Wie im letzten Workshop stelle ich euch heute an dieser Stelle wieder Archetypen für Bassgroove-Patterns vor, welche für einen bestimmte Style oder eine spezielle Epoche stehen. Nach den Rock Bass Patterns aus der letzten Workshopfolge widmen wir uns heute dem Funk. Auch die Funk-Patterns der heutigen Workshopfolge entwickelten sich im Laufe der Jahrzehnte zu Standards bzw. einer Art “Blaupausen” und begegnen uns immer wieder in zahlreichen Situationen mit oder ohne Variationen. Der Grund für ihre Beliebtheit ist, dass sie einfach nahezu immer funktionieren ‑ Klischees werden eben nicht ohne Grund zu Klischees! Für ambitionierte Funkbassist*innen macht es daher absolut Sinn, diese Bass-Patterns im Repertoire zu haben, können sie doch bei jedem Jam, jeder Session, oder beim Schreiben eigener Songs hervorragend als Basis dienen. Zudem lassen sich von diesem Startpunkt aus später wesentlich leichter eigene Grooves entwickeln. Mehr als im Rock steht bei den Funk Bass Patterns die Interaktion mit anderen Instrumenten im Fokus. Es ist also nicht nur wichtig, WAS wir spielen, sondern auch, WIE sich unsere Basslines in den Gesamtkontext einfügen.
Funk Bass Patterns: “James Brown #1”
Den Anfang muss hier natürlich der “Godfather” James Brown machen – wie sollte es auch anders sein? Die Bands und Einzelmusiker, die den “Hardest Working Man In Show Business” im Laufe seiner Karriere begleitet haben, griffen beim Musizieren stets wie gut geölte Zahnräder ineinander. Jedes Instrument und jeder Musiker hatte seinen ganz speziellen Part inne, und alle Teile zusammen ergaben immer mehr als die Summe der Einzelteile – wahre Magie!
Die Basslines von James Brown sind daher zumeist recht luftig, da noch Platz für Drums, Gitarre, Percussion, Bläser etc. gelassen werden muss. Häufig basieren die Grooves auf ein- bis zweitaktigen Patterns, die gänzlich ohne oder lediglich mit minimalen Variationen lange wiederholt werden, um größtmögliche Stabilität und eine Art hypnotisches Feeling zu erzeugen.
Hier ist ein typischer und auf das Wesentliche reduzierter Groove in mittlerem Tempo:
Und so könnte der gleiche Groove mit ein paar rhythmischen und melodischen Variationen aussehen – die Basis bleibt dabei aber stets erhalten:
Funk Bass Patterns: “James Brown #2”
Bei höheren Tempi findet man bei James Brown häufig Grooves wie den folgenden. Dieser besteht aus einem zweitaktigen Muster, bei welchem beide Takte rhythmisch wie melodisch einen Kontrast zueinander darstellen. Die Zählzeit 1 des zweiten Taktes wird dabei auch gerne vorgezogen:
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Funk Bass Patterns: “Power Of The One” (Bootsy Collins)
“Eine fette 1 – und danach kann man machen, was man will!” – So simpel beschreibt Funk-Urgestein Bootsy Collins seine “Funk Formula” (die er übrigens bei keinem Geringeren als James Brown erlernt hat!). Letztendlich bedeutet dies, dass eine fette und stabile erste Zählzeit das Wichtigste im Funk ist. Ist diese erst einmal etabliert, hat man für die Platzierung weiterer Akzente im Takt zahllose Freiheiten.
So etwa sieht eine typische “Power Of The One”-Bassline aus:
Funk Bass Patterns: Disco Funk / Disco-Oktaven (Bernard Edwards)
Disco Funk lebt von einem super stabilen Puls, der meist durch die Bassdrum auf allen Vierteln klar markiert wird (genannt “4 On The Floor”). Dies ergänzt der Bass gerne durch die sogenannten “Disco-Oktaven”. Dabei doppelt der Grundton die Bassdrum, und die Oktaven auf der “und” (Offbeat) eines jedes Viertels schieben den Puls immer wieder aufs Neue an.
Der absolute Meister dieses Genres war der 1996 verstorbene Bernard Edwards, der gemeinsam mit seinem kongenialen Partner Nile Rodgers für zahlreiche Hits der Formation Chic verantwortlich zeichnet. Darüber hinaus verewigte sich Edwards aber auch auf Songs von Künstlern wie Sister Sledge, Diana Ross, Joe Cocker, Rod Steward uvam.
Gerne wird auch die Offbeat-Achtel in zwei Sechzehntel aufgeteilt, wie ihr hier sehen könnt:
Funk Bass Patterns: P-Funk Synth Bass Groove (George Clinton)
Im P-Funk des Musikerkollektivs Parliament / Funkadelic um Mastermind George Clinton wurden Basslines gerne von einem Synthesizer gespielt – oder dieser doppelte den E-Bass. Durch den Synthie ergibt sich auch ein etwas anderer, fließender Stil, der sich nicht so sehr am Grundton orientiert, sondern einen eher melodischen Ansatz verfolgt.
Zudem leben P-Funk Basslines von vielen Artikulation, welche durch Controller wie Pitch Modulation etc. entstanden. Dies ist am E-Bass gar nicht so leicht nachzuahmen, erzeugt aber das ganz spezielle Flair:
Funk Bass Patterns: Leicht und luftig (Prince)
Megastar Prince war ein wahrer Großmeister des Grooves, der sämtliche Vorbilder der Funk History adaptiert und daraus sein ganz eigenes Süppchen gekocht hat. Wie bei allen anderen Kandidaten zuvor kann man dieses enorm kreative Genie nicht auf einen besonderen Groove reduzieren. Dennoch finden sich Merkmale, die häufig in seinen Songs vorkommen.
Dazu gehören eine sehr elaborierte Interaktion zwischen den einzelnen Instrumenten und eine entsprechende Luftigkeit in der Bassline. Auch die “Power Of The One” finden wir häufig bei Prince, genau so wie die im Kontrast stehenden zweitaktigen Patterns eines James Brown. Prince ging aber gerne noch einen Schritt weiter und ließ im zweiten Takt enorm viel Platz, um so für Dynamik und Spannung zu sorgen:
Viel Spaß mit diesen Bass-Patterns und bis zum nächsten Mal,
euer Thomas Meinlschmidt
chris howard sagt:
#1 - 05.05.2024 um 16:52 Uhr
Es scheint mir, dass Ihr die Prince Demo gegen dem Disco im WAV vertauscht haben.