Beim diesjährigen Hellfest in Nantes machen nicht nur die Bands Schlagzeilen, sondern auch Gerüchte über gezielte Einladungen junger Frauen zu einer Aftershow-Party mit Till Lindemann. Im Zentrum der Aufmerksamkeit: eine Frau, die stark an Alena Makeeva erinnert.

Gerüchte über VIP-Bereich
Auf dem diesjährigen Hellfest im französischen Nantes sorgt nicht nur das Line-up für Schlagzeilen, sondern auch ein alter Name, der viele in der Musikszene aufhorchen lässt: Alena Makeeva. Laut Berichten der französischen Plattform Mediapart und weiteren Medien sollen im VIP-Bereich des Festivals gezielt junge Frauen angesprochen worden sein, mit der Einladung zu einer Aftershow-Party mit Rammstein-Frontmann Till Lindemann. Eine Frau, die laut mehreren Augenzeugen Makeeva stark ähnelte, soll gegen 22:30 Uhr vor Ort aktiv geworden sein und sehr direkt das Gespräch gesucht haben. Die Aussagen der Betroffenen erinnern stark an die Vorwürfe, die im Jahr 2023 öffentlich wurden und werfen die Frage auf, ob bekannte Muster nun unter dem Radar weitergeführt werden.
Rückkehr eines Systems?
Makeeva war damals als „Row Zero“-Organisatorin in die Schlagzeilen geraten: Junge Frauen wurden laut damaligen Berichten auf Instagram kontaktiert, mit Tickets und Backstage-Zugang gelockt und im Rahmen von Rammstein-Konzerten zu privaten Treffen mit Lindemann eingeladen. Mehrere Frauen schilderten, dass sie sich dabei unter Druck gesetzt fühlten, ihnen Handys abgenommen wurden, teils ohne ihr Wissen Alkohol oder Drogen angeboten wurden. Im Raum stand der Verdacht sexueller Übergriffe. Die Berliner Staatsanwaltschaft stellte die Ermittlungen später mangels ausreichender Beweise ein. Dennoch: Der Imageschaden für Lindemann und die Band war enorm, Makeeva wurde aus dem Umfeld entfernt, Rammstein distanzierte sich öffentlich. Umso brisanter ist nun der Verdacht, dass sie wieder bei Veranstaltungen aktiv ist, ausgerechnet bei einem Festival, das sich in seinen Grundsätzen gegen jede Form sexualisierter Gewalt positioniert.

Festival in der Kritik
Die Hellfest-Leitung reagierte auf Medienanfragen zurückhaltend, betonte aber, dass keinerlei offizielles „Casting“ genehmigt oder durchgeführt worden sei. Auch das Hotel, in dem Lindemann logierte, gab an, es habe keine Auffälligkeiten gegeben. Lindemanns Management ließ mitteilen, dass keine Beschwerden vorlägen. Eine Aussage, die für viele eher wie ein Wegsehen als ein Statement wirkt. Gerade im Kontext eines Festivals, das sich öffentlich gegen Diskriminierung, Belästigung und Machtmissbrauch stellt, wirft das Vorgehen Fragen auf: Wie konsequent werden Schutzkonzepte umgesetzt? Und wie glaubwürdig ist ein Nulltoleranz-Ansatz, wenn parallel Künstler auftreten, die bereits ähnliche Kontroversen durchlebt haben, darunter Ronnie Radke oder Bård Eithun?
Mehr als nur eine Einladung
Was sich in Nantes möglicherweise abgespielt hat, ist mehr als nur ein internes Band-Event oder eine harmlose Party-Nacht. Es geht um Machtverhältnisse, systemische Muster und die Wiederholung eines Verhaltens, das längst hätte aufgearbeitet sein sollen. Auch wenn bislang keine rechtlichen Schritte bekannt wurden und viele Details im Dunkeln bleiben, deuten mehrere Aussagen auf Strukturen hin, die sich bereits 2023 als höchst problematisch erwiesen haben. Der erneute Verdacht zeigt, wie schwer sich Teile der Musikindustrie mit echter Veränderung tun und wie schnell sich alte Muster hinter neuen Fassaden wieder etablieren. Die Frage bleibt: War das ein Einzelfall oder kehrt ein System zurück, das man längst überwunden glaubte?