Beide Pickups

Eine weitere Königsdisziplin ist der sogenannte “Jaco-Sound”: der Klang des Steg-Pickups bei fast zugedrehtem Tonpoti. Hier zeigen nicht selten sogar wesentlich teurere Jazz-Bässe die weiße Fahne. Nicht so der Ibanez: In dieser Einstellung singt der Eagle geradezu mit einem warmen, drückenden Sound. Sollte hierfür doch das Mahagoni seinen Anteil haben? Denkbar wäre es zumindest! Diese Einstellung macht einfach einen Mordspaß:

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Steg-Pickup
Ursprünglich wurde dieses Modell von 1975 bis 1979 in Japan hergestellt. Die neue Version kommt aus Indonesien.
Ursprünglich wurde dieses Modell von 1975 bis 1979 in Japan hergestellt. Die neue Version kommt aus Indonesien.

Zuguterletzt mache ich mir noch einen kleinen Spaß und peppe den passiven Sound des Black Eagle-Basses in meinem Studio künstlich etwas auf. Die Einstellung mit beiden Tonabnehmern ist natürlich auch die Grundlage für den sogenannten “Marcus Miller-Sound”. Da “uns Marcus” seine Instrumente gern mit einer aktiven Elektronik aufwertet, baue ich eine ähnliche Einstellung durch den Einsatz eines Equalizers in meinem Pro Tools-System nach. Im Wesentlichen verstärke ich hier lediglich die natürliche “Badewannen”-Einstellung, indem ich die Mitten weiter drossele und Bässe und Höhen noch etwas mehr feature. Zudem kam beim folgenden Klangbeispiel noch ein ganz leichter Chorus auf den Bass, der für mehr Räumlichkeit und Weite im Basssignal sorgt. Diese EQ-Einstellung kann man selbstverständlich auch am Verstärker nachbauen, wenn es mal etwas edler klingen soll. Klappt super, wie ich finde – aber überzeugt euch selbst:

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Beide Pickups – Slap-Style

Natürlich stehen einem durch das stufenlos regelbare Mischverhältnis der Tonabnehmer noch weitere Sounds zur Verfügung, aber die drei vorgestellten sind selbstverständlich die gängigsten.
Ein kleiner Wermutstropfen zum Schluss: Ungeachtet der ansonsten tollen Bespielbarkeit sorgt das weit in Richtung Hals auslaufende untere Korpushorn leider dafür, dass die Außenseite der Greifhand bei schnellen Slides über den 14. Bund hinaus unsanft gestoppt wird oder zumindest – je nach Geschwindigkeit der Bewegung – schmerzhaft mit dem Holz in Berührung kommt. Wenn man den Black Eagle nur gelegentlich zur Hand nimmt, kann das eine durchaus nervige Angelegenheit sein, falls man häufig in diesen Griffbrettregionen agiert. Wenn man sich jedoch länger mit dem Bass beschäftigt, geht einem diese Eigenart unweigerlich schnell in Fleisch und Blut über, und man korrigiert die Haltung der Greifhand quasi automatisch, damit es an dieser Stelle nicht mehr zur Kollision kommt.

Fazit

Ich muss gestehen: Ich bin sehr begeistert! Einen passiven Jazz Bass mit diesem Preis-/Leistungsverhältnis kann auf dem Markt wirklich mit der Lupe suchen. Klanglich und in Sachen Bespielbarkeit lässt der Black Igel – äh, Eagle -keinerlei Wünsche offen; auch braucht er sich definitiv vor keinem deutlich teureren Jazz Bass zu verstecken. Darüber hinaus ist die Verarbeitung einfach tipptopp – typisch Ibanez eben!
Als wäre das noch nicht genug, erhält man mit dem Ibanez 2609B einen lange verschollenen Klassiker mit einer sehr besonderen Optik, die sich von allen Mitbewerbern deutlich abhebt. Den kleinen Wermutstropfen (Strichwort: Greifhand/unteres Korpushorn) nehme ich persönlich da gerne in Kauf!

PRO
  • klassische Jazz-Bass-Sounds in hoher Qualität
  • super Verarbeitung
  • sehr gute Bespielbarkeit
  • klassisches Handling
  • supercoole Vintage-Optik
CONTRA
  • Greifhand läuft Gefahr, das untere Korpushorn zu touchieren
Extrem cooler Look, beste Verarbeitung, toller Sound: Für diese gekonnte Auferstehung eines echten Klassikers muss es die volle Punktzahl in unserer Wertung geben!
Extrem cooler Look, beste Verarbeitung, toller Sound: Für diese gekonnte Auferstehung eines echten Klassikers muss es die volle Punktzahl in unserer Wertung geben!
Technische Spezifikationen
  • Hersteller: Ibanez
  • Model: 2609B Black Eagle Bass
  • Herstellungsland: Indonesien
  • Mensur: 864 mm
  • Korpus: Mahagoni, deckend schwarz lackiert
  • Hals: Ahorn einteilig, geschraubt, Ahorngriffbrett, 20 Bünde, Banjo-Inlays
  • Hardware: L-Winkel-Brücke, traditionelle offene J-Mechaniken, Gurtpins, Neck Plate, verchromt
  • Tonabnehmer: Super J Alnico Pickups
  • Elektronik: Volume/Volume/Tone, passiv
  • Gewicht: ca. 4,1kg
  • Preis: 612,- Euro (UVP)
Unser Fazit:
5 / 5
Pro
  • klassische Jazz-Bass-Sounds in hoher Qualität
  • super Verarbeitung
  • sehr gute Bespielbarkeit
  • klassisches Handling
  • supercoole Vintage-Optik
Contra
  • Greifhand läuft Gefahr, das untere Korpushorn zu touchieren
Artikelbild
Ibanez 2609B Black Eagle Bass Test
Für 549,00€ bei
Hot or Not
?
Von einer solchen Verliebtheit in schnörkelige Details...

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