Der mobile HK Audio Premium PR:O Move 8 Speaker nimmt den Kampf mit gängigen batteriebetriebenen Lautsprechern für (Straßen-) Musiker, Referenten und Präsentationen sowie DJ-Anwendungen auf und könnte sich als wahres Multitalent für Musikbegeisterte entpuppen. 4-Kanal-Mixer, bis zu 11 Stunden Laufzeit dank Doppel-Akku, Celestion Lautsprechersimulationen, Bluetooth, solider Klang und gute Verarbeitungseigenschaften wollen die Messlatte ein Stück höher legen – gelingt das?
Details
Die MOVE 8 wird im Karton geliefert und ist dank eingelassenem Griff auf der Oberseite schnell aus der Verpackung gezogen. Der Lieferumfang beinhaltet neben dem üblichen Papierkram (Bedienungsanleitung und Garantiehinweise) ein externes Netzteil zur Stromversorgung. Ungewöhnlich sind die beiden mitgelieferten Akkus. In dieser Preisklasse ist es eher üblich, dass ein Bleiakku fest in der Box verbaut ist. HK Audio geht erfreulicherweise einen anderen Weg. Dazu später mehr.
Schauen wir uns zunächst die Hardware an. Der Umweltschutz macht es vor und HK Audio zieht nach. Anstatt der MOVE 8 ein Plastikkleid zu verpassen, wird die Box aus MDF-Holz samt schwarzem Strukturlack gefertigt. Das macht einen seriösen Eindruck und damit man lange Freude an dem Design hat, bietet sich optional eine passende Schutzhülle an. Das Gehäuse entspricht dem MuFu-Prinzip (Multifunktionsboxen für PA- und Monitoranwendung im Vergleich) und lässt sich dank eines integrierten 35 mm Hochständerflansch als Topteil und als Bühnenmonitor nutzen. Acht Gummifüße sorgen je nach Aufstellung für einen festen Stand. Die Box wiegt 8,5 kg und misst 29 x 41 x 28 cm.
Der maximale Schalldruckpegel beträgt 123 dB Halfspace, der Frequenzgang ist mit 65 Hz – 18 kHz (+/-3 dB) respektive 55 Hz – 20 kHz (-10 dB) angegeben. Die Herstellerangaben von 60 Watt lässt vermuten, dass sich die Box nur für Hintergrundbeschallung verwenden lässt. Dem ist aber nicht so, wie wir noch sehen werden.
Die Front ist mit einem vollflächigen Lautsprechergitter samt Akustikflies geschützt. Dahinter werkelt eine 8/1-Treiberkombination, die wir uns später noch genauer ansehen werden. Das verbaute Aktivmodul mit Mixereinheit ist im Gehäuse versenkt und so gegen die gröbsten Misshandlungen geschützt.
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Aktivmodul
Wie bereits angedeutet, ist das Aktivmodul üppig ausgestattet. Nur auf ein integriertes Netzteil muss der Anwender verzichten. Die MOVE 8 wird extern angetrieben, falls keiner der beiliegenden Akkus zum Einsatz kommt. Doch Obacht: Leider lässt sich der Netzteilstecker nicht verriegeln.
Obwohl allen Ortens mehr Digitalisierung eingefordert wird, lässt sich die MOVE 8 in weiten Teilen auch analog bedienen. So wie der integrierte 4-Kanal Mixer. Die Eingänge 1-3 sind weitestgehend identisch aufgebaut. Ein EQ, bestehend aus Bass- und Treble-Regelung, wohnt neben einem Reverb-Poti, das ein Signal in das integrierte Hall-Effektgerät sendet. Das obligatorische Volume-Poti darf natürlich auch nicht fehlen
Die verbauten Eingangsarmaturen bieten einen breiten Mix. Kanal 1 und 2 weisen Combobuchsen für Mic/Line Signale auf, während Kanal 3 für Instrumentensignale eine Klinkenbuchse bereithält. Über einen Taster lässt sich dem Instrumenteneingang eine Speaker-Simulation samt Modulationseffekt zuschalten. Dazu später mehr. Kanal 4 besteht aus einem einsamen Volume-Poti samt Pairing-Taste für das eingebaute Bluetooth-Streaming-Modul. Dieser Kanal verwaltet demnach den Musik-Stream von Smartphone, Laptop oder Tablet-Rechner.
Die Rückseite des Aktivmoduls hält weitere Optionen bereit. Zum einen die beiden Akku-Slots, die mit einer Abdeckung geschützt sind. Für jeden Einschub steht eine LED-Status Anzeige bereit, die Auskunft über den Ladezustand der Zellen erteilt. Ein Klinkenbuchsen-Trio stellt eine FX-Send/Return-Möglichkeit für Kanal 3 bereit, während ein Fußschalter den eingebauten Hall-Effekt auf Wunsch stummschaltet. Komplettiert wird die Ausstattung von zwei Miniklinkenbuchsen für Aux-In und -Out.
First Class Akku-Management
Was machen Tesla und der Volkswagen ID3 in den Augen einiger Mobilitätsforscher falsch in Bezug auf ihr Batterie Management? Richtig, es gibt keine Wechsel-Akkus. Ist die Zelle leer, bedeutet dies ein abruptes Ende des Rock ’n’ Rolls. Wie man es richtig macht, zeigt HK Audio am Beispiel der MOVE 8. Anstatt eines fest verbauten (Blei-) Akkus ist die MOVE 8 mit zwei Akku-Slots ausgestattet, welche die beiden im Lieferumfang befindlichen leichtgewichtigen Li-Ionen-Akkus (je 5.200 mAh) aufnehmen. Die Idee: Man kann beide Akkus simultan verwenden, um eine beeindruckend lange Laufzeit von bis zu elf Stunden zu erhalten. Alternativ bietet sich ein Wechselbetrieb an (Hot Swap). Dabei verbleibt jeweils ein Akku in der Box und der andere kann über ein optionales Schnellladegerät mit der einprägsamen Bezeichnung „HK Audio Premium PR:O Move 8 Charger“ innerhalb von zwei Stunden aufgeladen werden. Dieses Rotationsverfahren ermöglicht im Grunde einen Dauerbetrieb. Das habe ich bis jetzt bei keiner anderen Akku-Box in dieser Preisklasse gesehen.
Das Schnellladegerät kostet zudem nur um die 50,- Euro. Wem die maximale Laufzeit von elf Stunden immer noch nicht ausreicht, der sollte diesen Betrag investieren. Apropos elf Stunden. Diese orientieren sich eher an den Betrieb mit hohen Akku-intensiven Lautstärken. Ich habe zwei Bürotage mit je sieben Stunden mit Hintergrundmusik aus der MOVE 8 verbracht, ohne dass die Akkus am Limit gewesen wären. Einem längeren „Mini-Rave“ sollte damit jedenfalls nichts im Wege stehen.
Die meisten Funktionen lassen sich direkt am Gerät bedienen, den vollen Funktionsumfang gibt es allerdings nur über die MOVE 8 Remote-App, deren Installation ich ausdrückliche empfehle.
One for the Road
Die MOVE 8 ist dank ihrer Akkutechnik ausgesprochen prädestiniert für einen Straßenmusik-Einsatz. Ein besonderes Herz hat die MOVE 8 für die E-Gitarre. Das dürfte gerade für diejenigen interessant sein, die als Straßenmusikanten nur wenig Lust verspüren, für einen fetten Sound eine Gitarrenbox mitzuschleppen. Für diese Kollegen bietet die MOVE 8 in Zusammenarbeit mit der Firma Celestion gleich drei über die App abrufbare Gitarrenbox-Emulationen an. Die Emulationen verfügen über den Sound ausgesuchter Celestion-Treiber wie den Vintage 30, Greenbacks oder den Celestion Blue. Dieses Feature steht allerdings ausschließlich im Kanal 3 zur Verfügung.
Wie das funktioniert? Man nimmt einen Gitarren-Preamp, schließt dessen Ausgang an den Eingang des Kanal 3 an, sucht sich eine der drei Impulsantworten aus und emuliert somit eine abgenommene Gitarrenbox. Gute Idee! On top bietet die App noch eine Auswahl von drei Modulationseffekten für Kanal 3. Zur Auswahl stehen „Chorus, Flanger und Tremolo“. Die Effekte lassen sich mit Hilfe der Parameter „Rate“ und „Depth“ den eigenen Vorstellungen anpassen. Hat man eine Einstellung gefunden, so lässt sich diese jederzeit über einen Taster am Mixerteil der MOVE 8 zu- oder abschalten, ohne dabei auf die App zurückgreifen zu müssen.
App Support
HK Audio geht bei vielen aktuellen Produkten „all in“, was eine App-Unterstützung betrifft. Dabei setzen die Saarländer auf den neusten Bluetooth 5.0 Standard, der neben der Möglichkeit, gleich zwei Bluetooth-Module simultan zu adressieren (Musik-Streaming und App-Remote), auch über eine größere Reichweite verfügt
Um in den Genuss des Reichweitenvorteils zu gelangen, muss allerdings auch das Remote-Device über die Bluetooth 5 verfügen, beispielsweise ein iPhone X oder ein iPhone 8. Die App bietet einige Features, die über das Aktivmodul der Box selbst nicht adressiert werden können. Daher lohnt es sich auf jeden Fall, die App (erhältlich für iOS und Android) auf seinem Smartphone oder Tablet zu installieren.
Was wird geboten?
Steht die Verbindung via Bluetooth, erscheint als erstes die Mixer-Page. Diese bietet den Überblick über die vier Eingangskanäle und das Master-Volume. Jeder Kanal und die Summe verfügen über Meteranzeigen, einen virtuellen Lautstärke-Fader, eine Mute- und eine Edit-Taste. Die Edit-Taste bringt uns in das Kanal-Menü, das je nach Kanal zum Teil unterschiedliche Funktionen zur Verfügung stellt.
Allen vier Kanälen gemeinsam ist der 2-Band-EQ (Bass & Treble). Kanäle 1-3 verfügen zudem noch über einen Slider, mit dessen Hilfe sich ein Send-Signal in einen Halleffekt schicken lässt. Kanal 4 muss zwar auf den Reverb-Slider verzichten, wurde aber mit einem anderen Goodie bedacht: Auf Wunsch lässt sich das Aux-In und das Bluetooth Streaming-Signal mit einem Voice-Cancellation- und einem Transpose-Algorithmus bearbeiten. Voice Cancellation soll aus einem Zuspieler-Track die Gesangsanteile herausfiltern und damit aus der MOVE 8 eine Karaoke-Maschine machen. Wie gut oder schlecht das funktioniert, checken wir im Praxisteil.
Der Transpose-Algorithmus transponiert die Tonhöhe eines Songs. Falls die originale Song-Tonhöhe nicht zum eigenen Stimmumfang passt, soll man damit entsprechend gegensteuern können. Es bleiben noch die App-Tabs „Guitar FX“ und „Settings“
„Guitar FX“ beschert auf Wunsch dem Kanal 3 anfangs beschriebene Celestion Speaker-Emulation und die drei besagten Modulationseffekte. Ich hätte es bevorzugt, wenn man die beiden Parameter für die Modulationseffekte vorzugsweise dem eingebauten Halleffekt zugewiesen hätte, denn dieser lässt sich leider nicht editieren und arbeitet stur nach dem Prinzip „one size fits all“. Persönlich würde ich gerne „Rate & Depth“ gegen „Roomsize & Reverb Time“ tauschen
Der Settings-Tab bietet nützliche Hausmeister-Funktionen, wie den Standby-Modus und eine Szenensteuerung durch das beliebte Trio „Load, Save, Delete“. Man kann auf zehn Speicherplätzen alle Einstellungen abspeichern, ideal, wenn man mit unterschiedlichen Formationen unterwegs ist.